Wirtschaftskriminalität - Berliner Justiz warnt vor Betrug mit Cybertrading

Mo 30.09.24 | 10:21 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Symbolbild: Krypto-Scam (Quelle: dpa/Addictive Stock/Shotshop)
Bild: dpa/Addictive Stock/Shotshop

Die Werbung ist gefälscht, die Renditeversprechen enorm. Am Ende ist das Geld einfach nur: weg. Die Berliner Justiz verfolgt immer öfter Betrugsfälle mit Cybertrading. Dass die Krypto-Finanzwelt kaum reguliert sei, mache es den Tätern leicht. Von S. Schöbel

Betrug mit Cybertrading, vor allem der Handel mit Kryptowährungen, stellt aus Sicht der Berliner Justiz ein immer größeres Problem dar. Dabei setzen die Täter immer häufiger gefälschte Trading-Webseiten ein, die sie in den Sozialen Medien mit hohen Gewinnversprechen und Fakes bewerben. Das geht aus einer Antwort der Innenverwaltung auf eine aktuelle parlamentarische Antwort der Linken hervor.

Ziel der Täter sei es, unerfahrene Anleger mit dem Versprechen auf schnelle Gewinne anzulocken. Dabei wird besonders häufig mit mutmaßlich positiven Medienberichten über das Anlageprodukt geworben, die jedoch alle falsch sind.

So werde beispielweise oft ein Zusammenhang mit der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen" hergestellt. In dieser Fernsehsendung stellen Erfinder oder Gründer Geschäftsideen vor, in der Hoffnung, dass Investoren in ihr Start-up investieren. Durch den Verweis auf diese VOX-Sendung solle "gezielt Vertrauen und Seriosität" erweckt werden, dahinter verberge sich aber eine betrügerische Absicht.

Auch über Dating-Plattformen würden die Täter gezielt Personen ansprechen, um sie in emotional schwachen Momenten zur Geldanlage zu überreden, heißt es. Über die Betrugsmasche hatte zuletzt auch die rbb-Sendung "Täter, Opfer, Polize" berichtet.

Fantasieprodukte und Fake-Werbung

Die Opfer würden dabei auf gefälschten Handelsplattformen geschickt, wo sie ihre personenbezogenen Daten hinterlassen müssen. "Die Website selbst enthält nur wenige Angaben zu betreibenden Personen", so die Innenverwaltung. "Es handelt sich um Fantasieprodukte zur Täuschung der Anlegenden." Tatsächlich stehe dahinter ein Netzwerk aus bestens organisierten Betrügern, die mit ausländischen Callcentern und psychologisch geschulten Fake-Beratern agieren. Die Opfer würden dann regelrecht zur Geldanlage gedrängt, unter anderem indem sich die Täter über Fernwartungssoftware Zugriff auf die Computer ihrer Opfer verschaffen.

Die Zahlung für vermeintlichen Geldanlagen geschehe über falschen Konten oder direkt über Kryptobörsen und verschlüsselte Konten, sogenannte "Wallets". Die Täter gaukeln den Anlegern dann Gewinne vor und motivieren damit zu weiteren Investitionen. "Sobald Anlegende Auszahlungen aus dem Guthaben wünschen, werden sie, sofern sie noch einen Kontakt zum Betreibenden der Plattform herstellen können, vertröstet." Eine Geldanlage fand in Wirklichkeit aber nie statt, so die Innenverwaltung. Den Täter werde auch dadurch geholfen, dass der Markt mit Kryptowährungen bislang weitgehend unreguliert ist, so die Innenverwaltung.

Wirtschaftskriminalität sorgt für Schäden in Millionenhöhe

"Anlagebetrug trifft oft die finanziell weniger gebildeten oder vulnerablen Menschen, die sich erhoffen, durch Investitionen ihren Lebensstandard zu verbessern", sagte der finanz- und rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion, Sebastian Schlüsselburg. Hinter den Taten stecke meistens das Organisierte Verbrechen, und neben den finanziellen Schäden werde auch das Vertrauen in den Rechtsstaat auf die Probe gestellt. "Staatsanwaltschaft, Polizei und Gerichte müssen deswegen für diesen Kampf unbedingt besser ausgestattet werden", so Schlüsselburg. Das sollte eine höhere Priorität haben als zum Beispiel die Befriedung des Görlitzer Parks mit einem Zaun. "Die großen Fische tragen Nadelstreifenanzüge und keine Brustbeutel."

Insgesamt verzeichnete die Berliner Justiz allerdings auch Erfolge im Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität. So sank 2023 die Gesamtzahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent - allerdings nachdem sie Fallzahlen während der Pandemie durch zahlreiche Betrugsfälle mit Coronahilfen oder Testzentren stark angestiegen war. Zum Vergleich: Zählte die Justiz 2019 noch rund 2.700 Fälle von Wirtschaftskriminalität, waren es 2023 insgesamt fast 5.700.

Während die Aufklärungsquote bei relativ einfachen Betrugs- und Insolvenzdelikten bei weit über 90 Prozent lag, betrug sie bei Anlage- und Finanzdelikten nur etwas mehr als 70 Prozent. Die Gesamtschadenssumme der Wirtschaftsdelikte lag im vergangenen Jahr bei fast 400 Millionen Euro.

Sendung: Inforadio, 30.09.2024, 11:00 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

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12 Kommentare

  1. 12.

    Es ist zocken, wie in der Spielbank! Und wer sich das leisten kann... wie gesagt, mein Mitleid hält sich in engen Grenzen.

  2. 11.

    >"Jaa, aber man kann schon in kurzer Zeit viel plus machen, nach dem Motto: in 30 Tagen glücklich und reich!"
    ... oder umgekehrt auch möglich depremiert und arm. Das sind risokreiche Anlagegeschäfte. Nicht so jedermanns Sache.

  3. 9.

    Da stimme ich Ihnen zu....aber es geht ja indem konkreten Fall um die Werbeversprechen. Ich selbst kann als Einzelanleger an einer Kryptobörse direkt kaufen und brauche dazu keinen Dritten der diese dubiosen Versprechen gibt.

  4. 8.

    Es ist traurig, wenn Menschen sich in ihrer Hoffnungslosigkeit an jeden Strohhalm klammern. Wären sie nicht verzweifelt, würde ihnen der gesunde Menschenverstand sagen, dass es keine Geheimtipps gibt, die öffentlich herumposaunt werden. Denn was viele wissen, ist nunmal nicht mehr geheim und könnte, selbst wenn es seriös wäre, nicht mehr die Erwartungen erfüllen.
    Die dagegen, die den Hals nicht voll genug kriegen können, müssen eben die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben. Je größer die Gier wird, desto mehr schrumpft alles andere.

  5. 7.

    Na was die Teslaaktie betrifft, ist diese im Szurzflug. Weil Herr Musk offensichtlich sich als rechtsradikaler Unterstützer Trumps geoutet hat.

  6. 6.

    >"mit Kryptowährung/Bitcoins usw. kann man auch gutes Geld machen!"
    Geld vielleicht, aber gutes? Volkswirtschaftlich ist Geld, das nur für sich und in sich arbeitet, ohne Wert.

  7. 5.

    Vor nicht ganz zehn Jahren kostete so'n Cyberdollar rd. 600 Euro, das Teslapapier war vor fünf Jahren für 'n 20er zu haben. In beiden Fällen wurde das vielfach als Spinnerei abgetan, in beiden Fällen waren Abzocker en masse unterwegs und in beiden Fällen konnte man, neutral informiert, gutes Geld verdienen. Die Aussage in Bericht ""Anlagebetrug trifft oft die finanziell weniger gebildeten oder vulnerablen Menschen, die sich erhoffen, durch Investitionen ihren Lebensstandard zu verbessern" trifft vollumfänglich zu. Bei risikobehafteten Anlagen mit möglicherweise hohen Renditen dürfen schon die Alarmglocken, vor allem hinsichtlich des Angebotsumfeldes, klingeln. Früher war es die "Nigeria-Connection", heute sind es "Geheimtipps" per Mail oder wie auch immer. Die Inbezugsetzung der Kosten der OK-Bekämpfung mit dem Zaun um den Görli entspricht allerdings in dem Sinngehalt zweifelhafter Cyberwerbung.

  8. 4.

    Auch Herr Lindner FDP gibt heiße Tipps in der Milbrit Talkshow wie er selbst die schnellen Krypto Millionen macht. Da kann es ja nur schiefgehen. Die Dt. Bank wollte den Herrn verklagen, wenn das richtig ist.

  9. 2.

    Wenn teils 2 oder gar 3 stellige Renditen in kurzer Zeit versprochen werden sollte Menschenverstand schon auf Alarm gehen.

  10. 1.

    Gier frist Verstand!


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