Fußball - Das sind die neuen Regeln für die Bundesliga-Saison 2024/25

Di 30.07.24 | 16:53 Uhr | Von Antonia Hennigs
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Fußballschiedsrichter (Foto: IMAGO / Claus Bergmann)
Bild: IMAGO / Claus Bergmann

Das Erfolgsmodell der Europameisterschaft - die sogenannte Kapitänsregelung - wird nun auch im deutschen Fußball eingeführt. Und nicht nur die Profis von Hertha, Union und Cottbus müssen sich umgewöhnen. Von Antonia Hennigs

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat zusammen mit der DFB-Schiri GmbH und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die neuen Regelungen für die Saison 2024/25 festgelegt. Die Neuerungen gelten für die drei Profiligen der Männer, die Frauen-Bundesligen, den DFB-Pokal, sowie auch für den Amateur- und Jugendbereich.

Die wohl größte Veränderung ist dabei die Einführung der "Kapitänsregelung", die während der Europameisterschaft 2024 mit großem Erfolg angewendet wurde. Jede Mannschaft stellt einen Ansprechpartner - in den meisten Fällen ist das der Kapitän - der in hitzigen Situationen dazu befugt ist, mit dem Schiedsrichter zu kommunizieren.

"Das Ziel ist einfach: Weniger Diskussionen, weniger Unterbrechungen, mehr Fußball", erklärt Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner. Der 61-Jährige war einer der bekanntesten Fußball-Schiedsrichter Deutschlands und ist heute unter anderem im Bereich der Schiedsrichter-Ausbildung für den DFB tätig.

Kein allgemeines Kommunikationsverbot

Die "Kapitänsregelung" sei aber ausschließlich für besonders hitzige Situationen wie Rudelbildungen gedacht, betont Wagner. Im normalen Spielverlauf "wird der Schiedsrichter weiterhin mit Spielern sprechen, wenn er sie ermahnt oder wenn er zu fairer Spielweise anhält. Wenn die Spieler eine Nachfrage haben, können sie mit dem Schiedsrichter sprechen."

Weniger gesprochen werden soll wiederum vor Standardsituationen. Der DFB weist die Schiedsrichter an, die Ansprachen an die Spieler zu reduzieren. "Grundsätzlich ist es gut, wenn der Schiedsrichter einen oder mehrere Spieler vor Standardsituationen anspricht, aber bitte nicht vor jeder Standardsituation und fünf Mal hintereinander", sagt Wagner. Diese Gespräche hätten vor allem während der EM viel Zeit gekostet.

Nettospielzeit und Fairness stehen im Vordergrund

Das Ziel der Neuerungen für die Saison 2024/25 ist laut Wagner klar: "Man will einfach mehr Fußball sehen." Deshalb seien die Schiedsrichter auch explizit dazu aufgerufen, Torhüter, die den Ball länger als die erlaubten sechs Sekunden in den Händen hielten, "präventiv" anzusprechen und dieses Verhalten zu verhindern. Gleiches solle bei Einwürfen passieren.

Die Erklärung für diese Anpassungen ist laut Wagner ganz einfach: "Es war so ein schleichender Prozess. Es wurde immer mehr diskutiert, immer mehr lamentiert, es wurde letztendlich immer weniger Fußball gespielt", erklärt Lutz Wagner. "Es ist ja auch im Sinne des Fans. Der will ja keine diskutierenden Spieler und Schiedsrichter sehen, sondern der will den Ball laufen sehen."

DFB-Regelexperte Lutz Wagner (IMAGO / Jan Huebner)DFB-Regelexperte Lutz Wagner

"Keep it simple"

Auch beim Strafstoß ist eine Anpassung vorgenommen worden: Läuft ein Spieler beim Strafstoß zu früh in den Strafraum, wird das ab sofort nicht automatisch bestraft. Es sei denn, er greift ins Spiel ein. "Aber wenn er ins Spiel eingreift, dann muss er entweder auch eine torreife Situation kreieren oder als Verteidiger, eine torreife Situation verhindern", sagt Wagner.

Das seien ein bisschen zu viele "Wenn und Aber", befindet der ehemalige Schiedsrichter. Und mit jeder neuen Anweisung mache man den Sport auch komplizierter.

Neues Strafmaß für Handspielregelung

Ebenfalls kompliziert ist seit Jahren die Handspielregel im Fußball. "Ich finde den Vorschlag von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht verkehrt. Er sagt, es ist doch ein Unterschied, wenn ich eine torreiche Situation verhindere oder eine Situation irgendwo im Strafraumeck", sagt Wagner. "Das ist ja auch beim Foulspiel so. Wenn jemand eine Notbremse macht, wird es ja auch gravierender bestraft. Nur eins ist auch wichtig: Dazu müsste die Regel erstmal wieder geändert werden."

Die oftmals kritisierte Auslegung der Handspielregelung bleibt auch zur Spielzeit 2024/25 zwar dieselbe, jedoch verändert sich zur neuen Saison zumindest das Strafmaß. So bleibt die Bewertung von "absichtlichem" und "unabsichtlichem" Handspiel dieselbe.

Neu ist: Bei unabsichtlichem Handspiel im Strafraum, das ein Tor verhindert, wird es zukünftig nicht mehr die rote sondern die gelbe Karte geben. Wird ein verheißungsvoller Angriff per Hand verhindert, gibt es zukünftig anstatt der gelben Karte keine persönliche Verwarnung mehr.

Neues vom Schienbeinschoner

Nicht ganz so kompliziert ist die Anpassung beim Thema Schienbeinschoner: "Da ist jetzt der Spieler für seine Gesundheit verantwortlich. Das heißt, die müssen zwar getragen werden, aber wie groß die sind und aus was für einem Material, ist jetzt Sache des Spielers", erklärt der Experte. Damit müsse der Schiedsrichter auf dem Feld weniger kontrollieren.

Die Fußball-Mannschaften aus Berlin und Brandenburg sollten die Neuerungen nun also verinnerlichen, um Verwarnungen zu vermeiden. Und für die Mannschaften, deren Kapitäne im Tor stehen, gilt natürlich: Hier darf und soll ein weiterer Ansprechpartner ausgewählt werden, der die Kommuniksation auf dem Feld übernimmt.

Sendung: rbb24 inforadio, 30.07.2024, 19 Uhr

Beitrag von Antonia Hennigs

3 Kommentare

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  1. 3.

    Andere Sportarten machen es vor..

    Wenn der Ball ruht, Zeit stoppen.
    So geht keine Minute verloren und Nachspielzeit ist auch gegessen.
    So kann jeder auf dem Boden liegen so lange er will.. oder so langsam zum Wechseln laufen wie er mag.. Zeit wird dadurch nicht mehr geschunden.

  2. 2.

    Als ich in den 1980ern Schiri wurde, hatte ich gelernt, dass ich nur mit dem Kapitän oder der Kapitänin diskutieren brauch. Alles andere konnte als Unsportlichkeit geahndet werden. Daher verstehe ich bis heute nicht, wie dass so ausarten konnte! Eine gute Regel!
    Die heutige Handspielregel ist für mich Blödsinn! Was heute teils als absichtlich gepfiffen wird, ist schon fast eine Verfälschung eines Spiels und wird durch das Wischiwaschi fast immer zur VAR-Angelegenheit!
    Eisern Berlin

  3. 1.

    Durch die neue Regelung das nur der Kapitän mit dem Schiri reden darf geht zwar etwas die Stimmung verloren, aber mitunter waren die Diskussionen zum einen sinnlos und nahmen überhand. In anderen Sportarten hat sich die Regelung schon länger bewährt.

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