Hertha und Union - So geht es 2023 mit den Stadionplänen der Berliner Bundesligisten weiter

Fr 23.12.22 | 06:05 Uhr | Von Shea Westhoff
  20
Collage: Grafik - So könnte das neue Stadion an der Alten Försterei von außen aussehen; Das Gelände des Reitsportvereins am Maifeld mit dem Olympiapark im Hintergrund (Quelle: 1. FC Union Berlin e.V./imago images/M. Koch)
Bild: 1. FC Union Berlin e.V./imago images/M. Koch

Beim 1. FC Union haben die Stadionpläne konkrete Formen angenommen. Im kommenden Jahr soll der Umbau des Geländes beginnen. Bei Hertha hofft man, sich 2023 zunächst auf einen geeigneten Standort für eine neue Arena einigen zu können.

  • bei Union startet 2023 der Umbau am Stadion An der Alten Försterei
  • erster Schritt: das Forsthaus mit Sitz der Geschäftsstelle wird saniert
  • bei Hertha laufen rund um den Bau eines klubeigenen Stadions große Debatten
  • die Dialogpartner für die Lösungssuche hoffen 2023 auf gemeinsamen Standortvorschlag

Berlins Fußball-Bundesligisten Hertha BSC und der 1. FC Union Berlin haben ungeachtet ihrer aktuell sehr unterschiedlichen Tabellenpositionierung ein ähnliches Problem: Sie wollen ein neues Stadion. Union hat eins und will es umbauen, Hertha hat kein eigenes und will eins bauen.

Hertha hofft auf Standort-Entscheidung

Langfristig will Hertha statt als Mieter im Olympiastadion in einer klubeigenen Arena spielen, und zwar "am liebsten im Olympiapark", wie es von Vereinsseite [herthabsc.com] heißt. Doch rund um den geeigneten Standort herrschen seit Jahren komplizierte Diskussionen.

Als aussichtsreich gilt ein Vorschlag, den die Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) im Frühjahr ins Spiel brachte: ein Bauplatz nördlich des Maifeldes, an das das Olympiastadion grenzt, das sogenannte Lindeneck. "Wir haben am Rande des Maifelds noch sehr viel Freifläche, wo man ein kleineres Stadion hinsetzen könnte", sagte Spranger dem rbb im April. Auch der Verein hatte den Vorschlag begrüßt.

Expertenkommission berät 2023 über Eignung des Lindenecks

Doch es gibt mehrere Hürden, die dafür genommen werden müssen. So trainiert der Reitsportverein am Maifeld e.V. genau dort. Für einen möglichen Stadionbau müsste er umziehen und somit im kommenden Jahr von einer passenden Alternative überzeugt werden. Die Gespräche darüber sind im Gange. Außerdem steht das Olympiapark-Areal unter Denkmalschutz, was die Auflagen für eine Bebauung erschwert. Auch die Themen Lärm und Verkehrsanbindung müssen geklärt werden.

Im Sommer hat die Sportsenatorin daher eine Expertenkommission eingerichtet, in der unter anderem Vertreter mehrerer Senatsverwaltungen und der Senatskanzlei, der Berliner Denkmalschutzbeauftragte Christoph Rauhut, Hertha-Präsident Kay Bernstein, aber auch Vertreter der Veranstaltungsbranche sitzen. Die Kommission soll erörtern, ob und wie die fraglichen Hürden genommen werden können und schließlich: ob das Lindeneck als Bauplatz für die neue Hertha-Heimstätte geeignet ist.

Expertenkommission setzt "Prüfgruppen" ein

Der Kommission untergeordnet sind mehrere themenbezogene "Prüfgruppen", die sich jeweils mit den noch offenen Fragen befassen und ihre Ergebnisse bei der nächsten Sitzung der Expertenrunde präsentieren. "Im Frühjahr 2023 gibt es einen Zwischenbericht", sagt der Vorsitzende der Initiative Blau Weißes Stadion, Knut Beyer, der ebenfalls Mitglied der Kommission ist. "Damit wird sich dann auseinandergesetzt und weiter diskutiert."

Im kommenden Jahr Voraussetzungen für das Planungsrecht schaffen

Klar ist schon jetzt, dass die Stadionkapazität im vier Hektar großen Lindeneck kleiner ausfallen würde als die ursprünglich von Vereinsseite avisierten 55.000 Plätze. "Eine Planungsgröße ist nun die Kapazität von 45.000 Plätzen", sagt Beyer.

Fürs kommende Jahr stehen beim Thema Hertha-Stadionbau damit hauptsächlich Gespräche und weitere Diskussionen an. "Ich würde mir wünschen, dass wir 2023 die Standortsuche abgeschlossen haben und somit die Voraussetzung fürs Planungsrecht geschaffen ist", so der Chef der Stadioninitiative.

Letztlich muss das Abgeordnetenhaus darüber abstimmen, ob Hertha BSC auf dem Olympiagelände bauen darf. Die Expertenkommission aber könnte im kommenden Jahr dafür die Grundlage schaffen.

So könnte das neue Stadion An der Alten Försterei von innen aussehen (1. FC Union Berlin e.V.)
So könnte das Stadion an der Alten Försterei nach seiner Erweiterung aussehen.Bild: 1. FC Union Berlin e.V.

Zahlreiche Bauarbeiten rund um die Alte Försterei

Mit 22.012 Plätzen kann Unions Stadion An der Alten Försterei der großen Ticketnachfrage bei Weitem nicht gerecht werden. Künftig sollen 37.700 Fans in der Arena Platz finden und dafür während der Saison 2024/25 die entscheidenden Umbaumaßnahmen vollzogen werden. Die Haupttribüne soll als einzige stehen bleiben und dabei um eine Etage erweitert werden, die drei anderen Tribünen werden komplett abgerissen und ersetzt. Während der Bauarbeiten in der übernächsten Saison muss der 1. FC Union Berlin dann seine Fußballspiele im Olympiastadion absolvieren.

Rund um das Stadion fallen im kommenden Jahr zahlreiche Bauarbeiten und Veränderungen an. Den Start macht zu Jahresbeginn die Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Forsthauses, in dem auch die Geschäftsstelle sitzt.

Auf dem Trainingsgelände der Profimannschaft soll zudem ein neues Trainingszentrum entstehen, wozu auch die Errichtung eines sogenannten "Sozialgebäudes" für die Profis gehört. Mit dem Bau des neuen Trainingsgeländes wird dann nach der laufenden Saison begonnen.

Info-Veranstaltung im März 2023

Auf dem jetzigen Parkplatz vor dem Stadion wird ein neues Parkhaus gebaut, in dem unter anderem Busstellplätze für die anreisenden Gästefans vorgesehen sind. Außerdem wird ein Klubhaus gebaut, in dem die Mitarbeiter des Vereins untergebracht sein werden. Es soll das jetzige Containergebäude ersetzen.

Im März 2023 will der Verein bei einer Informationsveranstaltung im Stadion noch genauer über die Pläne informieren und auch die Kosten des Vorhabens "Stadion-Erweiterung" bekannt geben.

Planung einer neuen Straßenbahnwendeschleife

Flankiert werden die Baumaßnahmen auf dem Stadiongelände sowie die Erweiterung der Arena selbst von mehreren dadurch erforderlichen Maßnahmen in Bezug auf die Infrastruktur. Hierzu ist der Verein in Gesprächen mit dem Bezirk Treptow-Köpenick und dem Land Berlin. So ist die derzeit vorhandene Straßenbahn-Infrastruktur in der Straße an der Wuhlheide für eine Abwicklung des zusätzlichen Fahrgastaufkommens nicht ausgelegt. Deswegen soll eine Straßenbahnwendeschleife gebaut werden, die den großen Besucherandrang abfedern soll. Wie die Infrastruktur konkret aussehen wird, wird derzeit erarbeitet, heißt es von der zuständigen Senatsverwaltung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.12.2022, 10:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

20 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    Jeder Mensch der bauen will braucht zuerst ein geeignetes Grundstück. Im Regelfall muss man das kaufen oder Pachten. Es gibt nicht einen Qm den Hertha zur Verfügung hat aber ein Modell wie das neue Stadion aussehen soll. Die Fans singen „wir fahren nach Berlin“ aber für Hertha ist diese tolle Schüssel nicht gut genug. Berlin verzichtet auf die Miete und stellt das Grundstück. Wie dumm müssen die Parlamentarier sein die da zustimmen.

  2. 19.

    ...vor allem, wenn der nächste Großinvestor schon auf der blau-weißen "Matte" steht!
    Schöne Bescherung! ;-)

  3. 18.

    Die alte Heimat ist nicht mehr die alte Heimat. Dort hängt man eher an den "mitgebrachten" Heimatvereinen wie Bielefeld, Werder und VFB; oder man ist Eventie und findet Union und Pauli n bisschen geil.
    Ist durchgentrifiziert, da ist Charlottenburg schon eher Heimat...

  4. 17.

    Nach dem der BER ja nicht in Neu Hardenberg gebaut wurde kann doch die Hertha da hin ziehen!?!

  5. 16.

    Geht dieser Zirkus um den Standort eines Fußballstadiens für den früher einmal angesehenen Verein HBSC auch 2023 weiter?
    Dieser Verein sollte seine Standortsuche auf ganz Berlin ausdehnen und nicht versuchen den langansässigen Reiterverein zu vertreiben.

    Am SCHLIMMSTEN aber ist, dass sich Frau Spranger vehement dafür einsetzt, dass der Reiterverein das Grundstück räumen soll.

    Sollten Politiker nicht neutral sein?

    Das hat schon ein gewisses
    GESCHMÄCKLE

  6. 15.

    Ich weiß nicht, was immer wieder die Luftnummer Jahn-Sportpark hier soll? Das ist doch in allen Belangen vollkommen an der Realität vorbei. Das Gelände ist wie Olympiapark für den Breitensport und jetzt schon zu den etlichen Spielen überlastet. Der Neubau fasst nur 20000 Plätze, mehr passt an Fläche auch nicht. Hertha hat es versäumt sich zu Fläche zu sichern. Es kann nicht sein, dass das Land Berlin nun für diesen Verein zum Nachteil aller Flächen entwidmet. Das ist auch öffentlich gar nicht machbar. Es ist am Ende immer wichtig, über die Flächen bescheid zu wissen, über die man redet. Zumal der Jahn-Sportpark so schon schwierig genug in seiner Sanierun, samt Anwohnerinteressen, Emissionen, etc..

  7. 14.

    Profiverein? Ich glaub hier gab es schon einen Schlagabtausch. Am Geld haperts ja auch. Der Verein verschuldet sich immer mehr und sollte sich damit zufrieden geben, weiterhin im Olympiastadion spielen und trainieren zu dürfen. Ging ja bis jetzt auch.

  8. 13.

    "Hertha hofft auf Standort-Entscheidung" ... na dann viel Glück. "Doch rund um den geeigneten Standort herrschen seit Jahren komplizierte Diskussionen" ... das zieht sich. "Außerdem steht das Olympiapark-Areal unter Denkmalschutz, was die Auflagen für eine Bebauung erschwert." ... tolle Ausrede, um einfach gar nichts zu tun. "Expertenkommission setzt "Prüfgruppen" ein" ... ui .. ui .. das hört sich nach mächtig Zeitbedarf an. "Damit wird sich dann auseinandergesetzt und weiter diskutiert." ... das hört sich schon nach "fruchtlos" an. "Letztlich muss das Abgeordnetenhaus darüber abstimmen, ob Hertha BSC auf dem Olympiagelände bauen darf." ... das wird dann wohl nix. Hertha war so blöd, das Umland auszuschliessen. Nun zahlt man die Zeche.

  9. 12.

    Nicht streiten so kurz vor Weihnachten
    Allen ein schönes und frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Gesundheit

  10. 11.

    Tram Wendeschleife, großes Parkhaus, verdichteter Tackt an den Tagen wo es nötig ist. Manches ist so schwierig, dass man dann doch wieder die einfachen Dinge machen muss.

  11. 10.

    Mit der alten Heimat sehe ich auch so. Warum hat man nie über den Jahn Sportpark nachgedacht? Praktisch einen Steinwurf von der Plumpe entfernt. Genug Platz um unterirdische Parkplätze zu bauen und an S- und Straßenbahn angebunden. Bus gibt es sicher auch und U- Bahn ist nicht weit.

  12. 9.

    Das Bsp. WHU haben Sie falsch verstanden: in London zog ein Traditionsverein von einem kleinen, traditionellem Stadion in ein größeres Olympiastadion, hatte damit auch Erfolg. Aber Hertha will es genau andersherum machen. In London versteht das genau niemand. Ihr Bsp. "Veranstaltungsstätte" ist doch, mit Verlaub, hanebüchen. Was soll die Allgemeinheit in Berlin mit einer weiteren Veranstaltungsstätte, noch dazu in unmittelbarer Nähe zu Waldbühne und Oly? Die Anwohner werden sich bedanken... Was ist mit den Mietausfällen fürs Land Berlin? Das geht zu Ungunsten aller. Was ist mit dem Reitverein, der sein traditionelles Geläuf verliert? Und zum Thema Versiegelung schweigen sie sich selbstredend ;-) aus.
    Denkmalschutz, Anwohnerinteressen, Ökologie, Einnahmeausfall für Berlin... ich glaube kaum, dass da mit einem weiteren Veranstaltungsort gut gegenargumentiert werden kann.

  13. 8.

    Die Herta sollte wieder Richtung alte Heimat ziehen, also gen Wedding. Wie der Zufall es will ist da angrenzend ein grosses Grundstück freigeworden. Mit dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tegel.

  14. 7.

    Hier geht es um eine baurechtliche Frage, da ja auch für die gut zwei Dutzend Veranstaltungen die Erschließung sichergestellt sein muss. Schließlich kommen zu den Spielen ein paar mehr Zuschauer als zu einem Kreisklassenspiel irgendwo im Umland. Falls Sie sich wirklich für das Thema interessieren, hier exemplarisch etwas von Ende 2017:
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/wie-sollen-37000-fans-nach-hause-kommen-3900808.html

  15. 6.

    Das umgebaute Olympiastadion in London kann hier auch niemand wollen. Die Ränge sind viel zu Flach, der Oberring wie in Berlin weiterhin sehr weit entfernt vom Spielfeld. Diesen Umbau kann man keineswegs als gutes Beispiel nehmen, wäre in Berlin durch den Denkmalschutz auch nahezu unmöglich. Berlin möchte weiterhin das Olympiastadion als Leichtathletikstadion besitzen und dieses durch den - sagen wir "gefangenen" - Ankermieter mitfinanziert haben. Man benötigt als Profiverein schon einen Neubau, um mit einem Stadion wettbewerbsfähig zu sein, inbesondere aus wirtschaftlichen Gründen. Die Allgemeinheit in Berlin bekommt dadurch eine weitere Veranstaltungsstätte in einer Größe, die es bisher nicht gibt. Dazu könnten Geschäftsstelle und Fanshop von Hertha ins neue Stadion ziehen, wodurch auf dem Gelände Gebäude für andere frei werden. Natürlich wird der Reitverein ein anderes zu Hause finden, ein Standortwechsel wurde ihnen bereits vor den Stadionplänen der Hertha nahe gelegt ...

  16. 5.

    Können wir erstmal den Begriff „Konzept“ klären? Denn was Ihnen vermutlich durch den Kopf geht hat nichts mit Leistung zu tun. Eher mit „Ich finde....“ selbsternannter Ideologen der Kategorie „Ver- u. Zuteilen“.
    „Kritischer Begleiter“ zeigt aus dem Fläming die Prioritäten ganz gut auf...

  17. 4.

    In Anbetracht der ökologischen u. ökonomischen Situation grenzt es an Wahnsinn, einen krisengeschüttelten Verein wie Hertha BSC, dessen Fußballabteilung zum Spielball internationaler Investmentfirmen geworden ist, so ein Projekt zu übertragen und damit bestehende Strukturen vernichten zu lassen. Heute gab es erst wieder einen Beitrag über die katastrophale Versiegelung in Berlin (https://www.tagesspiegel.de/berlin/regenwasser-zielgerichtet-ableiten-berlin-muss-die-entsiegelung-dringend-vorantreiben-9080293.html).

    Aber klar, Hertha will ein Stadion neben einem anderen, völlig intakten bauen und stellt sich damit übrigens gegen einen internationalen Trend, wenn man sich mal ansieht was z.B. West Ham Utd in London gemacht hat.
    Der Allgemeinheit in Berlin entstünden durch einen Neubau in der angepeilten Lage nur Nachteile. Welche Politiker wollen das denn verantworten?

  18. 3.

    Im Stadion An Der Alten Försterei finden in der Saison von August - Dezember und Ende Januar bis Mitte Mai insgesamt 17 Heimpunktspiele, maximal 5 DFB-Pokalspiele und eventuell 3-6 Europapokalspiele vor vollem Haus statt, also insgesamt etwa 30 ausverkaufte Veranstaltungen von 365 Tagen.
    Alle anderen Veranstaltungen ziehen nur Hunderte o. wenige Tausende Interessenten.
    Und jetzt setze man mal das jahrelange verkehrspolitische "Rumgeeiere" der glorreichen Verkehrssenatoren und dem entgegen!

  19. 2.

    Liebes rbb24-Team, ist der ansässige Reitverein auch Teil der "Expertenkommission"? Man hat als Außenstehender nicht den Eindruck, dass die Kommission ausgeglichen besetzt ist.

  20. 1.

    Wie lange dreht das Verkehrskonzept für die Alte Försterei jetzt schon bei wechselnden Immobilitässenatorinen Ehrenrunden?

    Die Hertha dürfte derzeit eher andere sportliche und finanzielle Sorgen haben als ein neues Stadion.

Nächster Artikel