Analyse | Herthas Kantersieg gegen Fürth - Wachgeküsst

Sa 26.08.23 | 19:41 Uhr | Von Fabian Friedmann
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Marten Winkler (Hertha BSC) jubelt zusammen mit Michael Karbownik über das 2:0 gegen Greuther Fürth. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)
Video: Sportschau | 27.08.2023 | Stephanie Baczyk | Bild: IMAGO / Jan Huebner

Hertha BSC hat sich durch einen 5:0-Sieg gegen Greuther Fürth freigeschwommen. An einem Nachmittag, an dem fast alles gelang bei den Berlinern, zollte Trainer Pal Dardai seinem Team größten Respekt - blieb aber auch dessen größter Kritiker. Von Fabian Friedmann

Mit einem fulminanten 5:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth hat sich Hertha BSC aus der Krise geschossen und damit die rote Laterne in der 2. Fußball-Bundesliga abgegeben. Dass dieser Befreiungsschlag gelingen musste, war der Mannschaft bereits vor dem Anpfiff klar ins Aufgabenheft diktiert worden. Denn nach zuvor drei Niederlagen in der Liga hätte eine weitere Pleite den Druck auf die "alte Dame" wohl ins Unermessliche erhöht.

Dass dieser "Worst-Case" zu keiner Zeit greifbar war, lag auch daran, dass die Herthaner vom Anpfiff weg äußerst beherzt und konzentriert in die Partie gegen Greuther Fürth gegangen waren. Sie ließen nur wenig Zweifel aufkommen, wer an diesem Samstagnachmittag den Platz als Sieger verlassen würde.

Dementsprechend war Trainer Pal Dardai zunächst voll des Lobes für seine Mannschaft: "Respekt, in so einem schwierigen Moment so rauszukommen. Das ist ein seelischer Befreiungsschlag für die Spieler. Dafür haben wir hart gearbeitet", sagte ein strahlender Hertha-Coach nach Spielschluss am Sportschau-Mikrofon.

Hohes Pressing, effiziente Abschlüsse, spielerischer Glanz

Man kann dem Hertha-Urgestein in diesem Punkt nur beipflichten. Die Art und Weise wie Hertha den ersten Saisonsieg in der Liga einfuhr, überraschte und beeindruckte Fans und Beobachter gleichermaßen: Hohes Pressing, effiziente Abschlüsse, spielerischer Glanz. Das, was in den letzten Wochen, gar in den letzten Monaten der Hertha völlig abhandengekommen war, präsentierte sie in diesen 90 Minuten, als wären solche positiven Attribute für den Verein eine reine Selbstverständlichkeit.

Angesichts der Überlegenheit konnte selbst Gästetrainer Alex Zorniger dem Gegner nur gratulieren, auch wenn der Sieg ein bis zwei Tore zu hoch ausfiel: "Hertha hat von Beginn an die wichtigen Zweikämpfe gewonnen. Dieses Zusetzen hat uns völlig aus unserem Spiel rausgebracht", konstatierte Zorniger, der seinen Frust über eine Schiedsrichter-Entscheidung, aber vielleicht auch über die schwache Defensiv-Leistung seines Teams, mit einer Gelb-Roten Karte zu Beginn der zweiten Hälfte bezahlte.

Dardai: "Die letzte Konsequenz war wieder nicht da"

Bei all der Euphorie und den positiven spielerischen Ansätzen wusste Pal Dardai aber auch um die kleinen Unzulänglichkeiten seiner Schützlinge. Denn Hertha war auch gegen die Franken beileibe nicht so stabil, wie es das Ergebnis vermuten lassen würde. "Wir haben sehr gut angefangen, viele Balleroberungen, viele Spielzüge, aber die letzte Konsequenz war wieder nicht da. Das war ärgerlich. Aber dann läuft Tabakovic an und hat alle befreit", so Dardai.

Die Führung von Tabakovic war in der Tat der Dosenöffner für die Hertha, als er gegen tief stehende Fürther anlief und den Klärungsversuch von Fürths Keeper Jonas Urbig in der 23. Minute zur 1:0-Führung ins Tor blockte. Auf einmal war das Selbstvertrauen wieder da, auf einmal gelangen Dinge, die zuvor gegen Düsseldorf (0:1), Wehen Wiesbaden (0:1) und den HSV (0:3) nicht gelangen – allen voran die Chancenverwertung.

Wir haben sehr gut angefangen, viele Balleroberungen, viele Spielzüge, aber die letzte Konsequenz war wieder nicht da. Das war ärgerlich. Aber dann läuft Tabakovic an und hat alle befreit.

Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC

Tabakovic als Spieler des Spiels

Die Tore fielen an diesem Nachmittag auf Berliner Seite wie reife Früchte: Nach Tabakovics Führung feierte Eigengewächs Marten Winkler sein Tor-Debüt für die Blau-Weißen. Kurz nach der Pause traf Palko Dardai in einer wichtigen Phase überlegt zum 3:0. Und die eingewechselten Neuzugänge Gustav Christensen und Smail Prevljak kürten ihr perfektes Zusammenspiel mit dem 4:0 – der Vorentscheidung.

Spieler des Spiels war aber Stürmer Haris Tabakovic. Der Schweizer machte in der 77. Minute seinen Doppelpack zum 5:0 perfekt, verdiente sich darüber hinaus seine Tore mit unermüdlichem Einsatz. Für Dardai die komplett richtige Entscheidung an seinem Neuzugang festzuhalten. "Er ist ein guter Junge, mit gutem Charakter", so Dardai über den 29-Jährigen, dem er unter der Woche noch eine Startelfgarantie ausgestellt hatte. Tabakovic zahlte dieses Vertrauen mit zwei Toren und einer engagierten Leistung zurück.

Brutale Effizienz statt komplette Dominanz

Drei Punkte gewonnen, zwei Neuzugänge als Torschützen und Platz 18 verlassen: Man ist geneigt von einem perfekten Tag für die Hertha zu sprechen, doch das würde dem Spielverlauf nicht ganz gerecht werden. Denn trotz des zutiefst positiven Ausgangs war es beileibe nicht die komplette Dominanz der Blau-Weißen, die für den Sieg verantwortlich war, sondern eher die brutale Effizienz. Die Spieldaten untermauern dies: Fürth hatte satte 20 Torschüsse, sechs mehr als die Hertha, dazu die deutlich höhere Laufleistung und auch mehr Ballbesitz.

In zwei Phasen des Spiels, kurz vor der Pause und zwischen der 50. und 60. Spielminute war Hertha drauf und dran, die Partie aus der Hand zu geben. Die Berliner ließen sich weit in die eigene Häfte fallen, Dudziak und Marton Dardai hatten im defensiven Mittelfeld keinen Zugriff mehr. Eine gute Torhüterleistung durch Tjark Ernst und ineffiziente Gäste, die ihre guten Chancen, etwa durch Hrgota und Green, nicht nutzen konnten, verhinderten ein Gäste-Comeback schließlich. Und wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, hätte Fürth für den Anschluss sorgen können.

Dardai im Stile eines Rumpelstilzchens

Diese Druckphase der Gäste ging auch an Pal Dardai nicht spurlos vorüber: Im Stile eines Rumpelstilzchens tigerte der Hertha-Coach lautstark in der Coaching-Zone herum, gestikulierte wild und stauchte seine Mannschaft so manches Mal zusammen, ob des zu sorglosen Abwehrverhaltens. "Ich hatte nach dem 2:0 das Gefühl gehabt, dass wir nachlässig wurden", erklärte Dardai später seine emotionalen Ausbrüche an der Seitenlinie.

Das Abstellen dieser Nachlässigkeiten und das Finden der defensiven Stabilität wird Dardais Aufgabe in den nächsten Wochen sein. Dazu könnten den Trainer weitere Abgänge treffen, was einen erneuten Umbau seiner Mannschaft zur Folge hätte. Das Grundgerüst der Mannschaft hat sich zwar mittlerweile deutlich herauskristallisiert, doch steht es trotz dieses wichtigen Sieges weiterhin auf eher wackligen Füßen.

Hertha sollte also so schnell wie möglich weitere Siege einfahren, damit keine weiteren Befreiungsschläge nötig sein werden wie jener an diesem perfekten Samstagnachmittag gegen die SpVgg Greuther Fürth.

Sendung: rbb24, 26.08.2023, 21:45 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

27 Kommentare

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  1. 27.

    Ich habe da einen Fehler. Sorry. Es war der falsche Kommentar, auf den ich Bezug nahm.

  2. 26.

    Moment, Sie haben da etwas falsch verstanden. Es ist jeweils ein und dieselbe Person. Einmal wird der Unfug vom Aufstieg verbreitet und einmal wird sich darüber lustig gemacht.

    Das hat mit Meinungsfreiheit absolut nichts zu tun.

    Ich habe mit anderen Meinungen kein Problem, im Gegenteil, ich setze mich damit sehr gerne auseinander.

    Botschaft jetzt angekommen?

    Grüße

  3. 25.

    Sorry, ich habe den besagten Kommentar der eine Antwort auf Karin war durchgelesen, und habe nichts von gebrauchte Tag von Fürth gelesen. In diesem Kommentar ging es um was anderes.

  4. 24.

    Ich hoffe, dass der Kunstverein Fürth noch viele geraucht Tage haben wird. Und nach der Saison mit seinem Lego Estadio zu einer Zierde der 3. Liga wird.

  5. 23.

    Doch. Hatten Sie. In Bezug auf Fürth. Denen ich meinerseits den Abstieg von Herzen gönne.

  6. 22.

    Ein oft anzutreffendes Misverständnis: "Meinungsfreiheit" bedeutet, dass Sie für das öffentliche Äußern Ihrer Meinung nicht von der Polizei verhaftet werden dürfen, damit Ihnen anschließened der Prozess gamacht werden kann. Es bedeutet NICHT, dass Sie ein Anrecht darauf haben, dass Ihrer öffentlich gemachten Meinung nicht ebenso öffentlich widerpsrochen werden darf!

    Außerdem: Roman hat im von Ihnen zitierten Beitrag gar nichts über >>Kritik an diesem Arrogantenverein<< geschrieben. Das phantasieren Sie sich zusammen, vermutlich, weil Sie nicht aus Ihrer Blase heraus können. Er hat lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass >>Kein echter Herthaner nach dem ersten Sieg an Aufstieg [glaubt].<< Das ist ziemlich genau das Gegenteil dessen, was Sie hier behaupten!

  7. 21.

    Was ist daran erbärmlich wenn andere Personen halt anderer Meinung sind als sie. Haben sie mal von Meinungsfreiheit was gehört ?
    Aber klar, einer wie sie, der in der Rosaroten Herthablase lebt will keine Kritik an diesem Arrogantenverein hören.

  8. 20.

    Nun ja, von gebrauchten Tagen hatte ich nichts geschrieben, da würde man bei Hertha nicht fertig werden mit Schreiben.
    Ich hoffe halt das Hertha lange im untersten Drittel der Tabelle verweilt.

  9. 19.

    Ihre Wünsche sind zum Glück unmaßgeblich. Den gebrauchten Tag hatten wir gg Düsseldorf und Wiesbaden. Fürth wird hoffentlich lange und erfolglos gegen den Sturz in Liga 3 ankämpfen.

  10. 18.

    An die Fans, die hir vom Aufstieg phantasieren: Ich weiß nicht, of ihr echte Hertha-Fans seid, aber lasst euch nicht von einem 5:0 blenden! Die Situation bei Hertha ist immer noch prekär und wird es auch noch lange bleiben. Wenn nicht vieles perfekt läuft, kann es auch das gleiche Ende nehmen, wie mit Blau-Weiß 90, die sich mit dem Bundesligaaufstieg 1986, begünstigt von ihrem größenwahnsinnigen Gönner Konrad Kropatschek (Kommt einem bekann vor, oder?) völlig verhoben haben und nach anhaltendem spotlichen Niedergang letztlich 1992 insolvent waren. Mein Rat: nehmt es wie es kommt, hofft darau, dass endlich ein paar Realisten im Verein das Sagen haben und gewöhnt euch ein bisschen an die 2. BL.

  11. 17.

    Die Zeiten des Größenwahns sind vorbei, Hertha ist zurecht abgestürzt. Nun ist es ein ganz normaler Zweitliga Club mit Aufstiegsambitionen geworden. Gebt ihm eine Chance, Berlin verträgt 2 Bundesliga Clubs.

  12. 16.

    Die Analyse im Artikel hat einen Fehler. Zwischen der 50 und 60 Minute stand es bereits 3:0 und da hatte ich das Gefühl die Sache ist gelaufen. Fürth hat zwar gedrängt, aber das Spiel aus der Hand zu geben die Gefahr bestand gefühlt nicht. Vor der Pause, da hatte Fürth mir den Eindruck gemacht, das kann noch sehr eng werden.

    Übrigens wird hier bereits wieder über Aufstieg geschrieben und von den bekannten natürlich wieder als arrogant und durchgedreht dargestellt...

    Meiner Meinung nach sind dies ein und dieselben Personen, welche sich in selbsterfüllender Prophezeiung diesen Unfug hier reinschreiben, dass ist erbärmlich...

    Kein echter Herthaner glaubt nach dem ersten Sieg an Aufstieg.

    Ha Ho He

  13. 15.

    Wir haben uns auch die Augen gerieben in der Kurve. Was mit Hertha los…? Und wenn man es mit der alten Dame hält, darf man sich auch einfach mal freuen ohne durchzudrehen. Wem es hier nicht gefällt….. gerne mal still sein. Großkotz ständig vorwerfen und sich selber so äußern? Merkst du selbst wa?
    Schönen Sonntag. HaHoHe

  14. 14.

    Ein Schwacher schenkt einem anderem Schwachen eine ein. Grandios ! Man könnte denken, der Aufstieg ist nur noch eine Formsache.

  15. 12.

    Sieg. Es geht aufwärts. Hab ja schon vor zwei Monaten prophezeit dass es anfangs wahrscheinlich schwierig wird wegen des Komplettumbruchs, aber irgendwann laufen wird. Gute Mentalitätsspieler wie Reese und Leistner geholt. Jetzt kommt hoffentlich noch Verstärkung fürs Mittelfeld, Hoffe noch auf 2-3 Neue.

  16. 11.

    Hätte es nicht besser schreiben können. Wir sind jetzt endlich in einer neuen Ära angekommen.
    Mein Tipp, wir spielen um den Aufstieg mit.

  17. 10.

    Manchmal gibt es gebrauchte Tage, an denen nichts funktioniert.
    So einen Rabenschwarzen Tag hatte gestern Greuther Fürth.
    Da kann es sogar passieren das man selbst gegen solch eine Mannschaft wie Hertha verliert.
    Wünsche Fürth nächste Woche wieder bessere Zeiten und Hertha am Ende der Saison den Absturz in Liga 3

  18. 9.

    Doch, Nils gibt noch Kommentare ab.
    Ich wundere mich schon wieder über die Euphorie so mancher hier.
    Nach einem, zugegeben hohen und verdienten Sieg wird schon wieder geträumt. Abwarten wie lange diese Euphorie anhält.
    Bei Hertha wird ja schnell von grossen Zielen geträumt, Großkotzigkeit eben.
    Schaut auf die Tabelle, ihr seit nichts, ihr seit ganz unten, und kommt hoffentlich nicht da unten raus.

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