Interview | Berliner Robert Stanjek nach dem Ocean Race - "Die Welt kommt mir jetzt ein Stückchen kleiner vor"

Der Berliner Skipper Robert Stanjek wurde beim Ocean Race von Unfällen und Defekten ausgebremst. Im rbb|24-Interview verrät er, welcher verpassten Etappe er noch lange nachtrauern wird und was die Segelregatta um die ganze Welt ausmacht.
rbb: Herr Stanjek, gerade ist die letzte Etappe des Ocean Race vorbeigegangen – allerdings ohne Sie. Nach einem Crash musste ihr Team vorzeitig aufgeben. Wie hat es sich angefühlt, den Zieleinlauf nur als Zuschauer beobachten zu können?
Robert Stanjek: Unser Ausscheiden ist ja schon etwas länger her und wir sind im Aufarbeitungsprozess schon etwas weiter. Trotzdem schmerzt es natürlich. Gar nicht so sehr für einen selbst, sondern vor allem auch, weil wir den Favoriten und Führenden mit dem Unfall aus dem Rennen genommen haben. Und es ist auch schwer zu verdauen, dass jetzt von diesem Rennen um die Welt zwölf Tage Spannung und das Grand Finale weggeschnitten wurden.
Auch davor war ihre Reise beim Ocean Race schon geprägt von Pech und Pannen. Bei der außergewöhnlichen dritten Etappe durchs stürmische Südpolarmeer mussten ihr Team nach einem Schaden am Rumpf kurz nach dem Start wieder umkehren. Wie frustriert waren Sie?
Es schmerzt am meisten, diese Etappe nicht gesegelt zu sein. Das ist die große Besonderheit des Ocean Race, dass es durchs Südpolarmeer geht. Das ist die härteste Seeregion auf der Erde. Aber genau das ist eben die DNA des Ocean Race. Deswegen war das für mich ein extremer Verlust und diese Lücke in der Erdumrundung schmerzt sehr.
Rechtzeitig zur vierten Etappe war das Boot dann wieder einsatzbereit. Doch es folgte die nächste Panne: Ein Mastbruch auf hoher See. Hatten Sie das Ocean Race zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon abgehakt?
Das hätte sehr gut das Aus bedeuten können. So ein Mast ist 29 Meter lang, den kriegt man nicht so schnell von einem Ende der Welt zum anderen transportiert. Es war logistisch also nicht ganz einfach, aber wir hatten Glück, dass alles funktioniert hat. Mit einem großen Team von über 20 Leuten haben wir die Reparatur in Deutschland hinbekommen. Das war eine wahnsinnige Leistung.
Wie erleichtert waren Sie, dass es doch weiterging?
Naja, das war schon eine tolle Geschichte. Natürlich nicht die, die man sportlich schreiben will, aber auf der anderen Seite gehört das einfach dazu. Es ist ein technischer Sport und in dem Moment, wo der Mast bricht, ist man zwar sportlich aus dem Rennen, aber der Wettkampf macht keine Pause. Er geht nur auf anderen Ebenen weiter – logistisch, wirtschaftlich, technologisch. So sind eben die Dimensionen des Ocean Race. Als wir dann das Unmögliche möglich gemacht haben und erst 20 Stunden vor dem Start der nächsten Etappe in Aarhus eingelaufen sind, war das eine ganz tolle Situation. Die anderen Teams haben uns herzlich empfangen und es war herzerwärmend, wie groß die Solidarität war.
Als Belohnung gab es dann endlich auch einen Erfolg und ihr Team konnte den ersten Sieg verzeichnen. War das einer der Höhepunkte auf der Reise?
Auf jeden Fall. Wir haben einen Hattrick geschafft und auf der Etappe von Aarhus über Kiel nach Den Haag den 24-Stunden-Rekord geknackt und sind die meisten Meilen in dieser Zeit gesegelt. Am Folgetag haben wir den sogenannten Speed-Run gewonnen und danach auch noch das Inshore-Rennen im Hafen von Den Haag. Das war wunderschön.

Haben Sie dort gezeigt, zu was das Team und Boot in der Lage gewesen ist und wäre ohne die Pannen viel mehr drin gewesen?
Die Zielstellung war ein Podiumsplatz. Aber letztendlich war es eindeutig und die Lücke war zu groß. Wir hatten eben zwei große Schäden und haben dadurch viele Punkte verpasst. Dann muss man sich einfach auch damit abfinden, dass man das Podium nicht erreichen kann. Es gab aber durchaus Hoffnung. Auch in den Etappen, wo wir die Schäden hatten, hatten wir bis dahin eigentlich eine gute Positionierung und auch mal geführt. Es war Potential da, aber wir haben es nicht umsetzen können.
Die Teilnahme am Ocean Race war ein großer Traum für Sie. Können Sie trotz der Schwierigkeiten ein positives Gesamtfazit ziehen?
Dieser Wettkampf ist sehr besonders, weil er zwei Ebenen hat. Einmal ist er sportlich einer der drei größten Wettkämpfe neben den Olympischen Spielen und dem America´s Cup. Es sowas wie die Champions League auf hoher See. Und auf der anderen Ebene ist es einfach ein wahnsinniges Abenteuer, autark um die Welt zu segeln und sich mit nur vier Seglern an Bord einer 60 Fuß Yacht durch die widrigen Bedingungen zu kämpfen. Das ist schon wirklich aufregend und wir hatten durch die Pannen ja sogar noch ein bisschen mehr Abenteuer als wir eigentlich hätten haben wollen (lacht). Von daher war es ein tolles Erlebnis und ich muss das erstmal verarbeiten und reflektieren. Es gab schöne und emotionale Momente. Auch, wenn man verliert.
Stach dabei einer dieser schönen Momente besonders heraus?
Es ist sehr beeindruckend, wie schnell wir um die Welt gekommen sind. Innerhalb von einer Etappe und zehn Tagen ist man plötzlich aus dem Mittelmeerraum bis ins Südpolarmeer gerast. Das ist unglaublich und sehr beeindruckend. Das ist eine große Faszination und die Welt kommt mir jetzt ein Stückchen kleiner vor.
Im Jahr 2026 findet das nächste Ocean Race statt. Werden Sie wieder dabei sein?
Ich sage mal nicht nein. Aber ich muss erstmal ein bisschen Pause machen. Jetzt hat erstmal die Familie Priorität. Vier Jahre sind Zeit und wir führen Gespräche und schließen keine Türen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.
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