JVA Tegel - Flüchtiger Vergewaltiger in Berlin-Neukölln gefasst
Vor knapp einer Woche konnte ein verurteilter Vergewaltiger während eines begleiteten Familienbesuchs entkommen - nun wurde der Mann in Berlin-Neukölln gefasst. Die Justizverwaltung kündigt Konsequenzen an.
Der seit Samstag flüchtige Insasse der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel ist am Freitag gefasst worden. Das hat die Senatsverwaltung für Justiz am Vormittag mitgeteilt. Intensivfahnder nahmen den 57-Jährigen am Freitagmorgen in einem Mehrfamilienhaus in der Neuköllner Morusstraße fest, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten. Zuvor hatten Fahnder des Landeskriminalamtes seinen Aufenthaltsort herausgefunden.
Justizsenatorin Felor Badenberg reagierte erleichtert: "Jede Minute auf freiem Fuß ist eine Minute zu viel. Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz. Diesen Fall nehme ich zum Anlass, die Bedingungen von begleiteten Ausführungen zu überprüfen – gegebenenfalls nachzubessern und anzupassen", teilte sie mit.
Verurteilter wurde offenbar bei seiner Mutter gefunden
Der wegen Vergewaltigung und Körperverletzung Verurteilte war zuletzt in der Sicherungsverwahrung untergebracht. Bei einem begleiteten Besuch bei seiner Mutter konnte er am vergangenen Wochenende fliehen. Er habe einen Gang zur Toilette und "einen Augenblick der Unachtsamkeit" genutzt, um den zwei Justizbeamten durch die Wohnungstür zu entwischen, erklärte Justizsenatorin Badenberg. Nach rbb-Informationen wurde der 57-Jährige nun in der Wohnung seiner Mutter gefasst.
Die Polizei hatte am Mittwoch Fotos des Mannes veröffentlicht und die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Die Behörden hatten davon abgeraten, sich dem Flüchtigen zu nähern oder ihn anzusprechen. Der 57-jährige Mann wurde laut Justizverwaltung wegen Körperverletzung und Vergewaltigung zu fünf Jahren Haft verurteilt und hatte die Strafe bereits im Jahr 2015 abgesessen. Weil der Mann aber weiter als gefährlich gelte, sei er danach in die Sicherungsverwahrung der JVA Tegel gekommen. Diese konnte der Straftäter laut Justizverwaltung regelmäßig verlassen. 42 Ausgänge seien bislang unbeanstandet abgelaufen.
Senatorin will generelles Ausgangsverbot erteilen
Justizsenatorin Badenberg hat bereits in dieser Woche im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses ein generelles Ausgangsverbot für Sicherungsverwahrte der JVA Tegel angekündigt. Sie können dadurch etwa keine Familienmitglieder mehr besuchen.
Erst vor knapp zwei Wochen war ein zweifacher Mörder von seinem ersten unbegleiteten Ausgang aus der Haft nicht ins Gefängnis zurückgekehrt. Rund 54 Stunden später wurde er in Brandenburg in der Wohnung seines Halbbruders gefasst. Für ihn seien sämtliche Lockerungen zurückgenommen worden, betonte Badenberg. Auch in seinem Fall sei die Flucht wahrscheinlich eine spontane Entscheidung gewesen.
Im Februar hatte ein 54-Jähriger aus der Sicherungsverwahrung der JVA Tegel einen Ausgang zur Flucht genutzt. Er wurde nach rund drei Tagen in Schleswig-Holstein gefasst.
Am gestrigen Donnerstag entwich ein Insasse aus dem offenen Vollzug der JVA Plötzensee bei einem begleiteten Arztbesuch. Der Mann ist wegen Diebstahls zu einer Geldstrafe von 2.250 Euro verurteilt.
Sendung: Inforadio, 05.07.2024, 12:30 Uhr