Kadaver in Nähe der A15 gefunden - Afrikanische Schweinepest breitet sich rasant Richtung Cottbus aus

Di 14.02.23 | 16:48 Uhr
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Ein Schild an einem Zaun in Spree-Neiße weist auf den Wildschutzzaun zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest hin (Foto: rbb/Schneider)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.02.2023 | Anke Blumenthal | Bild: rbb/Schneider

Für Menschen ist sie ungefährlich, doch für Schweine meistens tödlich: Die Afrikanische Schweinepest grassiert seit 2020 in Deutschland, anfangs in der Lausitz. Jetzt breitet sie sich schnell Richtung Cottbus aus. Die Stadt soll nun zur Sperrzone 2 werden.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich vom Spree-Neiße-Kreis aus in schnellem Tempo in Richtung Cottbus aus. Der zuständige Amtstierarzt Helfried Kröber teilte am Dienstag mit, dass verendete Wildschweine bereits drei Kilometer südlich der A15 bei Frauendorf (Spree-Neiße) gefunden worden seien, "und damit quasi vor den Toren der Stadt Cottbus."

Die ASP grassiere im Moment besonders am Spremberger Stausee. Dort würden täglich bis zu zehn Kadaver gefunden. Seit Beginn des Jahres waren es insgesamt 150. Der Stausee ist ein Feuchtgebiet, dort halten sich die Wildschweine länger auf. Jäger sprechen daher von einem Einstandsgebiet. Wenn ein Tier infiziert ist, steckt sich in der Regel die ganze Rotte an.

Cottbus soll zur Sperrzone 2 werden

Amtstierarzt Kröber lässt täglich freiwillige Helfer und auch Drohnen das Gebiet entlang der Spree kontrollieren. "Nebenher versuchen wir die Durchlässe durch Straßen, Eisenbahnen und den Spreeverlauf mit unterschiedlichen Mitteln zu sichern, damit keine infizierten Wildschweine vom Stausee in Richtung Cottbus wechseln können."

Um eine Ausbreitung zu verhindern, hat der Spree-Neiße-Kreis begonnen, Elektrozäune an der B97 und B169 zu bauen. Auch seien die örtlichen Jäger angehalten worden, Wildschweine im Gebiet zwischen Spremberg und Cottbus zu töten, hieß es.

Die Stadt Cottbus und auch die Gemeinde Kolkwitz (Spree-Neiße) werden laut Kröber voraussichtlich in den kommenden Tagen zur Sperrzone 2 erklärt. Damit ist die Freilandhaltung von Schweinen verboten. Außerdem können Betretungsverbote zum Beispiel für Wälder ausgesprochen werden, so Kröber.

Tierpark hat nun keine Wildschweine mehr

Der Tierpark Cottbus teilte dem rbb am Dienstag mit, dass bereits vor einer Woche alle vier Wildschweine im Park vorsorglich getötet worden seien. Das Freigehege wird durch Spreewasser gespeist. Die Gefahr, dass sich die Tiere anstecken, sei zu groß, sagte Tierparkchef Jens Kämmerling. "Wir haben sie sozusagen als gutes Biofutter im eigenen Bestand einer sinnvollen Verwertung zugeführt." Damit hat der Tierpark zum ersten Mal seit 1954 keine Wildschweine mehr.

Der Landkreis Spree-Neiße bitte die Bevölkerung um Verständnis für die Maßnahmen. Eine Ausweitung der ASP bis in das Stadtgebiet von Cottbus mit knapp 100.000 Einwohnern würde die Eindämmungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Entnahme von Wildschweinen deutlich erschweren, heißt es. Gleichzeitig ist die Gefahr, dass sich die ASP weiterverbreitet, viel höher, weil ASP auch durch Essenreste übertragen werden kann.

Eine Ausbreitung bis in das Biosphärenreservat Spreewald mit seinen Fließen würde noch kritischer sein. "Eine Bekämpfung in dem Bereich [wird] extrem schwierig und die Verluste, die dadurch entstehen, [werden] natürlich immer größer", so Amtstierarzt Kröber.

Erster Fall 2020 - ebenfalls im Spree-Neiße-Kreis

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruskrankheit, die Wild- und Hausschweine betrifft. Sie ist nicht heilbar und verläuft für die Tiere meist tödlich. Für den Menschen ist die ASP ungefährlich. Zur Abwehr der aus Richtung Polen kommenden ASP hatten die brandenburgischen Behörden einen festen Zaun entlang der Oder und Neiße errichten lassen. Der Spree-Neiße-Kreis hat allein über elf Millionen Euro in die Eindämmung der Tierseuche gesteckt, vor allem in die Errichtung von Sperrzäunen.

Die Krankheit wurde deutschlandweit zum ersten Mal am 10. September 2020 bei Wildschweinen in Schenkendöbern (Spree-Neiße) nachgewiesen. Im Juli 2021 wurde der bundesweit erste ASP-Fall in Hausschweinbeständen ebenfalls in Brandenburg, in den Landkreisen Spree-Neiße und Märkisch-Oderland, festgestellt.

In Brandenburg wurden laut dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) bisher bei insgesamt 2.957 Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest festgestellt (Stand: 14.02.2023). Alle Infos rund um die ASP hat das Ministerium auf seiner Internetseite msgiv.brandenburg.de zusammengefasst.

Mit Informationen von Anke Blumenthal.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.02.2023, 15:30 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    "anfangs in der Lausitz. Jetzt breitet sie sich schnell Richtung Cottbus aus."

    Und ich dachte immer, Cottbus liegt in der Lausitz. Da ist man dann schon verwundert.

    Komisch ist ja, ein Kollege ist Jäger, seine Pacht liegt in der Nähe der Talsperre Spremberg, laut ihm (Aussage vor einem halben Jahr) gibt es in der gesamten Gegend keine Wildschweine mehr, alle verendet oder geschossen. Jägerlatein? Gut, laut ihm ist es den Jägern angeblich auch untersagt, über Wolfsichtungen zu berichten.

  2. 1.

    Direkt neben meinem Waldgrundstück in Bräsinchen wurde so ein Zaun aufgestellt. Nach Schneefall und Starkwind lagen tagelang Äste darauf . Wen wundert es, daß die Schweine den Zaun überwinden?

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