Europawahl | Vorläufiges Ergebnis für Deutschland - Union mit Abstand stärkste Kraft - AfD vor allem im Osten stark

Mo 10.06.24 | 04:44 Uhr
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09.06.2024, Berlin: Teilnehmer reagieren bei der CDU-Wahlparty auf die Wahlergebnisse der Europawahl im Konrad-Adenauer-Haus.(Quelle:dpa/F.Sommer)
Video: rbb24 | 09.06.2024 | Bild: dpa/F.Sommer

Bei der Europawahl erreichen CDU/CSU nach Auszählung aller Stimmen über 30 Prozent in Deutschland. Die AfD liegt insgesamt auf Platz zwei vor SPD und Grünen, in den östlichen Bundesländern ist sie die stärkste Kraft.

  • Union mit deutlichem Abstand die stärkste Kraft bei Europawahl
  • Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erzielt auf Anhieb sechs Prozent
  • AfD stärkste Kraft in Brandenburg, Grüne vorn in Berlin
  • Wahlbeteiligung wohl auf Höchststand seit der Wende

Bei der Europawahl in Deutschland sind CDU und CSU nach Auszählung aller Stimmen mit großem Abstand stärkste Kraft geworden. Die AfD konnte ihr Ergebnis von 2019 verbessern und liegt nun auf Platz zwei. Erst dahinter folgt die SPD. Die Grünen liegen mit deutlichen Verlusten auf dem vierten Platz. Die FDP bleibt stabil, während die Linke stark absackt - und von der neuen Partei BSW um Sahra Wagenknecht überholt wird.

BSW kommt auf 6 Prozent

Nach Auszählung aller Stimmen kommt die CDU auf 23,7 Prozent (+ 1,1) und die CSU auf 6,3 Prozent (+ 0,1). Die AfD konnte ihr Wahlergebnis nochmal steigern und erreicht 15,8 Prozent (+ 4,9), die SPD erreicht 14,0 Prozent und verliert 1,8 Prozentpunkte.

Deutliche Verluste müssen die Grünen mit 11,9 Prozent (- 8,6) und die Linke 2,7 (- 2,7) hinnehmen. Die FDP kommt auf 5,2 (- 0,2). Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht bei der ersten Teilnahme bei einer Europawahl 6,2 Prozent.

Unter den kleinen Parteien erzielen die Freien Wähler 2,7 Prozent (+ 0,5) und Volt 2,6 Prozent (+ 1,9)

Die AfD ist bei der Europawahl im Osten mit Abstand stärkste Kraft geworden. Demnach kamen die Rechtspopulisten in den östlichen Bundesländern inklusive Berlin auf 27,1 Prozent. Dahinter lagen die CDU mit 20,7 Prozent und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das mit 13,1 Prozent der Stimmen im Osten mehr als doppelt so stark abschnitt wie bundesweit.

Zwischenergebnis in Brandenburg und Berlin

Bei der Europawahl in Brandenburg liegt die AfD deutlich vorn. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommt aus dem Stand auf über 13 Prozent.

Wie bundesweit geht es bei der Europawahl in Berlin auch für die Grünen bergab. Nach einem Top-Ergebnis 2019 hat die Partei auch dort deutlich verloren, liegt aber noch vor allen anderen.

Bei der Europawahl gilt anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen keine Sperrklausel, also etwa eine Fünf-Prozent-Hürde.

Urnen, Stimmzettel und Wähler bei Europawahl und Kommunalwahlen

Wegner und Woidke gaben ihre Stimme am Vormittag ab

Auch Berlins Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) setzte am Sonntagmorgen sein Kreuz. Er kam zum Wahllokal in der Grundschule am Ritterfeld in Berlin-Spandau. "Meine große Hoffnung ist tatsächlich, dass viele Berlinerinnen und Berliner wählen gehen und dass wir ein klares Signal setzen für Demokratie, für Freiheit, für Zusammenhalt und nicht für Spaltung", sagte Wegner der Nachrichtenagentur DPA.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gab seine Stimmen für die Europawahl und die Kommunalwahl in Forst (Spree-Neiße) ab. Er hoffe bei den beiden Wahlen auf eine "sehr, sehr gute Wahlbeteiligung", sagte er. Dies sei wichtig, um die extremen Ränder, die es momentan auch in Deutschland sehr stark gebe, einzugrenzen.

Höchste EU-Wahlbeteiligung in Deutschland seit Einheit

Die Beteiligung an einer Europawahl in Deutschland könnte so hoch gewesen sein wie noch nie seit der Einheit. Laut Hochrechnungen von 20.35 Uhr von ARD und infratest dimap gingen 65,0 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen. Bei der ersten gesamtdeutschen EU-Wahl 1994 lag die Beteiligung bei genau 60,0 Prozent, bei späteren Abstimmungen nur zwischen 40 und 50 Prozent.

Bisheriger Spitzenreiter im Zeitraum seit der Wiedervereinigung war die vergangene Europawahl 2019: 61,4 Prozent der Wahlberechtigten gaben vor fünf Jahren ihre Stimme ab. Die höchste Beteiligung bei einer EU-Wahl in Deutschland gab es gleich bei der Premiere 1979 mit 65,7 Prozent - damals aber nur in Westdeutschland. Zum Vergleich: Bei Bundestagswahlen gaben bisher nie weniger als 70 Prozent der Berechtigten Stimmzettel ab.

Insgesamt 360 Millionen Wahlberechtigte in Europa

Die Europawahl - die zehnte seit 1979 - begann in einigen der 27 Mitgliedstaaten bereits am Donnerstag. Rund 360 Millionen Wahlberechtigte von Finnland bis Malta waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

In Deutschland konnten rund 65 Millionen Bürger ab 16 Jahren wählen. Zur Wahl standen 35 Parteien und politische Vereinigungen. Deutschland stellt 96 der 720 Abgeordneten des neuen Europäischen Parlaments.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.06.2024, 08:00 Uhr

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243 Kommentare

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  1. 242.

    Alles ganz erschreckend. Ich möchte in nicht in einem Land leben das von der AFD regiert wird. Glauben die Menschen wirklich das mit der AFD alles besser wird? Werden Ausländer dann eigentlich nach der Bundestagswahl nächstes Jahr mit Stern markiert? Fahren dann bald wieder Züge zum duschen? Ist es das was wir wollen? Haben wir aus der Vergangenheit nicht gelernt? Das fördert alles nur die Spannungen und das Land wird im Chaos versinken.

  2. 241.

    So sehe ich das auch!
    Das haben Rote und Grüne ja oft genug zum Ausdruck gebracht, dass sie mit Deutschland nichts anfangen können!

  3. 240.

    Unsinn?
    Kauft China nicht Ländereien in anderen Staaten auf und manipuliert den Handel? Suchen sie mal, wieviele Häfen China kontrolliert. Wenn eine chinesische Firma Land kauft, ist es immer der Staat im Hintergrund, weil China eine Staats-dikaktur ist. Provoziert China nicht Taiwann und andere Länder wie Japan mit Militärfliegern?
    Hat Putin gar keine andere Gebiet" erobert - in einer Welt, in dem die Grenzen feststehen? Das sind natürlich Themen, die einige AFD Wähler nicht interessieren, da sie nichts mit ihrem Gartenzaun zu tun haben. Falsch gedacht. Als Bewohner dieser Erde hat es wohl mit dem eigenen Gartenzaun zu tun. Denn wenn andere Großmächte uns herumschubsen, sind wir selber bald Flüchtlinge auf den Weg nach Spanien. AFD und BSW betreibt keine Politik für die EU, damit kann man sie nicht wählen. Und wenn ihr Angst vor der Ampel habt, na meinetwegen wählt Volt. Aber wählt EU.

  4. 239.

    Welchen Unsinn? Beides sind Tatsachen. Das BSW und die rechtsextreme AfD sind die Fünfte Kolonne Putins.

    Bezahlt um D und die EU zu schwächen. Und 50 % haben keine Rechtsextremisten gewählt.

  5. 238.

    Den Unsinn wollen Sie jetzt noch wie oft in allen möglichen Artikeln zum Thema wiederholen?

  6. 237.

    Nachweislich falsch. Erinnern sie sich noch an die rbb Serie "An der Tanke"? Da waren ein paar Paradebeispiele für AfD Wähler dabei.

    Da ist einem das Lachen vor so viel Dummheit schnell im Hals steckengeblieben.

  7. 236.

    "Belege? Wo hat die AfD beschlossen, Deutsche zu deportieren? Genau solche Lügen machen es nur schlimmer."

    Rene Springer: "Der neue Landesvorsitzende der AfD in Brandenburg, René Springer, hat seine Forderung unterstrichen, dass „Millionen“ Migranten aus Deutschland „zurückgeführt“ werden müssten. Einen entsprechenden Medienbericht kommentierte er am Sonntag auf der Plattform X mit: „So ist es“. "

  8. 235.

    Traurig, dass sich das Steigbügelhalten für den Übergang in eine Diktatur wiederholt. So jedenfalls lese ich die europaweiten Zeitzeichen. Schlimm daran ist, dass dies sehenden Auges geschieht --- und die progressiven Kräfte in der Gesellschaft dem nichts entgegenstrecken können... :(

  9. 234.

    Richtig. AFD und BSW unterstützt das Putin Regime, und dass haben wir als EU nicht nötig. Wir sind geeint starke Länder und müssen einfach nur zusammenhalten und uns gegen die Einflussnahme Chinas und die Invasionsfantasien Putins schützen. Stellt euch vor in der USA würde ein Bundestaat wie California austretetn und ein eigenes Land werden wollen. LOL Rückständig! Immerhin haben ja 50% der Brandenburger nicht Afd gewählt, es besteht also Hoffnung. Arbeitet an euren Ängsten. Ehrlich.

  10. 233.

    Die fehlende Bildung erkennt man eher bei den Mitgliedern der Ampel.

  11. 232.

    Armes Deutschland! Auf der einen Seite wird jemand gewählt, der absolut nichts verstanden hat und der uns mit seinem Rückzug vom Verbrenner aus das auch noch klar zeigt - auf der anderen Seite gehört es jetzt wohl wieder zum guten Ton eine Nazi Nachfolgepartei zu wählen. Wer glaubt ernsthaft noch, dass dies Protestwähler sind? Oder wer versteckt sich hinter diesem ausgemachten Schwachsinn? Ich bin einfach nur schockiert!

  12. 231.

    "Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht.Es ist schön zu sehen, das viele endlich mal aufgewacht sind,und noch weitere aufwachen werden und das wie man sieht nicht nur hier in Deutschland."

    Alleine dass manche hier das Wort "aufgewacht" benutzen, finde ich schon gruselig. Gucken Sie doch mal nach, wozu eine Parole mit einem ähnlichen Wort während des Nationalsozialismus benutzt wurde. Absicht?

  13. 230.

    Eine inzwischen diskutierte Übergabe der Kanzlerschaft von Scholz an Pistorius wäre wie der Wechsel von Honecker auf Krenz in den letzten Wochen der DDR.

  14. 229.

    Belege? Wo hat die AfD beschlossen, Deutsche zu deportieren? Genau solche Lügen machen es nur schlimmer. Und Wähler als dumm zu bezeichnen. Selbst wenn, auch dumme Menschen dürfen wählen. Es ist Aufgabe der Politik, sich um die Stimmen zu bemühen, die einen schaffen es besser, die anderen schlechter. Was nie gut ist, andere mies zu machen oder zu lügen. Was Höcke und Krah anbelangt, keine Ahnung, warum die bewusst Dnge sagen, die echt mies sind. Provokation? Ist mir auch egal. AfD ist wegen der Russlandpolitik nicht wählbar.

  15. 228.

    Ja ich habe Werte. Aber hier wurde ja von Kultur gesprochen. Was damit gemeint ist müssen sie mitchell fragen, nicht mich.

  16. 227.

    Natürlich nicht. Deportationen von Deutschen mit Migrationshintergrund hat auch nichts mit Fremdenhass zu tun.

    Man merkt eben doch die fehlende Bildung der rechtsextremen Wähler.

  17. 226.

    Weder noch, Rechtsextreme kann man nicht als Rechtsextreme beschimpfen, da Tatsache.

    Die cDU hat gewonnen, das ist richtig. Aber ob die das richtige Konzept haben? Die cDU hat für den Aufstieg der Rechtsextremisten mit ihrer unsozialen Politik der Ausbeutung mit gesorgt.

    Der Raubzug durch den Osten nach 1989 geht auf die Kappe der ach so "christlichen Demokraten".

    Kohl, seine blühenden Landschaften, gekauften Parteien und schwarze Koffer. Alles schon vergessen?

    Merz wird das noch toppen.

  18. 224.

    Dieses Narrativ hat der SPD immerhin noch zu 14 % verholfen, könnte man bei den Jobcentren gleich nen deutschen Pass mitbeantragen, so hätte es vermutlich gar zu 18 % gereicht, aber bis zur nächsten Bundestagswahl ist es ja noch ein bisschen Zeit.

    Hier sind einige Parteien selbst noch Lichtjahre davon entfernt, Probleme zu erkennen und zu benennen, welche Kompetenz räumt man diesen bzgl. einer etwaigen Problemlösung ein ?

    Ruanda-Deal, wollen wir nicht, Abschiebungen im Winter, wollen wir nicht, Polizistenmörder abschieben, müssen wir erst mal gucken, ob das überhaupt geht... sorry, aber da bin selbst ich froh, dass es hier mal einen (mit der CDU entsprechend light) Gegenpart zur derzeitigen Bundeskoalition gibt.

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