Studie der TU Berlin - Bäume in historischen Parks durch Extremwetter massiv geschädigt
Zu trocken, zu heiß, zu stürmisch: Extremwetter hat die historischen Parks und Gärten Deutschlands massiv geschädigt, wie eine erstmalig dazu erhobenen Studie zeigt. Im Berliner Schlosspark Schönhausen gibt es keinen gesunden Baum mehr.
- TU Berlin hat Bäume und Sträucher in Deutschlands Parks untersucht
- Klimawandel und Extremwetter haben vielen Pflanzen stark zugesetzt
- Im Berliner Park Schönhausen sind alle Bäume krank
- Studienmacher fordern mehr politische Aufmerksamkeit für Parks
Die Bäume und Sträucher der historischen Parks und Gärten in Berlin und Brandenburg sind wegen des Klimawandels massiv bedroht. Das ist das Ergebnis eine Studie der Technischen Universität (TU) Berlin. Nach den extremen Wetterphänomenen der Jahre 2017, 2018, 2019 und 2020 sind demnach vor allem wertvolle alte Gehölzer von Schäden betroffen. "Wir hatten 2018 bis 2020 die größte Dürre- und Hitzeperiode in Mitteleuropa, die bisher dokumentiert worden ist. Und das hat sich natürlich auch auf die Gärten ausgewirkt", sagte Studienleiter Norbert Kühn von der TU Berlin. "Das heißt es gibt Gärten, die in einem nie gekannten Maße mit absterbenden Bäumen zu tun haben."
Der sogenannte "Parkschadensbericht" ist die erste bundesweite Untersuchung auf Grundlage der Daten der vier Hitzejahre. Analysiert wurde der Ist-Zustand der Bäume im Jahr 2022. Ausgewertet wurde die Vitalität der einzelnen Baumarten, der Zustand der Parkanlagen gesamt und die Abhängigkeit des Zustands von Hitze, Trockenheit und Dürregefährdung. Dabei seien 62 Parkanlagen aus elf Bundesländern einbezogen worden, teilten die Studienmacher mit.
Nicht nur Klimaschäden
Insgesamt untersuchte das Forscherteam in elf Bundesländern etwas mehr als 157.300 Bäume. Mithilfe von Katasterdaten wurden die Lebenskraft der einzelnen Baumarten, der Zustand der Parkanlagen insgesamt und Zusammenhänge mit Umweltparametern wie Trockenheit und Hitze untersucht. Kühn zufolge schwankte die Zahl der geschädigten Bäume je nach Parkanlage stark. Räumliche Tendenzen waren demnach nicht zu erkennen. Besonders viele geschädigte Bäume gab es in Anlagen in Liebenstein, Wiesbaden und Lichtenwalde, im Hamburger Jenischpark und im Park Schönfeld in Kassel.
Nicht alle Schäden hängen laut Kühn mit dem Klima zusammen. Zum Teil liege der schlechte Zustand auch am hohen Alter der Bäume oder an der Nutzung der Parks. Auffällig sei allerdings, dass fremdländische Zukunftsarten, die als klimaresistenter gelten, in der Regel besser abschnitten als heimische, zum Beispiel Eichen. "Wir werden sicher mehr von diesen klimaresistenten Gehölzen brauchen." Optisch könnte sich das Bild der Parks dadurch in Zukunft ein bisschen verändern. "Im Sinne des Denkmalschutzes wird man versuchen, die Unterschiede so gering wie möglich zu machen."
Hotspot biologischer Vielfalt
Den Ergebnissen zufolge leidet die Vegetation insbesondere im Berliner Schlosspark Schönhausen. Dort gebe es keine Bäume mehr, die ungeschädigt geblieben sind. Im Berliner Schillerpark sind 37 Prozent der Bäume leicht bis mittelstark beeinträchtigt, weitere zwei Prozent schwer beeinträchtigt. Auch im Park Sanssouci in Potsdam seien betroffene Bereiche identifiziert wurden.
"Die Jahre 2018 bis 2020 stellten das vermutlich größte Dürreereignis in Europa seit 250 Jahren dar. Es brachte Deutschland neue Hitzerekorde (bis 42,5 Grad Celsius). Die extreme Trockenheit führte dazu, dass die Feuchte auch in tieferen Schichten des Bodens stark reduziert ist", heißt es in dem Bericht.
Bisher seien historische Parks und Gärten ein Hotspot der biologischen Vielfalt, so die Studienmacher. 543 verschiedene Baumarten bzw. Hybriden finden sich in den Katasterdaten der 62 untersuchten Anlagen (zum Vergleich: in ganz Deutschland gibt es nur 92 heimische Baumarten), dazu gibt es noch 602 Sorten.
Forderungen an Politik
Der Parkschadensbericht soll eine Grundlage schaffen, um zielführend Strategien zur Erhaltung des Kulturguts in den historischen Gärten und Parks zu erarbeiten. Bislang habe eine verlässliche Datengrundlage dazu gefehlt.
Um langfristige Maßnahmen gegen das Baumsterben zu ergreifen, müsse der sogenannte Parkschadensbericht nun regelmäßig wiederholt werden, lautet eine Forderung aus der Studie. Zudem sollte die Fernerkundungsüberwachung auf historische Parks und Gärten ausgeweitet sowie die Datenerfassung über Vitalität und Alter vereinheitlicht und digitalisiert werden.
Gefordert wird von den Studienmachern auch ein höherer Stellenwert der historischen Park- und Gartenanlagen in der Politik. Demnach sei eine Förderung der historischen Gärten stärker notwendig, um sie besser klimaresilient zu machen.
Sendung: rbb 88.8, 26.01.2024, 09:30 Uhr