Schulen in Brandenburg - Experten: Fünf-Punkte-Programm des Bildungsministeriums bisher ohne Wirkung

Do 12.01.23 | 20:23 Uhr
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Symbolbild: Detailausschnitt aus einem Schulbuch einer dritten Klasse mit einem Vermerk der Lehrerin und einer Antwort des Schülers (Quelle: imago images/U. J. Alexander)
Bild: imago images/U. J. Alexander

Bildungsexperten haben bei einem Fachgespräch im Brandenburger Landtag heftige Kritik an der Bildungspolitik im Land geübt. Ein vor vier Jahren initiiertes Fünf-Punkte-Programm des Bildungsministeriums zur Verbesserung der Grundkompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Lesen und Schreiben habe bei der Umsetzung keine Wirkung gehabt, bemängelte unter anderem der Brandenburger Grundschulverband.

Bessere Ausstattung an Schulen gefordert

"Das scheinen nicht die Maßnahmen zu sein, die ausreichen, um Schülerleistungen zu verbessern", sagte die Vorsitzende Denise Sommer. Sie forderte eine bessere Ausstattung der Schulen und eine bessere Qualifikation der Lehrenden. Lehrerqualifikation sei dabei bedeutsam, genau wie die Lehrerfortbildung.

Die Brandenburger Grundschüler hatten im letzten IQB-Bildungstrend besonders schlecht abgeschnitten. Besonders in Mathe und Rechtschreibung hatten die Schüler weit unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Kurz darauf stellte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) einen "12-Punkte-Plan" vor.

Ministerium kündigt Austausch an

Bildungsexperte Hans-Jürgen Kuhn plädierte im Bildungsausschuss des Brandenburger Landtages dafür, Lehrkräfte, die Schulleitungen und die Fachkonferenzleiter im Land bei der Suche nach Ursachen unmittelbar miteinzubeziehen. Das sei in Brandenburg bisher noch nicht passiert.

"Sie sind ein Teil des Problems und zugleich die einzige Lösung, die wir haben. Sie machen täglich Unterricht. Und der war vom Ergebnis betrachtet nicht gut genug", so Kuhn. Pandemie und Migrationshintergrund von Kindern seien keine Gründe für das schlechte Abschneiden, so der Bildungsexperte weiter.

Das Bildungsministerium kündigte an, sich mit Experten und Schulen zu einem Austausch treffen zu wollen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.01.2023, 08:00 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Ja, man "fasst das Kindergeld ab" und um die armen Kleinen soll oder muss sich dann die Gesellschaft, der Staat kümmern. Es gab mal Zeiten, da gingen die Eltern wegen Einmischungen des Staates in die Erziehung und Schule auf die Straße. Scheint ja heute alles umgekehrt zu laufen, wie die Praxisberichte zeigen. Deshalb muss man seinem Kind zuliebe selbst als Elternteil sorgen, dass man es dazu bringt, sich selbst Lernorte zu erschließen, um dem allgemeinen Treiben zu entkommen.Ist sehr schwer, das weiß ich, aber man hat keine andere Wahl: IHK-Beruf durchziehen, oder MINT-Beruf wählen oder Meister-Ausbildung planen, dat läuft......

  2. 16.

    "Es gibt Länder in Dtschl. die ganz vorne bei der Bildung stehen: Sachsen, Bayern und Thüringen!" Das ist sicher kein Argument für andere Bundesländer, da davor die gehütete Länderhoheit in Sachen Bildung ist. Und auch die von Ihnen genannten Länder sind im internationalen Vergleich eher Mittelmaß und haben noch viel Luft nach oben.

  3. 14.

    Wer derart verkürzen kann und Recht haben will, kann keine Experte sein! O-Ton: "Pandemie und Migrationshintergrund von Kindern seien keine Gründe für das schlechte Abschneiden, so der Bildungsexperte weiter. "
    Kinder sind Kinder, keine kleinen Erwachsenen. Daher ist die Methodik das A & O sowie Ruhe in der Klasse.
    Und gerade die Methodik muss gelehrt, aber auch beispielhaft ausgetauscht werden. Der angeh. Lehrer muss aus dem stets wachsenden Methodik"schatz" auswählen und anwenden können.
    Es muss aber auch klar sein, dass Lernen wie Arbeit der Eltern ist. Natürlich ein harter Brocken, wenn man selbst im ALG II ist. Aber auch eine Motivation, das den Kindern zuliebe zu verändern: Eltern werden... , Eltern sein dagegen schwer! Hilft alles nix!

  4. 13.

    Es gibt Länder in Dtschl. die ganz vorne bei der Bildung stehen: Sachsen, Bayern und Thüringen!
    Es kann doch nicht so schwer sein deren Konzept zu kopieren und anzuwenden!
    Es muß doch nicht jedes Land nen neuen Versuch an den Kindern probieren und wenn`s schief geht haben die Kinder eben Pech gehabt. Aber ich vermute auch hier geht mal wieder Ideologie vor Realität und Schulen, Lehrer und Schüler sind die Leittragenden. :-(

  5. 12.

    Was hier an den Schulen passiert ist so erschreckend, das mein Mann und ich uns auf Stellen in anderen Bundesländern bewerben. Dort wird unser Kind - 1ser Schüler - sicher eine Klasse wiederhoeln müssen, um den Anschluß zu erhalten. Wer in Brandenburg bleibt versaut seinen Kindern die Zukunft. Nach der Grundschule gibt es keinen vernünftigen Schulplatz. Selbst die Lernwilligen haben hier keine Chance! Es ist unvorstellbar und erschreckend!

  6. 11.

    Das gibt's doch gar nicht ! Ein 5 Punkte-Programm und Null-Wirkung ? Konnten die Experten das nicht schon früher wissen oder waren da etwa gar keine beteiligt ? Verwundern würde es nicht, da Fachkräfte überall fehlen. Auf jeden Fall ist es spannend zu beobachten wie es weiter geht und wo es noch hinführt.

  7. 10.

    Die bisherigen Kommentare, offensichtlich von Leuten aus schulischen Einrichtungen, sind vernichtend. Aber das wird die Landespolitiker nicht berühren. Irgendwann wird es eine Pressekonferenz oder Verlautbarungen geben, wo Frau Ernst und ihre Adlanten Eigenlob betreiben wird. Es ist schade: wieder sind Jahre ohne spürbare Verbesserungen vergangen und ein Ende der Unfähigkeit und des Dilletantismus ist nicht abzusehen. Motto:" Wo wir sind klappt nichts, aber wir können nicht überall sein".

  8. 9.

    Wenn Entscheidungen von Laien am grünen Tisch nach Ideologien getroffen werden, ist so ein Ergebnis absehbar!

  9. 8.

    "Das Bildungsministerium kündigte an, sich mit Experten und Schulen zu einem Austausch treffen zu wollen." - war bisher sicher nicht notwendig.
    Und was macht Britta Ernst, 5-Punkte-Plan auf 12-Punkte-Plan zu erhöhen (bald wohl 31-Punkte-Plan).
    Durch Kompetenz scheint auch diese Damen nicht auf ihren Psten gekommen zu sein.
    Und nein, ich kenne nicht alle Hintergründe bzw. Aufgaben von Frau Ernst bzw. dem Bildungsministeriums (wahrscheinlich ein 2-Seiten-Gebilde).

  10. 7.

    Echt jetzt? Es fällt jemandem auf das man Lehrer und Direktoren da mit einbeziehen muss. Ich glaube es nicht. Das ist doch wohl eigentlich das Wichtigste. Oh man.....Kein Wunder wenn dann nur Mist bei solchen komischen Punkteplänen rauskommt. Leute die keine Ahnu g von der Praxis haben sagen aber wie es gehen soll. Unfassbar.....

  11. 6.

    In die Schule kommen heute Schüler, die noch nie gezählt haben, denen nie vorgelesen wurde. Einen Würfel kennen sie nicht (bei „Mensch ärgere dich“ kann man prima erste Zählversuche machen). Ich sehe täglich Kinder, die keine Brote dabei haben, dafür 1L Cola. Kinder, die bis nachts zocken und noch nie einen Hefter dabei hatten. Kinder, die ohne jegliche Deutschkenntnisse in großen Klassen lernen sollen. Meinen die wirklich allen Ernstes, gestandene, liebe Lehrer können es auf einmal nicht mehr?

  12. 5.

    1. Zu viele Seiten- und Quereinsteiger ohne methodische oder pädagogische Kenntnisse
    2. Viele Schüler, die selbst oder deren Eltern kaum oder nicht die deutsche Sprache sprechen
    3. Lehrern wurden viel zu viele zusätzliche Aufgaben übertragen. Das Lehren ist fast schon Nebensache geworden.

  13. 4.

    Egal wieviel Pläne die Länder und die Bundesregierung noch aufstellen, unser Bildungssystem ist und bleibt beschämend. Nach zehn Jahren Schule können viele Schüler weder das 1x1 richtig, Kopfrechnen ganz schwach und über Rechtschreibung reden wir am besten gar nicht. Für die Berufsausbildung sind sehr viele nicht verwendbar. Die genannten Dinge werden in der Schule zu wenig geübt. Es liegt am Bildungssystem, an den lernunwilligen Schülern, der Klassenstruktur sowie Ablehnung „Deutsch“ zu lernen.

  14. 3.

    Solange Ministerin Ernst die Ursachen der Probleme negiert (der zu frühe Zeitpunkt der Studie sei schuld!), wird sich nichts ändern: die selbst verursachte Personalsituation
    (abgeordnete Lehrer in den Unterricht!) - führt an Grundschulen zu hohen Klassenfrequenzen (Differenzieren kaum möglich!) - falsche didaktische Konzepte verbieten (z.B. Schreiben nach Gehör) - Lehrer u. Schulleitung vom Verwaltungswust befreien-alle Ressourcen in d. Grundschule!
    Kein Bildungsgipfel-das zeigt die Ignoranz!!

  15. 2.

    Britta Ernst muss ausgetauscht werden. Unglaublich wie diese Frau die Schulen im Land zugrunde richtet mit völlig falscher Bildungspolitik.

  16. 1.

    Was habe ich das "damals" gehasst - "Schönschrift. Brav, erst mit Bleistift, später mit Füller über diese drei Zeilen. Die Steigerung - ein Diktat in Schönschrift (ohne "Ratzefummel", gar "Tintenkiller). Ähnliches beim "Rechnen". Nur eine Zahl pro Kästchen (Monty Python muss dies auch in der Schule gehabt haben). Ach was soll der Geiz - geschadet hat es nicht - so nachträglich betrachtet. und heute .....

    Woher soll ich wissen was ich schreibe, wenn ich es selbst nicht mehr lesen kann.

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