Europawahl | Vorläufiges Ergebnis für Deutschland - Union mit Abstand stärkste Kraft - AfD vor allem im Osten stark
Bei der Europawahl erreichen CDU/CSU nach Auszählung aller Stimmen über 30 Prozent in Deutschland. Die AfD liegt insgesamt auf Platz zwei vor SPD und Grünen, in den östlichen Bundesländern ist sie die stärkste Kraft.
- Union mit deutlichem Abstand die stärkste Kraft bei Europawahl
- Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erzielt auf Anhieb sechs Prozent
- AfD stärkste Kraft in Brandenburg, Grüne vorn in Berlin
- Wahlbeteiligung wohl auf Höchststand seit der Wende
Bei der Europawahl in Deutschland sind CDU und CSU nach Auszählung aller Stimmen mit großem Abstand stärkste Kraft geworden. Die AfD konnte ihr Ergebnis von 2019 verbessern und liegt nun auf Platz zwei. Erst dahinter folgt die SPD. Die Grünen liegen mit deutlichen Verlusten auf dem vierten Platz. Die FDP bleibt stabil, während die Linke stark absackt - und von der neuen Partei BSW um Sahra Wagenknecht überholt wird.
BSW kommt auf 6 Prozent
Nach Auszählung aller Stimmen kommt die CDU auf 23,7 Prozent (+ 1,1) und die CSU auf 6,3 Prozent (+ 0,1). Die AfD konnte ihr Wahlergebnis nochmal steigern und erreicht 15,8 Prozent (+ 4,9), die SPD erreicht 14,0 Prozent und verliert 1,8 Prozentpunkte.
Deutliche Verluste müssen die Grünen mit 11,9 Prozent (- 8,6) und die Linke 2,7 (- 2,7) hinnehmen. Die FDP kommt auf 5,2 (- 0,2). Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht bei der ersten Teilnahme bei einer Europawahl 6,2 Prozent.
Unter den kleinen Parteien erzielen die Freien Wähler 2,7 Prozent (+ 0,5) und Volt 2,6 Prozent (+ 1,9)
Die AfD ist bei der Europawahl im Osten mit Abstand stärkste Kraft geworden. Demnach kamen die Rechtspopulisten in den östlichen Bundesländern inklusive Berlin auf 27,1 Prozent. Dahinter lagen die CDU mit 20,7 Prozent und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das mit 13,1 Prozent der Stimmen im Osten mehr als doppelt so stark abschnitt wie bundesweit.
Zwischenergebnis in Brandenburg und Berlin
Bei der Europawahl in Brandenburg liegt die AfD deutlich vorn. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommt aus dem Stand auf über 13 Prozent.
Wie bundesweit geht es bei der Europawahl in Berlin auch für die Grünen bergab. Nach einem Top-Ergebnis 2019 hat die Partei auch dort deutlich verloren, liegt aber noch vor allen anderen.
Bei der Europawahl gilt anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen keine Sperrklausel, also etwa eine Fünf-Prozent-Hürde.
Urnen, Stimmzettel und Wähler bei Europawahl und Kommunalwahlen
Wegner und Woidke gaben ihre Stimme am Vormittag ab
Auch Berlins Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) setzte am Sonntagmorgen sein Kreuz. Er kam zum Wahllokal in der Grundschule am Ritterfeld in Berlin-Spandau. "Meine große Hoffnung ist tatsächlich, dass viele Berlinerinnen und Berliner wählen gehen und dass wir ein klares Signal setzen für Demokratie, für Freiheit, für Zusammenhalt und nicht für Spaltung", sagte Wegner der Nachrichtenagentur DPA.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gab seine Stimmen für die Europawahl und die Kommunalwahl in Forst (Spree-Neiße) ab. Er hoffe bei den beiden Wahlen auf eine "sehr, sehr gute Wahlbeteiligung", sagte er. Dies sei wichtig, um die extremen Ränder, die es momentan auch in Deutschland sehr stark gebe, einzugrenzen.
Höchste EU-Wahlbeteiligung in Deutschland seit Einheit
Die Beteiligung an einer Europawahl in Deutschland könnte so hoch gewesen sein wie noch nie seit der Einheit. Laut Hochrechnungen von 20.35 Uhr von ARD und infratest dimap gingen 65,0 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen. Bei der ersten gesamtdeutschen EU-Wahl 1994 lag die Beteiligung bei genau 60,0 Prozent, bei späteren Abstimmungen nur zwischen 40 und 50 Prozent.
Bisheriger Spitzenreiter im Zeitraum seit der Wiedervereinigung war die vergangene Europawahl 2019: 61,4 Prozent der Wahlberechtigten gaben vor fünf Jahren ihre Stimme ab. Die höchste Beteiligung bei einer EU-Wahl in Deutschland gab es gleich bei der Premiere 1979 mit 65,7 Prozent - damals aber nur in Westdeutschland. Zum Vergleich: Bei Bundestagswahlen gaben bisher nie weniger als 70 Prozent der Berechtigten Stimmzettel ab.
Insgesamt 360 Millionen Wahlberechtigte in Europa
Die Europawahl - die zehnte seit 1979 - begann in einigen der 27 Mitgliedstaaten bereits am Donnerstag. Rund 360 Millionen Wahlberechtigte von Finnland bis Malta waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
In Deutschland konnten rund 65 Millionen Bürger ab 16 Jahren wählen. Zur Wahl standen 35 Parteien und politische Vereinigungen. Deutschland stellt 96 der 720 Abgeordneten des neuen Europäischen Parlaments.
Sendung: rbb24 Inforadio, 09.06.2024, 08:00 Uhr
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