Fußball-Bundesliga - Dank starker zweiter Halbzeit: Union gewinnt in Frankfurt

Nach drei Niederlagen in Folge hat Union Berlin bei Eintracht Frankfurt überraschend einen Auswärtssieg erreicht. Vor allem die zweite Halbzeit dürfte den Köpenickern dabei Mut machen. Und Elfmeter-Killer Frederik Rönnow.
- Union mit zwei Gesichtern: in der ersten Halbzeit mau wie zuletzt, in der zweiten Halbzeit enorm verbessert
- Es war das erste Mal seit knapp zwei Jahren, dass Union nach einem Rückstand noch gewonnen hat - damals gegen Leipzig
- Frederik Rönnow hielt seinen dritten Elfmeter der Saison - kein Bundesliga-Torhüter hat mehr
- Statistisch gesehen allerdings ein durchaus glücklicher Sieg
Am 25. Spieltag in der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin bei Eintracht Frankfurt am Sonntagnachmittag mit 2:1 (0:1) gewonnen. Für die Hessen traf Michy Batshuayi in der 14. Minute. Auf Berliner Seite waren Leopold Querfeld (62.) und Woo-Yeong Jeong (78.) erfolgreich. In der Tabelle verbleiben die Köpenicker somit auf Rang 14, mit weiterhin sechs Punkten Vorsprung auf den VfL Bochum, der auf Relegationsplatz 16 steht und am Wochenende sensationell mit 3:2 bei Bayern München gewann.
Der Spielverlauf
Unions Trainer Steffen Baumgart veränderte seine Startelf im Vergleich zur Heimniederlage gegen Holstein Kiel (0:1) auf vier Positionen. Für Marin Ljubicic, Benedict Hollerbach, Woo-yeong Jeong und Tom Rothe spielten Andrej Ilic, Tim Skarke, Janik Haberer sowie Mannschaftskapitän Christopher Trimmel. Vor über 3.000 mitgereisten Berliner Fans änderte aber auch das zunächst nichts an der gezeigten Offensivleistung. Bis auf zwei letztlich harmlose Torschüsse nach Einzelaktionen durch Ilic (19.) und Skarke (21.) traten die Gäste nicht in Erscheinung.
Da auch die nach dem Europapokal-Spiel unter der Woche in Amsterdam gehörig durcheinander gewürfelte Frankfurter Mannschaft kaum in den Spielfluss kam, entwickelte sich eine zähe Partie. Dass die Eintracht in der 14. Minute dennoch in Führung ging, lag vor allem an Unions Innenverteidiger Leopold Querfeld, der einen Schussversuch der Frankfurter unglücklich direkt vor die Füße von Eintrachts Michy Batshuayi klärte. Der Belgier hatte anschließend wenig Mühe, aus rund sieben Metern und freistehend einzuschieben.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete - ereignisarm. Spätestens aber nachdem Unions Trainer Steffen Baumgart Benedict Hollerbach und Andras Schäfer für Tim Skarke und Lucas Tousart einwechselte, änderte sich das Bild. Union übernahm nun mehr und mehr das Kommando, noch allerdings ohne dass dabei klare Torchancen heraussprangen. Und so brauchte es eine Berliner Ecke, um nach einem starken Kopfball von Leopold Querfeld zum 1:1-Ausgleich zu kommen (62.). In der Folge wurde das Spiel offener. Frankfurt kam durch Hugo Larsson (63.) und den inzwischen eingewechselten Top-Torjäger Hugo Etikité (67.) zu guten Möglichkeiten. Zudem scheiterte Eintrachts Rasmus Kristensen mit einem Distanzschuss am Pfosten (67.).
Im Gegenzug setzte der an diesem Tag zunächst als Linksverteidiger eingesetzte Josip Juranovic einen schönen Schlenzer vom Strafraumrand nur knapp über das Tor (70.). Kurz darauf köpfte Diogo Leite nach erneuter Ecke ein Stück zu hoch (73.). Dazwischen wechselte Union erneut, brachte Tom Rothe für Christopher Trimmel und Woo-Yeong Jeong für Janik Haberer (71.).
Ein Wechsel, der sich auszahlen sollte, denn nur sieben Minuten später konnte sich Jeong nach einem Konter zunächst nicht für eine von zwei Abspieloptionen entscheiden und schoss dann kurzerhand einfach selbst und unhaltbar aufs Tor (78.). Als schließlich alles nach einem sicherem Auswärtssieg aussah, folgte der vermeintliche Schock. Elfmeter für Frankfurt nach Handspiel von Danilho Doekhi. Doch Rönnow hielt den Strafstoß von Etikité in der fünften Minuten der Nachspielzeit.

Spieler des Tages
Wie schon beim unrühmlichen 0:1 gegen Holstein Kiel war es Leopold Querfeld, dessen Leistung am meisten für Aufsehen sorgte. Zunächst, indem der Österreicher unglücklich das Gegentor vorbereitete. Später durch seine enorme Sprungkraft, gepaart mit einem mehr als platzierten Kopfball zum Ausgleich. Eine schöne Austria-Kombi war das, die zudem an alte Unioner-Glanzzeiten erinnerte. Ecke Trimmel, Kopfball, Tor. Fußball kann so einfach sein. Wäre Querfeld, der einer Wiener Kaffeehaus-Dynastie entstammt, eine Bohne, dann vermutlich irgendwas, von dem Experten genüßlich raunen: Vollmundig im Geschmack, rund im Abgang.
Was war denn da los?
Steffen Baumgart. Stellte sich in der ersten Halbzeit als Symbolbild zur Verfügung. Als er einen hohen Ball, der ins Aus und genau auf ihn zu segelte in seiner Coaching-Zone, aus der Luft pflücken wollte. Doch statt eines Kabinettstückchens fabrizierte Baumgart eine Art Volley-Abnahme in Richtung Darmstadt. Macht nix, schließlich hat er nie einen Hehl daraus gemacht, nicht gerade als Edel-Technicker zum Ex-Bundesliga-Spieler geworden zu sein.
Mindestens ebenso schön war dann nur noch sein "Torjubel" nach dem 2:1-Siegtreffer durch Jeong. Wer dachte, Baumgart zünde nun eine Rakete direkt bis Wolke sieben, sah sich getäuscht. Mit verschränkten Armen und regungsloser Mine stand Baumgart da und malträtierte einen Kaugummi, dass man sich spontan für jeden Kaugummi-Biss seines Lebens entschuldigen wollte. Wenn das ein Vorgeschmack auf die Siegesfeier in der Berliner Kabine gewesen sein sollte, dürften es sich Unions Spieler mit dem Gewinnen nochmals überlegen.
Zählbares
- 68 zu 32 Prozent Ballbesitz hieß es am Ende für Eintracht Frankfurt. Und dennoch 1:2. Man könnte auch sagen: Union wie zu besten Zeiten
- Angesichts der stabilen Defensivleistung erstaunlich: Union kam komplett ohne gelbe Karte aus
- Statistisch gesehen hatten die Berliner allerdings durchaus Glück: Vor allem auch Dank des Elfmeters in der Nachspielzeit, der allein für einen Wert von 0,75 gilt, kam die Eintracht auf eine Expected Goals-Ziffer von 1,93 - Union auf 0,86
Die Stimmen zum Spiel
Steffen Baumgart (Trainer Union Berlin): "Wir haben vorher schon nicht alles falsch gemacht und heute auch nicht alles richtig gemacht - wir freuen uns aber über den wichtigen Dreier. Gerade in der Entstehung, wenn wir die ganzen 90 Minuten sehen, da steckte heute schon viel drin. (…) Man muss sehen, dass wir beim Dritten der Bundesliga gespielt haben. Ich finde, wir haben es gut gemacht. Wir haben wenig Torchancen zugelassen. (…) Und heute, aufgrund der zweiten Halbzeit - mehr als verdient."
Leopold Querfeld (Union Berlin): "Es freut mich extrem, dass ich der Mannschaft mit meinem ersten Bundesligator helfen konnte. Den Rest haben wir als ganze Mannschaft auf dem Platz gebracht. Ich glaube, wir haben vor allem nach dem Ausgleich extrem gekämpft, haben alles gegeben. Wir sind dann nicht ganz unverdient in Führung gegangen, glaube ich. Auch wenn Frankfurt in der ersten Halbzeit schon die klar bessere Mannschaft war. Und dann diese atemberaubende Schlussphase hier im Stadion, das macht es nochmal emotional am Ende."
Dino Toppmöller (Trainer Eintracht Frankfurt): "Extrem frustrierend. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit alles im Griff hatten, auch verdient in Führung gegangen sind, vielleicht noch ein Tor mehr hätten schießen können. Dann ist Union besser aus der Kabine gekommen. Da hat man auch gemerkt, dass sie vielleicht frischer sind. Bei dem ein oder anderen haben die Kräfte nachgelassen, deshalb haben wir auch versucht, durch Wechsel nochmals einen neuen Impuls zu geben. Bitter, dass wir wieder ein Standard-Tor kriegen. Da ist zu einfach, da stehen wir nicht gut. Danach haben wir diesen Hundert-Prozenter durch Hugo Larsson, den müssen wir einfach auch reinschießen. Hinten raus haben wir noch einen Elfmeter verschossen. Es ist schon maximal unglücklich verlaufen."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24 Inforadio, 09.03.25, 15:30 Uhr