Uckermark - Wenig Platz für verletzte Greifvögel in Brandenburg
Werden Greifvögel verletzt, hilft nur noch der Tierarzt. Einmal genesen, müssen die Tiere allerdings wieder ausgewildert werden. Im Norden Brandenburgs gab es dafür eine spezielle Vogelstation. Doch diese ist seit Monaten geschlossen.
Die Rettung von Greifvögeln ist für den Templiner Tierarzt Ingo Börner seit einigen Monaten komplizierter geworden. Bei ihm landen jede Woche streng geschützte Greifvögel auf dem Tisch, doch Börner hat keine Volieren und wenig Platz für die Greifvögel, auf die er sich spezialisiert hat. Jahrelang arbeitete er mit der Naturschutzstation Woblitz zusammen, die zwischen Lychen (Uckermark) und Himmelpfort (Oberhavel) liegt. Doch seit Februar ist sie geschlossen.
Börners Fähigkeiten haben sich herumgesprochen, immer wieder bringen ihm Menschen aus der Umgebung verletzte Greifvögel. So wie einen Fischadler, der unter einer Hochspannungsleitung gefunden wurde. "Die Erstbehandlung erfolgt bei mir, und an dieser Station ging es um die Weiterfliege, ums Gesundpflegen, bis die Vögel wieder flugfähig waren", sagt Börner dem rbb. "Sie wurden überwacht, da gab es regelmäßig entsprechendes Futter."
Private Tierschützer helfen dem Tierarzt
Im Moment behilft sich Tierarzt Börner mit kleineren Volieren bei privaten Tierschützern, wie er sagt. Vor ihrer Schließung wurden jährlich mehr als 100 Greifvögel in der Naturschutzstation Woblitz wieder auf die freie Wildbahn vorbereitet. Es gab große Volieren, vor allem für die streng geschützten Seefisch und Schreiadler.
Monatelang hatte sich das Landesumweltamt nach eigenen Angaben um den Fortbestand der Einrichtung bemüht. Zuletzt habe eine private Stiftung geplant, die Liegenschaft zu erwerben und weiterzuführen, teilte das Umweltamt dem rbb mit. Die Stiftung sei jedoch schließlich von diesem Angebot wieder zurückgetreten. "Daher musste die Greifvogelstation zu unserem Bedauern endgültig geschlossen werden", heißt es in der Mitteilung.
Keine vergleichbare Station im Norden Brandenburgs
Nach der Schließung der Einrichtung in Woblitz gibt es in Brandenburg nur noch drei Stationen für verletzte Vögel. Nur eine davon ist auf Greifvögel spezialisiert – allerdings liegt sie in der Niederlausitz, ganz im Süden des Landes.
Für Tierarzt Ingo Börner wäre nun die nächste Station im Berliner Stadtteil Pankow. Börner glaube nicht, dass der Kontakt und der Transport in die weit entfernte Station gut funktionieren würden. Börner fordert deswegen "im Sinne des Greifvogelschutzes", dass das Land Brandenburg schnell handelt.
120.000 Euro wären notwendig
Besorgt zeigt sich auch Karsten Matschei, der den Förderverein der ehemaligen Station in Woblitz immer noch führt. Überall im Land fehle Geld, aber hier wäre der Rotstift an der falschen Stelle angesetzt, so Matschei. Der Nabu Brandenburg hätte zwar die Station übernommen wollen, sagt er, "aber wir brauchen 120.000 Euro aus dem Landesetat, um die Station langfristig zu erhalten."
Das Land habe ihnen zunächst 75.000 Euro zugesagt, aber auch diese Summe sei am Ende nicht mehr da gewesen, so Matschei. Es habe auch ein Paar aus Berlin gegeben, die die Station gern weitergeführt hätte. Doch ohne das Geld wurde daraus nichts. "Eine Katastrophe für das Land", sagt Matschei.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.08.2023, 15:40 Uhr