Einsparpläne - Gesundheitsministerin hofft auf Rettung für Brandenburger Frühchenstationen

Mi 02.08.23 | 19:51 Uhr
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Symbolbild:Im Perinatalzentrum vom Universitätsklinikum wird ein zu klein geborenes Kind im Inkubator betreut.(Quelle:dpa-Zentralbild/W.Grubitzsch)
Video: rbb24 | 02.08.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa-Zentralbild/W.Grubitzsch

Gesundheitsministerin Nonnemacher befürchtet, dass künftig keine extrem leichten Frühchen mehr im Land versorgt werden können. Ein Auschuss auf Bundesebene hat für die Kliniken neue Kriterien festgelegt, die in Brandenburg nicht erfüllt werden.

Die Versorgung von Frühgeborenen unter 1.250 Gramm Geburtsgewicht an Brandenburger Krankenhäusern könnte ab kommenden Jahr vorbei sein. Denn ab 2024 müssen die Kliniken mindestens 25 Fälle jährlich vorweisen, um diese Frühgeborenen weiter versorgen zu dürfen. Entschieden wurde das vom dem Gemeinsamen Bundesausschuss von Krankenhäusern, Ärzten und Kassen (GB-A).

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen) sagte am Mittwoch rbb|24 Brandenburg aktuell, dass dann die drei Perinatalzentren der Stufe 1 in Potsdam, Cottbus und Brandenburg an der Havel gefährdet seien, weil sie diese Zahl eventuell nicht erreichen. Die Station in Frankfurt (Oder) dürfe schon jetzt nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Landesgesundheitsministeriums solche Fälle behandeln.

Gespräche mit Krankenkassen noch offen

Diese Ausnahmegenehmigungen seien nur in Absprache mit den Krankenkassen möglich.

Das Gesundheitsministerium in Potsdam teilte auf rbb-Nachfrage mit, dass es noch Gespräche mit den Krankenkassen über mögliche Ausnahmeregelungen für die Perinatalzentren gebe, die Frühgeborene unter 1.250 Gramm Geburtsgewicht betreuen.

Nonnemacher erklärte, dass man in einem Flächenland wie Brandenburg die Versorgung aufrechterhalten müsse - mit kurzen Wegen. Mit drei oder vier solcher Zentren sei man "nicht im Übermaß aufgestellt".

Klinikum warnt vor langen Versorgungswegen

Gegen den Plan des Gemeinsamen Bundesausschusses wendet sich auch Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikums. "Das würde lange Versorgungswege gerade für diese sehr empfindlichen Kinder bedeuten, das möchte ich mir nicht vorstellen", sagte der Manager im rbb-Interview. Schmidt fordert, dass sich der Ausschuss an messbaren Qualitätskriterien orientieren sollte und nicht nur an Fallzahlen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.08.2023., 14:45 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Auch gibt es sehr schnelle Hilfen, um ältere Kinder zu Hause zu versorgen. Btw, was ist mit dem Vater, wenn die Mutter beim Frühchen bleiben muss? Oder sind alle Mütter mit Frühstgeborenen alleinstehend? Mag vorkommen, aber deshalb gleich eine nahe Pränatalklinik vorhalten? Insofern finde ich die genannten Gründe hier doch sehr an den Haaren herbeigezogen.

  2. 20.

    Das mit der Qualifikation mag ja durchaus stimmen. Qualifiziertes und erfahrenes Personal senkt die Sterblichkeit. Aber wie ist es, wenn die Frühchen über Stunden über holprige Brandenburger Alleen nach Berlin gefahren werden? Wie hoch ist die Sterblichkeit dann? Hier sollte mit Augenmaß beschlossen werden, nicht nach Schema F. Sonst gibt es mehr tote frühgeborene Kinder und nicht weniger.

  3. 19.

    @rbb24: Der themenverwandte Video-Beitrag "Spezialkliniken für Frühchen droht das aus" könnte eine Korrektur der Überschrift vertragen, man schreibt es in diesem Fall "Aus". Leider kann man dort nicht kommentieren, daher hier der Hinweis.

  4. 18.

    Es geht doch nur um Zentren mit "Frühchen" unter 1250 Gramm Geburtsgewicht, die besonders hohe Anforderungen an das Personal stellen, wo zu insbesondere auch praktische Erfahrung gehört.

  5. 17.

    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wenn irgendwelche Polit-Bonzen vor Wahlen lauthals mit Sprüchen um sich gehauen hatten; Kinder sind unsere Zukunft! Ich gehe mal davon aus das da nur die eigenen mit gemeint waren, so nach dem Motto, wenn jeder an sich selbst denkt ist auch an alle gedacht. Für viele kaum vorstellbar, aber mit Helmut Kohl als Bundeskanzler fing der Sozialabbau an. Dieser Mensch hat sich 16 Jahre nur selbst gefeiert. Arbeitnehmer waren Menschen 2. Klasse, denn das Wichtigste im Land waren für Ihn die Unternehmer. Viele aus meiner Generation werden sich daran erinnern. 16 Jahre die falschen Weichen gestellt, damit Schröder mit uns ins Nirvana fahren konnte, und Merkel alles auf den Abstellgleisen stehen lassen hatte. Wie soll das funktionieren, mehr Fortschritt wagen, wenn so viele falsche Entscheidungen die in Gesetze gegossen wurden nicht aufgearbeitet werden. An die Ampel!?

  6. 16.

    Hier ist das Geld nicht das Problem, sondern die Fachkompetenz des Personals.

  7. 15.

    Ok, Gefühlsduselei. Wenn Ihnen dann was passiert, auf Wanderurlaub in Südbrandenburg, und sie rufen die 112, und der RTW kommt nach einer halben Stunde, und will Sie dann nach Nordberlin bringen, dann werden Sie zwar meckern, aber da Sie keiner dauernd besuchen muss, es akzeptieren. Orthopädie Unfallkrankenhaus kann also in Berlin Buch bleiben. Anders bei Frühchen: seit Jahrzehnten kommt man mehr und mehr dahinter, dass früher körperlicher Elternkontakt sowie Muttermilch durchaus Vorzüge hat - man wird zwar nicht zwangsweise zum Kaspar Hauser, wenn Mutti nur am Wochenende 2 Stunden Anfahrtsweg schafft, aber der Kaspar Hauser Effekt ist messbar.
    Und nein, Schweden ist kein Maßstab: bei uns versorgen ca. 50 "Schwestern" in wechselnden (!) Teams einen Patienten. Wer sich deren Vornamen nicht merken kann, hat keine Demenz, sondern wird Opfer des Systems. In Schweden gibt es eine keimarme 1:1-Betreuung, bei uns gibts einen Keim-Mix, wie bei Corona ja deutlich sichtbar wurde.

  8. 14.

    Ja, Potsdam- Berlin, eine Strecke, die entfernungsmäßig zumutbar ist. Aber wie sieht die Realität aus? Aus Potsdam raus und durch Berlin durch - ein Zeitaufwand bei der derzeitigen Verkehrslage auf den Straßen, der aufwendiger ist als z.B. von Jüterbog nach Potsdam! Als Nichtbetroffener ist es leicht zu urteilen und alles andere als 'Gefühlsduselei' abzutun. Für betroffene Eltern, die sich zwischen vorhandenen Kindern und dem Frühchen zerreißen müssen, ist es schlicht Verantwortung.

  9. 13.

    Gefühlsduselei??? Sie waren sicher nie in der Situation, für ein Frühchen elterliche Verantwortung tragen zu müssen. Die Entwicklung zur Versorgung von Frühchen geht voran, was die Sterblichkeit senkt, allerdings durch weite Wege zunichte gemacht wird: Känguruing, erfahrungsgemäß so wichtig für die Entwicklung von Frühgeborenen! Wie soll das stattfinden, wenn in der Familie bereits zwei Kinder leben, die ebenfalls ihre Eltern brauchen? Zeitlich dann nicht mehr zu wuppen!

  10. 12.

    Von höheren Beiträgen bekommen Landärzte auch nicht mehr Erfahrung in der Behandlung seltener Fälle wie extrem kleinen Frühchen. Das ist keine Frage des Geldes sondern der Behandlungsqualität. Das gleiche gilt für komplizierte Eingriffe. Da wollen Sie auch einen Chirurgen der das mehrmals im Monat macht und nicht einen der das alle paar Jahre mal macht.

  11. 11.

    Weitere Anfahrtwege sind auch Eltern zumutbar. Letztlich geht's um Wirtschaftlichkeit und nicht um Gefühlsduselei.

    In Deutschland gibt's zuviele Krankenhausbetten.

    Letztlich sind weitreichende Reformen nötig, die die Versicherten aber nicht wollen. Alternative sind immer höhere Beiträge.

  12. 10.

    Als Betroffene haben sie meine Zustimmung. Auch in meiner Region tobt ein Kampf gegen diese Sparmaßnahmen. Es ist erbärmlich.

  13. 9.

    Ich finde es schrecklich wenn Frühchen Stationen geschlossen werden sollen. Was ist denn mit den Eltern. Man hat so lange auf das Kind gewartet und soll jetzt km weit entfernt sein. Ich bin selbst eine Mutter eines Frühchens. Der Gedanke nicht bei meinem Kind sein zu können, es nicht meine Stimme hören kann, meine Liebe und Zärtlichkeit spürt, ist einfach nur schrecklich. Was ist mit der Muttermilch, soll die per Post verschickt werden. Ich bin wütend.

  14. 7.

    Zu diesem Thema wird doch gar nicht über Einsparungen gesprochen! Es geht darum, dass die genannten Kliniken nicht genug Erfahrung haben, so kleine Frühchen zu versorgen. Es sind zwar die Bettchen da, aber zu wenig Qualifikation. Die Sterberate ist einfach zu hoch. Das wird geflissentlich verschwiegen. Wenn es ums Geld geht, dann sind das die Kliniken, die durch das "Frühchen-Angebot" Kohle machen wollen, auf Kosten der Kleinsten. Extrem-Frühgeborene gehören in Versorgungszentren.

  15. 6.

    Wie sieht es Ihrer Meinung nach mit der Strecke Jüterbog Berlin aus? Oder Prenzlau Berlin? Ich nehme an, Sie haben schon Kinder und müssen sich da nicht mehr ernsthaft mit beschäftigen.

  16. 5.

    Regierung spendet Zig Millionen in ganze Welt, aber für die kleinsten, stark gefährdeten Frühchen scheint kein Geld dazu sein. Sehr schlechte Entscheidung

  17. 4.

    Ja klar wäre der Weg von Potsdam nach Berlin machbar, aber da kommen auch Kinder aus den etwas weiter entfernten Dörfern her wo Potsdam dann das nächste Krankenhaus ist.

    Wenn ich den Artikel lese bin ich echt sprachlos. Nicht nur das immer mehr Geburtenstationen wegen Einsparungen dicht machen müssen, jetzt müssen auch noch Zentren schließen nur weil sie bestimmte Anzahlen nicht erreichen. Die kleinsten unter den Geborenen brauchen nicht noch einen Transport. Der kann tödlich enden!

  18. 3.

    Hoffen hilft nicht, handeln! Bei Frühchen und ihren Müttern zählt jede Minute.

  19. 2.

    Wieso müssen 25 Fälle vorgelegt werden?
    Am Geld kann es ja wohl nicht liegen.
    Für andere Dinge werden Millionen und Milliarden freigegeben.
    Bei Corona-Teststationen wurde wahllos Geld überwiesen, und bei Babys BABYS!!! wird gerechnet?
    Ich fasse es nicht.
    Laut INSA hätte jetzt auch die Wagenknecht-Partei bundesweit schon 15%.
    Die Grünen sitzen mit in der Bundesregierung und könnten diese Reform korrigieren.
    Die Ampel sprach von neuem Stil und von Respekt.

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