Daten veröffentlicht - Anmeldezahlen für Berliner Oberschulen zeigen große Unterschiede

Mi 17.07.24 | 17:09 Uhr
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Zwei Schülerinnen melden sich im Unterricht (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 17.07.2024 | Phillipp Manske | Bild: dpa/Annette Riedl

Nach einer parlamentarischen Anfrage hat die Bildungssenatsverwaltung Zahlen zur Anmeldung an den Berliner Oberschulen veröffentlicht. Für Eltern kann das eine Hilfe sein, Schulen könnten aber auch Nachteile erfahren.

Die Zahlen bei den Berliner Oberschul-Anmeldungen für das kommende Schuljahr variieren auffällig stark an den einzelnen Schulen. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz hervor, die dem rbb vorliegt. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

Große Nachfrage-Unterschiede gibt es sowohl bei den Gymnasien als auch bei den Integrierten Sekundarschulen.

Die Ellen-Key-Schule in Friedrichshain-Kreuzberg etwa hat demnach mehr als doppelt so viele Erstwunschanmeldungen wie Plätze, ebenso die Heinz-Brandt-Schule im Bezirk Pankow. Die Otto-von-Guericke-Schule (Charlottenburg-Wilmersdorf) oder die Friedrich-Bergius-Schule (Tempelhof-Schöneberg) dagegen verzeichnen laut den Daten nur rund halb so viele Erstwunschanmeldungen wie Kapazitäten.

Orientierungshilfe für taktisch denkende Eltern

Unter den Gymnasien liegt etwa beim Lessing-Gymnasium (Wedding) die Zahl der Anmeldungen rund doppelt so hoch wie die Zahl der Plätze. Fast umgekehrt ist das Verhältnis dagegen beispielsweise am Gymnasium am Europasportpark (Prenzlauer Berg). Dort übersteigt die Zahl der Plätze deutlich die der Anmeldungen.

Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, sieht die Daten als Orientierungshilfe für Eltern. Mit Hilfe der Anmeldezahlen könnten die Eltern taktisch vorgehen, "dass ich beruhigt eine Schule auswähle, wo ich weiß, da kommt mein Kind auf jeden Fall hin." Das heißt, dass Eltern unter ihren Erst-, Zweit-, und Drittwünschen auch weniger nachgefragte Schulen angeben, an denen wahrscheinlich noch Platz sein wird. Ansonsten könnte es sein, dass das Kind an keiner seiner drei Wunschschulen angenommen, sondern einer ganz anderen Schule zugeteilt werde, sagt Heise: "Dann habe ich möglicherweise eine Schule, die ich nicht wollte, die vielleicht auch nicht unmittelbar in der Nähe liegt."

Listen könnten im Folgejahr für weniger Anmeldungen bei Schulen sorgen

Arnd Niedermöller von der Vereinigung der Oberstudiendirektorinnen und -direktoren im Land Berlin findet die Listen ebenfalls positiv. Er rät Eltern zugleich, sich die Details genauer anzuschauen. Denn bisher lägen nur für ein Schuljahr die genauen Daten vor: "Es fällt auf, dass einige Schulen nicht übernachgefragt sind, die in den vergangenen Jahren aber stark nachgefragt waren." Eine Wellenbewegung sei das, sagt der Schulleiter. Denn manche Eltern verzichteten darauf, ihre Kinder an zuvor übernachgefragten Schulen anzumelden, aus Sorge, dass sie dort keinen Platz bekommen.

Darauf weist auch Sven Zimmerschied von der Sekundarschulleitervereinigung hin. Schon mit den bisherigen Top-Ten-Listen der am stärksten nachgefragten Schulen hätten diese im Folgejahr oft weniger Anmeldungen. Diese Gefahr sei jetzt "größer geworden."

Zahlen nur aufgrund einer Anfrage öffentlich

Die neuen Listen hat die Bildungsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Politikern Marianne Burkert-Eulitz veröffentlicht. Die Abgeordnete ist froh, Eltern nun mehr Informationen an die Hand geben zu können, "um auch gezielter für das nächste Schuljahr ihre Schulplatzwahl vornehmen zu können."

Ihre Listen der am stärksten nachgefragten Oberschulen hat die Berliner Bildungsverwaltung bisher jedes Jahr erstellt. Sie enthielten bisher allerdings nur die jeweiligen Schulnamen, keine konkreten Anmeldezahlen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.07.2024, 19:30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Sie konnten also z.B. ohne Blauhemd und evtl. kirchlichen Hintergrund auf die EOS?
    Von Chance zwischen Arbeiter- und Intelligenz-Kind rede ich jetzt mal nicht ... wurde in den späten 80er etwas lockerer.

    Auch für @Köpenickerin. Ist gestern wohl verloren gegangen ;-)

  2. 23.

    Was nützt das Abi, wenn man nichtmal die Mehrwertsteuer herausrechnen, den Schreibstift nicht halten kann und dann „linksrheinische Kultur des 16. Jahrhunderts“ auf Bachelor studiert? Damit ist niemandem geholfen und die Allgemeinheit hatte nur Kosten, aber nie Nutzen davon!

  3. 22.

    Was ist daran neu? Das ist immer schon so und an die Zahlen kam man bisher auch schon?
    Das ganze SchulSystem ist unmöglich! Für unsere Tochter und uns war es ein riesen Desaster!
    Mit einem 1er Zeugnis keinen Schulplatz in der Nähe in Schöneberg zu bekommen. Es sollten nur noch ISS mit Gymnas.Obetstufe geben und alle Gymnasien abgeschaltet und Schulen mit Aufnahmeprüfung!!!!

  4. 21.

    Auch als Köpenickerin sollten Sie wissen, dass die Aussage vom Karower mitnichten Schwachsinn ist - sagt Ihnen ein ehemaliger Treptower. Es sei denn, Sie gehören dem Teil der Ex- DDR Bevölkerung an, der damals - wie auch heute wieder - mit starken Realitätsverzerrungen zu kämpfen hatte.

  5. 20.

    Ich kann dem Artikel nicht entnehmen, ob es letztlich um die Qualität der Schulen an sich geht. Es scheint tatsächlich mehr ein Rennen um die Schule in der Nähe sein, das sich hier zeigt.
    Ich habe von Schülern gehört, die einmal um halb Berlin gurken um in ihr Gymnasium zu gelangen - täglich.
    Wie dem auch sei: Ich kann nachvollziehen, dass Eltern immer die bestmögliche Ausbildung für ihre Kinder wollen. Den goldenen Boden des Handwerks muss man erst wieder finden. Das Handwerk hat tatsächlich in großen Teilen versagt und rekrutiert entsprechend schlecht. Es kommt zu Fachkräftemangel.
    Andererseits haben wir in Akademikerberufen eine gehörige Portion arbeitsunfähiger Menschen, die von der Thematik überfordert sind.
    Ich als Handwerk würde jetzt nicht warten, bis der Akademikerberuf derart unattraktiv ist, dass die Leute wieder duale Lehre machen. Das Handwerk sollte sich mal die Sinnfrage stellen und nicht nur bunte Filmchen machen lassen. Es gibt ja noch den gefürchteten Braindrain.

  6. 19.

    Früher hat ein Hauptschulabschluss gereicht um im Handwerk gut Geld zu verdienen. Heute hat man besser zumindest einen Abschluss von einer Fachhochschule. Die Zeiten ändern sich, auch das Handwerk wird komplexer. Ohne gute Bildung bleibt man einfacher Arbeiter und verdient bestenfalls knapp über Mindestlohn.

  7. 18.

    Solcherlei Probleme hatten meine Kinder, und jetzt meine Enkel, nicht, denn sie wurden/werden seit jeher auf Privatschulen ausgebildet. Und nicht, wie man annehmen könnte, später zu studieren, sondern ein Sohn hat eine gutgehende Dachdeckerfirma und der Andere, ja der studierte, als Forstwirt.
    Uns ging/geht es um eine gute Ausbildung, eine intakte Schule, ein soziales Umfeld, der Ausstattung und nicht zuletzt um engagierte Lehrer.

  8. 17.

    Die, die nicht ins System passten, hatten dann den erweiterten Grundschulabschluß - soweit ich sie richtig verstehe. Weiterführende Schulen standen wohl jedem offen und aufs Gymnasium ging es, zumindest hier, wenn die Leistung gepasst hatte. Das sollte wieder der Standard werden.

  9. 16.

    Doch, auch aus DDR-Sicht ist es Schwachsinn. Sie haben da scheinbar nie gelebt.

  10. 15.

    Diese Art der Verteilung von Schulplätzen ist der absolute Horror für alle Schüler und Eltern. Es ist genauso irrational wie Lottospielen. Insofern nochmal vielen Dank an die „blickige“ Politikerin die die Lottozahlen der letzten Woche besorgt hat…

  11. 14.

    Ja, toll! Kommt ein bisschen spät! So eine Liste hätte vielen vor einem 3/4 Jahr bestimmt geholfen. Jetzt gehen teilweise SchülerInnen mit gym. Empfehlung auf eine ISS mit Oberstufe und SchülerInnen mit Sek.empfehlung aufs Gym. So ein Blödsinn. Da werden die Kinder mit Gewalt regelrecht untergebracht. Was das mit den Kindern macht, ist dem Senat egal. Hauptsache iwo reingesteckt und versorgt. Sitzenbleiben kann auch keiner mehr weil Plätze fehlen, also: mitschleifen. Unhlaublich!

  12. 13.

    Auch von Lehrermangel oder anderem Fachkräftemangel hört man sehr regelmäßig ;-)

  13. 11.

    Doch, oder was glauben Sie, wo Köpenick in den 80igern gelegen hat!

  14. 10.

    Genau. Und Fachärzte gibt es auch mehr als genug. (Ironie off)

  15. 9.

    Leider entscheiden manche Eltern über die Köpfe ihrer Kinder hinweg. Um die eventuell passende Schule auszusuchen, bedarf es eines frühzeitigen Austauschs mit den Kindern. Keinesfalls erst kurz vor knapp. Welche speziellen Stärken liegen vor, was bietet die Schule diesbezüglich an? In welcher Form erfolgt nötige Unterstützung in „ungeliebten“, jedoch absolut erforderlichen Schulfächern? Findet starrer Frontalunterricht statt oder wird einem adaptiven Lernkonzept nachgegangen?

    Ein Besuch am Tag der offenen Tür kann hilfreich sein. Manche Schulen bieten diverse Hospitationsmöglichkeiten für zukünftige SuS und auch Eltern an.

  16. 6.

    Als Oberschulkind der 80er muss ich aber feststellen, dass die Unterschiede damals nicht sooo groß waren.

    Es gab Oberschulen mit stärkerer Betonung von sportlichen, naturwissenschaftlichen, künstlerischen oder musischen Fächern, aber nicht so stark spezialisierte Oberschulen wie sie heute zu Wahl stehen.

    Schön, wenn man für seine Kinder heute mehr Wahlmöglichkeiten hat, um deren spezielle Wünsche und Begabungen besser entsprechen zu können.

  17. 5.

    Solange es kein einheitliches Bildungsniveau auf den Schulen gibt, weil alles kaputtgespart wird, werden Eltern ihre Kids immer auf die Schule mit dem vermeintlich höchsten Niveau bringen wollen - und dafür ggf. auch quer durch die Stadt fahren. Meine Erfahrungen als Elternvertreter zeigt leider, bei Rückfragen unter den Schülern, deutlich mehr als 50% auf die Schule gehen, die ihre Eltern für sie ausgesucht haben.Oft sogar, ohne diese vorher mal zu besuchen beim Tag der offenen Tür o.Ä.

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