IBF-Event in Hamburg - Berliner Boxerin Nina Meinke darf endlich um den WM-Titel kämpfen
Monatelang hatte sich Boxerin Nina Meinke Anfang des Jahres auf ihren WM-Kampf in Puerto Rico vorbereitet. Nur eine Stunde vor dem Start wurde das Duell dann allerdings abgesagt. Eine herbe Enttäuschung für Meinke, doch nun erhält sie eine neue Chance.
Eisbox, zwei Trainingslager auf Usedom und in England, Lymphdrainage: Die Berliner Boxerin Nina Meinke gibt bei der Vorbereitung auf ihren WM-Kampf alles. Diesmal soll es endlich klappen mit dem großen Duell, nachdem der Kampf gegen die Vierfach-Weltmeisterin Amanda Serrano in Puerto Rico im März nur gut eine Stunde vor Beginn des Kampfes abgesagt worden war.
Serrano hatte eine Augenverletzung als Grund für ihren kurzfristigen Rückzug angegeben. Meinke musste die Heimreise trotz monatelanger Vorbereitung ohne das Erlebnis eines WM-Kampfs in einer riesigen Halle antreten. Nun trifft sie am Samstag (20 Uhr) in Hamburg auf die Argentinierin Daniela Bermudez, die Zweite der Weltrangliste. Die Vorfreude bei Meinke – der Nummer eins der Weltrangliste - ist groß.
Tipps von Box-Ikone Wegner
"Wir wollen natürlich das Bestmögliche rausholen, damit ich am Samstag fit, regeneriert und gut drauf bin", sagt sie, angesprochen auf ihr umfangreiches Vorbereitungsprogramm. "Jetzt fühle ich mich gut und habe wieder Energie", ergänzt die 31-Jährige.
Dass sie der kurzfristig abgesagte Kampf im März länger emotional beschäftigt hat, verheimlicht Meinke nicht. "Psychisch habe ich wirklich daran genagt", sagt sie. "Mit der Info, dass ich jetzt um die Weltmeisterschaft boxen kann, hat sich das aber wieder etwas eingependelt."
Wochenlang hat sie sich nun für das große Ziel vorbereitet – den Weltmeistertitel im Federgewicht nach IBF-Version. Strandläufe auf Usedom, stundenlanges Sparring in der Nähe von Sheffield und Tipps von einem Weltmeister-Coach haben sie in den letzten Wochen begleitet. "Ulli Wegner hat gesagt, dass der Kampf erst ab Runde fünf oder sechs wirklich anfängt. Mit ihm zusammen war ich in Zinnowitz und habe mich ausgetauscht und mir ein paar Ratschläge abgeholt", erzählt Meinke. "Er meinte, es ist wichtig, dass man es nicht komplett überstürzt."
Kampfzeit: 12-mal drei Minuten
Das gilt insbesondere deshalb, weil Meinkes Kampf gegen Bermudez allein wegen des besonderen Regelwerks bereits historisch ist. "Wir kämpfen erstmals über die Männerdistanz, also 12-mal drei Minuten. Man muss sich überlegen, das ist fast das Doppelte der eigentlichen Kampfzeit. Das war also schon nochmal eine andere Vorbereitung", sagt Meinke.
Für ihre Gegnerin findet die Spandauerin ausschließlich lobende Worte. "Daniela Bermudez ist eine sehr starke Kämpferin aus Argentinien", sagt sie. "Sie ist auf Platz zwei der Weltrangliste, und die Südamerikanerinnen sind immer sehr temperamentvoll", ergänzt sie lachend.
Selbst in Meinkes Träumen wird geboxt
Meinkes größtes Problem ist nach eigenen Angaben derzeit aber nicht die Gegnerin, sondern der Schlaf. "Im Sparringslager habe ich unglaublich viel vom Boxen geträumt. Jedes Mal, wenn ich eingeschlafen bin, bin ich sofort wieder wach geworden, weil ich angefangen habe zu zucken und durch die Gegend zu schlagen", sagt sie. "Ich bin ganz wirr und durcheinander. Ich glaube, mein Kopf verarbeitet sehr, sehr viel momentan. Es sind aufregende Nächte, nicht immer besonders erholsam."
Die Nacht von Samstag auf Sonntag wird für Meinke mit dem Kampf gegen Bermudez ganz sicher ebenfalls nicht erholsam. Die Träume im Anschluss könnten allerdings deutlich angenehmer werden - wenn sich alles um den gewonnenen WM-Titel dreht.
Sendung: DER TAG, 17.09.24, 18 Uhr