Fußball-Landespokal - Fünf Stadien in Berlin und Brandenburg, die man gesehen haben sollte
Sie sind auf der Suche nach einem schönen Ausflugsziel? Gern mit ein wenig Historie? Mit Architektur am Anschlag? Und Fußball schadet auch nicht? Dann sind Sie hier genau richtig. Von Ilja Behnisch
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, ja ja, aber fast noch besser: auch seine ganz eigenen Stadien. Erst Recht im Landespokal. In der Berliner und Brandenburger Ausführung steht am Wochenende die zweite Runde an. Und weil das Wetter prächtig wird und der Mensch erst unterwegs so richtig zu sich findet, kommen hier nun fünf Stadien-Tipps. Für Fußball- und Architektur-Fans und all jene, die einfach nur ein schattiges Plätzchen suchen.
Stadion Heinrichslust
Eine Haupttribüne von der Größe eines Heimkino-Saals, dazu drei Naturtribünen. Und eine Laufbahn rund ums Grün, so aschig und weit, dass man meinen könnte, allein nach ihrem Anblick wird man automatisch mit einer Ehrenurkunde der Bundesjugendspiele gesegnet. Im Hintergrund bester Plattenbau, Wohnbauserie 70 (Laststufe 6,3 Tonnen). Gleich nebenan: Park Heinrichslust. Vom gleichnamigen Markgrafen Friedrich Heinrich ab 1777 aus einem Auenwäldchen geschaffen. Wer hier nichts fühlt, sollte zum Arzt gehen (Bahnhofstraße 28, 16303 Schwedt/Oder).
Stadion der Freundschaft
Hier wurde 1979 der erste, inoffizielle Frauen-Meister im DDR-Fußball ermittelt: BSG Motor Mitte Karl-Marx-Stadt. Knackiger Name der damaligen Veranstaltung: Bestenermittlung. Das Gelände ist weitläufig, der von Bäumen umschmückte Fußballplatz mit schönstem Naturrasen bietet 3.000 Zuschauern Herberge und doch ist das alles nichts gegen die Sprecherkabine im Stadion der Freundschaft (siehe Titelbild). Ein Glaskasten auf Stelzen, der aussieht, als sei er im Maßstab 1:100 bei einem Architektur-Wettbewerb eingereicht worden. Für das neue Headquarter eines James Bond-Bösewichts. Landete dann leider nur auf Platz zwei. Gut für Templin.
Sportplatz an der Rathausstraße
Für Fußballfreunde, die zumindest statistisch in der zweiten Hälfte ihres Lebens angekommen sind, klingt allein dieser Name schon nach purer Erotik: Blau Weiß 90 Berlin. Bundesligist 1986/87, damals, als sie ganz unironisch Ballonseide trugen und ganz unironisch Modern Talking hörten. Gespielt wurde damals allerdings im Olympiastadion. Inzwischen ist der Verein wieder in Mariendorf zu Hause. An nicht minder historischer Stätte. Eröffnet 1908 gilt der Sportplatz an der Rathausstraße als einer der ältesten noch existierenden Fußballplätze Deutschlands. Hier spielte Union 92, Deutscher Meister von 1905. Und selbst die deutsche Nationalmannschaft ließ sich einst blicken. Am 14. April 1911 reichte es gegen eine englische Amateurauswahl und vor 10.000 Zuschauern zu einem 2:2. Heute fasst die Anlage nur noch ein paar Hundert Zuschauer. Die Aura seiner früheren Größe jedoch hat sie sich bewahrt.
Stahlstadion
Noch so ein Ort voller Tradition. Hier entdeckte Steffen Freund, Fußball-Europameister 1996, seinen Vokuhila. Hier holte Motor Zwickau am 30. April 1967 seinen ersten Pokal (3:0 gegen Hansa Rostock). Hier spielte die DDR-Nationalmannschaft am 13. Mai 1987 gegen die Tschechoslowakei (2:2). Hier spielte Stahl Brandenburg am 5. November 1986 im Uefa-Pokal gegen IFK Göteborg. Vor 22.000 Menschen in einem 15.000-Zuschauer-Stadion. Die Haupttribüne ist ebenso ein Hingucker wie die Sprecherkabine, die wie ein aus dem Stahlwerk entliehener Kran wirkt. Ein beeindruckender Ort.
Stadion der Hüttenwerker
1928 als Sportanlage für die Gemeinde Schönfließ errichtet und deshalb etwas außerhalb vom ab 1950 als sozialistische Planstadt errichteten Eisenhüttenstadt gelegen. Dann jedoch vom Stahlwerk ausgebaut bis zu einem Fassungsvermögen von ehemals 10.000 Zuschauern. Die Haupttribüne sieht aus wie ein Stück englisches Stadion, dass sich verlaufen hat. Die Gegentribüne aus schwarzen Schalensitzen wie die Antwort auf eine Frage, die nie gestellt wurde. Ansonsten Naturtribüne, Laufbahn, karge Landschaft. Fußballherz, was willst Du mehr?
Sendung: rbb24, 08.09.2023, 22 Uhr