Raffinerie in Schwedt - PCK soll zum grünen "ECK" werden – was dahintersteckt
Weg von den fossilen Energien und hin zu Wasserstoff, eFuels und erneuerbaren Energien: Die PCK-Raffinerie soll bis 2045 ihre Produktion umstellen – so zumindest die Pläne der Geschäftsleitung und eines regionalen Energieunternehmens. Von Juan F. Álvarez Moreno
Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) soll sich bis zum Jahr 2045 von fossilen Kraftstoffen verabschiedet haben und zum "Wasserstoffdrehscheibe" werden. Das ist zumindest das geplante Ziel der Geschäftsleitungen von PCK und dem uckermärkischen Energieversorger Enertrag, das am Montagabend in Schwedt im Rahmen einer Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde. Die sogenannte Transformationsstudie liegt dem rbb vor.
Die PCK soll demnach künftig mit grünem Wasserstoff aus der Region Millionen Tonnen von synthetischen E-Fuels und anderen hochwertige Chemikalien produzieren. Auch Biodiesel und Bioethanol sollen eine wichtige Rolle spielen.
ECK: Ein Erneuerbarer Energie-, Chemie und Kraftstoff-Verbund
In der Studie wird der Weg zur Umsetzung eines Erneuerbaren Energie-, Chemie und Kraftstoff-Verbunds am Standort Schwedt beschrieben. Die PCK soll zu "ECK" werden. Die Geschäftsleitungen von PCK und Enertrag fordern die Bundesregierung auf, den Transformationsprozess in den kommenden Monaten zu starten – spätestens bis September. Sie fordern auch, dass die Eigentümerstruktur der PCK geklärt wird. Aktuell steht die Raffinerie unter Treuhandverwaltung. Größter Anteilseigner ist der russische Konzern Rosneft.
Im Jahr 2045 sollen die Produktmengen laut der Studie stark sinken, da kein Benzin und kein Diesel mehr benötigt werden: Von elf Millionen Tonnen pro Jahr auf nur noch drei Millionen Tonnen. Eine Million davon sollen synthetische Flugkraftstoffe sein, womit zehn Prozent des Gesamtbedarfs Deutschlands gedeckt werden könnte.
Eine weitere Million machen Methanol und sogenannte High-Value Chemicals (hochwertige Chemieprodukte) aus. Auch eine Million Tonnen Biodiesel, Bioethanol und Biomethan sollen vor Ort verarbeitet werden. Damit sei langfristig die Versorgung Ostdeutschlands gesichert. PCK und Enertrag gehen von einer künftigen Verdopplung der PCK-Arbeitsplätze auf bis zu 3.000 im Jahr 2045 aus.
Transformation soll 15 Milliarden Euro kosten
Um synthetische Kohlenwasserstoffe herzustellen, sollen ab 2045 jährlich 800.000 Tonnen grüner Wasserstoff weiterverarbeitet werden, heißt es weiter in der Studie. Die Hälfte davon soll in der PCK und in der Region erzeugt werden: Dafür werden bis fünf Gigawatt Elektrolysekapazität installiert, die Elektrolyseanlagen sollen mit Strom aus Sonne und Wind betrieben werden.
Bereits im Jahr 2027 soll die PCK 30.000 Tonnen Wasserstoff mit einer Elektrolyseleistung von 400 Megawatt erzeugen. Im Jahr 2030 sollen es 160.000 Tonnen werden. Im selben Jahr soll mit der Herstellung von E-Fuels und hochwertige Chemieprodukten losgehen. Parallel soll die fossile Raffinerie weiter betrieben und graduell heruntergefahren werden. PCK und Enertrag sprechen von einer "Wasserstoff-Leuchtturmregion".
Die Transformation der Raffinerie zum sogenannten ECK soll 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 kosten, heißt es von PCK und Enertrag. Fünf Milliarden davon sollen in den Aufbau von Anlagen für die Herstellung von Wasserstoff und für die Erzeugung von synthetischen Treibstoffen sowie "High-Value-Chemicals" fließen. In dem Papier steht nicht, ob ein Investor oder gar der Bund die Kosten tragen soll. Zehn weitere Milliarden werden für die Energiewende in der Region benötigt, heißt es weiter.
Standort habe einen Wettbewerbsvorteil
Schwedt habe laut der Studie als Standort einen Wettbewerbsvorteil: Genannt werden unter anderem ein großes Potential an erneuerbaren Energien, die bestehende Stromnetzinfrastruktur und Logistik sowie die Gaspipeline EUGAL, die auf Wasserstoff umgewandelt werden könnte. Da die Region historisch strukturschwach sei, warnen die PCK und Enertrag vor einem unkoordinierten Strukturwandel, der die Region "massiv" betreffen würde.
Die PCK-Raffinerie, die große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff versorgt, verarbeitete bis Ende 2022 hauptsächlich Rohöl aus Russland. Im Zuge der Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beschloss die Bundesregierung, auf russisches Öl zu verzichten.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 08.05.2023, 19:30 Uhr