Drogenprobleme - Berliner Polizei verzeichnet mehr Straftaten im Zusammenhang mit Crack

Fr 15.09.23 | 09:21 Uhr
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Drogenabhängige konsumieren im Sommer 2023 Drogen auf einem Spielplatz am Leopoldplatz in Wedding. (Quelle: rbb)
Audio: rbb 88.8 | 15.09.2023 | Jana Schmidt | Bild: rbb

Im Zusammenhang mit der gefährlichen Droge Crack sind der Berliner Polizei immer mehr Straftaten in den vergangenen Jahren aufgefallen. Das geht aus der am Freitag bekannt gewordenen Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken hervor.

2018 waren es demnach nur sechs Fälle, in denen Verkauf oder Besitz von Crack in der Kriminalstatistik erfasst wurden. Die Zahlen stiegen kontinuierlich an – im vergangenen Jahr wurden 27 Fälle erfasst.

Von wie vielen Menschen die Droge tatsächlich geraucht wird, lässt sich aber kaum feststellen.

Polizei und Senat stellten fest, Crack-Konsum sei "mittlerweile in zahlreichen Bezirken und an vielen Orten zu beobachten". Genannt wurden Görlitzer Park, Wrangel- und Reichenberger Kiez, also die gesamte Umgebung des Parks in Kreuzberg, sowie das nahe gelegene Kottbusser Tor und der Leopoldplatz in Wedding.

Hohes Suchtpotenzial

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte kürzlich, auf die Ausbreitung von Crack in Berlin deuteten Rückmeldungen der Suchthilfe, der Süchtigen und der Polizei hin. Gründe seien die Verfügbarkeit von Kokain, der leichte Herstellungsprozess, der niedrige Preis und das hohe Suchtpotenzial.

Derzeit laufen Beratungen des Senats mit den Suchthilfekoordinationen der Bezirke und den Suchthilfeträgern, um Maßnahmen zu entwickeln, hieß es in der Antwort auf die Anfrage weiter. Handlungsempfehlungen von Experten sollten nun auch in der Berliner Drogen- und Suchthilfe angewendet werden. Crack-Süchtige sollten extra eingerichtete Plätze in den Drogenkonsumräumen nutzen. Geprüft werde auch, "ob sogenannte Rauchzelte aufgestellt werden können”. Dadurch könnte das Angebot der Konsummobilangebote erweitert und die Wartezeit verkürzt werden.

Fehlende Fachkräfte in der Suchthilfe

Es sollen zudem mehr solcher Drogenkonsumräume bereitgestellt und die Öffnungszeiten erweitert werden. Die Probleme dabei seien aber der Mangel an Fachkräften, also Sozialarbeitern und medizinischem Personal. Ein weiteres Problem ist, geeignete und bezahlbare Objekte auf dem Immobilienmarkt zu finden. Viele Vermieter lehnten zudem Verträge mit Vereinen der Suchthilfe ab.

Die Droge Crack wird auf Kokainbasis hergestellt und in kleinen Pfeifen geraucht. Die Wirkung kommt sofort, das Suchtpotenzial ist hoch. In den USA führte Crack in den 1990er Jahren zu großen Probleme, in Berlin ist die Droge auf dem Vormarsch.

12 Kommentare

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  1. 12.

    Am Leopoldplatz führt die Crack-Welle zu verstärkter Beschaffungskriminalität. In die Cafés rund um den Platz wird ständig eingebrochen, Fahrräder vom Hof weg geklaut, es kommt zu Raubdelikten (kürzlich wurde hier ein junger Mann von einer verletzt). Es ist viel schlimmer geworden als früher, wo "nur" die Heroinabhängigen das Problem waren.
    Bei Crack gibt es auch keine Substitution wie Methadon bei Heroin, die Suchthilfe kann hier also auch kein echtes Angebot an die Suchtkranken machen, deshalb kann man bezweifeln, dass mehr Sozialarbeiter und mehr Konsumräume oder gar "Rauchzelte" eine spürbare Wirkung haben können.

    Seit kurzem ist die Polizei auf dem Platz deutlich aktiver geworden. Über die Auswirkungen dieser Präsenz wird am Runden Tisch Leopoldplatz gesprochen werden, der wieder am 27.9. mit der Bezirksbürgermeisterin stattfindet: um 18 Uhr im ehemaligen Weddinger BVV-Saal am Jobcenter neben dem Rathaus. Wer einen Sitzplatz braucht, sollte zeitig erscheinen.

  2. 11.

    Antwort auf "Karsten" vom Freitag, 15.09.2023 | 18:11 Uhr
    "Wird Crack demnächst auf vom Dealer Staat Deutschland freigegeben ?" Na klar, das wird kostenlos an den Tafeln ausgegeben, damit die Süchties sich nur einen Weg merken müssen

  3. 10.

    Au ja, "RAUCHINSELN" :-)) im Sommer mit SB-Kühlschrank voll Bier und im Winter mit Heizpilz..... und immer jemanden zum Händchenhalten, wenn die Hose anfängt zu flattern.
    Diese Maßnahme wird umgehend dafür sorgen, dass die Drogenszene aus Berlin verschwindet und die Parks sicherer und sauberer werden. Gern noch ein paar Schlafinseln für die Obdachlosen!

  4. 9.

    Wird Crack demnächst auf vom Dealer Staat Deutschland freigegeben ?
    In Deutschland ist langsam alles möglich.

  5. 8.

    27 im Jahr? Die sehe ich im Wrangelkiez inzwischen an einem Wochenende. Extrem aggressiv, überall in den Hauseingängen und Fluren. Oder morgens die Hinterlassenschaften. Ob nun strikter Verfolgung oder mehr soziale Hilfe der bessere Weg sind? Vermieter braucht es beides ohne sich ständig den schwarzen Peter hin und her zu schieben.

  6. 7.

    Tja in anderen Ländern funktioniert es, sollte man mal drüber nachdenken was hier falsch gemacht wird. Was würden unsere Parks sauber aussehen wenn jeder der mit Drogen hantiert zu 2 Jahren Sozialarbeit verurteilt wird.

  7. 6.

    An den Anblick hat sich schon jeder gewöhnt, schlimmer die Zustände bei uns auf dem Friedhof- ohne Ehre und Respekt!
    Spielplätze können gewechselt werden, Friedhöfe leider nicht!
    Ich bin derzeit im Gespräch mit dem Bez.—amt Mitte, hinsichtlich Chipkartenverteilung, Wachschutz, während der Öffnungszeit auf dem Friedhof.

    Crackkonsumierer werden mit der Zeit aggressiv, während ein Junkie seine Ruhe will, das ist das Problem!
    Die Regierung gibt soviel Geld aus, nur nicht für Drogenkranke! Schade

  8. 5.

    Und was fangen die LINKE mit der "bekannt gewordenen Antwort des Senats" an?
    Bestimmt dem jetzigen (6-monatigen) Senat Vorwürfe machen und Tatenlosigkeit.

  9. 4.

    Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht hat dieses Problem schon länger erkannt. Erschreckend wie manche Suchtkranke im ÖPNV, wie Zombies vor sich hin vegetieren. Ich empfinde die Zustände in Berlin jetzt schon alarmierend und abstoßend.

  10. 3.

    Schön, wenn der Spielplatz unserer Kinder als Bild für den steigenden Drogenkonsum und alles was damit an Folgen zusammenhängt verwendet wird.
    Da fühlt man sich doch in richtig guter Nachbarschaft! -
    Aber es gibt ja jetzt mehr Kiezläufer......

  11. 2.

    Mein Dank gilt an den Verfasser der Zeilen. Ein paar Zeilen hätte ich mir jedoch auch über die Lage in Brandenburg und den angrenzendem Bundesländern gewünscht, da z. B. in Sachsen der Drogenmissbrauch ständig ansteigt. Leider sind die Süchtigen und deren Umfeld die Verlierer. Das in Berlin qualifiziertes Personal und Räumlichkeiten, wie bei vielen anderen sozialen Projekten fehlen, ist die traurige Wahrheit. Bleibt nur die Hoffnung, dass Polizei, Bundespolizei und Zoll einen guten Job machen.

  12. 1.

    In den Kommentaren zur Artikelserie zur Situation rund um den Görli wurde oft die Drogenpolitik Portugals als vorbildlich dargestellt. Handel ist dort weiterhin strafbar, die Konsumenten gehen aber meist straffrei aus. Wer Crack für den Eigengebrauch erwischt wird, muss nicht vor den Richter, sondern zum Arzt oder Psychologen. In Einzelgesprächen wird die Ursache des Konsums hinterfragt und wenn nötig wird eine Therapie angeboten. Die kann der Betroffene nutzen oder nicht, alles geschieht ohne Zwang. In besonders schweren Fällen kann eine Kommission, die es überall im Land gibt, auch Sanktionen aussprechen. Ortsverbote, Gemeindearbeit und Geldbußen. Hinweise, dass dort aber Rauchzelte o.ä. aufgestellt werden, habe ich nicht gefunden.

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