Fußball-Bundesliga - Union Berlin will Heimschwäche der Wölfe ausnutzen und zwei Serien beenden
Der 1. FC Union Berlin hat noch nie beim VfL Wolfsburg gewonnen - das soll sich am Samstag ändern. Der VfL steht in der laufenden Bundesliga-Saison zwar noch ohne Heimsieg da, doch die Formkurve zeigt nach oben - auch dank einer "algerischen Rakete".
Fakten zum Spiel
- Der 1. FC Union hat in der Bundesliga noch nie in der Autostadt gewonnen (vier Niederlagen, ein Remis)
- Eiserne Minimalisten: Der FCU steht nach zehn Spieltagen mit einem Torverhältnis von 9:8 und 16 Punkten auf dem 6. Platz. Sowohl eine einstellige Anzahl an Toren und Gegentoren nach zehn Spieltagen hatte zuletzt der FC Ingolstadt in der Saison 2015/16 – unter Ralph Hasenhüttl, dem heutigen Trainer des VfL Wolfsburg
- Die Wölfe sind seit einem Monat ungeschlagen (zwei Siege, zwei Remis)
Die sportliche Situation beim VfL Wolfsburg
Nach den ersten zehn Spieltagen der Bundesliga-Saison 2024/25 belegt der VfL Wolfsburg mit 12 Punkten den 12. Platz - Niemandsland. "Der 12. Platz ist natürlich ganz graues Mittelmaß", sagt Lars Vollmering, der den Verein seit knapp 40 Jahren als Fan, Blogger und Podcaster begleitet. "Man muss das aber einordnen. Vor allem hat diese durchwachsene Zwischenbilanz etwas damit zu tun, dass wir noch kein Heimspiel gewonnen haben."
Die Mannschaft habe es noch nicht bekommen, eine gewisse Konstanz in die eigenen Leistungen zu bekommen. Zumal Wolfsburg auch zu häufig Führungen aus der Hand gegeben habe, so Vollmering. Allerdings sei die etwas unzufriedenstellende Bilanz auch darauf zurückzuführen, dass das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl mit einer Verletzten-Misere zu kämpfen hatte und hat. "Gerade im Kreativbereich ist ein Spieler wie Lovro Majer jemand, der uns massiv fehlt."
Immerhin: Seit einem Monat haben die Wölfe nicht mehr verloren, in diesem Zeitraum einen Sieg und zwei Remis in der Liga eingefahren und in der 2. Runde des DFB-Pokals Borussia Dortmund ausgeschaltet.
Auf diese Spieler sollte Union besonders achten
"Vor allem ist da unser Torwart Kamil Grabara zu nennen", meint Vollmering. Der 25-jährige Pole ist im Sommer aus Kopenhagen in die Autostadt gewechselt, um das Erbe des langjährigen Keepers Koen Casteels anzutreten. Mit Erfolg, sagt Wolfsburg-Experte Vollmering: "Er ist mit einem unwahrscheinlichen Ehrgeiz und einer unwahrscheinlichen Qualität ausgestattet und hat Casteels vergessen gemacht. Für mich gehört Grabara schon jetzt zu den Top-5-Keepern der Bundesliga."
Darüber hinaus verweist Vollmering auf die "algerische Rakete" im Trikot des VfL: Mohamed Amoura, eine Leihgabe des belgischen Vereins Union Saint-Gilloise. In acht Bundesliga-Einsätzen kommt Amoura bislang auf eine starke Ausbeute von zwei Toren und sechs Assists. "Er ist ein wichtiger Faktor, insbesondere im Umschalt- und Konterspiel, hat sein Potenzial aber noch gar nicht komplett ausgeschöpft."
Das bewegt die Fans des VfL Wolfsburg
Nach Ansicht der Fans scheint Trainer Hasenhüttl, seit Saisonbeginn im Amt, noch fest im Sattel zu sitzen: "Es liegt nicht immer nur am Trainer", sei, Vollmering zufolge, die herrschende Meinung innerhalb der Wolfsburger Fanszene. Vielmehr habe "das Erdbeben in der sportlichen Führung" für Unruhe im Verein gesorgt. Marcel Schäfer, langjähriger VfL-Profi und seit Anfang 2023 Geschäftsführer Sport, wurde im April von seinen Aufgaben entbunden und schloss sich im August dem Bundesliga-Konkurrenten RB Leipzig an. "Das war ein ganz besonderer Moment für den Verein – leider im Negativen: Dass eine Vereinslegende sein eigenes Denkmal eingerissen hat", sagt Vollmering.
"Immer wenn du beim VfL Wolfsburg das Gefühl hast: Jetzt ist Ruhe drin, jetzt kann es laufen – dann kommt wieder eine hausgemachte Nummer um die Ecke." Eines der jüngsten Beispiele: "Die unselige Geschichte mit Kevin Behrens." Der Ex-Unioner sorgte Ende September für negative Schlagzeilen, als er ein mit Regenbogenfarben verziertes Trikot nicht unterschreiben wollte und sich stattdessen zu einer homophoben Äußerung hinreißen ließ [tagesspiegel.de].
Das sagen die Trainer
Bo Svensson (1. FC Union Berlin): "Zu Hause hat Wolfsburg einfach auch Pech gehabt und gegen starke Gegner gespielt – ich sehe da keine Tendenz. Zuletzt haben sie ein gutes, dominantes Spiel gegen Augsburg gemacht, das sie verdient gehabt hätten zu gewinnen. In Heidenheim haben sie dagegen zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht."
Ralph Hasenhüttl (VfL Wolfsburg): Die Pressekonferenz fand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch nicht statt.
So könnte Union spielen
Der 1. FC Union wird am Samstag (15:30 Uhr) alles daran setzen, im sechsten Versuch erstmals einen Bundesliga-Sieg in der Autostadt einzufahren (vier Niederlagen, ein Unentschieden). Dabei kann Trainer Bo Svensson voraussichtlich auch wieder auf Josip Juranovic und Lucas Tousart zählen, die nach ihren Verletzungen wieder im Spieltagskader auftauchen könnten. Im Angriff dürften erneut Yorbe Vertessen und Benedict Hollerbach beginnen - für Schienenspieler Tom Rothe (muskuläre Probleme) kommt ein Startelfeinsatz aber wohl noch zu früh.
Die Eisernen würden sich mit einem Auswärtssieg weiter im Kampf um die internationalen Startplätze festsetzen - Wolfsburg würde dagegen mit einem Heimerfolg bis auf einen Punkt an die Berliner heranrücken und den Anschluss zum oberen Tabellendrittel wiederherstellen.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Vogt, Leite - Trimmel, Kemlein, R. Khedira, Skov, Jeong, Hollerbach - Vertessen
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Irgendwann musst du ja zu Hause mal gewinnen. Wenn ich mir die Tabellensituation anschaue, ist ein Sieg gegen Union fast schon alternativlos", sagt Lars Vollmering. "Ich tippe auf ein klassisches 2:1 für Wolfsburg."
Der Redaktionstipp: Der 1. FC Union muss zwar weiter auf den ersten Sieg bei den Wölfen warten, hält die Niedersachsen aber auf Distanz - 1:1.
Sendung: rbb24, 21.11.2024, 21:45 Uhr
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