Oberhavel - Alstom-Großaufträge sichern nur einen Teil des Betriebs in Hennigsdorf

Do 25.07.24 | 11:08 Uhr
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Ein Zug vom Typ Coradia Max steht am 24.04.2024 im Rohbau in einer Produktionshalle des Zugherstellers Alstom. (Quelle: dpa-Bildfunk/Julian Stratenschulte)
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 25.07.2024 | Heiko Engelmann | Bild: dpa-Bildfunk/Julian Stratenschulte

Der neue Großauftrag für Alstom sorgt am Standort Hennigsdorf nur teilweise für Jubel - er sichert nur die Arbeitsplätze in der Entwicklung. Die Zukunft der Fertigung ist weiter ungewiss.

  • Französisches Unternehmen Alstom erhält Großauftrag
  • Am Standort in Hennigsdorf profitiert nur die Konstruktion vom Auftrag
  • Fertigung erfolgt an anderen Alstom-Standorten, keine Beruhigung für 500 Henningsdorfer Fertigungs-Mitarbeiter

Der französische Bahnbauer Alstom hat den nächsten Großauftrag in Deutschland an Land gezogen. Das Unternehmen mit Sitz im Pariser Vorort Saint-Ouen-sur-Seine unterschrieb einen Vertrag über insgesamt 90 Züge für das S-Bahnnetz in Köln, wie Alstom am Mittwoch mitteilte. Mit einem Gesamtvolumen von vier Milliarden Euro handelt es sich den Angaben nach um den bisher größten Auftrag Alstoms in Deutschland.

Die Mitarbeiter von Alstom in Hennigsdorf (Oberhavel) profitieren aber nur teilweise vom neuen Großauftrag: "Die Hauptverantwortung für die Entwicklung der Züge liegt beim Standort Hennigsdorf", teilte das Unternehmen weiter mit. Die Produktion der Fahrzeuge erfolge im sächsischen Bautzen.

"Die Fertigung wird, was den Rohbau betrifft, in Polen stattfinden und die Endmontage dannn in Bautzen - so ist die momentane Planung", konkretisierte Betriebsratschef Heiko Engelmann im Gespräch mit dem rbb. Das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage auch.

Auftrag keine Beruhigungspille für die Fertigung

Der Auftrag sei vor allem wichtig, um in Hennigsdorf die 800 Mitarbeiter in der Konstruktion zu beschäftigen und deren Arbeitsplätze zu sichern, erklärte Engelmann: "Der Bereich wird zwei Jahre lang sehr gut ausgelastet sein." Für die etwa 500 Mitarbeiter der Fertigung sei der Großauftrag dagegen fast nicht relevant. Die Fertigung sei für den Standort in Oberhavel nie vorgesehen gewesen. Deshalb sei die Zukunft dieses Unternehmensbereichs in Hennigsdorf über 2026 hinaus noch nicht gesichert: "Für die Fertigung ist es keine Beruhigungspille", so Engelmann.

Der Schienenfahrzeug-Hersteller wird eigenen Angaben zufolge Adessia Stream-Züge in zwei verschiedenen Längen an den Zweckverband go.Rheinland und den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) liefern. Die lange Version misst laut Alstom fast 170 Meter und verfügt über elf Wagen; die kürzere Version über neun Waggons mit insgesamt 150 Metern Länge. Ein Zug soll bis zu 1.340 Fahrgäste transportieren können. Der nun geschlossene Vertrag beinhaltet auch die Wartung der Züge über einen Zeitraum von 34 Jahren.

Erster Großauftrag für Alstom

"Für den Konzern ist es definitiv ein Grund zu jubeln, weil Alstom nach der Übernahme von Bombardier vor dreieinhalb Jahren ziemlich lange gebraucht hat, um auch an Großaufträge heranzukommen - das ist der erste wirkliche Großauftrag", sagte der Betriebsratschef Engelmann.

Erst vor Kurzem hatte der französische Konzern einen Auftrag über 2,8 Milliarden Euro für die Hamburger U-Bahn erhalten. Auch in diesem Fall profitiert laut Betriebsratschef Engelmann vor allem der Hennigsdorfer Konstruktionsbereich, nicht die Fertigung.

Seit mehr als 100 Jahren werden in Hennigsdorf Züge gebaut - seit 2021 gehört das Werk zum französischen Alstom-Konzern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.07.2024, 10:00 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Die Fertigung wird von Stadler übernommen, irgendwann in naher Zukunft.

    Die sind heiß auf die ausgebildeten Monteure und vor allem auf die Lehrlinge.

    Die Fertigungsanlagen nehmen sie dann mit.

  2. 1.

    Danke das zumindest hier die Details veröffentlicht werden. In anderen Medien bleibt die Jubelmeldung ohne Präzisierung so stehen und wenn Standorte geschlossen werden ist die Verwunderung dann groß.

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