Arbeitnehmerseite unzufrieden - Mindestlohn soll auf 12,82 Euro steigen

Mo 26.06.23 | 13:07 Uhr
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Symbolbild:Ein Mitarbeiter nimmt ein Blech mit Brezeln aus dem Backofen einer Bäckerei.(Quelle:dpa/J.Woitas)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.06.2023 | Oliver Neuroth | Bild: dpa/J.Woitas

Der gesetzliche Mindestlohn soll ab Januar steigen - in zwei Stufen auf bis zu 12,82 Euro. Die Arbeitnehmerseite ist damit unzufrieden - und zeigt das auch.

  • Kommission schlägt Anhebung des Mindestlohns vor
  • 82 Cent mehr in zwei Stufen bis 2025
  • Arbeitnehmerseite kritisiert dies als zu gering, wurde aber überstimmt
  • Bundesregierung muss Vorschlag noch verbindlich machen

Der Mindestlohn in Deutschland soll von derzeit 12,00 Euro in zwei Stufen auf 12,82 Euro pro Stunde steigen. Darauf verständigte sich die Mindestlohnkommission mehrheitlich am Montag in Berlin.

Die erste Anhebung auf 12,41 Euro soll zum 1. Januar 2024 erfolgen, die zweite Anhebung auf 12,82 dann zum 1. Januar 2025.

Der Vorschlag der Mindestlohnkommission muss von der Bundesregierung noch per Verordnung verbindlich gemacht werden. Normalerweise ist das Formsache.

Positionen lagen "sehr weit" auseinander

Die Empfehlung wurde dieses Mal allerdings nicht im Einvernehmen getroffen. Die Arbeitnehmervertreter in der Kommission sind gegen diese in ihren Augen zu geringe Anhebung und wurden nach eigenen Angaben in der Kommission überstimmt.

Die Vorsitzende der Kommission, Christiane Schönefeld, sagte, der Beschluss sei auf ihren Vermittlungsvorschlag, aber gegen die Stimmen der Arbeitnehmerseite zustande gekommen. Die Positionen hätten "sehr weit auseinander" gelegen. Nach Ansicht der Gewerkschaften hätte die Lohnuntergrenze mindestens auf 13,50 Euro angehoben werden müssen.

Lob und Kritik

Der Wirtschaftsflügel der Union hat den Vorschlag zur Erhöhung begrüßt. "Der Vorschlag der Kommission hält die Waage zwischen staatspolitischer Verantwortung und tarifpolitischer Vernunft", sagte die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann (CDU), am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Mindestlohnkommission nehme Rücksicht auf die miserable wirtschaftliche Lage. Deutschland sei in der Rezession. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sei gut beraten, den Vorschlag anzunehmen und damit für Planungssicherheit für die Betriebe zu sorgen.

Anders sieht es der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB): "Für eine Anpassung lediglich im Cent-Bereich konnten wir auf keinen Fall unsere Hand reichen." Mit dem Beschluss würden die fast sechs Millionen Mindestlohnbeschäftigten einen enormen Reallohnverlust erleiden, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.

Die Arbeitnehmer stellen trotz des offenen Streits über die Erhöhung die zuständige Kommission zur Festlegung der Höhe aber nicht infrage: Es sei nicht geplant, die Kommission jetzt zu verlassen, sagte Körzell.

Mindestlohn startete 2015 mit 8,50 Euro

Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung einmalig den Mindestlohn politisch festgelegt und damit ein Wahlversprechen umgesetzt. Seit dem 1. Oktober beträgt die Lohnuntergrenze in Deutschland zwölf Euro.

Die ständige Mindestlohnkommission war zuletzt 2020 am Zuge. Sie orientiert sich bei der Anpassung des Mindestlohns an der Tarifentwicklung und berücksichtigt die wirtschaftliche Lage. Ziel ist ein Mindestschutz der Arbeitnehmer, ohne Jobs zu gefährden.

Eine gesetzliche Lohnuntergrenze gibt es seit 2015, damals betrug sie 8,50 Euro.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.06.23, 11:40 Uhr

55 Kommentare

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  1. 55.

    In den USA ist die Inflation seit einiger Zeit wieder auf reale 6-7% zurückgegangen (Stand wie vor der letzten Krise).
    Bei uns grundlos mindestens 33% denn der Staat erwirtschaftet außer Umsatz-/Mehrwertsteuer und andere Wegelagerei-Abgaben wegen der vielen Importe nichts. Schuld ist auch der EU-Schengenraum. Ausländische Ware sollte mehr versteuert werden und schafft Anreize für eigene Ware im Land und schafft Arbeitsplätze und Qualität. Aber scheinbar dominieren China und SouthKorea schon längst den deutschen Markt. Und der Michel wedelt mit dem Samsung-Stullenbrett umher.
    Alles ist ein Drittel teurer geworden, zwar nicht alle Lebensmittel und Kraftstoffe, dafür aber sämtliche Waren und Energie umso mehr. Geschweige von der Gastronomie. Lässt man dann halt bleiben...
    Was früher 20 Euro kam kostet jetzt mindestens 30 Euro. Was 40 Euro kostet heute 60 Euro... usw. das sind 33 % und keine 7% auch nicht im Durchschnitt.

  2. 54.

    Schon ganz schön unverfroren, was Sie da schreiben. Da sollen dann die Leute von ihrem Gehalt sich nicht einmal mehr die Miete leisten können? Also Obdachlos aber nicht Arbeitslos? Das ist Ihre Antwort auf die Not der im Niedriglohnbereich beschäftigten?

  3. 53.

    Man muss sich über den Kaufkraftverlust in Deutschland nicht wundern, wenn die inflation ganz dreist dazu benutzt wird, die Löhne noch weiter zu drücken. Ein "Ausgleich" sind diese paar Cent bis 2025 sicherlich nicht.

  4. 52.

    Bis 1. Januar 2025 werden noch diverse Inflationswellen durchs Land rollen. Am Ende stehen die Mindestlohn-Bezieher nach der "Erhöhung" um 82 Cent noch schlechter da, als jetzt schon. Das lohnt sich ja richtig. Amerikanische Verhältnisse. Wenn diese Leute dann später Rente bekommen, gehen sie finanziell endgültig unter. Weil mit dem Niedriglohn viel zu wenig eingezahlt worden ist. Und Rücklagen können so auch nicht gebildet werden. Natürlich ist die Arbeitskraft nicht wertlos. Den Mehrwert steckt sich nur leider jemand anderes in die Tasche.

  5. 51.

    Bis 1. Januar 2025 werden noch diverse Inflationswellen durchs Land rollen. Am Ende stehen die Mindestlohn-Bezieher nach der "Erhöhung" um 82 Cent noch schlechter da, als jetzt schon. Das lohnt sich ja richtig. Amerikanische Verhältnisse. Wenn diese Leute dann später Rente bekommen, gehen sie finanziell endgültig unter. Weil mit dem Niedriglohn viel zu wenig eingezahlt worden ist. Und Rücklagen können so auch nicht gebildet werden. Natürlich ist die Arbeitskraft nicht wertlos. Den Mehrwert steckt sich nur leider jemand anderes in die Tasche.

  6. 50.

    Wie bitte? Nicht ihr Ernst?!
    Versuchen Sie mal davon würdevoll zu leben und noch Geld für die Rente zurück zu legen...

  7. 49.

    Mindestlohn heißt ja nur die unterste Lohnuntergrenze.Dann gibt es ja noch den Ecklohn für jemanden der gerade ausgelernt,aber noch keine Erfahrung hat.Danach staffelt sich der Lohn nah Erfahrung und Können oder sollte zumindestens.Manche Arbeitgeber haben das aber immer noch nicht verstanden und wundern sich warum ihnen die Leute weg bzw.nicht zulaufen.
    Von Nichts ,kommt halt Nichts. Vor Allem welcher Arbeitgeber glaubt das er gezwungen ist,einem gestandenen Facharbeiter nur Mindestlohn zu bezahlen ,aber dann volle Leistung und Freude zu erwarten?

  8. 48.

    Mindestlohn heißt ja nur die unterste Lohnuntergrenze.Dann gibt es ja noch den Ecklohn für jemanden der gerade ausgelernt,aber noch keine Erfahrung hat.Danach staffelt sich der Lohn nah Erfahrung und Können oder sollte zumindestens.Manche Arbeitgeber haben das aber immer noch nicht verstanden und wundern sich warum ihnen die Leute weg bzw.nicht zulaufen.
    Von Nichts ,kommt halt Nichts.

  9. 47.

    Viel zu hoch. Das muss doch nicht sein. Der Standort Deutschland verliert weiter an Attraktivität im internationalen Wettbewerb.

  10. 46.

    "Nicht so ganz. Denn es geht weiter"

    Denn es geht weiter war aber nicht die Frage. Die Inflation heizt die Lohnforderungen an und nicht umgekehrt. Die letzten zehn Jahre war die Inflation moderat, dementsprechend auch die Lohnforderungen.

  11. 45.

    " Das mag zwar sein aber das sind alles vorübergehende Probleme "

    Ich lebe jetzt schon über 50 Jahre in diesem Land und aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen das Preissteigerungen egal aus welchem Grund in der Regel nur vereinzelt und sehr geringfügig zurück genommen werden wenn diese erstmal durchgesetzt wurden egal welche Krise wir in den letzten 50 Jahren auch hatten . Es geht mir auch nicht darum das Fachkräfte entsprechend ihrer Qualifikation mehr verdienen als Angelernte oder gering Qualifizierte sondern darum das auch gering Qualifizierte von Ihrem Lohn zumindest die Miete und die Lebensmittel bezahlen können ohne auf Staatliche Hilfe angewiesen zu sein oder sind Sie der Meinung das Straßenreiniger , Gebäudereiniger , Gärtner , Postzusteller , Müllabfuhr , Bauhelfer u.v.a. für die Gesellschaft keinen besonderen Wert haben ??

  12. 44.

    Noch etwas: 82 Cent hätte man in einem Schritt erhöhen können. Und 1 Euro zusätzlich 2025.

  13. 43.

    Das mag zwar sein aber das sind alles vorübergehende Probleme. Der Energiepreis geht runter, Corona ist vorbei, der Ukrainekrieg hat eine Kehrtwende und die Lieferkettenengpässe sind weitestgehend behoben. Das einzige was permanent hoch bleibt sind die Löhne. Daher verursachen diese die Inflation.

  14. 42.

    Dann ist nicht mehr viel da zum verschenken in aller Welt völlig irre Entwicklungshilfe für China in Millionenhöhe dafür wird die Steuer gebraucht und vieles andere noch dazu........

  15. 41.

    Die so etwas beschließen sollten mal 2 Jahre mit dem Mindestlohn auskommen aber die schwimmen in anderen Sphären.

  16. 40.

    Laßt die Migliedet dieser Kommission mal von Mindestlohn und Hartz 5 leben. Die verdienen zuviel und treffen deshalb lebensfremde Beschlüsse.

  17. 39.

    " In den Medien höre ich eigentlich immer folgendes:
    - Preissteigerungen in Folge des Ukraine-Krieges
    - Preissteigerungen in Folge gestiegener Energiepreiskosten

    Genau so ist es auch und dazu kommen der Vollständigkeit wegen noch :

    - Preissteigerungen wegen Corona
    - Preissteigerungen wegen Weltweit gestörter Lieferketten bzw. Lieferengpässen

  18. 38.

    Jobben bringt zwar einen Haufen Freizeit aber bringt kein Geld und später keine Rente und zerstört ehrlichen Lohn, deshalb bin ich gegen Jobber samt Mindestlohn. Für Berufe gibt es Tarifverträge. Zahlt der Chef nicht bin ich weg. Es gibt genug Stellen auf dem gelernten Fachkräftemarkt.

  19. 37.

    Einkommensteuer ist bereits dynamisch abhängig vom Brutto. Ich zahle über 39% an Abgaben.
    Warum sollten Niedrigverdiener fast nix zahlen?
    Vollzeit als Fachkraft also Schule mit anschließendem Berufsabschluss (Lehre ab 16, anschließend bis 65 arbeiten z.B. im ÖD) sollte beim Einkommen helfen das Ding zu schaukeln. Keine Abgaben keine Rente.

  20. 36.

    Da fehlen ein die Worte macht einfach die Preise wieder runter

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