Berliner Nahverkehr - Mobilitätssenatorin sieht keine Krise bei der BVG

Do 13.02.25 | 13:39 Uhr
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Ein U-Bahn-Zug in der Station Museumsinsel (Quelle: picture alliance/Jochen Eckel).
Video: rbb24 Abendschau | 13.02.2025 | Sebastian Schöbel | Bild: picture alliance/Jochen Eckel

Die BVG-Tarifverhandlungen sind an diesem Vormittag auf der Tagesordnung des Berliner Abgeordnetenhauses. Die Mobilitätssenatorin verteidigt sich gegen die Kritik, der Senat spare den Nahverkehr kaputt.

Im Berliner Abgeordnetenhaus hat die Opposition dem Senat schwere Versäumnisse in der Verkehrspolitik vorgeworfen, unter denen insbesondere die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) leide. Mobilitätssenatorin Ute Bonde (CDU) bezeichnete den ÖPNV dagegen als "sicheres Rückgrat des Berliner Verkehrsnetzes".

"Berlin hat deutschlandweit das beste ÖPNV-Netz. 95 Prozent aller Berliner erreichen innerhalb von fünf Minuten die nächste Haltestelle von Bus und Bahn", sagte die CDU-Politikerin weiter.

BVG-Leistungen auf Vor-Pandemie-Niveau

AfD-Verkehrspolitiker Rolf Wiedenhaupt sprach von einer Situation, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert habe. Verschiedene Senate hätten den ÖPNV so "ausbluten lassen", dass dieser nun vor dem Kollaps stehe. Sowohl bei den Investitionen als auch bei Sauberkeit und Sicherheit gebe es einen großen Handlungsbedarf.

Für die Grünen hielt deren Abgeordnete Antje Kapek dem Regierenden Bürgermeister vor, zu oft das leere Versprechen einer funktionierenden Stadt abgegeben zu haben. Die Realität sehe mit "Fahrplankürzungen, Taktausdünnungen, U-Bahn-Ausfällen und zutiefst verärgertem Personal" deutlich anders aus.

Die Linke hatte beantragt, gleich zu Beginn der Parlamentssitzung über das Thema "Senat steuert BVG und S-Bahn ins Chaos" zu diskutieren. Sie wirft Schwarz-Rot vor, den ÖPNV nicht ausreichend zu finanzieren und somit ein zunehmend schlechteres Angebot in Kauf zu nehmen.

Der Titel und das Thema entbehrten wirklich jeder Grundlage, sagte Bonde in Richtung der Oppositionspartei. Die Mobilitätssenatorin hielt dagegen, die Kritik entbehre jeder Grundlage und fragte mit Blick auf die BVG: "Welche Krise?" Die Zahl der Fahrgäste sei im vergangenen Jahr auf 1,12 Milliarden gestiegen, das Niveau der Leistungen des Unternehmens bewege sich auf dem des Vor-Corona-Jahres 2019. Die BVG sei zudem "auskömmlich finanziert". Außerdem sei die BVG ein "hochattraktiver Arbeitgeber", mit einer deutlich niedrigeren Fluktuation als bei der Hamburger Hochbahn. Die Zahl der Bewerbungen sei im vergangenen Jahr um rund 6.000 auf 36.000 gestiegen.

Die laufenden Tarifverhandlungen bei den Verkehrsbetrieben bezeichnete Bonde als Sache der Tarifparteien. Niemand leugne, dass es bei den Gehältern einen "Nachholbedarf" gebe, sagte die Senatorin. Nötig seien aber Kompromisse. Die BVG, betonte Bonde, sei gerade im Vergleich zur freien Wirtschaft, wo aktuell auch Kündigungen im Raum stehen, ein "sicherer Hafen".

Die Linke hatte beantragt, gleich zu Beginn der Parlamentssitzung über das Thema "Senat steuert BVG und S-Bahn ins Chaos" zu diskutieren. Sie wirft Schwarz-Rot vor, den ÖPNV nicht ausreichend zu finanzieren und somit ein zunehmend schlechteres Angebot in Kauf zu nehmen.

Der verkehrspolitische Sprecher der Linken, Kristian Ronneburg, warnte, die BVG werde angesichts explodierender Preise und steigender Mieten zunehmend Mitarbeiter verlieren. Die Forderung der Gewerkschaften nach höherem Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen seien berechtigt. Erst am Montag hatte es vor dem Hintergrund des Tarifstreits einen Warnstreik gegeben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.02.2025, 19:30 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Also bei der BVG krankt es ja schon seit Jahren. Das gefühlte Chaos ist der Standard - somit der Normalzustand. Wenn da mal ein oder zwei Züge mehr ausfallen ist das doch keine Krise. Nachts ist ja auch nicht dunkel - das Licht ist nur woanders.

  2. 46.

    Bonde übertrifft in ihrer Schlechtleistung sogar noch Günther und Jarasch. Wegen den beiden sollte aber gerade Kapek besser ganz still sein, haben die doch die Saat gelegt. Die Busfahrpläne sind bereits unter RRG massiv ausgedünnt worden, es wurden zu wenig Busse bestellt wie auch versäumt, den Bau der Betriebshöfe für die E-Busse energisch voran zu treiben. Aus der Bestellung der U-Bahn-Züge ist eine Doktorarbeit gemacht worden, bei der S-Bahn droht wegen der verkorsten Ausschreibung von 2020 die nächste Fahrzeugkrise. Priorität hatten auch bei denen die Pedale gehabt, nur eben an der Kurbel statt wie jetzt im Fußraum.

  3. 45.

    Die Verkehrsenatorin ist eine Traumtänzerin und eine Fehlbesetzung !

  4. 44.

    Ach ja heute Freitag. U7 die übliche Störung im Betriebsablauf.

  5. 42.

    In Berlin gehen vom Fahrpersonal in den nächsten 10 Jahren 2/3 in Rente!!!

    Die BVG muss also alle U-Bahnen bis 2030 automatisieren, das Fahrpersonal wird auf den Bussen gebraucht.

    Wahrscheinlich wird die BVG es aber verschlafen, dann gibt es Dorffahrpläne: nur noch alle halbe Stunde, abends und Samstags alle Stunde, nachts und Sonntags gar nicht.

  6. 41.

    "Bis zum nächsten S-Bahnhof 25 Minuten zu Fuß.
    U-Bahn gibt es hier nicht."
    Aber Sie haben doch bestimmt etwas näher eine Bushaltestelle! Und dort fährt doch sicher alle 20 Minuten ein schöner Bus, also praktisch andauernd.
    Und wenn er doch mal nicht fährt, kommt ja 20 Minuten später schon wieder der nächste.
    Und - schwups - sitzen Sie schon in einer der vielen bequemen und überaus pünktlichen U-Bahnen...
    Welche Krise?

  7. 40.

    5 Minuten zur nächsten Haltestelle, das ich nicht lache.
    Bis zum nächsten S-Bahnhof 25 Minuten zu Fuß.
    U-Bahn gibt es hier nicht.

  8. 39.

    Ich vermute, die Frau "Mobilitätssenatorin" hat einen fahrenden Kontakt mit einem Verkehrsmittel des ÖPNV als Fahrgast zuletzt vor 15 Jahren oder länger gehabt. Mobil ist sie allerdings. Mit ihrem schnieke Dienstwagen.

  9. 38.

    Schwerverletzte durch Radfahrer sind wirklich ein Problem.

    Die Probleme im ÖPNV müssen priorisiert angegangen werden

  10. 37.

    Ich würde ihr keine Ahnungslosigkeit attestieren, sondern eher politisch beabsichtigte und verordnete Betriebsblindheit.

  11. 35.

    Die Verkehrswende war ein rot-grünes Projekt, das der jetzige Senat politisch nicht vertritt. Demnach ist es folgerichtig, dass Frau Bonde diesem Projekt eine Absage erteilt und den ÖPNV nicht mehr als systemwichtig für Klimaschutz und Berliner Umwelt --- beides nach Mobilität und Verkehr in ihrem Amtsbereich --- betrachtet. Der BVG Krisenresiatenz zu attestieren, obwohl sie sich in einer solchen befindet, ist politisch gewollt.

  12. 34.

    Haltestelle erreicht und dann? "Es fährt kein Zug nach Nirgendwo...."

  13. 33.

    "95 Prozent aller Berliner erreichen innerhalb von fünf Minuten die nächste Haltestelle von Bus und Bahn. "
    Ein Super-Kriterium. Der Teil des Weges also, den die Menschen selbst zurücklegen, ganz ohne BVG, der klappt großartig - und deshalb verbietet sich jede Kritik an BVG und Senatorin.
    Bestechende Logik. Könnte sich keiner ausdenken...

  14. 32.

    "Die Mobilitätssenatorin... fragte mit Blick auf die BVG: "Welche Krise?"
    Wenn das so ist, dann ist der Zustand offenbar völlig in Ordnung und genauso, wie es politisch gewünscht ist. Dann gibt es natürlich wirklich keine Krise.
    Soviel zum Thema Verkehrswende...

  15. 31.

    "95 Prozent aller Berliner erreichen innerhalb von fünf Minuten die nächste Haltestelle von Bus und Bahn."
    Ein Wahnsinns-Kriterium! Der Teil der Strecke also, den die Menschen selbst zurücklegen, ohne BVG, der klappt fantastisch - und deshalb ist jede Kritik an BVG und Senatorin ungerechtfertigt.
    Bestechende Logik, könnte sich keiner ausdenken... Die Leute bilden sich also alles nur ein!

  16. 30.

    Wenn die ÖPNV-Nutzer mehrheitlich Probleme sehen, sollte eine Senatorin nicht fragen: „Welche Krise?“ Der Name Mobilitätssenatorin allein verhilft eben noch nicht allen zu Mobilität. Nicht jeder kann sich schließlich mit Auto oder Fahrrad behelfen. Viele sind auf Busse und Bahnen angewiesen und möchten, dass die auch pünktlich fahren und sie nicht ständig wechselnde Umwege in Kauf nehmen müssen. Sollte Frau Bonde nicht eigentlich auch die Verkehrswende einleiten, die mehr Leute von der Straße in den ÖPNV bringen sollte? Oder ist die inzwischen genauso abgeblasen wie die Klimaziele?

  17. 29.

    Frau Bonde fährt wahrscheinlich nur in der Stadt mit dem Dienstwagen. Die BVG : dreckig, immer mehr Obdachlose, die die Bahnen und Bahnhöfe als Schlafplatz nutzen, Taktungen die teilweise nicht der Hauptstadt würdig sind, Ausfälle usw usw

  18. 28.

    Wie haben seit Jahrzehnten sinkende Reallöhne, wann haben die jemals zu sinkenden Preisen geführt.

    Was sind denn ihre "Ursachen" und was haben ihre "Linken" damit zu tun? Reichlich wirr...