Raserei als Straftat - Mehr als 800 neue Verfahren wegen Autorennen auf Berliner Straßen

So 07.01.24 | 10:18 Uhr
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Symbolbild: Ein zerstörtes Auto steht am späten Abend auf der Yorckstraße. (Quelle: dpa/Zinken)
Audio: rbb 88.8 | 07.01.2024 | Ricardo Westphal | Bild: dpa/Zinken

Nach Rasereien auf Berlins Straßen hat die Justiz im vergangenen Jahr in 811 Fällen Ermittlungen eingeleitet. Das sei die zweithöchste Zahl an Verfahren seit einer Gesetzesverschärfung im Jahr 2017, erklärte Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann der Deutschen Presse-Agentur.

Autorennen seit 2017 als Straftat eingestuft

Er leitet eine Spezialabteilung für verbotene Kraftfahrzeugrennen in Berlin. Die meisten Fälle seien im Corona-Jahr 2020 mit 871 Verfahren registriert worden. 2022 wurden laut Winkelmann 755 Verfahren bei der Amtsanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft wegen verbotener Kraftfahrzeugrennen eingeleitet.

Insgesamt gab es nach seinen Angaben seit der Gesetzesänderung rund 4.300 Verfahren. Etwa 1.100 Fälle seien rechtskräftig abgeschlossen. Die meisten Fälle davon wurden bei der Amtsanwaltschaft bearbeitet, die als Ermittlungsbehörde kleinere bis mittlere Straftaten verfolgt. Taten, bei denen das Strafmaß über zwei Jahre liegt, werden in der Regel von der Staatsanwaltschaft verfolgt.

Fast die Hälfte der Fälle sind Polizeifluchten

Im Oktober 2017 wurden verbotene Kraftfahrzeugrennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft. Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Zuvor gab es nur Geldbußen. Der Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen der Tod eines anderen Menschen verursacht wird.

"Egal zu welcher Jahreszeit - gerast wird immer", meinte Winkelmann. Ein Grund dafür seien hochmotorisierte Fahrzeuge, an die auch Fahranfänger viel zu leicht kämen. Zudem führen nach seiner Überzeugung regelmäßige Kontrollen der Polizei zu den Zahlen.

Außerdem nehmen sogenannte Polizeifluchten zu. Rund 40 Prozent aller Fälle machen sie nach Einschätzung der Polizei inzwischen aus, wie Winkelmann berichtet. Hintergrund ist, dass die Fahrer zum Beispiel Drogen im Wagen haben oder betrunken sind. In etwa einem Drittel der Fälle handele es sich um "klassische Stechen", der Rest seien "Alleinraser".

Sendung: rbb 88.8, 07.01.2024, 8 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Die richtige Strafe wäre eine hohe Freiheitsstrafe und einen lebenslangen Führerscheinentzug.

  2. 11.

    Liebe Marga, erkläre einem Unwissenden doch bitte, wie das exakt passieren soll. Das bisherige Modell scheint Dir nicht zu gefallen.

  3. 10.

    Können Sie sich zwischen "Führerscheinentzug für immer" und "neue Führerscheinprüfung" nicht entscheiden?

  4. 9.

    Wieso endlich? "Im Oktober 2017 wurden verbotene Kraftfahrzeugrennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft."!

  5. 8.

    Die neu geforderten Blitzer sollten die Raser aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen.
    Sonst bleibt alles wieder am kleinen Bürger hängen.

  6. 7.

    Führerscheinentzug für immer und das Auto gleich mit einziehen. Das wäre die richtige Strafe. Dann muss eine neue Führerscheinprüfung absolviert werden, die einiges mehr kostet als früher. Es muss im Portemonai so richtig weh tun.

  7. 6.

    dieses Gesetz ist viel zu lasch .Jede krasse Geschwindigkeitsüberschreitung muss strafrechtlich verfolgt werden auch ohne Nachweis ob ein Rennen stattfand,wenn dabei Jemand zuTode kommt ist das mindestens Todschlag wofür es 20 Jahre Freiheitsstrafe gibt,auch der Versuch ist strafwürdig.Aber die Politik versagt,stattdessen werden Geschwindigkeitsbegrenzungen beispielsweise auf der A10 sogar aufgehoben

  8. 5.

    Komisch, wo doch fast jede Geschwindigkeitskontrolle als Abzockerei bezeichnet wird. Denn hier fängt es oft schon an. Es sollte jede extreme Überschreitung (z. b. mehr als 30 kmh innerorts) als Straftat eingeordnet werden. Dazu eine Halterhaftung eingeführt werden (ich muss wissen, wer mein Auto fährt) und am Besten längerer Führerscheinentzug.
    Es sollte wieder klarer werden, das Fahrzeug führen eine Verantwortung für sich und vor allem für Andere bedeutet.

  9. 4.

    Der deutlichst verstärkte Einsatz von Blitzern würde das vielleicht etwas eindämmen. Die generierten Einnahmen daraus sollten die Kosten locker decken.

  10. 3.

    Die Polizeifluchten wird man nicht verhindern können. Steigt diese Zahl, ist es ein Kompliment an die Polizeipräsenz. Bitte weiter so. Denn die Flüchtenden reden untereinander, auch wenn sie keine wirkliche Chance des Entkommens haben.
    Autovermieter handeln meines Wissens professionell: Wer einen Ferrari bekommt oder nicht ist klar...

  11. 2.

    Endlich werden Raser den ÖPNV-Schwarzfahrern gleichgestellt: verbotene Kraftfahrzeugrennen wurden von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft.

  12. 1.

    "Etwa 1.100 Fälle seien rechtskräftig abgeschlossen." Journalisten würden dazu mehr Details recherchieren, auch zur Motorisierung. gerade bei den Polizeifluchten.

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