Start des Sommersemesters - Viele Studierende in Berlin suchen noch nach einer Wohnung
Die Wohnungsnot in Berlin trifft auch die Studierenden: Zum Start des Sommersemesters sind Hunderte noch ohne feste Bleibe. Die Wartezeit bei Wohnheimen beträgt drei Semester. Für viele bleiben nur kostspielige Alternativen.
Zu Beginn des Sommersemesters suchen viele Studierende in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung. Zum 1. April haben sich mehr als 1.700 Studentinnen und Studenten auf einen der insgesamt rund 9.000 Studentenwohnheimplätze beworben, wie eine Sprecherin des Studierendenwerks am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Die Wartezeit betrage mindestens drei Semester, hieß es. Etwas mehr als 4.600 Menschen stehen den Angaben zufolge derzeit auf der Warteliste (Stand 11. April). Auch die Wohnanlagen der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee, die über knapp 1.190 Plätze verfügen, sind nach Angaben einer Sprecherin alle belegt. In Berlin studieren etwa 200.000 Menschen.
Berlin hat die zweitteuersten WG-Zimmer - nach München
"Die Leute sind wirklich unglaublich verzweifelt", sagte Öffentlichkeitsreferentin Leah Strauß vom Referent_innenrat der Humboldt-Universität, der die Interessen der Studierenden vertritt. Weil es zu wenig Wohnraum gebe, müssten viele vorübergehend in Hostels übernachten oder einen Mietpreis von bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Einkommens in Kauf nehmen.
Hinzu kommen die hohen Preise. Ein Zimmer kostet im Sommersemester 2023 im Schnitt 640 Euro, wie das Moses-Mendelssohn-Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de vor wenigen Wochen in einer Studie veröffentlichte. Das seien 140 Euro (plus 28 Prozent) mehr als noch vor zwölf Monaten, hieß es damals. Berlin sei damit die zweitteuerste Stadt nach München.
Forderung nach Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale
Strauß zufolge geraten viele Studierende dadurch in prekäre Situationen. "Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen, einfach weil sie nicht anders eine Wohnung finden." Am schwersten hätten es ausländische
Studierende, deren Not von Vermietern durch überteuerte Angebote ausgenutzt werde.
Strauß fordert unter anderem eine Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale, die derzeit bei 360 Euro liegt, und mehr bezahlbaren Wohnraum.
Um Abhilfe zu schaffen, sollen den Angaben der Senatsverwaltung für Wissenschaft nach bis 2026 rund 4.560 studentische Wohnheimplätze gebaut werden.
Sendung: rbb 88,8, 17.04.2023, 10:30 Uhr