Ostprignitz-Ruppin - Mutmaßlich Wölfe an Tor eines Brandenburger Wohnhauses gefilmt

Do 06.03.25 | 15:41 Uhr
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Wolf schaut über einen Gartenzaun neben einem parkenden Auto. (Quelle: privat)
Video: rbb|24 | 06.03.2025 | Bild: privat

In Flecken Zechlin sorgen Videoaufnahmen für Unbehagen: Am Tor zu einem Wohnhaus sind mutmaßlich Wölfe gefilmt worden - obwohl die Tiere eher als scheu gelten. Im Dorf will man nun mit Wildtierkameras erfassen, ob Wölfe häufiger in die Ortschaft kommen.

Flecken Zechlin (Ostprignitz-Ruppin) liegt im Norden Brandenburgs an einem idyllischen See. Etwa 700 Menschen leben in dem kleinen Ortsteil von Rheinsberg, der von sehr viel Wald umgeben ist. Die Gebiete gehören größtenteils zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.

Es ist ein Naturparadies, beliebt bei Mensch und Tier. Nachts sind nun offenbar zwei Wölfe durch das Urlauberdorf gezogen. Eine Überwachungskamera vor einem Wohnhaus filmte sie dabei, wie sie ein parkendes Auto umliefen. Eines der Tiere stellte sich dann auf die Hinterbeine und lugte über das Gartentor.

Wölfe auch bei Tageslicht gesehen

Wenige Stunden später wurden die beiden mutmaßlichen Wölfe nach Angaben von Anwohnerin Madleen Gebhard am Marktplatz erneut gesehen, bei Tageslicht: "Sie waren unterwegs in Richtung Ortsausgang - da ist auch noch ein Spielplatz." Ein paar Tage später sei ein Wildtier dann auch an der Schule gesichtet worden, sagte Gebhard weiter. Das an dem Wohnhaus aufgenommene Video verbreitete sich in Flecken Zechlin rasant, ging auch im Internet viral.

Auch zwei Wolfsbeauftragte des Landes Brandenburg haben sich die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus Flecken Zechlin angesehen - darunter Eckhard Fuhr vom Ökologischen Jagdverein Brandenburg. Beide bestätigten dem rbb unabhängig voneinander auf Nachfrage, dass in dem Video aller Wahrscheinlichkeit nach Wölfe zu sehen sind.

Brandenburg hat höchste Wolfsdichte

Sie würden sich artgerecht wie Wildtiere verhalten - und nicht wie Hunde, hieß es von Experte Fuhr zur Begründung. Außerdem sei einmal der charakteristische schwarzen Schwanzfleck zu sehen. "Mittlerweile ist es in Brandenburg - und gerade in dieser Region - auch wahrscheinlicher, dass nachts zwei Wölfe durch ein Dorf laufen als zwei wolfsähnliche Hunde, die niemand kennt", erklärte Fuhr weiter.

Nach Angaben von Agrar-Sekretär Gregor Beyer (parteilos) hat Brandenburg weltweit die höchste Wolfsdichte: "Ich gehe davon aus, dass wir deutlich über 2.000 Wölfe haben." Norwegen sei elfmal größer als Brandenburg und begrenze den Wolfsbestand bei 250 Tieren. Nach Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz für das Monitoring-Jahr 2023/24 lebten in Brandenburg 58 Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48 Wolfsfamilien) und Sachsen (37).

Anwohnerinnen und Anwohner in Sorge

Tierschützer und Landwirte streiten seit Jahren über den Umgang mit dem Wolf. Erst Anfang Januar kam es zu einem "Wolfshearing", einer Diskussionsveranstaltung, in Prenzlau (Uckermark). Der Konflikt hat sich verschärft, weil Wölfe immer wieder Nutztiere wie Schafe auch auf umzäunten Weiden reißen. Das brandenburgische Agrarministerium hält einen Abschussplan für Wölfe auch deshalb für notwendig. Bislang dürfen die Tiere der streng geschützten Art nicht getötet werden, es gibt aber Bestrebungen, die Regelungen zu lockern.

Bei den Anwohnerinnen und Anwohner in Flecken Zechlin siorgen Wölfe vor der eigenen Haustür für Unbehagen. "Das ist natürlich schon beängstigend", sagt Gebhard. "Die Situation war für die Wölfe nicht angenehm. Deshalb auch der eine Versuch, da an dem Tor hochzukommen. Sie suchen offenbar einen Ausweg, dann schepperte etwas, plötzlich ging ein Licht an. Die Wölfe waren gestresst", analysierte der Experte. Wenn dann ein Mensch aufgetaucht wäre, hätte das noch mehr Stress verursacht und möglicherweise eine aggressive Reaktion verursacht.

Wölfe normalerweise nicht gefährlich für den Menschen

Wölfe seien normalerweise aber nicht gefährlich für den Menschen - sie fliehen, so Fuhr weiter: "Sie greifen Menschen unter normalen Umständen auch nicht an, können in bestimmten Situationen aber wie alle größeren Wildtiere gefährlich sein." Ihre Beute sind vorwiegend Rehe, aber eben auch Schafe oder Ziegen.

Eine nächtliche Begegnung mit Wölfen ist aus Sicht des Experten in einem besiedelten Gebiet nicht ungewöhnlich: "Man sollte die Tiere einfach in Ruhe lassen und ignorieren, wenn sie einen nicht bedrängen oder hinterherlaufen. Wenn man aber Angst hat oder einen Hund dabei, dann kann man die Wölfe auch anschreien oder mit Gegenständen bewerfen und sie verjagen."

In Flecken Zechlin wurden nun Wildkameras installiert. Es solle geprüft werden, ob die Wölfe öfter durch das Touristendorf ziehen, berichtete der Ortsvorsteher: "Dann müssen wir überlegen, was wir dagegen tun."

Sendung: Antenne Brandenburg, 6.3.2025, 10:00 Uhr

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79 Kommentare

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  1. 79.

    Das sollen Wölfe sein? In Relation zu dem Auto sind die Tiere doch viel zu klein dafür. Ich sehe da Hunde und ansonsten mal wieder wilde Panikmache.
    Zuerst dachte ich noch an den Goldschakal, der würde von der Größe her passen, lebt aber wohl bisher nur in Baden-Württemberg.

  2. 76.

    Einfalt und Egoismus im Namen des Wolfes. Vernunft? Muss nicht sein. Zeitalter der Dummheit ist ausgebrochen, siehe Trump und Weidel. Unwahrheit ist das neue Wissen. Wer am lautesten lügt hat Recht.

    Ich kann Wölfe nicht ausstehen, sie verursachen derart viel Schaden und töten Nutztiere und greifen Menschen an.

  3. 75.

    Ich mag keine Wölfe und wäre froh, wenn all die netten Leute, die die Wölfe lieben, diese mit zu sich vor die Haustür nehmen und Ruhe ist.

    Meist sind das die ersten, die dann jammern und schreien, wenn der Wolf dann tatsächlich vor der Türe steht.
    Ich kann diese egoistischen Sofahelden nicht mehr ernst nehmen, alles heiße Luft.

  4. 74.

    Ihre Aussage und der Bezug auf "das Netuz" ist Beweis dafür, dass negative Schlagzeilen mehr Klicks generieren und immer mehr Leute darauf reinfallen. Es geht vor allem um den Respekt gegenüber den Tieren. Niemand, auch ich, der diese Tiere mag und achtet, bin bewusst dass Wölfe nicht ungefährlich sind - aber ich respektiere sie und würde für eine Lösung zur Koexistenz plädieren, denn es gibt - auch im Netz - genügend Tatsachen und Forschungsergebnisse, die belegen, dass unter Einbeziehung effektiver Schutzmaßnahmen eine friedliche Koexistenz mit anderen Tieren der Natur, es gibt ja nicht nur Wölfe als gefährliche Tiere, möglich und machbar ist. Man muss nur genügend Intelligenz mitbringen, dies zu erkennen und zu nutzen. Aber Jäger und andere, der NAtur entfremdeten Leute, springen in die Bresche und verbreiten ihren hasserfüllten und von Nichtwissen strotzenden Unsinn. Und das macht Euch Menschen gefährlich. Nciht nur für Wölfe.

  5. 73.

    Also intelligente Tiere wie die Wölfe mit der AfD und deren Wählerschaft zu vergleichen verbietet sich.

  6. 72.

    Bitte liebe rbb-Redaktion, interessiert euch für die finanziellen Hintergründe eines möglichen Abschuss von Wölfen bei Jagdpächtern und Jägern. Wer würde abschiessen dürfen? Könnten auch externe Jäger an Abschüssen teilnehmen, wieviel wären diese bereit, dafür zu zahlen und wer profitiert möglicherweise von Wolfsjagd-Tourismus? Und dann fragt euch bei der nächsten Rotkäppchen-Story, die euch jemand anbietet, ob ihr noch mehr Hintergrund vor der Veröffentlichung einholen wollt. Danke!

  7. 71.

    Mutmaßlich? Wirklich? Und wie immer dürfen natürlich die Freunde dieser harmlosen putzigen Art nicht fehlen. Voller Ahnung aus dem Mietswolkenkratzer in Berlin wird anderen wieder die eigene realitätsferne NABU-Meinung aufgezwungen.

    Herrlich ...

  8. 70.

    Ein erwartbarer Kommentar. Wie geschickt Sie "Graue Wölfe" übersehen ist schon beachtlich, oder haben Sie die nur vergessen? Denn die sind seit Jahren unter uns. Unbeachtet von Leuten wie Ihnen. Aber Sie üben bestimmt noch wie in den letzten Jahren. Nur Mut zur Wahrheit.

  9. 69.

    "Das netz ist voller tatsachen über Angriffe von wölfen auch auf Menschen..."
    Obacht statt Vorsicht, wenn von 'Tatsachen' ohne Belege gesprochen wird. Gubt es Beispiele und Berichte?
    Wolfsangriffe auf Menschen (nicht auf Nutztiere) sind Überaus selten. Letzter deutscher Fall in 2023 hat sich als Hund rausgestellt.

  10. 68.

    Bei einem Wahlergebnis von über 50% für die afd, weiß ich warum die Wölfe da sind. Die suchen nach den Artgenossen. Die Wölfe sind schon unter uns...

  11. 67.

    Also für mich sieht das auch wie ein Löwe.

  12. 66.

    Das Netz ist voller Tatsachen über Angriffe von Wölfen auch auf Menschen, deshalb ist für mich unbegreiflich, warum hier einige so tun, als ginge es um ein Plüschtier.

    Eigentlich müsste es doch andersherum sein. Um unser aller Schutz sollten wir uns und andere schützen, vor einem Raubtier, das in Brandenburg sich zu sehr ausgebreitet hat und in die Ortschaften kommt.

  13. 65.

    Ich weiß nicht, warum wir unbedingt so viele Wölfe hier haben müssen, es macht doch gar keinen Sinn. Von den 2400 Wölfen in Deutschland leben allein 1000 in Brandenburg.

    Wer den Wolf so sehr mag, sollte vielleicht in seine Nähe ziehen, nach Brandenburg. Da kann er täglich hautnah erleben, wie schön es ist, sich nicht mehr hinter das Haus zu wagen, weil da der Wolf sitzt und Gute Nacht sagt.

    Aber so in der Stadt dem Wolf huldigen, ohne ihn im Alltag zu kennen, ist schon etwas cringey.

  14. 64.

    Ein harmloses Raubtier, ich musste so lachen. Stimmt, ihr habt alle recht, denn deshalb ist der Wolf ein Raubtier, weil er harmlos ist und niemals Menschen frisst. Da macht er einen großen Unterschied, die verschont er.

    Ein Rudel Wölfe hat im letzten Jahr in Indien 9 Menschen getötet. Das erscheint mir absolut harmlos und macht deutlich, wie weltfremd manch Held des Sofas tatsächlich ist.

  15. 63.

    Ich möchte auch keine Wölfe am Gartentor, denn dann haben die angeblich scheuen Tiere lange genug den Menschen beobachtet und werden zur Gefahr. Normalerweise sieht man Wölfe nie in der Nähe der Ortschaften. Vielleicht ist der Mensch selbst schuld, wenn er diese Population sich dermaßen ausbreiten lässt. Bevölkerungsdichte und Wolfspopulation in Brandenburg passen nicht zusammen.

  16. 62.

    Es ist vollkommen in der Norm, Raubtiere nicht zu mögen, das liegt nun einmal in der Natur des Menschen, nicht selbstbesoffen sich dem Wolf zu ergeben. Das sind nun einmal natürliche Instinkte. Wer diese nicht hat, ist noch nie einem Wolf begegnet.

  17. 61.

    Und ich muss immer lachen, wenn ich die Geschichte vom harmlosen Wolf höre, wer die Risse miterlebt hat, der denkt darüber etwas differenzierter. Ich habe auch Angst um meine Kinder.

  18. 60.

    Auch erkennbar, die den Wolf verherrlichen haben wenig Empathie für Betroffene, als wenn die Gefahr für die Leute billigend in Kauf genommen wird. Die Leute haben Angst um ihre Kinder, aber hier scheint das vollkommen egal zu sein, was auf die Möglichkeiten der Fanatiker hinweist. Erschreckend schlicht.