Studie - Wachsende Zahl von Abiturienten beginnt eine berufliche Lehre

Di 24.01.23 | 16:49 Uhr
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Symbolbild: In der Lehrwerkstatt der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH feilt die Auszubildende Nataly Gutierrez im 1. Lehrjahr im Rahmen ihrer Ausbildung an einem Werkstück im Schraubstock. (Quelle. dpa/J. Kalaene)
Bild: dpa/J. Kalaene

Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden - diese Klage war in den letzten Jahren oft zu hören. Dabei beginnen einer Studie zufolge immer mehr Abiturienten eine Lehre. Für andere junge Menschen sieht es allerdings schlechter aus.

- Mehr als 47 Prozent der Abiturienten haben laut einer Studie zuletzt eine berufliche Lehre begonnen
- Anteil der Hauptschüler, die eine Lehre aufnehmen, ist deutlich gesunken
- DGB fordert Chancen auch für Jugendliche mit Hauptschulaubschluss
- IHK sieht Mangel an beruflicher Orientierung während der Schulzeit

Fast die Hälfte aller Abiturientinnen und Abiturienten entscheidet sich nach dem Schulabschluss mittlerweile für eine Lehre. Von noch 35 Prozent im Jahr 2011 ist ihr Anteil auf 47,4 Prozent im Jahr 2021 gestiegen.

Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der Bertelsmann-Studie hervor. Von einer mangelnden Attraktivität der Berufsausbildung für Abiturienten und Abiturientinnen könne keine Rede sein, sagte Studienautor Dieter Dohmen laut Mitteilung.

Quote bei Hauptschülern und Menschen ohne Schulabschluss gesunken

Dagegen tun sich junge Menschen mit Hauptschulabschluss immer schwerer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Innerhalb von zehn Jahren verringerte sich ihr Anteil um ein Fünftel. Im Jahr 2011 lag die Quote laut Studie sogar bei über 100 Prozent, weil in dem Jahr mehr Menschen eine berufliche Ausbildung begonnen, als im gleichen Jahr die Schulen mit Hauptschulabschluss verlassen haben - beispielsweise weil Personen aus früheren Schuljahrgängen eine Lehre aufnahmen. Inzwischen ist die Quote auf 84,4 Prozent gesunken.

Noch schlechter sieht es der Studie zufolge für junge Menschen ohne Schulabschluss aus. Im Jahr 2011 starteten von ihnen etwa 35 Prozent eine berufliche Ausbildung - zehn Jahre später lag die Quote nur noch bei 30 Prozent. Weitgehend gleich geblieben - bei gut 80 Prozent - ist der Anteil der Personen mit mittlerem Schulabschluss, die eine Lehre beginnen.

DGB sieht Potential zur Linderung des Fachkräftemangels

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte, es passe nicht zusammen, wenn Arbeitgeber einerseits über fehlende Bewerber klagten, auf der anderen Seite aber vielfach eine "Bestenauslese" betrieben. "Auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss brauchen Chancen auf einen Ausbildungsplatz." Es gebe ein enormes Potenzial für mehr Ausbildung und damit zur Linderung des Fachkräftemangels, mahnte Hannack. Das ungenutzt zu lassen, könne sich die Gesellschaft nicht leisten. Bei der geplanten Ausbildungsgarantie müsse nachgebessert werden. Die Ampelparteien haben die Garantie in ihrem Koalitionsvertrag verankert.

Das hält die Deutsche Industrie- und Handelskammer für den falschen Weg. "Die Ausbildungschancen für junge Menschen sind heute besser denn je - von der Hauptschule bis zum Abitur", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Zuletzt habe es dreimal mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber gegeben. "Wir haben daher momentan keinen Mangel an Chancen, sondern vielmehr einen Mangel an Orientierung." Ein Ausbau der Berufsorientierung und eine bessere Vermittlung seien die richtigen Maßnahmen.

Zahl der Lehrstellen im Pandemie-Jahr 2021 gesunken

Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ging der Studie zufolge im langfristigen Vergleich zurück: während beim letzten Höchststand 2007 gut 844.000 Menschen in Ausbildung waren, lag die Zahl 2021 bei 706.000. Zu dem Einschnitt kam es während der Pandemie. In den Jahren davor war die Zahl leicht gestiegen.

Sendung: Fritz, 24.01.2023, 13:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Mein Kommentar mit DDR- Hintergrund hat Ihnen wohl nicht in das Konzept gepasst? In der Organisation im Bildungswesen waren wir in der DDR schon vor 60 Jahren wweiter
    Vielleicht sollte die Redaktion auch Befragungen zu aktuellen politischen Themen, wie die immensen Waffenlieferungen der Bundesregierung für den Krieg in der Ukraine machen. Ich bin der Meinung, dass mehr als 50% der Deutschen gegen die Entscheidung der Bundesregierung sind. Das wäre mir wictiger als das Bla Bla zur Wahlwiederholung in Berlin. Das ist niedrigstes Niveau. Teuer genug sind Eure Bosse für uns Beitragszahler allemal.
    MfG.

  2. 10.

    Die Berufswahl muss (!) dann gefällt sein, wenn ich mich für die Schulform entscheiden muss. Sonst verliert man Zeit. Wertvolle Zeit. Sehr wertvoll.
    Also der Grammatik nach zu urteilen können Sie den immer geschlechtsneutralen Plural (Mehrzahl)noch nicht richtig anwenden. In der Schule haben Sie das aber richtig gelernt ;-)

  3. 9.

    Die Berufswahl muss (!) dann gefällt sein, wenn ich mich für die Schulform entscheiden muss. Sonst verliert man Zeit. Wertvolle Zeit. Sehr wertvoll.
    Also der Grammatik nach zu urteilen können Sie den immer geschlechtsneutralen Plural (Mehrzahl)noch nicht richtig anwenden. In der Schule haben Sie das aber richtig gelernt ;-)

  4. 8.

    Lesen, Schreiben, Rechnen, Pünktlichkeit, Respekt, Akzeptanz und … Wertvermittlung, Forderungen … Solange den Kindern und Jugendlichen suggeriert wird, du kannst alles werden, auch ohne Abschluss- YouTuber, Modell, Influencer und sogar Politiker. Nun ehrlich (sarkastisch) wer soll sich da noch die Hände schmutzig machen und früh aufstehen? Irgendwie sind die Stellschrauben in der Gesellschaft völlig verschoben

  5. 7.

    Sie sind der Meinung, Hauptschüler könnten nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen und sind zudem noch faul und unpünktlich?
    Wie kommt es dann, dass ich als ehemalige Hauptschülerin ein Studium abgeschlossen habe?
    In meinen Freundeskreis sind noch drei ehemalige Hauptschüler*innen, die studiert haben. Wie haben wir das nur geschafft ohne richtig lesen, schreiben und rechnen zu können?

  6. 6.

    Dem ist, aus meiner Sicht, zuzustimmen!
    Akademische, sich gerne selbstzerstümmelnde, handwerklich hilflose Akademiker haben wir mehr als genug.
    So findet hoffentlich das Handwerk auch wieder den früheren Respekt und Achtung - ach nee, Brot kommt schließlich aus dem Back-Shop bzw. Regal.

  7. 5.

    Diese Weheklage, Schüler ohne Schulabschluß und Hauptschüler hätten auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt keine Chancen, ist scheinheilig und fehl am Platze. Betriebe und Handwerker wollen Lehrlinge, die im Lesen, Schreiben und Rechnen 'was 'drauf haben, auch schon etwas von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß unter Beweis stellen und keine "Nullen" sind. Da kommen natürlich Abiturienten und Schüler mit Realschulabschluß zuerst zum Zuge: also, was soll das Gejammere.

  8. 4.

    Als Chef einer Firma würde ich von den Bewerbern auch den fähigsten und begabtesten nehmen. Diese Richtung bei dieser Diskussion erschließt sich mir ehrlich nicht

  9. 3.

    Das ist doch eine super Nachricht, dass mehr Menschen wieder Ausbildungsberufe machen. Schließlich kann man nur mit Akademikern keine handwerklichen Leistungen erbringen. Zum Teil verdient man in einem Ausbildungsberuf auch frühzeitig deutlich mehr Geld als nach dem Studium, wenn ich so an Einstiegsgehälter von BWL, Soziologie oder Sprachwissenschaftlern denke...

  10. 1.

    Die berufliche Orientierung kann man nicht verlagern. Viele Gespräche sind zu Hause lenkend rechtzeitig zu führen. Immer wieder neu. Der Bildungsauftrag der Schulen ist anders gelagert. Trotzdem versuchen sie es, die fehlenden beruflichen Ziele auszugleichen durch ....
    Übrigens, 47% der Abiturienten haben, pro verlorenem Jahr, mindestens auf einen Kleinwagen verzichtet. Über alles gerechnet. Und, wie unsozial ist das eigentlich, wenn man Arbeitszeit zum Einzahlen in die Solidargemeinschaft verliert und unter seinen Möglichkeiten bleibt? Trotz verlorener Rentenpunkte und Lebensarbeitszeit.

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