Interview | Experte zu Beraterrolle - "Musk und Tesla in Grünheide haben der deutschen Autoindustrie bisher gut getan"

Mi 13.11.24 | 19:04 Uhr
  18
Elon Musk steht neben Donald Trump (Quelle: AP/Alex Brandon).
Bild: AP

Elon Musk soll die US-Regierung von Donald Trump beraten. Im Interview spricht Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer über die möglichen Beweggründe und was das für das Werk in Grünheide bedeuten könnte.

rbb|24: Herr Dudenhöffer, am Mittwoch wurde bekannt, dass Elon Musk die künftige US-Regierung von Donald Trump beraten soll. Warum macht der reichste Mann der Welt das?

Ferdinand Dudenhöffer: Ich glaube, Elon Musk ist jemand, der die Welt verändern will. Er hat schon viel erreicht, vieles davon ist kontrovers. Aber Musk hat eine Vision, und zu dieser Vision gehört eben auch, dass er Dinge gestalten kann. Das hat er in Grünheide oder in seinen anderen Werken gezeigt: Er hat die Elektromobilität auf den wichtigen Sockel überhaupt erst hochgehoben. Er macht mit SpaceX Weltraumforschung und Weltraumfahrten, die bemerkenswert sind. Und deshalb glaube ich, dass Musk jetzt auch im politischen Bereich Einfluss nehmen und dort mitgestalten will.

Ist es denn üblich, dass Chefs wichtiger Firmen in den USA in solchen Beratungsfunktionen Politik mitgestalten?

Es war schon immer so, dass in den USA auf wichtige Industrien sehr stark gehört wird, dass es beispielsweise "Hearings" (dt. Anhörungen, Anm. d. Red.) dazu gibt, dass Vertreter der Industrien zum Teil auch mitarbeiten. Das ist anders als bei uns in Europa. Die Unternehmen gestalten Länder und Nationen mit, bei uns kommt das oft zu kurz. In Amerika hat es einen wichtigeren Stellenwert.

Zur Person

Experte Ferdinand Dudenhöffer (Bild: dpa/ Nicolas Blandin)
dpa/ Nicolas Blandin

Ferdinand Dudenhöffer ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Autoexperte. Er arbeitete unter anderem für Opel, Porsche und Peugeot. Als Dozent war er an Hochschulen in Gelsenkirchen, Duisburg und St. Gallen tätig. Seit 2020 leitet er das privatwirtschaftliche CAR-Center Automotive Research in Duisburg.

Glauben Sie, da könnte es einen Interessenskonflikt zwischen dieser Funktion von Elon Musk und seiner Rolle als Chef von Unternehmen wie Tesla oder Space X geben?

Interessenskonflikte kann ich nicht ausschließen. Aber Musk soll Berater werden. Das würde bedeuten, dass er Berater ist für denjenigen, der dafür verantwortlich ist. Inwieweit da Interessenskonflikte vorliegen und inwieweit diese ausgeklammert werden können - da würde ich schon sagen, dass Trump weiß, wann Dinge nur gemacht werden, um eigene Interessen nach vorne zu bringen.

Ich glaube, so war es auch bei den Millionenschecks, die auf den Wahlkampfveranstaltungen von Elon Musk verteilt worden sind. Das war eine Umgarnung, das war Geld, was Musk in den Ring geworfen hat, das ihm hilft, Einfluss zu bekommen.

Aber ich glaube nicht, dass Donald Trump mit ein paar Millionen zu kaufen ist. Es geht Trump selbstverständlich um Macht, um Gestaltungsmacht. Und die können wir jetzt als negativ oder positiv bewerten.

Blicken wir einmal auf Deutschland, beziehungsweise auch auf das Tesla-Werk in Grünheide (Oder-Spree). Welchen Einfluss hat Elon Musk bisher auf dieses Werk und wie könnte sich das unter seiner Beraterrolle in Zukunft verändern?

Bei Elon Musk war es immer so, dass er das Tagesgeschäft nicht führt. Aber wenn er den Eindruck hat, dass bestimmte Dinge in die falsche Richtung gehen, dann mischt er sich sehr sehr schnell und auch sehr prägend da mit ein. Das wird auch in der Zukunft der Fall sein: Er wird mitentscheiden in Grünheide. Wenn bestimmte Phänomene oder bestimmte Maßnahmen zu treffen sind, aber auch wenn bestimmte Proteste auftauchen, wird Elon Musk - auch als Beratungsmitglied der Regierung Trump - seine Meinung äußern und unter Umständen im Schlafsack im Tesla-Werk in Grünheide übernachten.

Sie sprachen gerade von Protest. Das gilt ja mit Sicherheit auch für negative Entwicklungen, die das Unternehmen treffen könnten. Das könnten auch die von Trump angekündigten Einfuhrzölle betreffen. Welche Auswirkungen hätten solche Zölle auf das Werk in Grünheide?

Das ist eine schwierige Frage. Da muss man erst einmal schauen, wie sich das dann aufbaut. Für Musk wären das ja gleich mehrere Konflikte. Der viel größere Konflikt wäre mit China. Es sollen 100 Prozent auf die Zölle aus China erhoben werden. Das größte, sein wichtigstes Werk hat Elon Musk in Shanghai. Dort wird sein Geld verdient. China ist zudem sein absolut größter Markt. Also von daher steht Elon Musk in einem Spannungsfeld, das wirklich überraschend ist und was auch sehr groß ist. Und diesem Spannungsfeld gehört Grünheide natürlich auch mit an. Aber die größere Herausforderung ist Shanghai.

Mal andersrum gefragt: Ist zu erwarten, dass Musk mit seiner neuen Machtfülle Maßnahmen ergreift, die sein Tesla-Unternehmen in Deutschland stärkt, aber zugleich deutsche Autobauer benachteiligen könnte?

Auch das kann ich nicht ausschließen. Aber Musk und Tesla in Grünheide haben bislang der deutschen Automobilindustrie gut getan. Denn viele Innovationen, die mit dem Tesla-Werk in Grünheide angeregt worden sind, die sind mit deutschen oder europäischen Zulieferern umgesetzt worden. Wir haben in Deutschland Stärke durch die Ansiedlung gewonnen. Auch wenn es manchmal unterschiedliche Schlagzeilen - positive, aber auch negative - dazu gibt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Torsten Glauche.

Bei dem Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung.

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

18 Kommentare

  1. 18.

    Nun machen Sie mal nicht aus VW ein Ökounternehmen. Tesla verbraucht weniger Wasser pro Auto und den Dieselskandal bitte nicht vergessen.
    Einfach mal schauen was die Chinesen und Tesla anders als VW machen. Hier wird langfristig geforscht und entwickelt, zu hohen Kosten, bis die Batterietechnik soweit war. VW Manager denken in Quartalen und nehmen den bequemen Weg. Hier ist ein riesen Geschrei wegen fehlender Ladeinfrastruktur, Tesla stellt selbst Supercharger auf und verdient damit Geld.
    Tesla hat selbst FDS Software für seine Robotaxis entwickelt und wertet die Fahrsituationen sämtlicher Teslas weltweit KI gestützt aus zum Nutzen aller Teslafahrer. Bei uns gab es ein riesen Geschrei wegen Datenschutz und den Gefahren durch KI, während in China und den USA Robotaxis fahren.
    In Deutschland ist durch die Mineralölwirtschaft massiv Stimmung gegen E-Autos gemacht worden, obwohl diese nachweislich unterm Strich umweltfreundlicher und wirtschaftlicher sind.

  2. 17.

    Sie haben Recht, es geht voran. Leider in die falsche Richtung. Sie müssen rechtzeitig aufwachen, sonst erlebt ihr Traumteam einen Alptraum.

  3. 16.

    Hallo Josti aus Grünheide und an alle die Musk nicht mögen. Es ist diese amerikanische Art Marketing anzuecken, auf den Tisch zu hauen und den Rüpel zu spielen. Damit macht man sich gewiss keine Freunde, hat dafür aber die volle Aufmerksamkeit. Nur über Moral und Seriosität kann man weniger verkaufen und schon gar keine Wahl gewinnen(siehe Harris).
    Musk macht seinen Job, seine Unternehmen sind innovativ, machen Profit und stellen Leute ein während in der deutschen Autoindustrie die Beschäftigten um ihre Jobs bangen.

  4. 15.

    Was der Herr Dudenhöffer glaubt, wenn er meint, dass Donald Trump sich nicht mit ein paar Millionen Dollar kaufen lässt, damit kann er Recht haben. Für den Typ geht es um mehr. Als Präsident kann er über den gesamten US-amerikanischen Staatshaushalt verfügen. Gegenwärtig beträgt dieser mit steigender Tendenz jährlich ca. 14.000.000.000.000 Dollar. Im Vergleich dazu ist Musk ein armer Schlucker, obwohl auch dieser durch seine Millionenspende an einem Tag geschafft hat, durch Beeinflussung des Wahlergebnisses sein Vermögen um mehr als 30.000.000.000 Dollar zu vermehren. Für Musk und Trump war die US-Wahl finanziell ein lukrativer Deal. Außerdem erhielt Trump zusätzlich eine unermässliche Machtfülle. In Ländern der halben Welt kann er nun mitbestimmen. Europa liegt ihm Zu Füßen. Auch die deutsche Regierung leckt ihm die Füße.

  5. 14.

    Genau! Dieses unkritische Hochjubeln von diesen rechtsradikalen Milliardären, die unsere Welt unter sich aufteilen wollen, ist pervers.

  6. 13.

    Aber ich schäme mich für Grünheide! Wir sind alle diesem Populisten auf den Leim gegangen! Geblendet von seinem Reichtum durch Paypal.
    Der Schaden jetzt und in Zukunft ist enorm!

  7. 12.

    Ich verstehe nicht, dass die Medien sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern wie z.B. dem Herrn Dudenhöffer überproportional eine Plattform bietet, damit sie ihre kruiden Auslassungen unter die Leute bringen können. Genau diesen Typen haben wir viele Krisen zu verdanken, denen wir heute ausgesetzt sind.

  8. 11.

    Das kann man aber auch anders sehen. Von wegen gutgetan. Nicht nur, das die Natur stark geschädigt wurde und wird, und zum größten Teil nicht wiederherstellbar ist.

    Wird das nicht auch ein Grund von vielen sein, warum es VW so schlecht geht. Na ja, wie immer. Die Gier nach Geld ist größer, als mal den Verstand zu benutzen.

  9. 10.

    Elon Musk (wie übrigens auch Donald Trump) empfinde ich von einer, pardon, kleinkindhaften Verhaltensweise besessen, sich mit einem Großen, Starken und Mächtigen auszustatten - Spiele und Spielzeuge für Kinder zeugen ja davon -, mit einer Vision, wie mit bewusst EINGEGRENZTER Größe etwas zu erreichen sei, das geht Beiden sichtlich ab.

    Vision wäre das, dass ohnehin schon viel zu groß und zu leistungsfähig Gewordene künftig noch größer, noch stärker und noch mächtiger werden zu lassen, bloß auf andere, neuere Weise. Könnten Beide, sie würden auch noch per Raumschiff persönlich zu Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun wollen. Ggf. der herausdefinitierte Pluto wäre da zu weit.

    In meinen Augen hat das aber nichts Kindliches (was ja gewiss entzückend wäre,) eher schon etwas Kindisches; gepaart mit dem hervorragenden Organisationsgeist eines Erwachsenen.

  10. 9.

    Nachtrag: ich bin gespannt, was über X und truthsocial abgehen wird, wenn Musk und Trump sich in den Haaren liegen werden.....das wird lustig ;-)

  11. 8.

    Es ist wie überall, es gibt gute und nicht so gute (Lobbyisten). Bei Musk liegt das eigentlich klar auf der Hand, er gehört, in meinen Augen, zu den eher nicht so guten. Und dafür wird er X auch intensiv als Sprachrohr nutzen. Wenn ich sehe, wie er den Scholz auf X beleidigt hat, das ist doch allerunterstes Kindergartenniveau.

  12. 7.

    Lobbypolitik muss nicht zwangsläufig schlecht sein und volks- und betriebswirtschaftliche Kompetenz kann insbesondere der deutschen Politik nicht schaden. Sie können Unternehmern nicht vorwerfen Einfluss auf die Politik nehmen zu wollen. Die Politik muss Grenzen ziehen.
    Trumps und Musks Auffassungen zu Zoll- und Handelsfragen stehen hier z.B. diametral gegenüber.

  13. 6.

    Musk mag, was seine Teslas und SpaceX, ein Visionär sein, aber in der Politik als Berater bzw Lobbyist mit rechtsradikalen Ansichten machen mir solche Visionen Angst. Und das gemeinsam mit TRump. Die USA können froh sein, dass Musk in Südafrika geboren wurde und somit niemals US-Präsident werden kann.

  14. 5.

    Man mag Trump für einen alten, rachsüchtigen, faschistoiden Spinner halten, aber Musk als wirtschaftlichen Berater zum Bürokratieabbau einzubinden ist erstmal eine kluge Entscheidung. Ob Musk diese Beraterposition nur zum eigenen Vorteil oder zum Vorteil der gesamten US-Wirtschaft nutzen wird, das wird sich zeigen.
    Die zukünftige Bundesregierung sollte sich daran ein Beispiel nehmen und sich, wie Gerhard Schröder damals, Expertise aus der Wirtschaft holen.
    Wie schwerfällig Bürokratie ist, erlebe ich aktuell bei der Einführung der digitalen Akte in Berlin. Musk könnte mit moderner IT und KI die amerikanische Verwaltung revolutionieren oder er wird sich nach kurzer Zeit profitableren Themen zuwenden.

  15. 4.

    ... und wenn die deutsche Autoindustrie weiter pennt, ihre Preispolitik selbst innerhalb der EU nicht grundlegend überdenkt, keine verlässlichen politischen Lösungen kommen ist das Licht am Ende des Tunnels das des entgekommenden Zuges. Ich bin mir sicher, das dieser Aufprall bis in die kleinste industrielle Ecke zu spüren sein wird.

  16. 3.

    Schönreden ist wieder an der Tagesordnung!

  17. 2.

    Interessante Einsichten.

  18. 1.

    Es geht voran, unter Musk sogar schnell! Licht am Ende des Tunnels.

Nächster Artikel