Bedrohter Club in Berlin - Die Zukunft der "Renate" entscheidet sich im Garten

Fr 23.08.24 | 14:01 Uhr | Von Janek Alva Kronsteiner
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Gartenaufnahme im Club Renate. (Quelle: rbb)
rbb
Video: rbb|24 | 23.08.2024 | Janek Alva Kronsteiner | Bild: rbb

Wird der Berliner Club Renate weiter existieren, oder sind die wilden Zeiten vorbei? Streitpunkt ist der Garten, ohne den sich die Betreiber den Club kaum vorstellen können. Sie hoffen auf Verhandlungen mit dem Eigentümer. Von Janek Alva Kronsteiner

Das erste Wochenende nach der Meldung sei emotional gewesen, erzählt Zoe Uellendahl, zuständig für Management und Personal im Club Renate. "Viele Gäste haben uns ihr Beileid ausgesprochen." Die 28-Jährige betreut im Club über 100 Mitarbeiter:innen – und man merkt ihr an, dass sie sich für diese verantwortlich fühlt. "Hier arbeiten viele Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt sonst keine guten Chancen haben, etwa weil sie schlecht Deutsch sprechen."

Zoe Uellendahl - Personalleitung und Management im Club Renate. (Quelle: rbb)
Zoe Uellendahl ist in der Renate für Management und Personal zuständig. | Bild: rbb

In der Renate – auch als Wilde Renate bekannt - finden seit 2007 Menschen Raum für Party, Pomp und Tanz. In einem umgebauten Mehrfamilienhaus am Markgrafendamm finden nebst Club auch Bands und DJs Platz für Proberäume. Die Räume im Tanzlokal sind verwinkelt, es ist wie ein Labyrinth, viele finden nicht beim ersten Mal heraus, wie Zoe erzählt.

Verspielte Deko, bunte Räume, beeindruckende Lichtinstallationen, überall passiert was. Und trotzdem tragen die verwinkelten Zimmer, die Verschläge in dunklem Licht, den Charme einer WG-Party mit sich. Oder die einer unangemeldeten Feier in einem Abrisshaus.

Miete in den letzten zehn Jahren stark gestiegen

Doch Leerstand ist zwischen Ostkreuz und Rummelsburger Bucht selten geworden. Um den Garten, der eigentlich durch einen riesigen Zaun vom Rest des Viertels abgetrennt ist, wachsen immer mehr Neubauten, die nun bedrohlich über den Zaun ragen.

Und der Renate-Garten, der unabhängig vom Clubbetrieb zweimal die Woche offen ist, könnte als nächstes bebaut werden. Vermieter des Geländes ist die Tetras Grundbesitz GmbH, deren Geschäftsführer ist Gijora Padovicz. Das Mietverhältnis mit Tetras bestehe seit 2014, erklärt eine Sprecherin der Renate. Seitdem habe sich die Miete mehr als verdoppelt.

Der letzte Mietvertrag von 2020 ist ein Staffelmietvertrag. Inzwischen überweist die Renate 16.000 Euro monatlich an Tetras, wie beide Seiten übereinstimmend sagen. Das wäre, so der Anwalt von Padovicz, ein Preis von 8 Euro pro Quadratmeter, also in dessen Augen durchaus ein guter Deal für die Lage in Friedrichshain.

Ein pinkleuchtender Schriftzug mit der Aufschrift "In Renate we Trust"
| Bild: rbb

Padovicz-Gruppe möchte Neubau auf dem Gelände

Zum 31. Dezember 2025 läuft dieser Vertrag nun aus. Und dann soll sich auf dem Grundstück etwas tun. Das Haus soll saniert werden, auf dem Grundstück außerdem ein Neubau entstehen, wie der Anwalt von Padovicz auf Nachfrage sagt, mutmaßlich auf der Außenfläche des Clubs.

Padovicz sei jedoch davon ausgegangen, dass die Renate ihren Club weiter auf den Innenflächen des Hauses betreiben wird. Bis zur Veröffentlichung der Pressemitteilung habe das Renate-Team "klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass eine Verlängerung gewünscht ist, und der Mieter zu keinem Zeitpunkt – vor der Pressemitteilung – kommuniziert hat, nicht den Mietvertrag verlängern zu wollen und den Standort zu verlassen”, schreibt Padovicz' Anwalt.

Garten im Club Renate. (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Garten als Streitpunkt

Die Betreiber:innen der Renate können sich eine Bewirtschaftung ohne Garten aber kaum vorstellen. "Die aktuellen Bedingungen, die bei uns auf dem Tisch liegen, sind für uns nicht tragbar," stellt Zoe Uellendahl fest.

Renate-Sprecherin Jessica Schmidt betont, dass sie nach wie vor an einer Zusammenarbeit interessiert seien. "Leider haben wir bis heute kein verbindliches Angebot erhalten, welches für uns betriebsichernde Flächen - wie unseren Außenbereich - erhalten." Dementsprechend habe man das Ende des Mietverhältnisses 2025 vermeldet - auch, damit sich Mitarbeitende und Partner:innen nach neuen Arbeitsplätzen umschauen könnten. Verhandlungen über einen neuen Vertrag stehe man trotzdem offen gegenüber.

Der Streitpunkt bleibt der Garten: für die Padovicz-Gruppe wertvoller Baugrund, für die Renate hingegen Selling-Point für den Club.

Wir werden jetzt erstmal versuchen, unser Gelände zu verteidigen.

Zoe Uellendahl, Club "Renate"

Umzug als letzte Option - A100-Ausbau laut Renate keine Gefahr

Dennoch versuchen die Mitarbeitenden der Renate alles, um ihre Location halten zu können. Im Garten und im Haus sind Ideen aus fast 17 Jahren zu Deko und Kunst geworden. Egal ob die letzten Monate anbrechen oder nicht: Die nächsten eineinhalb Jahre möchten Zoe Uellendahl und ihr Team voll ausnutzen. "Wir werden jetzt erstmal versuchen, unser Gelände zu verteidigen." Dabei seien sie auch über politische Hilfe dankbar, "bis 2025 beim Erhalt unserer Fläche und sollte das alles nicht helfen, natürlich auch bei der Suche nach einer neuen Fläche."

In früheren Berichten wurde zudem der A100-Ausbau über Elsenbrücke und Markgrafendamm als Gefahr für den Erhalt der Renate angesehen. Die Bautrasse würde, so die Clubmanagerin, den Club nach aktuellem Stand jedoch verschonen.

Ein Springbrunnen im Club Renate

Beitrag von Janek Alva Kronsteiner

17 Kommentare

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  1. 17.

    Man merkt ihnen ihre gehässige Freude an. Hat sich Padovicz eigentlich wie Gröner auch in die Berliner cDU eingekauft?

    Das würde einiges erklären.

  2. 15.

    Blödsinn! Die „Clubkultur“ war schon immer einem Wandel unterworfen. Da geht irgendwo was ein und etwas Neues entsteht. Nix mit: unwiederbringlich verloren! Aktuell ist doch sowieso ein relativ langweiliger Disneyland-Zustand erreicht. Wird Zeit.
    Übrigens „plastics“ nannten wir lustigerweise früher in den 80ern die Möchtegern-Punks aus Wessi-Land, die ins gelobte West-Berlin kamen…

  3. 13.

    Hallo liebe liebenden,

    Wieder einmal soll Platz gemacht werden für die, die mehr Geld haben wollen!! Das sind keine waren Berliner!
    Das ist ein Ort voller Inspiration, Ausgelassenheit, Freiheit, Kultur .. . einfach ein Stück Berlin das nicht fehlen darf!
    Fragt doch mal bei Olaf Scholz nach, der perfekte Zeitpunkt! Oder all die Djs die ihr unterstützt habt? Ja, die haben auch eine Menge Kohle zusammen! Aber wenn ihr nicht mehr seit, fliegen sie halt nach Thailand oder sonst wo!!!! Ist denen doch egal! Wer wirklich bei euch ne schöne Zeit hatte und es schätzen würde, würde euch auch unterstützen!

  4. 12.

    >“ Die Landeier aus Brandenburg reichen da schon...“
    Deshalb seid ihr B auch die Bouletten hier bei uns in der normalen Welt in Brandenburg ;-)

  5. 11.

    Dafür braucht es keine Touris die auch eher mit Bahn usw. anreisen. Die Landeier aus Brandenburg reichen da schon...

    Ortsunkundig... peng.

  6. 10.

    Renate hat in vollem Bewusstsein der Endlichkeit des Mietvertrages selbigen unterschrieben. Nun ist dieses Ende da und nun bitte haltet euch an geschlossene Verträge und geht endlich.
    Kommentar 9 spricht von Touris: sind die nicht auch zum großen Teil an den gestiegenen Versicherungsbeiträgen (und Staus) für KFZ schuld? Fremde Stadt, alles voll, Ortsunkundig... peng.

  7. 9.

    "Berlin wird nicht mehr dieses Berlin sein, wenn ..."
    Nicht jeder marschiert zu Techno. Weniger Touris mit Mainstream-Geschmack schadet nicht.
    "Befassen Sie sich doch mal mit Ihrer Stadt!"
    Dito! Berlin kann herrlich normal bis verrückt sein, wenn auch oft ziemlich bemüht und aufgesetzt.
    "Berlin seine Faszination war schon immer genau dieses Nachtleben."
    Nein, nicht nur dieses. Im Dschungel lief andere Mucke. Dann fing es an mit WMF und sauerländischen Trittbrettfahrern (Hegemann). Da geht noch mehr als Opferspiel. Zwischennutzung ist zeitlich begrenzt. Kein Ticket for eternity. Besitzstandswahrung ist spießig.
    "Die Stadt wird dunkel, grau und langweilig wenn diese Freiräume nicht mehr existieren."
    Eisenhüttenstadt soll bunt sein.
    Apropros Freiräume – mit Türpolitik und saftigen Eintritt. Dafür voll krasse awareness und so was von woke!

  8. 8.

    Na klar! Die Trasse tangiert keineswegs den Club und das ist gut so!

  9. 7.

    "Die Bautrasse würde, so die Clubmanagerin, den Club nach aktuellem Stand jedoch verschonen."

    Ach ja? Wie soll das funktionieren?

  10. 6.

    Meine Güte, nur gut dass Sie im Text die Nadel im Heuhaufen aufpicken. Dieser Club ist ein reguläres Wirtschaftsunternehmen, welches die gleichen Sicherheitsstandards wie auch Ihr Bäcker um der Ecke zu erfüllen hat. Für Sie ist diese Szene scheinbar unrelevant oder eine Grauzone. Dann kommentieren Sie doch einfach nicht. Berlin wird nicht mehr dieses Berlin sein, wenn diese Clubs verschwinden. Befassen Sie sich doch mal mit Ihrer Stadt! Berlin seine Faszination war schon immer genau dieses Nachtleben. Die Stadt wird dunkel, grau und langweilig wenn diese Freiräume nicht mehr existieren. Aber gut, dann gibt es wieder viel Wohnraum weil dieses Berlin dann niemanden mehr interessiert.

  11. 5.

    >"Autsch! Sieht nicht gut aus für diesen Club..."
    Jepp! Sehe ich auch so. Ich denke, die wollen vor allem den Garten wegen Lückenbebauung.

  12. 4.

    "Die Räume im Tanzlokal sind verwinkelt, es ist wie ein Labyrinth, viele finden nicht beim ersten Mal heraus, wie Zoe erzählt."

    Das gilt hoffentlich nicht für die Notausgänge. Ansonsten ist das eine potentielle Todesfalle. Wann war die letzte Sicherheitsüberprüfung?

  13. 3.

    Jemand mit einer ganz exklusiven Auffassung, im wahrsten Sinne des Wortes, er wird es nicht verstehen.

  14. 2.

    "Padovicz-Gruppe"

    Autsch! Sieht nicht gut aus für diesen Club... schade für Friedrichshain.

  15. 1.

    „Im Garten und im Haus sind Ideen aus fast 17 Jahren zu Deko und Kunst geworden.“
    Wem das genügt soll es genießen. Etwas überzogen sagen andere. Als Geldbeschaffungsinstrument und sozialer Ort sicher erhaltenswert. Nur die Verklärung stört. Auch bei den Wilden geht‘s um Vorteilerwirtschaftung..

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