Umfrage - Immer weniger Menschen unterstützen Klimabewegung

Fr 28.07.23 | 06:01 Uhr | Von Carl Winterhagen
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Archiv: Ein Aktivist der Klimaschutzgruppe Letzte Generation klebt mit seiner Hand auf der Friedrichstraße, während Polizisten versuchen, seine Hand vom Asphalt zu entfernen. (Foto: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.07.2023 | Carl Winterhagen | Bild: dpa

Vor zwei Jahren unterstützten zwei Drittel der Deutschen die Klimabewegung, heute sind es deutlich weniger, zeigt eine aktuelle Umfrage. Das liegt vor allem an der veränderten Form der Proteste. Von Carl Winterhagen

Das Bild, das Menschen vor Augen haben, wenn sie an die Klimabewegung denken, hat sich in den letzten zwei Jahren unbestreitbar geändert: Von zu Tausenden versammelten Jugendlichen vor dem Brandenburger Tor zu Menschen in orangefarbenen Warnwesten auf dem Asphalt.

Vor allem diese Entwicklung bildet die neue Umfrage der gemeinnützigen Organisation "More in Common" ab. Über 2.000 Erwachsene haben an der Online-Umfrage teilgenommen, ausgewählt nach soziodemografischen Kriterien. Die Befragung greift einen Teil einer großangelegten Klima-Studie wieder auf, die die Organisation 2021 veröffentlicht hat.

Zustimmung in der gesamten Gesellschaft rückläufig

Im direkten Vergleich sind die Unterschiede in den Ergebnissen überdeutlich. Gaben 2021 noch 68 Prozent der Befragten an, die Klimabewegung grundsätzlich zu unterstützen, halbiert sich der Wert in der aktuellen Veröffentlichung auf 34 Prozent. Auffällig ist, dass die Zustimmung in allen gesellschaftlichen Gruppen deutlich zurückgegangen ist, auch in progressiveren Milieus, die der Bewegung sonst eher offen gegenüberstanden.

Bei den weiteren Ergebnissen zeigt sich ein ähnliches Bild: Inzwischen stimmt nur noch eine Minderheit zu, dass die Klimabewegung das Gemeinwohl der Menschen im Blick hat. Vor zwei Jahren sah das noch anders aus. "Wir sehen, dass die derzeitige Form der Proteste der Klimabewegung mehrheitlich auf Ablehnung stößt", erläutert Jérémie Gagné, einer der Autoren der Befragung.

Von "Fridays for Future" zur "Letzten Generation"

Die Umfrage ist in diesem Punkt etwas uneindeutig, immerhin setzt sich die Klimabewegung aus vielen verschiedenen Gruppen zusammen. Die Teilnehmer wurden allerdings nur zu ihren Einstellungen zur Klimabewegung im Allgemeinen gefragt. Daher bildet die Befragung weniger einen deutlichen Umschwung der Einstellungen in der Bevölkerung ab, sondern zeigt vielmehr: In Sachen Aufmerksamkeit hat die weniger beliebte "Letzte Generation" anderen Gruppen wie "Fridays for Future" den Rang abgelaufen.

Konkret zu den Straßenblockaden der "Letzten Generation" befragt, geben 85 Prozent der Befragten an, kein Verständnis für diese Protestform zu haben. Laut Jérémie Gagné von "More in Common" ist das einerseits darauf zurückzuführen, dass Menschen das Gefühl hätten, die Aktionen träfen "die falschen Leute". Andererseits wären manche der Meinung, die Straßenblockaden trügen zur Spaltung der Gesellschaft bei. Diese Bedenken ziehen die Forschenden aus sechs zusätzlich geführten längeren Fokusgruppengesprächen mit jeweils sechs Befragten.

Klimabewegung ist nicht gleich Klimaschutz

Die Ergebnisse der Befragung bedeuten Gagné und seinen Kollegen zufolge allerdings nicht, dass die Mehrheit der Deutschen gegen Klimaschutzmaßnahmen ist – im Gegenteil: 2021 hatten 80 Prozent der Befragten Sorgen vor den Folgen des Klimawandels geäußert. Dieser Wert sei sehr stabil und habe sich in der Zwischenzeit kaum verändert, heißt es von "More in Common".

"Hinter der Ablehnung konkreter Proteste verbirgt sich bei den Leuten ein weit verbreitetes Bewusstsein, dass es starke Zeichen für den Klimaschutz braucht", sagt Jérémie Gagné. Er erklärt, dass viele Menschen mit der Machart der Proteste unzufrieden seien, diese aber gleichzeitig mehr Klimaschutz begrüßen würden. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Studien, etwa vom Wissenschaftszentrum Berlin aus dem Juni 2023. Auch dort gab ein Großteil der Befragten an, aktuelle Protestformen wie Straßenblockaden oder Angriffe auf Kunstwerke nicht zu unterstützen. Einen Einfluss auf die Einstellung zum Klimaschutz allgemein konnten die Forschenden jedoch nicht feststellen.

Jérémie Gagné leitet aus den Resultaten seiner Befragung auch einen Auftrag an Medien, Politik und die Klimabewegung selbst ab: Die müssten verstärkt Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse, Werte und Zukunftserwartungen der Menschen nehmen, um aus der Klimadebatte ein konstruktives Thema zu machen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.07.2023, 06:00 Uhr

Beitrag von Carl Winterhagen

56 Kommentare

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  1. 56.

    Das war es schon vor der LG. nur der Krieg etc. hat das Thema vorrübegehend an die 2. Stelle verschoben.

  2. 55.

    Nicht die WKA sind das Problem, sondern Politiker die die Entsorgung nicht regeln und Lobbyisten die lange Übergangsfristen durchgesetzt haben.

  3. 54.

    Nicht die WKA sind das Problem, sondern Politiker die die Entsorgung nicht regeln und Lobbyisten die lange Übergangsfristen durchgesetzt haben.

  4. 53.

    Ich würde mal sagen, dass Sie da ziemlich falsch liegen.
    Sind die jungen Leute von Friday for Future alles "Experten"?

  5. 52.

    Der menschgemachte Klimawandel ist Thema No. 1, das hat die LG erreicht.

    Vorher hat das Thema höchstens Experten interessiert.

  6. 51.

    Ja, da ergab der Zusammenhang auch einen Sinn, nur bei ihnen nicht. Also, welches Süppchen?

  7. 50.

    Herr Topas, dass im Hintergrund unsaubere Machenschaften ausgehandelt werden, ist mir klar. Wer, wann, wo an welcher Strippe zieht, damit im Vordergrund die Puppen tanzen kann ich manchmal ahnen, aber das System schützt sich gegenseitig. Ich schaue gerade aus dem Fenster. Auf der Dachrinne auf dem Haus gegenüber sitzen 4 Krähen und schimpfen. Sie hacken sich auch nicht gegenseitig die Augen aus.
    Anfang dieses Monats nahm ich an der FU Berlin an einem Vortrag über Fluorchemie teil. Unter anderem wurde auch über SF6 und dessen Einsatz in WKA-en gesprochen. Interessant war u.a. zu erfahren, dass nur 6 natürliche Fluorverbindungen bekannt sind, jedoch mittlerweile über 10.000 künstliche Fluorverbindungen in der Natur nachgewiesen wurden, die von ihr jedoch nicht abgebaut werden können. Von den meisten kennt man nicht die Stoffmengen und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben. Da heißt es lapidar, die Natur muss eben lernen damit umzugehen. Wenn nicht? Nach mir die Sintflut!!!.

  8. 49.

    Dann lesen Sie den Beitrag #42, da war die Rede von Süppchen, und das war die angemessene Antwort. auf Süppchen, von denen er sprach.

  9. 48.

    "Das kann jedes Kind im Kindergartenalter." So wie ihr Geschreibsel?

    "Aber, auch die nicht Autofahrer kochen ihr eigenes Süppchen, aber sie sind nicht auf das Auto angewiesen. da wird aus Luft schnell eine Suppe, eben ohne Zutaten, inhaltsleer und unbrauchbar. "

    Welches Süppchen? Sie reden wirr.

  10. 47.

    Aber, auch die nicht Autofahrer kochen ihr eigenes Süppchen, aber sie sind nicht auf das Auto angewiesen. da wird aus Luft schnell eine Suppe, eben ohne Zutaten, inhaltsleer und unbrauchbar.
    Das kann jedes Kind im Kindergartenalter.

  11. 46.

    Raten sie doch mal wer in der EU erfolgreiche Lobbyarbeit betrieben hat?

    "Alternativen zu SF6 gibt es sehr wohl. Siemens Energy hat sie für Windräder des Tochterunternehmens Gamesa längst entwickelt. Dort sitzen die Schalter in einer Vakuumröhre und sind dadurch perfekt isoliert."

    "Es gab große Akteure im Markt, die damit Geld verdienen. Sie haben erfolgreich Lobbyarbeit betrieben, haben argumentiert, man dürfe die Energiewende nicht behindern und dafür bräuchte man SF6. Und: da gab es auch einige deutsche Firmen, die Druck gemacht haben."

  12. 45.

    Und was hat die LG erreicht?
    Nicht nur gar nichts, sondern die Abneigung der Bevölkerung zum Thema als Zugabe oben auf,; ergo
    kntraproduktiver geht es nicht.

  13. 44.

    "Nur, man kann einfach nicht alles so stehen lassen. " Da gehe ich mit Ihnen d'accord. Auch mit Ihren weiteren Ausführungen.

    Auch was das streamen betrifft, nicht nur die Jüngeren.

  14. 43.

    Aktionen der LG sind nicht die Lösung. Positiv ist der Druck, den sie auf Entscheider ausüben. Leider zu wenig und ihr Rückhalt schwindet. Allgemeines Palaver hilft nicht Finanz- und Industrieoligarchie zu bekehren. Die wollen unter den Schlagworten „Klimaneutralität“, „Erneuerbare Energie“, „Nachhaltigkeit“, „Energiewende“ „Klimawandel“ gigantische Profite erzielen. Sie bestimmen, wo der Hase langläuft und nicht Politiker. Das Klima interessiert sie nicht wirklich. Faire Erörterungen lassen sie nicht zu. Aus fachlicher Sicht ist es hirnverbrannt, den Klimawandel nur auf den CO2-Treibhauseffekt zurückzuführen. So verschweigt man z.B. per Gesetz, wieviel SF6 in den WKA`s verbaut sind, dessen Treibhauswirkung 23.000 x größer ist wie die des CO2. 2017 betrug die gemeldete SF6-Menge in Deutschland fast 4 % der CO2-Äquivalentmenge. Damals in Luft festgestellten SF6-Menge waren viel höher wie die gemeldeten. Auf Grund des WKA-Booms enthält die Luft heute sicher ein Vielfaches an SF6.

  15. 42.

    Zu vorigen Mail, danke. Nur, man kann einfach nicht alles so stehen lassen.

    Als die Diskussion ums Tempolimit virulent war, hat sich keine NGO außer Greenpeace und BUND dazu geäußert oder öffentlich Stellung bezogen, um die Forderung zu unterstützen. Man hat zu viele Spender, mit denen man es sich nicht verscherzen will, auch nicht mit so manchem Kontakt in die Politik.
    Jeder kocht sein eigenes Süppchen.
    Das Tempolimit wäre gut, ist aber ein kleinerer Baustein.
    Stellschrauben wären eine schonendere Landwirtschaft, Unterschutzstellung von wertvollen Landschaften, weniger Fleischkonsum, und: An die junge Generation gerichtet; Weniger streamen, da jeder hochgeladene Clip, Song, Bilder, irgendwo eine gesonderte Rechnerleistung erfordern. Diese Großrechner stehen irgendwo, was wir gar nicht mitkriegen.

  16. 41.

    Es gibt nicht nur eine Klimabewegung. Mit der Überschrift werden alle anderen NGOs, die herkömmliche Formen des Protests praktizieren, in Verruf gebracht!

  17. 40.

    "Die Forderungen sind OK, das fordern auch andere Vebände und Gruppierungen, die beschränken sich aber auf friedliche sachbezogene Demonstrationen. "

    Und haben was genau erreicht? NICHTS. Nicht mal ein Tempolimit.

  18. 39.

    Es ist vollkommen sinnlos mit Klimawandelleugners zu diskutieren.

    "Zum Beispiel gab Bärbel Winkler vom Faktencheck-Portal SkepticalScience.com Tipps und Tricks im Umgang mit Klima-Desinformation"

    "Der Titel des Workshops war einprägsam: "Mit Klimawandel-Leugnern diskutieren, ohne den Verstand zu verlieren".

    Und die erste Antwort, die Dozentin Bärbel Winkler gab, war es ebenso: Mit harten Leugnern zu diskutieren, habe wenig Sinn - da könne man tatsächlich öfter den Verstand verlieren. Ein Gutteil der Klimawandel-Leugner sei nämlich kaum für Fakten zugänglich, sie diskutierten nicht ergebnisoffen und wollten gar nicht überzeugt werden - wer mit ihnen diskutiere, verliere vielleicht nicht den Verstand, aber auf jeden Fall Lebenszeit."

  19. 38.

    Die Forderungen sind OK, das fordern auch andere Vebände und Gruppierungen, die beschränken sich aber auf friedliche sachbezogene Demonstrationen.
    Die LG ist leider eine Gruppierung, die illegale und unsachbezogene Wege beschritten hat, das klima wird durch die Aktionenn noch mehr belastet, darüber hinaus den Menschen und der Volkswirtschaft wird unnötiger Schaden zugefügt.. Da kann keine breite Zustimmmung erwartet werden, mit Recht.

    Übrigens, wie Klima - und Umweltfreundlich leben diese Leute und deren Familien? Von anderen zu fordern ist soooo einfach.

  20. 37.

    Die Worte

    „Klimabewegung ist nicht gleich Klimaschutz“

    dürfen so nicht unkommentiert bleiben. Es ist eine Schande, dass die Letzte Generation in der Öffentlichkeit so herabgewürdigt wird. Die Aktivisten fordern zum Schutz des Klimas ein nachhaltigeres Wirtschaften ein. Die Gesellschaft zumindest in Deutschland reagiert darauf zunehmend brutal, indem sie die Akteure diffamiert und sogar kriminalisiert. Wie abartig von Leuten, nur weil man ein paar Stunden später sein Ziel erreicht, sich über die initiierten Staus aufzuregen, statt endlich die Gelegenheiten zu nutzen, darüber nachzudenken, dass die auf der Straße sitzenden Personen eventuell recht haben und man auch etwas gegen das klimaschädigende Wirtschaften unternehmen sollte. Die Folgen können jeden von uns hart treffen. Die gegenwärtigen Krisen sind wahrscheinlich erst die Vorbereitung auf schlimmere Zeiten. Weltweit sterben jedenfalls schon Millionen Menschen an den Folgen des Klimawandels und uns interessiert das nicht.

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