Tarifverhandlungen - Gewerkschaften fordern acht Prozent mehr für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst

Mi 09.10.24 | 17:39 Uhr
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Archivbild: Zentrale Streikkundgebung der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi. (Quelle: dpa/Heinrich)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Heinrich

Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb verlangen acht Prozent mehr Einkommen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen - mindestens aber 350 Euro pro Monat. Dies ist die zentrale Forderung für die anstehenden Tarifverhandlungen, wie die Gewerkschaften am Mittwoch mitteilten.

Die Arbeitgeberseite hatte deutlich weniger in Aussicht gestellt. Sie vertreten Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für den Bund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Angesichts der ohnehin angespannten Haushaltslage vor allem auch im Bund dürfte den Tarifparteien harte Verhandlungen bevorstehen.

Die Forderungen seien ambitioniert, aber keineswegs zu hoch, sagte dbb-Chef Ulrich Silberbach. Es fehlen eine halbe Million Menschen im öffentlichen Dienst. Es bestehe die Gefahr, im Vergleich zur Privatwirtschaft abzuschmieren.

Mehr Geld und mehr freie Tage gefordert

Zu den weiteren Forderungen gehören unter anderem drei zusätzliche freie Tage sowie ein weiterer freier Tag für Gewerkschaftsmitglieder. Über ein Arbeitszeitkonto sollen Beschäftigte entscheiden können, ob sie etwa Überstunden ausgezahlt bekommen wollen oder diese auf das Konto gebucht werden sollen. Auszubildende sollen den Gewerkschaften zufolge 200 Euro mehr im Monat bekommen.

Forderungen für bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigte

Die Gewerkschaften verhandeln für etliche Berufszweige - unter anderem für Frauen und Männer, die als Erzieher, Busfahrer, Angestellte von Bädern, Feuerwehrleute, Kranken- und Altenpfleger, Verwaltungsangestellte, Klärwerksmitarbeiter, Förster oder Ärzte arbeiten. Betroffen sind rund 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte, von denen der überwiegende Teil in den Kommunen arbeitet. Der aktuelle Tarifvertrag läuft nach zwei Jahren zum Jahresende aus.

Nach einer Laufzeit von zwölf Monaten soll nach dem Willen der Gewerkschaften neu über das Einkommen verhandelt werden. Auf Beamtinnen und Beamte soll der angestrebte Abschluss - so die Forderung - zeit- und inhaltsgleich übertragen werden. Für die Beschäftigten der Länder wird separat verhandelt.

Größte Tariferhöhung im Jahr 2023

Mit ihrer Forderung liegen Verdi und dbb etwas über der Forderung für die Lohnrunde der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall hatte sieben Prozent mehr Geld verlangt.

Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge, hatte bereits ein deutlich geringeres Plus als nun gefordert ins Spiel gebracht. "Die Inflation wird bei rund zwei Prozent liegen, das ist eine Orientierungsgröße, die auf dem Tisch liegt", sagte sie im "Tagesspiegel". Sie verwies auch auf die angespannten kommunalen Haushalte. Die VKA verhandelt gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium für die Arbeitgeberseite.

Bei den Verhandlungen über den nun auslaufenden Tarifabschluss hatten die Gewerkschaften im Frühjahr 2023 die größte Tariferhöhung im öffentlichen Dienst seit Jahrzehnten erzielt. Damit sollte der damals drastische Anstieg der Verbraucher- und Energiepreise abgefedert werden.

In die Verhandlungen waren die Gewerkschaften vor zwei Jahren unter anderem mit der Forderung nach einem Einkommensplus von 10,5 Prozent gegangen. Letztlich einigten sie sich mit Bund und Kommunen etwa auf steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von insgesamt 3.000 Euro, einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend 5,5 Prozent mehr.

Während der Verhandlungen hatte Verdi regelmäßig Stadtverwaltungen, öffentliche Bäder, Müllabfuhren oder Krankenhäuser mit Warnstreiks lahmgelegt.

Verhandelt wird ab 24. Januar 2025. Der Abschluss ist für Mitte März vorgesehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 9.10.2024, 16:40 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    "Wo leben wir denn?"
    Zum Glück in einem Land, wo es gewisse Regelungen gibt, wieviel gearbeitet werden muss, und wo man auf die Straße gehen darf, wenn man seine Situation verbessern möchte. Sie scheinen in einer absoluten Diktatur glücklicher zu sein. Na dann, Koffer packen...

  2. 20.

    Ich kann nur allen empfehlen einmal zu recherchieren wie der Familienzuschlag bei Beamten aussieht. Für mehr Kinder gibt es mehr Geld, zusätzlich zum Kindergeld. Bei 3 Kindern gibt es in den meisten Bundesländern 1500 Euro Gehaltsbonus monatlich. Es wäre ratsam das in den Forderungskatalog mitaufzunehmen.

  3. 19.

    jaja die Spirale - was denken Sie würde, will, der/die an der Kasse beginnend 10 Proz - enndet auf den VKs, dann wollen die Leute wieder mehr Geld - ach ja kommen Sie nicht immer mit den Altenpflegern u. Kr.pflern - wieviel gibts noch im ÖD? u. wieviel Proz. sind das am ÖD?? !!!! schreib ich mal als EX-ÖD u. dann F.W. ;-)

  4. 18.

    Jetzt ist aber Schluß! ich krieg auch keine 8% mehr!? Und alles auf unserem Rücken? Diese Streikerei müßte echt verboten werden, wo leben wir denn?

  5. 17.

    Der Unterschied zwischen Öffentlichem Dirnst und Privatwirtschaft: die einen werden aus unseren Steuergeldern bezahlt, die anderen müssen ihr Geld selbst verdienen.

  6. 16.

    Ich habe noch niemals einen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gesehen der auf alle viere und mit Schweißband seinen Arbeitsplatz verlassen hat. Einfach lächerlich diese ewigen Forderungen.

  7. 15.

    Was ein Schwachsinn.. Warum sollten Polizisten oder Pflegekräfte höher besoldet werden? Jeder einzelne im Öffentlichen Dienst leistet seinen Beitrag. Keiner wird dazu gezwungen Altenpfleger oder Polizist zu werden, also sollte man sich auch mit seinem Lohn arrangieren. Wenn man unzufrieden ist, einfach kündigen und was anderes machen.. Besser als rumzuheulen

  8. 14.

    absolut lächerlich,
    wem das zu wenig ist, was sie jetzt schon verdienen,
    sollte sich einen anderen job suchen.

  9. 13.

    Das sehe ich auch so,
    kann doch nicht sein das der Staat, die Kommunen kein Geld haben aber unsere lieben Verwaltungsleute, die sich ganz bestimmt nicht kaputt arbeiten, jedes Jahr noch mehr belohnen das nix funktioniert.
    Eine Nullrunde wäre angebracht und gegenüber der normalen Arbeiterschaft fair.

  10. 12.

    Der öffentliche. Dienst besteht nicht nur aus Altrnpfleger und Krankenschwestern. Sondern auch zu einem großen Teil aus Verwaltung. Man müsste die Entgelde reformieren! Wichtige Berufsgruppen wie Polizei, Pflegekräfte, Erzieher usw. müssten höher besoldet werden als die ganzen Büroleute. Es müsste für die Angestellten in den Verwaltungsstuben leistungsbezogene Entgelde geben. 3 Karenztage, Wandertage, Einkaufen während der Arbeitszeit, Krankschreibungen beim Kratzen im Hals usw. hat ja keine Konseqenz, man wird im ÖD nicht so leicht gekündigt.

  11. 11.

    Der öffentliche Dienst - Jobsicherheit - verlangt 8% mehr Steuergelder?

  12. 10.

    Die Forderung rührt daher, dass die Belastung und die Lebenshaltungskosten gestiegen sind. Fragen Sie doch sonst mal einen Erzieher, eine Krankenpflegerin oder einen Altenpfleger wie es ihm/ihr so geht...

  13. 9.

    womit wird die Forderung begründet? Wird mehr gearbeitet? Wird besser gearbeitet? Ich habe in den letzten 2 Jahren in 30 Angelgenheiten 10 nicht erledigt, 8 nur mit Problemen u. teilweise zu erst falsch, 2 ohne Probleme. Ist ja egal ich bin ja im ÖD-Haltung. 200 EUR mehr für Azubis? mehr als 1/3 Bü.geld. Viele im ÖD würden eine Erhöhung im Bü.geldbereich bekommen. Nicht nachvollziehbar, da sowieso schon priviligiert (Banken, Vermieter etc. etc.) Und dann auch noch die 4-Tage-Woche ja nicht vom Tisch ..... Und da ja gerne der Vergleich gezogen wird - drehen wir es um - gehen Sie doch in die fr. Wirtschaft - mit Ihren Kenntnissen, Einsatzwillen, bei deeen vielen suchenden Unternehmen, da machen auch 40 Proz. Zeitarb.verträge nichts aus .... (Ex-ÖDler dann FR. W.)

  14. 7.

    Erst einmal sollte man Ost/ West angleichen. Beispiel:
    Ausbildung im Osten dauerte in der Regel 2 Jahre, im Westen meist 3 Jahre. Bei genau gleicher Arbeit und Arbeitszeit sowie Betriebszugehörigkeit bekommt der Kollege mit 3 jähriger Ausbildung in diesem Fall EG5, der Kollege aus dem Osten nur die EG 4.
    Gerecht ist anders.

  15. 4.

    Genau, wer braucht schon Erzieher, Krankenpfleger, Altenpfleger...

  16. 3.

    Alle 2 Jahre mehr Geld, da träumen viele nur von.

  17. 2.

    Da fällt mir nur ein , endlich den Öffentlichen Dienst zu reformieren und Stellen abzubauen.

  18. 1.

    Na ich bin gespannt, was dabei herauskommen wird. Gute Einstiegsforderung.

    Viel schöner wäre es ja, wenn der TVöD und der TV-L zusammengelegt werden würde.

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