Öl-Raffinerie unter Treuhand - Rosneft scheitert mit Beschwerde gegen Verkauf von PCK-Anteilen

Mi 23.10.24 | 12:10 Uhr
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Symbolbild:Verschiedene Anlagen der Rohölverarbeitung auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Pleul)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg (Studio Frankfurt) | 23.10.2024 | Bederke, Jeanette | Bild: picture alliance/dpa/P.Pleul

Der russische Rosneft-Konzern ist vor Gericht mit seiner Beschwerde gegen den geplanten Verkauf des Anteils von Shell an der Öl-Raffinerie Schwedt (Uckermark) gescheitert. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf wies die Einwände von Rosneft am Mittwoch ab, wie ein Gerichtssprecher mitteilte.

Shell will seinen Anteil von 37,5 Prozent an Schwedt an den britischen Ölkonzern Prax verkaufen. Rosneft hält einen Mehrheitsanteil an Schwedt, der allerdings unter der Treuhandschaft der Bundesregierung steht. Der russische Mineralölkonzern, der Schwedt einst mit Öl zur Verarbeitung belieferte, macht dennoch ein Vorkaufsrecht für das Shell-Paket geltend.

Timeline (TEST)

Juli 2021: Alcmene will Shell-Anteile übernehmen -> Prüfung durch BMWK & Rosneft macht von Vorkaufsrecht gebrauch

Februar 2022: Beginn der Invasion russischer Truppen in die Ukraine

Juni 2022: erneuter Kaufantrag durch Alcmene - Zukunft durch anhaltenden Krieg unklar

September 2022: Bund übernimmt Kontrolle über PCK-Raffinerie

Januar 2023: Import-Stopp von russischem Öl

März 2023: Erste Lieferung kasachischen Rohöls

März 2023: Gericht weist 1. Rosneft-Klage zu Treuhandverwaltung ab & Verlängerung der Treuhandschaft

April 2023: Rosneft klagt gegen verlängerte Treuhandschaft

September 2023: Bund verlängert Treuhandverwaltung erneut

November 2023: Gerichtsurteil: Alcmene darf Anteile an PCK-Raffinerie Schwedt von Shell erwerben

Dezember 2023: Shell will Anteile weiter verkaufen - Verhandlungen mit Prax-Gruppe

Februar 2024: Bundesregierung prüft Enteignung von Rosneft - Rosneft wehrt sich

März 2024: Bund verlängert Treuhandverwaltung erneut

August 2024: Katarischer Staatsfond möchte Rosneft-Anteile übernehmen

September 2024: Bund verlängert Treuhandverwaltung erneut

 

Rosneft prüft weitere juristische Schritte

Rosneft werde nun juristische Mittel gegen das Urteil prüfen und möglicherweise vor den Bundesgerichtshof ziehen, erklärte ein Anwalt. Der Fall ist in mehrere Hinsichten kompliziert. Die Bundesregierung hatte den 54,2-prozentigen Rosneft-Anteil an Schwedt wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine unter Treuhandschaft gestellt. Diese wurde zuletzt bis zum 10. März 2025 verlängert. Unter der Treuhandschaft werden die Anteile zwar staatlich verwaltet, gehören rechtlich aber weiterhin Rosneft.

Die Bundesnetzagentur, die die Bundesrepublik nun bei der Raffinerie vertritt, hat ihren Anwälten zufolge grünes Licht für den Verkauf des Shell-Anteils an Prax gegeben.

Früherer Anteils-Verkauf bereits gescheitert

Shell will seine Beteiligung an der Raffinerie Schwedt seit Jahren abstoßen. 2021 wollte der britische Ölmulti sein Paket an das österreichische Unternehmen Alcmene verkaufen. Diese Pläne hatte Rosneft mit Verweis auf sein Vorkaufsrecht durchkreuzt. Allerdings hatte im November 2023 das Verwaltungsgericht Berlin entschieden, dass Alcmene die Beteiligung doch hätte erwerben dürfen.

Inzwischen hat Shell den Verkauf des Anteils an Prax angekündigt. Rosneft will seinen Anteil an Schwedt ebenfalls verkaufen. Einem Insider zufolge verhandelt das Unternehmen mit Katar, dem größten Anteilseigner beim Energiekonzern RWE.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.10.2024, 12:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Whataboutism über Versorgung mit Tankern vs. Pipelineöl. Putins Spiel am Gashahn hat gezeigt, dass man sich auf per internationalen Haftbefehl gäGesuchten nicht verlassen kann. Vatniks sehen das aber natürlich anders.

  2. 9.

    Es ist schon bemerkenswert, wie einige hier dieses Urteil bzgl. einer für die Versorgungssicherheit Deutschlands wichtigen Infrastruktur nahezu bedauern und gar die Legitimation Deutscher Gerichte in Zweifel ziehen. Da fragt man sich schon, inwieweit Putins Propaganda sich mittlerweile bei einer gewissen Klientel in Deutschland festgesetzt hat, wenn diese ihre ureigensten Interessen zugunsten Russlands aufzugeben bereit ist.

  3. 8.

    Gut das wir dafür völkerrechtlich unbedenkliches Gas und Öl aus der arabischen Welt beziehen und das so wunderbare“, so saubere und unbedenkliche LNG für teures Geld einkaufen.
    Wer jammert oder nur wundert ist BeischläferIn des Systems.

  4. 7.

    Kommentar6 von @Björn:
    "... Sie akzeptieren dann sicher auch, wenn diese Länder das im Gegenzug für Firmen aus Deutschland genauso sehen und denen den Marktzugang verweigern oder einen Zugang zu Rohstoffen."

    Brauchen einige andere Länder Deutschland oder sind wir es eher, die die anderen brauchen?

  5. 6.
    Antwort auf [Björn] vom 24.10.2024 um 11:53

    Wenn ich dafür antworten darf: Natürlich ist nur RuSSland gemeint. Faschistische Staaten brauchen wir nicht.

  6. 5.

    Russland hat in unserem Land nichts zu melden.
    Alle, die Russland als Freund ansehen, sollten übersiedeln.
    Nach all dem Brechen des internationalen Rechts hat Russland nichts zu melden.

  7. 4.

    "... Unter der Treuhandschaft werden die Anteile zwar staatlich verwaltet, gehören rechtlich aber weiterhin Rosneft. ..."
    Manch ein Gerichtsurteil ist - für mich - nicht nachvollziehbar.

  8. 3.

    Hat irgendwer etwas anderes erwartet.
    Solche Klagen kann nur ein Gericht außerhalb von Deutschland verhandeln.

  9. 1.

    Schwedt ist in der Uckermark, nicht im Barnim. Bitte korrigieren.

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