Streichpläne - Cottbus will bei Jugendsozialarbeit 20 Prozent einsparen

Do 13.02.25 | 13:58 Uhr
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Symbolbild:Einem Kind wird bei seinen Hausaufgaben von einer Erwachsenen geholfen.(Quelle:picture alliance/SZ Photo/C.Hess)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.02.2025 | Rico Herkner | Bild: picture alliance/SZ Photo/C.Hess

Die Stadt Cottbus will künftig Angebote der Jugendsozialarbeit kürzen. Welche Angebote es treffen wird, soll im März entschieden werden. Das teilte der Leiter des Geschäftsbereiches Finanzmanagement, Markus Niggemann, nun mit.

Dazu hat die Stadt unter anderem die freien Träger der Jugendarbeit eingeladen, also die Vereine und Einrichtungen, die entsprechende Angebote umsetzen. Drei Tage lang soll gemeinsam diskutiert werden, welche Aktivitäten wirklich benötigt werden. Die Kürzungen sollen dann ab 2026 umgesetzt werden.

Grund für den Sparkurs sind laut Niggemann die sinkenden Einnahmen der Stadt. 20 Prozent der Jugendsozialarbeit sollen darum gekürzt und so innerhalb von drei Jahren 707.000 Euro eingespart werden.

"Wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen nicht massiv ändern, wird es wenig Spielraum geben, auf die 20 Prozent Einsparungen zu verzichten", erklärt Niggemann gegenüber dem rbb. Die eingesparten Kosten sollen in andere Bereiche fließen, die Kindern und Jugendlichen laut Niggemann ebenso zu Gute kommen würden.

Investitionen in Schulen, Spielplätze und Sportstätten

Das eingesparte Geld soll für Sanierungen und den Neubau von Schulen und Freizeitstätten genutzt werden. Hier will die Stadt massiv investieren: Insgesamt 29 Millionen Euro sind für die Erweiterung und Instandhaltung von Sportstätten vorgesehen, über 25 Millionen für die Schulen. 400.000 Euro soll es für den Ausbau von Spielplätzen geben.

Die sozialen Träger halten die Streichungen in der Jugendsozialarbeit trotz der geplanten Investitionen für falsch. Der Bedarf sei bereits jetzt nicht gedeckt, argumentiert Grit Meyer vom Paritätischen Wohlfahrsverband in Cottbus. Eigentlich müssten die Angebote um 20 Prozent erhöht werden.

Für sie spielt zudem ein anderer Aspekt eine Rolle. "Die Ausgaben, die man dort spart, die gibt man an anderer Stelle mehrfach wieder aus." Fielen die meist präventiven Angebote weg, würde die Unterstützung laut Meyer oft zu einem späteren Zeitpunkt noch stärker benötigt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.02.2025, 15:10 Uhr

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  1. 12.

    Der Bundestag hat am 31. Januar 2025 das Gewalthilfegesetz beschlossen. Es sieht ab 2032 für Opfer von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vor. Der Bundesrat hat noch nicht zugestimmt. 2023 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts 938 Mädchen und Frauen Opfer von Tötungsversuchen, 360 von ihnen starben. Mehr als 52 000 Frauen oder Mädchen wurden im vorvergangenen Jahr Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Nötigung. Für den „häuslichen“ Frauen- und Kinderschutz sollen vom Bund über den Zeitraum von zehn Jahren, bis 2036 (erst ab 2026) insgesamt 2,6 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Laut dem letzten polizeilichen Lagebild zur geschlechtsspezifischen Gewalt wurde 2023 fast jeden Tag eine Frau von einem Mann getötet, weil sie eine Frau ist. Wer glaubt noch an Schutz? Wie kann man rücksichtslos Fördermittel für Jugendarbeit, der Basis für ein friedliches Miteinander, streichen?

  2. 10.

    Wenn ich das richtig sehe, hat die Stadt Cottbus keinen aktuellen Jugendhilfeplan gemäß § 80 SGB VIII. Dort heißt es: (das Jugendamt hat) "die zur Befriedigung des Bedarfs notwendigen Vorhaben rechtzeitig und ausreichend zu planen; dabei ist Vorsorge zu treffen, dass auch ein unvorhergesehener Bedarf befriedigt werden kann." Dieser Bedarf bezieht sich natürlich auch auf die Jugendarbeit. Der letzte Plan lief bis 2024 und ein rechtzeitig und ausreichend erstellter Plan liegt nicht vor. Da Jugendarbeit gem. § 11 SGB VIII eine Pllichtaufgabe ist, wie auch der Jugendhilfeplan, kann man die Stadt Cottbus verklagen, weil sie Pflichtaufgaben in der Jugendhilfe nicht nachkommt!

  3. 9.

    Und sich dann über Jugendliche beschweren, die nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen...

  4. 8.

    M.E. ein völlig falscher Ansatz.
    Gerade in die Jugendsozialarbeit sollte massiv investiert werden oder will man noch mehr Jugendliche ,der Straße' überlassen?

  5. 7.

    Die SPD sollte sich langsam mal entscheiden, ob sie sich selbst zu Gunsten der Rechten abschaffen will, oder hat sie das längst getan. Wer bei Kindern spart, der bekommt die Erwachsenen, die er verdient hat.

  6. 6.

    Das ist ne grasse und unterkomplexe Fehlentscheidung! das wird negative und weitaus teuere Folgen für dir Gesellschaft haben!

  7. 5.

    Mir sei die Frage gestattet: Welche Priorität haben Kinder und Jugendliche in der Stadt Cottbus, Herr Dr. Niggemann, Frau Belle? Die JugendHILFEkosten steigen stetig, um so wichtiger sind Investitionen in die Prävention! Der Cottbuser Haushalt mag klamm sein, bei der Jugend den Rotstift anzusetzen ist ein Verrat an der Zukunft!

  8. 4.

    Einfach machen, was kann schon schiefgehen.

    Ach halt, gibt ja schon genug Beispiele für das was schiefgehen kann.

  9. 3.

    Auf keinen Fall sollte man dies in diesen Zeiten tun!
    Wie kann ein SPD-geführtes Stadtparlament so etwas gutheißen?
    Anekdotisch, ich weiß, aber es ist erschreckend zu beobachten, wie eine Gruppe Jugendlicher eine schwarze Person am Cottbuser Hbf mit Affengeräuschen rassistisch herabwürdigten oder andere sich in der Straßenbahn belustigt Hitlergrüße zeigen. Auffällig viele tragen schwarze Kleidung mit roten und weissen Zierelementen.. was ich kaum für Zufall halte.
    Grade jetzt, darf keinesfalls die Sozial Arbeit in diesem Bereich gekürzt werden!

  10. 2.

    Da sollen die Vertreter der freien Jugendhilfe darüber beraten, wie sie sich selber abschaffen - grandiose Führung durch die öffentliche Jugendhilfe! Gleichzeitg soll das Geld bei Sportanlagen etc. investiert werden (Investition in Anlagen statt in Menschen). Gerade in Cottbus, wo die politisch rechte Jugend sich massiv ausbreitet kann man dem dann nur noch wenig entgegen setzen. Vielleicht ist das ja auch nicht gewünscht, denn so gedeiht der Nachwuchs für AfD / BSW prächtig. Übrigens im § 11 SGB VIII hießt es "Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen." Aber hey, so genau muss man es ja auch nicht nehmen - es gibt Wichtigeres!

  11. 1.

    Viele Jahre war Ruhe, jetzt droht man wieder mit Streichungen. Das ist schlimm, alleine gelassen werden dann die, die am Meisten Hilfe brauchen. Das nimmt in Cottbus schlimme Formen an. Der Stadtsportbund sucht schon junge Leute, die an Schulen Sport machen, weil Lehrer fehlen. Da sitzt die CDU am Finanzhebel und zeigt schon mal, was nach der Wahl dann passieren wird. Und die Dezernentin schweigt dazu.