Fußball-Bundesliga - Glückliches Trainer-Händchen beschert Union einen Punkt gegen Frankfurt
Im vierten Heimspiel der Saison hat Union Berlin zwar zum ersten Mal in dieser Spielzeit nicht gewinnen können, springt dennoch auf Tabellenplatz vier. Besonders über die Art und Weise des Gegentreffers jedoch dürfte sich die Mannschaft ärgern.
- Erster Union-Punktverlust im eigenen Stadion in dieser Saison
- Union springt dennoch auf Platz vier
- Einwechselspieler Skov leitet den Ausgleich ein
- Danilo Doekhi verlängert vor der Partie seinen Vertrag
Am achten Spieltag der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin ein 1:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt erreicht und somit Tabellenplatz vier verteidigt. Die Tore erzielten Mario Götze für die Gäste (14.) und Benedict Hollerbach (66.) für die Berliner.
Der Spielverlauf
Das Spiel begann temporeich, mit Torannäherungen auf beiden Seiten sowie äußerst ausgeglichen. Frankfurt war die spielerisch, technisch etwas bessere Mannschaft, Union noch griffiger in den Zweikämpfen als die Hessen. Dass diese in der 14. Minute in Führung gingen, war dann auch eher dem Zufall geschuldet. Nach einem Eckball und reichlich Geflipper im Union-Strafraum kam der Ball wie zufällig zu Mario Götze, der freistehend und aus einem Meter nur noch einzuschieben brauchte. Der Halbzeitstand — auch weil Tom Rothe nach der schönsten Berliner Kombination des ersten Durchgangs in der 35. Minute aus sechs Metern über das Tor schoss.
Rothe war es auch, der die zweite Halbzeit für nun deutlich gefährlichere Berliner eröffnete. Sein Scherenschlag vom linken Strafraumrand ging noch recht eindeutig am Tor vorbei (47.). Zwei Minuten später traf Christopher Trimmel aus der Distanz dann nur den Pfosten. Union dominierte nun das Geschehen, brauchte für den Ausgleich aber einen Dreifach-Wechsel in der 65. Minute. Eine Minute später passte der neu ins Spiel gekommene Robert Skov auf Benedict Hollerbach, der Frankfurts Keeper Kevin Trapp per Lupfer überlistete. Dabei blieb es. Trotz einer gelb-roten Karte für Eintrachts Linksverteidiger Arthur Theate. Zudem wurde ein Treffer des eingewechselten Tim Skarke in der zweiten Minute der Nachspielzeit nach VAR-Überprüfung wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen.
Spieler des Tages
Streng genommen müsste hier der Name von Unions Trainer Bo Svensson auftauchen, dessen Einwechslungen den Ausgleich begünstigten und fast noch den Siegtreffer einbrachten. Dicht gefolgt von der Idee, dass seine Mannschaft gegen das indivuell so stark besetzte Frankfurt derart geschlossen auftrat, dass eigentlich keiner seiner Spieler vor einem anderen genannt werden sollte.
Weil das hier aber immer noch ein öffentlich-rechtliches Medium ist, muss der Rubrik Genüge getan werden. Deshalb: Herzlichen Glückwunsch Kevin Vogt. Der Abwehrchef der Berliner mag 33 Jahre alt sein und auch aufgrund seines eher stabilen Körperbaus nicht wie der flinkeste Spieler der Welt ausschauen. Doch was Vogt gegen die schnellen Eintracht-Stürmer alles ablief und bereinigte, ließ ihn wirken, als stünde er inmitten der Blüte des Fußball-Lebens.
Was war denn da los?
Weil sich der gemeine Fußball-Fan an knappe wie lange andauernde VAR-Überprüfungen wie vor dem 1:1 oder dem zurückgenommen 2:1 für Union längst gewöhnt hat, fällt die Wahl für die Szene des Spiels auf das kuriose Führungstor der Gäste. Wer im gesprochenen Wort schildern wollte, welche Spieler vor diesem Treffer aus einem Meter Entfernung so alles am Ball waren und eben auch doch nicht, bräuchte absurd viel Luft für ungefähr drei Sekunden Fußball-Schilderung. Immerhin: Flipper-Fans dürfte es gefreut haben.
Eher weniger erfreut über diese Aneinanderreihung von Zufällen wird Unions Verteidiger Danilo Doekhi gewesen sein. Der 26-Jährige hatte kurz vor der Partie die Verlängerung seines im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag bestätigt. Zur Feier des Tages wurde er vor dem 0:1 getunnelt. Bitter.
Zählbares
Insgesamt 49 Prozent Ballbesitz für Union gegen spielstarke Frankfurter zeigen vor allem, wie dominant die Gastgeber in der zweiten Halbzeit auftrumpften. Im ersten Durchgang hatten die Hessen noch 61 Prozent für sich verbuchen können.
Nur 5 Gegentore sind es für Union nach dem achten Spieltag. So wenige waren es in der Bundesliga-Historie des Klubs noch nie. Selbst in der Saison 2022/23, als die Berliner nach dem achten Spieltag von Platz eins grüßten, war es ein Gegentor mehr.
Mit 26,7 Jahren stellt Union beim Durchschnittsalter der jeweils aufgebotenen Formation eine der ältesten Mannschaften der Liga. Einzig der FC St. Pauli, der VfL Bochum und Bayern München (27,6) sind älter.
Die Stimmen zum Spiel
Benedict Hollerbach (Union Berlin): "Das war eine Achterbahn der Gefühle. Sehr schade, dass wir keine drei Punkte mitgenommen haben. (…) Ich habe bei meinem Tor eigentlich nicht damit gerechnet, dass es zählen wird. Sofern der VAR da seine Finger im Spiel hat, ist es meistens gegen den Stürmer. Das finde ich sehr, sehr schade, dass wir da eine oft erfundene Linie hinlegen und wegen zwei Zentimetern ein schönes Tor aberkennen. Da muss im Zweifel für den Stürmer ausgelegt werden."
Bo Svensson (Trainer Union Berlin): "Wir haben uns schwer getan in der ersten Halbzeit. Zweite Halbzeit haben wir dominiert und hätten es verdient gehabt, zu gewinnen. Da bin ich schon stolz auf meine Mannschaft, wie wir das Spiel gedreht haben, alles investiert haben gegen eine Top-Mannschaft wie Frankfurt."
Dino Toppmöller (Trainer Eintracht Frankfurt): "Es war genau das, was wir erwartet haben. Viele Zweikämpfe, viele Duelle. Wir wussten, dass wir von Anfang hier voll da sein müssen. Das hat meine Mannschaft gut gemacht. (…) Ich glaube, dass man gesehen hat, dass Union in der zweiten Halbzeit die etwas frischere Mannschaft war. Dass wir am Donnerstag noch gespielt haben, Union eben nicht. Trotzdem haben wir uns dagegen gestemmt. Ich glaube, dass der Punkt auf jeden Fall verdient ist."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24 Inforadio, 27.10.2024, 17:30 Uhr