Interview | Sportvorstand Stefan Kretzschmar - "Eigentlich geht es immer um die Platzierung hinter Magdeburg"

Mo 03.06.24 | 18:44 Uhr
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Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar (imago images/Christian Heilwagen)
Video: rbb24 DER TAG | 03.06.2024 | Torsten Michels/Stefan Kretzschmar | Bild: imago images/Christian Heilwagen

Handball-Bundesligist Füchse Berlin kämpfte in dieser Saison um gleich drei Titel. Gewinnen konnte man keinen einzigen. Für Sportvorstand und Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar fällt das Fazit dennoch positiv aus.

rbb|24: Stefan Kretzschmar, die Füchse Berlin beenden die Saison als Zweiter in der Handball-Bundesliga, als Zweiter im Europapokal und als Halbfinalist im Pokal. Wie fällt das Fazit aus?

Stefan Kretzschmar: Für mich war es tatsächlich eine fast optimale Saison. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir im Finale der European League gegen Flensburg verloren haben. Da standen die Chancen glaube ich 50:50. In allen anderen Wettbewerben war Magdeburg uns einfach überlegen. Das muss man ganz klar so einschätzen. Sie sind momentan das Maß aller Dinge und eigentlich geht es immer um die Platzierung hinter Magdeburg. Das haben wir geschafft. Das ist für diese Mannschaft, für die Verletzungen, die wir auch hatten, enorm viel. Und deswegen bin ich auf die Saison gesehen absolut stolz auf unsere Mannschaft.

Sind die Kräfteverhältnisse derart zementiert? Magdeburg vorne weg und dahinter der Rest?

Es ist zu befürchten, dass die Dominanz der Magdeburger die nächsten Jahre anhält. Alle anderen müssen sich überlegen, wie man diesen SC Magdeburg schlagen kann. In erster Linie sportlich. Aber wir müssen auch wirtschaftlich zulegen. Das ist in Berlin ungleich schwerer als in Magdeburg. Weil der Wettbewerb ein viel größerer ist. Mit 128 Bundesligisten aus 1. und 2. Liga streiten wir uns alle mehr oder weniger um dieselben Sponsoren hier in Berlin. Trotzdem, ich finde, dass wir einen tollen Verein haben, eine tolle Saison gespielt haben. Ich glaube, dass wir die ökonomischen Möglichkeiten auch nochmal verbessern, weil ich glaube, dass die Füchse Berlin so attraktiv sind wie nie zuvor.

Bei der Vielzahl der Wettbewerbe, die es in der Saison gab und angesichts einiger Verletzungen stellte sich immer mal wieder die Frage: Ist der aktuelle Füchse-Kader zu klein?

Das ist die richtige Formulierung: Aufgrund der Verletzungen ist er zu klein. Wenn Paul (Paul Drux, Anm. der Redaktion) und Fabi (Fabian Wiede, Anm. d. Red.), die leider verletzt waren, sich in Topform befinden, dann ist der Kader gut genug. Wenn die beiden Lasse Andersson und Matthias Gidsel entlasten können, dann haben wir eine starke Rückraumreihe, die durchaus wettbewerbsfähig ist. Aber das war in dem Jahr nicht so. Da haben wir keinen Ersatz gesucht, sondern haben das mit eigenen Talenten, vor allem auch in der European League, bewältigt. Ein starker Nils Lichtlein hat gekonnt Regie geführt und einen großen Schritt gemacht in diesem Jahr. Alle, die auf dem Feld waren, haben tatsächlich abgeliefert. Da kann ich keinen rausnehmen.

Und nochmal: wenn Paul und Fabi in diesem Sommer hart an sich arbeiten und mit Normalform zurückkehren, dann sind wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft. Wenngleich ich beim Thema Champions League schon gerne noch den 17. Spieler im Kader hätte.

Kann man schon einen Ausblick wagen auf die kommende Saison?

Gerade ist natürlich der Moment, wo wir es genießen, Vizemeister geworden zu sein und Champions League spielen zu dürfen. Natürlich wollen wir wieder ein Wörtchen mitreden in allen Wettbewerben und kein kleines. Wir haben die Messlatte jetzt relativ hoch gelegt in den letzten vier Jahren, uns kontinuierlich immer weiter verbessert. Wenn wir jetzt sagen, wir wollen uns weiter verbessern — da ist nicht mehr viel Luft nach oben. Dann geht es schon um die Meisterschaft und um den Titel. Es wäre aber vermessen, das Ziel auszugeben, deutscher Meister werden zu wollen. Da muss man auch realistisch sein. Da ist Magdeburg einfach zu weit weg. Wir wollen sie gerne ärgern, wir versuchen das mit allen Mitteln.

Worauf wird es ankommen?

Ich gehe davon aus, dass diesen Sommer alle hart an sich arbeiten und alle, die dieses Jahr vielleicht nicht so viel gespielt haben, einen Schritt nach vorne machen. Was das große Fragezeichen für mich zur kommenden Saison ist: Wie kommen unsere Starspieler von den Olympischen Spielen wieder? Auch da wird Matthias Gidsel wieder jedes Spiel 60 Minuten spielen. Lasse Andersson ist hoffentlich dabei. Bei Nils Lichtlein muss man schauen.

Und dann muss man ihnen eigentlich Urlaub geben, bevor man sie wieder in die Saison lässt, die am 5./6. September wieder anfängt. Das ist verdammt früh. Diese Olympischen Spiele, die machen uns schon ein bisschen einen Strich durch die Rechnung. Aber das geht den anderen auch so. Und vielleicht kommt Matthias Gidsel ja mit einer Goldmedaille zurück. Dann ist die Stimmung auch wieder gut.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch ist eine leicht gekürzte und redigierte Fassung eines TV-Interviews, welches von rbb-Sportreporter Torsten Michels geführt wurde.

Sendung: rbb24 DER TAG, 03.06.2024, 19:15 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Sieht irgendwie wie Selenskyi aus, find ich. Aber ist er ja nicht.

  2. 3.

    Wichtig ist, daß Dauerbeschallungskonzept während der Heimspiele zu überdenken und deutlich runter zu fahren. Als Handball geneigter Zuschauer, bekommst Du da ne Macke.

  3. 2.

    Es wird Zeit, die Trainerpersonalie in den Fokus zu setzen. Ich kann nicht drei Titel Möglichkeiten verspielen und dann vom Limit sprechen. Schönfärberei oder so ähnlich …

  4. 1.

    Gidsel, Gidsel, Gidsel, er rennt 60 Minuten lang von rechts nach links und von links nach rechts in die Abwehr rein. Nicht schön anzusehen das Berliner Spiel. Magdeburg spielt Handball deswegen sind sie so erfolgreich. Glückwunsch Magdeburg!!!

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