Interview | Experte zu Beraterrolle - "Musk und Tesla in Grünheide haben der deutschen Autoindustrie bisher gut getan"
Elon Musk soll die US-Regierung von Donald Trump beraten. Im Interview spricht Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer über die möglichen Beweggründe und was das für das Werk in Grünheide bedeuten könnte.
rbb|24: Herr Dudenhöffer, am Mittwoch wurde bekannt, dass Elon Musk die künftige US-Regierung von Donald Trump beraten soll. Warum macht der reichste Mann der Welt das?
Ferdinand Dudenhöffer: Ich glaube, Elon Musk ist jemand, der die Welt verändern will. Er hat schon viel erreicht, vieles davon ist kontrovers. Aber Musk hat eine Vision, und zu dieser Vision gehört eben auch, dass er Dinge gestalten kann. Das hat er in Grünheide oder in seinen anderen Werken gezeigt: Er hat die Elektromobilität auf den wichtigen Sockel überhaupt erst hochgehoben. Er macht mit SpaceX Weltraumforschung und Weltraumfahrten, die bemerkenswert sind. Und deshalb glaube ich, dass Musk jetzt auch im politischen Bereich Einfluss nehmen und dort mitgestalten will.
Ist es denn üblich, dass Chefs wichtiger Firmen in den USA in solchen Beratungsfunktionen Politik mitgestalten?
Es war schon immer so, dass in den USA auf wichtige Industrien sehr stark gehört wird, dass es beispielsweise "Hearings" (dt. Anhörungen, Anm. d. Red.) dazu gibt, dass Vertreter der Industrien zum Teil auch mitarbeiten. Das ist anders als bei uns in Europa. Die Unternehmen gestalten Länder und Nationen mit, bei uns kommt das oft zu kurz. In Amerika hat es einen wichtigeren Stellenwert.
Glauben Sie, da könnte es einen Interessenskonflikt zwischen dieser Funktion von Elon Musk und seiner Rolle als Chef von Unternehmen wie Tesla oder Space X geben?
Interessenskonflikte kann ich nicht ausschließen. Aber Musk soll Berater werden. Das würde bedeuten, dass er Berater ist für denjenigen, der dafür verantwortlich ist. Inwieweit da Interessenskonflikte vorliegen und inwieweit diese ausgeklammert werden können - da würde ich schon sagen, dass Trump weiß, wann Dinge nur gemacht werden, um eigene Interessen nach vorne zu bringen.
Ich glaube, so war es auch bei den Millionenschecks, die auf den Wahlkampfveranstaltungen von Elon Musk verteilt worden sind. Das war eine Umgarnung, das war Geld, was Musk in den Ring geworfen hat, das ihm hilft, Einfluss zu bekommen.
Aber ich glaube nicht, dass Donald Trump mit ein paar Millionen zu kaufen ist. Es geht Trump selbstverständlich um Macht, um Gestaltungsmacht. Und die können wir jetzt als negativ oder positiv bewerten.
Blicken wir einmal auf Deutschland, beziehungsweise auch auf das Tesla-Werk in Grünheide (Oder-Spree). Welchen Einfluss hat Elon Musk bisher auf dieses Werk und wie könnte sich das unter seiner Beraterrolle in Zukunft verändern?
Bei Elon Musk war es immer so, dass er das Tagesgeschäft nicht führt. Aber wenn er den Eindruck hat, dass bestimmte Dinge in die falsche Richtung gehen, dann mischt er sich sehr sehr schnell und auch sehr prägend da mit ein. Das wird auch in der Zukunft der Fall sein: Er wird mitentscheiden in Grünheide. Wenn bestimmte Phänomene oder bestimmte Maßnahmen zu treffen sind, aber auch wenn bestimmte Proteste auftauchen, wird Elon Musk - auch als Beratungsmitglied der Regierung Trump - seine Meinung äußern und unter Umständen im Schlafsack im Tesla-Werk in Grünheide übernachten.
Sie sprachen gerade von Protest. Das gilt ja mit Sicherheit auch für negative Entwicklungen, die das Unternehmen treffen könnten. Das könnten auch die von Trump angekündigten Einfuhrzölle betreffen. Welche Auswirkungen hätten solche Zölle auf das Werk in Grünheide?
Das ist eine schwierige Frage. Da muss man erst einmal schauen, wie sich das dann aufbaut. Für Musk wären das ja gleich mehrere Konflikte. Der viel größere Konflikt wäre mit China. Es sollen 100 Prozent auf die Zölle aus China erhoben werden. Das größte, sein wichtigstes Werk hat Elon Musk in Shanghai. Dort wird sein Geld verdient. China ist zudem sein absolut größter Markt. Also von daher steht Elon Musk in einem Spannungsfeld, das wirklich überraschend ist und was auch sehr groß ist. Und diesem Spannungsfeld gehört Grünheide natürlich auch mit an. Aber die größere Herausforderung ist Shanghai.
Mal andersrum gefragt: Ist zu erwarten, dass Musk mit seiner neuen Machtfülle Maßnahmen ergreift, die sein Tesla-Unternehmen in Deutschland stärkt, aber zugleich deutsche Autobauer benachteiligen könnte?
Auch das kann ich nicht ausschließen. Aber Musk und Tesla in Grünheide haben bislang der deutschen Automobilindustrie gut getan. Denn viele Innovationen, die mit dem Tesla-Werk in Grünheide angeregt worden sind, die sind mit deutschen oder europäischen Zulieferern umgesetzt worden. Wir haben in Deutschland Stärke durch die Ansiedlung gewonnen. Auch wenn es manchmal unterschiedliche Schlagzeilen - positive, aber auch negative - dazu gibt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Torsten Glauche.
Bei dem Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung.