Studie - Bildungschancen in Berlin und Brandenburg vergleichsweise gerecht

Mo 13.05.24 | 11:23 Uhr
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Ein Schüler der 5. Klasse der Evangelischen Schule Berlin Mitte, meldet sich am 06.09.2019. (Quelle: Picture Alliance/Annette Riedl)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 13.05.2024 | Cheung, Po-Keung | Bild: Picture Alliance/Annette Riedl

Ob ein Kind aufs Gymnasium geht, hängt stark von Bildung und Einkommen der Eltern ab. Im Bundesvergleich liegen Berlin und Brandenburg bei der Chancengleichheit zwar vorn - ungerecht ist die aktuelle Situation dennoch.

Die ungleichen Bildungschancen von Kindern sind einer Studie zufolge in Berlin und Brandenburg im Vergleich aller Bundesländer am wenigsten ausgeprägt.

Das Einkommen und die Bildung der Eltern entscheidet zwar auch hier stark über die Bildung eines Kindes - doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit einem niedrigeren Bildungs- und Einkommenshintergrund ein Gymnasium besucht, ist hier etwas höher als in anderen Bundesländern. Dies ermittelte eine Studie des Ifo-Instituts.

Ein sogenannter niedriger Hintergrund für die Kinder liegt laut Studie vor, wenn keines der Eltern das Abitur hat und die Familie nicht im oberen Viertel der Haushaltseinkommen liegt.

Die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für die davon betroffenen Kinder liegt in Berlin demnach bei 37,1 Prozent, in Brandenburg bei 34,7 Prozent. Deutschlandweit besuchen nur 26,7 Prozent der Kinder mit niedrigerem Hintergrund ein Gymnasium.

Berlin auf Platz 1, Brandenburg folgt

Für Kinder mit einem sogenannten höheren Hintergrund (mindestens ein Elternteil hat das Abitur oder die Familie liegt im oberen Viertel der Haushaltseinkommen) - liegt die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs in Berlin bei 68,9 Prozent und in Brandenburg bei 65,7 Prozent. In Gesamtdeutschland liegt die Gymnasialquote von Kindern mit höherem Hintergrund bei 59,8 Prozent.

Bei einer echten Chancengleichheit müssten die Anteile beider Gruppen gleich groß sein.

Berlin belegte den Berechnungen zufolge den ersten Rang, Brandenburg den zweiten. Für beide Länder gilt: Ein Kind mit einem niedrigeren Hintergrund hat nur einer etwas mehr als eine halb so große Wahrscheinlichkeit wie ein Kind mit einem höheren Hintergrund, auf ein Gymnasium zu gehen.

Studie lobt längere Grundschulzeit

Als Grund für die im Vergleich etwas besseren Chancen sehen die Autoren die sechsjährige Grundschulzeit und die spätere Aufteilung auf weiterführende Schularten und damit einhergehend das längere gemeinsame Lernen von Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft.

Bei einer früheren Aufteilung hänge die Wahl der weiterführenden Schulart oft stark vom familiären Hintergrund ab. So werden zum Beispiel in Bayern - das am unteren Ende der Skala liegt - die Grundschüler schon nach der 4.Klassen getrennt. "Somit kann es dazu kommen, dass insbesondere begabte Kinder aus bildungsferneren Familien durch die frühe Festlegung ihrer Bildungslaufbahn ihr Potenzial nicht voll entfalten können", heißt es.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.05.2024, 12:00 Uhr

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35 Kommentare

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  1. 35.

    Wir entfernen uns ein wenig von der eigentlichen Diskussion. Aber ja, Sie haben vermutlich recht. Ich habe tatsächlich ein Problem, Kritik wortlos hinzunehmen, die mir zu weit ging (" ich soll mich in Grund und Boden schämen" und jemand war entsetzt, dass ich Erzieher bin).
    Ich habe mich nun mehrfach für meine Wortwahl entschuldigt.
    Gerade vor wenigen Minuten wurde ich von einem 13 jährigen Grundschüler als "Hurensohn" betitelt und ich solle "meine Mutter ficken", weil ich ihm das Handy während des Unterrichts abgenommen habe. Natürlich ist das Kind nicht "hohl", sondern benachteiligt. Aber ich bin mir sicher, wenn er das dritte Mal eine Klasse wiederholt und dementsprechend länger die Grundschule besucht, wird er es noch auf das Gymnasium schaffen.
    Liebe Grüße

  2. 34.

    Abitur machen geht in Berlin nicht nur auf dem Gymnasium. Wurde das berücksichtigt? Darüber hinaus ist in Berlin die Oberschule ja hauptsächlich vom Losglück abhängig.
    Mein Kind hatte eine Gymnasialempfehlung, sollte wegen den 13 Jahren das Abi aber an einer ISS machen. Es gab an allen drei Wunschschulen keine freien Plätze. Der zugeteilte Schulplatz war an einer ehemaligen Hauptschule, die heute noch eine entsprechende Schülerschaft hat, dafür keine eigene gymnasiale Oberstufe (also nach der 10. nochmal Schulwechsel). Dazu knapp 1,5 h Wegzeit pro Strecke.
    Zum hatten wir da schon einen Platz an einer wohnortnahen freien Schule.

  3. 33.

    Ich stelle fest, Sie haben eine etwas merkwürdige Art, sich zu erklären. Erst machen Sie wirklich einen guten Kommentar und teilen dann doch wieder aus. Ich stelle Ihre Arbeit als Erzieher nicht in Frage, Ihre Art der Rhetorik allerdings schon. So gewinnen Sie keine Sympathisanten für sich. Wahrscheinlich machen Sie eine wirklich gute Arbeit und haben Anerkennung verdient. Aber ich befürchte, mit der Art Ihrer Kommentare werden Sie diese nicht bekommen.

  4. 32.

    Haben Sie sich eigentlich Ihren eigenen Kommentar von gestern durchgelesen? Falls ja, finde ich es sehr merkwürdig, dass Sie anderen Unsachlichkeit vorwerfen. Ich könnte auch noch hinzufügen: "wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen." Erst bemerken Sie selber, dass Sie sich etwas drastisch ausgedrückt haben (da gebe ich Ihnen vollkommen Recht und füge noch hinzu: nicht nur etwas) um dann mit solch einem Satz zu enden;

    "Ich finde es sehr schade, dass Sie mich und meine Arbeit als Erzieher in Frage stellen, aufgrund einer Meinung. Das ist ein wenig anmaßend und unsachlich. Liebe Grüße."

    Damit machen Sie Ihre Aussagen von vorher wieder kaputt.

  5. 31.

    Liebe Cornelia,
    ich "plage" mich nicht rum. Sie haben recht, meine Wortwahl war wahrscheinlich unangemessen. Aber um Ihre Frage zu beantworten, es sind sehr viele Kinder, die leistungsschwach sind. Und es werden jährlich mehr. Nun arbeite ich seit vielen Jahren an einer Brennpunktschule mit vielen bildungsfernen Familien. Hospitieren Sie mal eine Woche an solch einer Schule und anschließend führen wir die Diskussion weiter. Ich schäme mich nicht als Erzieher an einer GS zu arbeiten. Ich schäme mich auch nicht, jeden Tag Kinder zu unterstützen und zu versuchen Werte zu vermitteln, was im Elternhaus oft nicht geschieht. Sie sollten sich schämen, mich aufgrund eines Wortes zu bewerten.
    Ich denke, die steigende Zahl fehlender Fachkräfte in den letzten Jahrzehnten, bestätigt meine Meinung, dass das Leistungsniveau stetig abnimmt.
    Liebe Grüße

  6. 30.

    Es geht nicht darum, Pisa u. die "Bildungs-Chancengleichheits"-Studie zu vergleichen.Es geht darum, beide Studien miteinander zu verbinden.
    Ergebnis:
    Bundesländer, die bei Pisa bessere Ergebnisse erzielen, stehen in der "Chancengleichheit" hinten. Das lässt d. Schlussfolgerung zu, je niedriger das Bildungsniveau in einem BL ist, desto grösser ist die Chance, auch für Kinder/Jugendliche aus bildungsfernen und armen Verhältnissen, ein Gymnasium besuchen zu können. Berlin ist kein Gewinner !

  7. 29.

    Danke, sehe ich auch so.
    Abitur=ganz schlau,kein Abitur=weniger schlau-DAS stimmt so einfach nicht.Aus meinen Kindern(34 und 30Jahre) ist auch ohne Abitur in ihren (handwerklichen)Berufen etwas geworden.Sie besuchen auch regelmäßig Fort-/Weiterbildungen und haben immer noch Freude daran.
    In unserem Inhabergeführten Blumenfachgeschäft haben wir öfter Praktikanten* aller Schulformen, überall gibt es eben " So'ne und Solche".
    P.S.Wir besuchen selbst regelmäßig Fortbildungen,bloß mit POS Kl.10...

  8. 28.

    "Ich finde es sehr schade, dass Sie mich und meine Arbeit als Erzieher in Frage stellen, aufgrund einer Meinung. Das ist ein wenig anmaßend und unsachlich. Liebe Grüße."

    Dann finden Sie diese Aussahen von Ihnen selber sachlich?

    "Ich verstehe nicht den Vorteil eines längeren Besuchs der Grundschule. Kinder,die in der 4. Klasse hohl sind, bleiben es in der Regel auch in der 6. Klasse."
    "Wenn das Niveau angehoben wird, erledigt sich das Problem von alleine. Aber Berlin serviert ja gerade die Lösung: verpflichtender Religionsunterricht! Hahaha...."

    Ich sehe das eher skeptisch.

  9. 27.

    Es tut mir leid, wenn ich mich etwas drastisch ausgedrückt habe. Ich spreche über meine Erfahrungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon immer an Brennpunktschulen gearbeitet habe. Ich habe jedenfalls in all den Jahren noch kein Kind erlebt, dass plötzlich nach der vierten Klasse einen Geistesblitz hatte und deutlich bessere Leistungen zeigte.
    Ich sehe aber ein großes Problem in der Überalterung. Wir haben in den sechsten Klassen oft 13- jährige pubertierende Kinder, manchmal sogar 14 jährige. Die gehören nicht mehr an die Grundschule.
    Ich finde es sehr schade, dass Sie mich und meine Arbeit als Erzieher in Frage stellen, aufgrund einer Meinung. Das ist ein wenig anmaßend und unsachlich. Liebe Grüße.

  10. 26.

    Moin Matthias, mit wieviel "hohlen" Kindern müssen Sie sich täglich plagen? Sie sind ERZIEHER in einer Grundschule? Schämen Sie sich in Grund und Boden für derart abfällig verbale Äußerung.

  11. 24.

    Ich bin anhand des Kommentars doch etwas entsetzt, dass Sie Erzieher sein sollen. Aus meiner Sicht benötigen die meisten Kinder die längere Grundschulzeit vor allem für die Entwicklung eigener Stärke und ihrer Kompetenzen im Miteinander. Ich kenne nicht wenige Kinder, die rein fachlich schon zur fünften Klasse auf ein Gymnasium hätten gehen können. Aber die waren einfach im Ganzen nicht reif dafür und deren Eltern dankbar für die zwei Jahre.

  12. 23.

    Pisa- und Ifo-Studie zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen! Geht nicht! Also nix mit Schlussfolgerung. Es geht doch eigentlich um die Durchlässigkeit nach oben und um Sozialprestige. Eltern mit Abi können es nur sehr schwer ertragen, wenn die Sprösslinge „nur“ MSA machen. Sein wa ma ganz ehrlich! Man ist halt gerne unter sich und ist sich sehr wohl bewusst, dass es eben nicht alle in den Elfenbeinturm schaffen DÜRFEN!

  13. 22.

    Keiner hat Ahnung, aber alle wissen genau, die Jugend hat es zu leicht, das Abi wird verschenkt. Da niemand von Pädagoge ist halte ich dies leider nur für das Stammtischgerede älterer Leute, die keinen Einblick haben. Schade, dass das Weltbild dann so eng wird.
    Hoffe, ich werde mal nicht so vorverurteilend und verbittert und neidisch auf die Jugend.

  14. 21.

    In der Abendschau wollte man anhand dieser konstruierten Studie etwas nebulös darlegen, das die Chance auf Bildung in Berlin und Brandenburg am Besten sei, während Bayern und Sachsen den letzten Platz belegen würden. Wie tief kann man eigentlich sinken?

  15. 18.

    Ich verstehe nicht den Vorteil eines längeren Besuchs der Grundschule. Kinder,die in der 4. Klasse hohl sind, bleiben es in der Regel auch in der 6. Klasse. Ich denke, dass das Niveau an Berliner Grundschulen deutlich geringer ist, als beispielsweise in Bayern. Ich arbeite übrigens an einer Berliner Grundschule als Erzieher.
    Ich denke aber, dass nicht jedes Kind ein Gymnasium besuchen muss. Lieber einen guten MSA und eine solide Ausbildung als weitere Studienabbrecher. Wenn das Niveau angehoben wird, erledigt sich das Problem von alleine. Aber Berlin serviert ja gerade die Lösung: verpflichtender Religionsunterricht! Hahaha....

  16. 17.

    ,,Wir brauchen dringend eine andere Einstellung und Wertschätzung.''
    Diese ,Wende' ist leider in unserem Land schwer umsetzbar und wird dauern (wenn überhaupt).
    Einige Handwerksbetriebe stellen sich langsam um und setzen nicht mehr nur auf Abiturienten.
    Man kann nur hoffen, dass der Fachkräftemangel einiges bewirken wird. Die Jugend braucht Perspektiven und auch Anerkennung in den ,niederen' Berufen/Schulabschlüssen.
    Mit ausländischen Kräften (allein) wird es nicht klappen.

  17. 16.

    Wie genau haben Sie Ihre Wertung ermittelt? Da gibt es gegenteilige Beweise dafür wer es leichter/schwerer hatte.
    Wozu benötigt man eine solche Studie? Chancenungleichheit ist wichtig, sehr wichtig. Das wissen alle, die im Osten gite Bildungsabschlüsse gemacht haben und bei PISA weit vorne lagen. Und heute sagt PISA und Bildungsmonitor was aus?Und da gehört man zu den Letzten. Das ist es was wirklich zählt. Ein Beispiel nur für eine andere Sichtweise: Müssen alle auf das Gymnasium mit fallenden Anforderungen? Reichen nicht 20% der Schüler aus?
    „Bei einer echten Chancengleichheit müssten die Anteile beider Gruppen gleich groß sein“
    Ja, der Anteil der Einkommensstarken am Gymnasium ist zu hoch und nicht der Schwächeren zu gering. Eltern schicken Kinder auch dann aufs Gymnasium wenn diese da nicht gut aufgehoben sind.

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