PCK-Raffinerie - Transformationsprozess in Schwedt gerät ins Stocken

Do 06.03.25 | 16:50 Uhr
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Symbolbild:Luftbild PCK-Raffinerie GmbH in Schwedt.(Quelle:picture alliance/J.Eckel)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.03.2024 | Fred Pilarski | Bild: picture alliance/J.Eckel

Die geplante grüne Transformation der PCK-Raffinerie stockt – wirtschaftliche Unsicherheiten, das Öl-Embargo gegen Russland und eine schwierige Eigentümersituation bremsen den Wandel. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Die grüne Transformation der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) kommt deutlich langsamer voran als geplant. Es sollten Milliarden investiert werden, um die Produktion nachhaltiger zu machen. Doch für die grüne Wasserstoffanlage, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen sollte, fehlt die wirtschaftliche Grundlage, wie PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer dem rbb am Rande der sogenannten Zukunftswerkstatt am Mittwoch sagte. "Im Moment ist das regulatorische Umfeld so, dass es keine Wirtschaftlichkeit für unseren großen Elektrolyseur gibt – da sind wir nicht allein", sagte Schairer. "Aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben."

Ungeklärte Eigentümerfrage macht Transformation schwer

Laut den bisherigen Plänen sollte sich die Raffinerie bis zum Jahr 2045 von fossilen Kraftstoffen verabschieden und zur "Wasserstoffdrehscheibe" werden. Die Idee: Die PCK würde mit grünem Wasserstoff aus der Region Millionen Tonnen synthetischer E-Fuels und anderer hochwertiger Chemikalien produzieren. Eine riesige Elektrolyseanlage sollte mit Strom aus Sonne und Wind grünen Wasserstoff erzeugen. Die Transformation würde bis 2030 etwa 15 Milliarden Euro kosten.

Mehrere Faktoren bremsen die Transformation: Zum einen rechnen sich Investitionen in grünen Wasserstoff laut den meisten Experten aktuell nicht. Zum anderen belastet das von der Bundesregierung verhängte Öl-Embargo gegen Russland die Raffinerie erheblich. Hinzu kommt die unklare Eigentümersituation: Der russische Mehrheitseigner von PCK, Rosneft, steht unter Treuhandverwaltung des Bundes. Diese wurde am Donnerstag erneut verlängert – bis zum 10. September. Gleichzeitig kommen die Verkaufsverhandlungen für die Gesellschafteranteile in russischer Hand seit Monaten nicht voran.

Politiker fordern Ende des Öl-Embargos

Solange keine Klarheit herrscht, werden offenbar keine Investitionsentscheidungen im Sinne einer Transformation getroffen. Für die Stadt Schwedt und die PCK selbst bedeutet das eine Phase der Ungewissheit und Stillstands. Das industrielle Herz der Region könnte ins Stocken geraten.

Angesichts dieser Unsicherheiten forderten Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD) und weitere Lokalpolitiker vergangene Woche ein Ende des Embargos auf russisches Öl. Nur so könne die Raffinerie wirtschaftlich arbeiten und Investitionen in Zukunftsprojekte finanzieren.

An diesem Mittwoch präzisierte die Bürgermeisterin ihre Forderung: "Natürlich verurteile ich den Angriffskrieg auf das Schärfste. Ich möchte nicht dazu beitragen, dass durch Verkauf von Rohöl oder Erdgas noch mehr Einnahmen generiert werden in Russland, die in die Kriegsindustrie investiert werden", sagte Hoppe dem rbb. "Aber wir brauchen den sicheren Betrieb der Raffinerie."

Mancherorts läuft die Transformation etwas besser

Doch nicht überall in Schwedt kommt die Transformation ins Stocken. Das zeigt ein Projekt rund um die Papierfabrik Leipa. Dort haben sich etwa 50 Unternehmen für das Schwedter "Startup-Labor" beworben. Sie sollen innovative Technologien in den Bereichen grüne Chemie und Biorohstoffe entwickeln. Ab diesem Sommer soll dafür eine gesamte Fabrikhalle als Testfeld zur Verfügung stehen – ein Lichtblick inmitten der Unsicherheiten.

Mit Informationen von Fred Pilarski

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.03.2025, 19:30 Uhr

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12 Kommentare

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  1. 12.

    „Wie oft muss ich Sie noch an die Artikelserie hier bei RBB24 erinnern, bis Sie die zur Kenntnis nehmen?“
    Wie lange dauert es, bis Sie begreifen, dass man die Leute mitnehmen muss..., anstatt borniert über Betroffene herzuziehen. Ob Abstandsregeln, Grundwasser, Flugroutenlärm usw. Es ist immer das Gleiche... Sie nehmen die Leute nie mit. Sie „ziehen sie über den Tisch. Und noch schlimmer: Sie beschimpften diese hier im Forum schon seit Jahren als „rechtsextreme Aluhutträger“ und Nimbys. Klar das „Ihre“ Politik scheitert....

  2. 11.

    Island,
    viele kleine deutsche Gemeinden, die sich von den lokalen Biogasanlagen beheizen lassen.
    In Blankenfelde hab ich neulich auch eine Nahwärmestation gesehen an der irgendwas mit Biogas dran stand. Details finden Sie leicht selbst.
    In Dänemark gibt es große Wärmepumpen für Wärmenetze gebaut auch mit deutschen Firmen.
    In Italien spielt Geothermie eine große Rolle, in Deutschland bislang nur vereinzelt aber dafür gar nicht so weit weg von Berlin. Waren, Neuruppin
    Das ist Stand heute, nun kommt der Begriff Wende dazu der ja verdeutlicht das man gegenwärtig auf dem Weg ist die Weichen zu stellen um zukünftig etwas ganz anders zu machen. Deshalb ist die Frage nach dem Ist relativ uninteressant sondern die Frage nach dem Wie machen wir es besser für die Zukunft das entscheidende. Dazu gilt es aber die Gedanken Haben wir schon immer so gemacht oder hat noch niemand anders gemacht abzustreifen.
    Berlin und Vattenfall sind nicht der Nabel der Welt.

  3. 10.

    Es geht nicht um Ihren Strohmann "Gegenwart", sondern um die Zukunft. Wenig überraschend leben Sie in der Vergangenheit und verschließen die Augen für die Pläne zu einer kommenden fossilfreien Wärmeversorgung. Wie oft muss ich Sie noch an die Artikelserie hier bei RBB24 erinnern, bis Sie die zur Kenntnis nehmen?

  4. 8.

    „Aktuell sind dabei eher "Dankschreiben" an Merz, Lindner und andere fossile Lobbyisten angebracht, die alles getan haben, um die Energiewende zu sabotieren.“
    Es ist genau umgedreht. Dilettanten, die alles verteuern, durch die Summe vieler bornierter Fehlentscheidungen, dazu keine Ahnung davon haben wie wichtig der strategische Energiemix ist und dann noch die Energieintensiven vertreiben, so dass die Wirtschaft abschmiert, sind gerade diese Leute die Verhinderer einer Energiewende. Schalter einfach umlegen statt sinnvolle Prozesse zu begleiten, ohne den Markt zu verwerfen ist nicht zielführend. Wähler haben da ihre Erkenntnisse gewonnen. Und das zählt...

  5. 7.

    Während in China bereits wg. E-Mobilität der Kraftstoffverbrauch sinkt, wollen Brandenburger Politiker an alten Zöpfen festhalten. In ein paar Jahren tun die dann wie aktuell im Spremberg zur Fernwärme überrascht, dass die Zukunft postfossil ist. Aktuell sind dabei eher "Dankschreiben" an Merz, Lindner und andere fossile Lobbyisten angebracht, die alles getan haben, um die Energiewende zu sabotieren.

  6. 6.

    Der Begriff „Transformation“ in Zusammenhang mit PCK ist nur Politiker-Gerede. Soweit ersichtlich, gab es zu keinem Zeitpunkt einen realistischen Plan B, wie mit dem in Jahrzehnten erworbenen Knowhow von PCK nun plötzlich "Wasserstoff" die Existenzgrundlage sein soll.

  7. 4.

    Genau so ist es man hat kein Interesse bei der Politik für das PCK aber nicht nur dort es sieht es schlecht aus auch woanders ist es nicht besser 100da 250da plus Dienstleister aber das juckt ja nicht die Arbeitslosen werden steigen
    Golßen, Tschernitz, Drebkau ........ erst der Anfang.

  8. 3.

    Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die PCK ist kein Staatsbetrieb mehr, es obliegt den Inhabern sich anzupassen. Dass die Nachfrage nach Raffinerieprodukten in den nächsten zwanzig Jahren einbrechen wird ist schon länger bekannt.

  9. 2.

    Das PCK wurde bewusst geopfert von unfähiger Politik

  10. 1.

    Schon der Begriff „Transformation“ ist mehr Schein als Sein. Dazu kann man einiges sagen aber ich lasse es lieber. Sonst wird der Kommentar wieder zensiert oder gelöscht. Woidke und die Medien stehen aber nicht über dem Strafgesetzbuch.