Krebserkrankter Eisbären-Profi - So unterstützen Fans und Rivalen Tobias Eder auf dem Weg zum Comeback
Sportlich läuft es blendend für die Eisbären Berlin. Im Fokus bleibt aber ein Spieler, der in dieser Saison noch gar nicht auflief: der krebserkrankte Tobias Eder. Der Fall zeigt auch, wie die Eishockey-Community gerade zusammenhält. Von Shea Westhoff
Sommer 2024, der Eishockey-Profisport holt gerade Luft für eine neue Spielzeit, die standesgemäß mit überbordendem Terminkalender aufwartet. Die Eisbären Berlin wollen sich auf die neue Saison vorbereiten, in der es vor allem darum gehen soll, die DEL-Meisterschaft zu verteidigen.
Und dann hält der deutsche Eishockeysport plötzlich inne, weil eine Nachricht einschlägt und den Fokus sofort verändert. Bei Tobias Eder ist ein bösartiger Tumor entdeckt worden, der 26 Jahre alte Stürmer begibt sich in medizinische Behandlung.
"Was da gerade passiert, ist unglaublich"
Das war vor fast drei Monaten. Seitdem sind mehrere beeindruckende Geschichten passiert, die zeigen: Die deutsche Eishockey-Community steht versammelt hinter dem erkrankten Eisbären-Stürmer, der auf dem Eis für seine Schnelligkeit und Vielseitigkeit bekannt ist. Das ist im Profisport, den man vor allem mit Show, Konkurrenz und Rastlosigkeit verbindet, durchaus bemerkenswert.
Waltraud, Finn, Sinan, Sonja, Yannick, Silke, Chanti, Ben, Sabine, Christin, Werner, Gabi, Silas, Axel... Es sind einige der Namen von rund 1.000 Fans der Düsseldorfer EG, die jüngst eine überdimensionale Grußkarte an ihren einstigen Center-Spieler (2019-23) unterschrieben haben. Die Botschaft wurde dem sportlichen Rivalen aus Berlin am Samstag im Rahmen der DEL-Partie (4:3 für die Eisbären) übergeben. "Gute Besserung, Tobi!", ist auf der Karte zu lesen.
"Als uns diese Schocknachricht erreicht hat, blutete jedem das Herz", sagte DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz am Samstag in einer Drittelpause während der Partie bei Magentasport. "Der Kontakt ist da. Unser Herz ist bei ihm." Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede, der die Genesungswünsche stellvertretend in Empfang nahm, zeigte sich beeindruckt vom Zusammenhalt. "Was da gerade passiert, ist unglaublich. Gerade in der Eishockey-Bubble", sagte er im TV. "Es ist schon bemerkenswert, wie die Unterstützung ist, wie er unterstützt wird. Und das sieht er übrigens auch."
Unterstützung vom Rivalen...
Auch die Adler Mannheim hatten ihre Anteilnahme mit einer besonderen Aktion ausgedrückt. Das Team des großen Rivalen lief beim Spiel gegen die Eisbären (4:3 für Berlin) mit Aufwärm-Trikots auf, auf der Eders Rückennummer "22" aufgedruckt war.
Die Shirts werden aktuell auf der Verkaufsplattform Ebay versteigert [ebay.de]. Der Erlös soll in Teilen der Aktion "Pink in the Rink" zugute kommen, bei der es um Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Krebs geht.
... und den eigenen Fans
Christopher Werner, stellvertretender Vorsitzender des Hilfevereins "EHC Eisbären Foundation", erinnert sich an die ersten Reaktionen vieler Eisbären-Fans, als Eders Diagnose öffentlich wurde. Da entstehe "ein Kontrast zwischen Profisportlern, die durchtrainiert, fit und gut ernährt sind - und dann eine solche Schockdiagnose", sagt er.
Mittlerweile hat sich eine breite Unterstützung in der Fan-Szene formiert. Bei jedem Spiel werde Eders Name bei der Startaufstellung mitgerufen. "Und wenn ein wenig Ruhe einkehrt während des Spiels, wird Tobi Eder als Person noch mal ganz separat mit Sprechchören gefeiert", sagt Werner. Und zwar so laut, "dass er es hoffentlich auch im Fernsehen" hören könne.
Christopher Werner hatte selbst vor zehn Jahren die Diagnose Krebs erhalten, hat diesen mittlerweile überwunden. "Ich kann da nur aus eigener Erfahrung berichten, wie wichtig es ist, dass man das Vertrauen aus dem Umfeld spürt", sagt er. Es sei "ganz, ganz wichtig, dass man weiß, wofür man kämpft".
"Das ist es, was die Klubs und die Fans Tobi Eder mit auf den Weg geben wollen, dass er nicht alleine ist und dass er ein Ziel hat und dass sich alle freuen, wenn er dann wieder da ist", so Werner.
Menschen, die in letzter Zeit mit Tobias Eder zu tun hatten, sagen, er sei gut gelaunt, er glaube an sich – und daran, dass er wieder zurückkommt. Er darf darauf bauen, dann wieder mit offenen Armen von der Eishockey-Gemeinschaft empfangen zu werden.