Fragen und Antworten - Worum es bei Herthas Mitgliederversammlung gehen wird
Mitten im Abstiegskampf lädt Hertha BSC am kommenden Sonntag zur Mitgliederversammlung ein. Im Vorfeld rumort es - und das nicht nur aufgrund der sportlichen Situation. Eine Übersicht, worum es bei der Versammlung geht.
Warum findet die Mitgliederversammlung gerade jetzt statt?
Am Sonntag um 10 Uhr öffnen sich die Türen zur Messe Halle 18 und die Mitglieder von Hertha BSC kommen zusammen. Zu diesem Zeitpunkt könnte die Ungewissheit über die sportliche Zukunft ihres Vereins allerdings noch groß sein. Sollten die Berliner beim 1. FC Köln (Freitag 20:30 Uhr) punkten, könnte es wohl bis zum Ende der Saison spannend bleiben. Bei einer Niederlage im Rheinland und gleichzeitigen Siegen der direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, würde der Hauptstadtklub zwar auch noch nicht faktisch, aber aufgrund der schlechten Tordifferenz wohl praktisch als Absteiger feststehen. Mit welcher Stimmung sich die Vereinsmitglieder am Sonntag versammeln hängt also eng mit dem Ausgang der Partie am Freitag zusammen.
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass der Verein - trotz der Ungewissheit über den Liga-Verbleib - bereits jetzt zur Mitgliederversammlung eingeladen hat. Die Satzung schreibt vor, dass die erste Mitgliederversammlung des Jahres spätestens im Mai stattfinden muss. Da ein mögliches Relegations-Rückspiel erst am 5. Juni stattfinden würde, war es nicht möglich den Termin erst nach das sichere Saisonende zu legen. Auch ein späterer Zeitpunkt im Mai sei laut Hertha nicht realisierbar gewesen, weil die Messe am Sonntag (21.5.) nach dem Heimspiel gegen Bochum nicht zur Verfügung stehen würde und der Pfingstsonntag (28.5.) für viele Mitglieder ein ungünstiger Termin wäre.
Was sind die wichtigsten Themen?
In den Berichten von Präsidium und Aufsichtsrat wird es wohl vor allem um die schwierige sportliche Situation von Hertha BSC gehen. Aber auch zu den finanziellen Probleme und dem Medienbericht über mögliche Schwierigkeiten bei der Lizenzierung für die kommende Saison werden die Mitglieder wohl Fragen haben. Allerdings war hier bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung aus Vereinskreisen durchgedrungen, dass das Lizenzierungsproblem wohl deutlich kleiner ist als berichtet.
Für weitere Unruhe sorgte der überraschende Rücktritt von Ingmar Pering aus dem Hertha-Präsidium am Donnerstag. Die sich daraus ergebende Problematik soll mit den Vereinsmitgliedern diskutiert werden. Außerdem stehen noch Abstimmungen zu einigen Anträgen auf der Tagesordnung. Unter anderem geht es dabei um die Abwahl des gesamten Präsidiums und des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann.
Wie aussichtsreich sind die Abwahlanträge?
In der 30-seitigen Eingabe eines Mitglieds waren gleich sechs Anträge enthalten, von denen der Verein vier als "nicht zulässig" ablehnte. Zugelassen wurden aber die ersten beiden. Zum einen soll der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Brüggemann abberufen werden. Zum anderen wird die Amtsführungsberechtigung des gesamten Präsidiums um Vereinschef Kay Bernstein angezweifelt. Das es tatsächlich zur Abwahl der Funktionäre kommt, gilt aber als sehr unwahrscheinlich, denn die Hürde ist hoch: Mindestens 75 Prozent der anwesenden Mitglieder müssten dafür stimmen.
Der Antragsteller begründete seinen Wunsch damit, dass die im vorigen Juni durchgeführten Nachwahlen zwar wirksam, aber unvollständig seien, weil sie vorzeitig nach Erreichen einer Präsidiums-Mitgliederzahl von sieben abgebrochen worden wären.
Eigentlich sieht die aktuelle Satzung des Vereins ein Präsidium aus neun Mitgliedern vor, eine Nachwahl soll allerdings erst stattfinden, wenn die Anzahl unter sieben fällt. Hertha bezeichnete die Antragsbegründung des Mitglieds deshalb als "rechtsfehlerhaft". Außerdem strebt Präsident Kay Bernstein eine Änderung der Satzung an, nach welcher das Präsidium künftig aus mindestens sieben und höchstens neun Mitglieder bestehen kann. Auch darüber wird am Sonntag abgestimmt werden.
Welche Folgen hat der Rücktritt von Pering?
Selbst wenn die Abwahlantrage abgelehnt werden und dem Wunsch der Satzungsänderung des Vereins zugestimmt wird, hat das Präsidium seit dieser Woche ein Mitglied zu wenig. Ingmar Pering hatte am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt erklärt, weil er seine Stimme im Verein nicht mehr ausreichen gehört gefühlt hätte.
Hertha reagierte enttäuscht und nahm kurzfristig einen weiteren Punkt auf die Tagesordnung für Sonntag. Gemeinsam mit den Mitgliedern soll entschieden werden, wann es zu einer Nachwahl des fehlenden siebten Präsidiumsmitglieds kommen soll. Am wahrscheinlichsten ist wohl die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in naher Zukunft. Denkbar wäre auch ein Abwarten bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung. Diese muss laut Satzung zwischen dem 1. Oktober und 30. November stattfinden.
Interessant wird dann auch werden, ob nur ein siebtes Mitglied nachgewählt werden soll, oder aber das Präsidium wieder auf neun Personen aufgestockt wird. Je kleiner das Gremium wäre, desto mehr Macht hätte Präsident Bernstein im Verein.
Sendung: rbb24, 12.05.2023, 18 Uhr