ADAC-Umfrage - Fußgänger fühlen sich in Potsdam besonders sicher
Seit Jahren befragt der ADAC Fußgängerinnen und Fußgänger zu ihrem Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr: Potsdam schneidet dieses Mal bundesweit am besten ab. Am meisten genervt sind die Befragten von E-Scootern.
- ADAC hat jeweils mehr als 3.000 Fußgänger in 16 deutschen Städten befragt
- Potsdam in puntko Sicherheitsgefühl vorne, Berlin landet nur im Mittelfeld
- abgestellte und zu schnelle E-Scooter größtes Ärgernis
- Zahl verletzter und getöteter Fußgänger sinkt leicht
Etwa jeder zweite Fußgänger fühlt sich in Deutschland sicher. Das zeigen die Ergebnisse einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des ADAC unter Einwohnern der 16 bevölkerungsreichsten deutschen Städten. Im Vergleich zu vergangenen derartigen Umfragen ist der Wert praktisch stabil. Am besten schnitt Potsdam ab: 66 Prozent gaben an, sich zu Fuß im Verkehr sicher zu fühlen. Damit nimmt Potsdam den Spitzenplatz ein, vor München und Hamburg. Im Vergleich zur letzten vergleichbaren ADAC-Umfrage 2021 hat Potsdam um zehn Prozentpunkte zugelegt.
Berlin landet im Mittelfeld und trifft ziemlich genau den Durchschnitt: 51 Prozent der Befragten gaben an, sich im Straßenverkehr zu Fuß sicher zu fühlen. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2021 stabil. Ganz hinten landeten Saarbrücken und Köln. Der Automobilclub hat eigenen Angaben zufolge 3.253 Fußgänger ab 18 Jahren befragt, er gab nicht an, ob die Umfrage repräsentativ ist.
E-Scooter, zugeparkte Kreuzungen, fehlende Gehwege
Die Teilnehmer wurden auch gefragt, was sie im Verkehr am meisten stört. Mehr als die Hälfte der Befragten in Potsdam (55 Prozent) nannte auf Gehwegen abgestellte Fahrzeuge wie E-Scooter, Fahrräder oder Motorräder, in Berlin waren es 59 Prozent. Das Thema landete in fast jeder Stadt auf Platz 1. "Im Vergleich zur letzten Umfrage haben die genannten Störungen durch E-Scooter merklich zugenommen, andere Störungen sind insgesamt auf gleichem Level geblieben", sagte Claudia Löffler, Sprecherin des ADAC Berlin-Brandenburg rbb|24. Die Zahl der Unfälle in Berlin, an denen E-Scooter beteiligt waren, ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.
Genauer befragt gaben im Bundesdurchschnitt jeweils 71 Prozent aller Befragten an, dass sie als Fußgängerinnen und Fußgänger am meisten die achtlos auf Gehwegen abgestellten E-Scooter störten und dass diese Fahrzeuge zu schnell unterwegs seien. 69 Prozent kritisierten, dass die Gehwege unerlaubt von E-Scooter-Fahrern genutzt würden, und 67 Prozent sagten, sie störe es, dass diese beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achteten.
Befragte Fußgängerinnen und Fußgänger in Berlin störte am häufigsten die eingeschränkte Sicht an Kreuzungen durch parkende Autos (61 Prozent, Potsdam: 48 Prozent). Die Instandhaltung und Reparatur der Infrastruktur, beispielsweise holprige Gehwege, schätzen 53 Prozent der Befragten in Berlin als schlecht ein. In Potsdam bemängelte ein relativ großer Anteil der Befragten das Fehlen von Gehwegen (42 Prozent).
E-Scooter- und Fahrradfahrer vergleichsweise häufig als rücksichtslos bezeichnet
E-Scooter-Nutzerinnen und -Nutzer werden unter allen befragten Fußgängern in Deutschland mit Abstand am rücksichtslosesten empfunden (55 Prozent) - vor Radfahrenden und anderen Fußgängern. An Radfahrerinnen und Radfahrern stören sich 47 Prozent der zu Fuß gehenden Umfrageteilnehmer. Hierbei wurden der zu geringe Abstand beim Überholen (65 Prozent) sowie ausbleibendes oder zu spätes Klingeln beim Überholen (63 Prozent) als Störfaktoren genannt.
Knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) hält andere Fußgängerinnen und Fußgänger für rücksichtslos, wenn diese ihr Umfeld nicht beachten. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2021 um 7 Prozentpunkte gestiegen. 61 Prozent der Befragten sagten, sie störe am meisten an den anderen Fußgängern, dass diese ständig auf ihr Smartphone schauten.
Vergleichsweise wenig werden Autofahrer als Störung genannt: 29 Prozent der Befragten empfinden diese ihren Antworten zufolge als rücksichtslos. 62 Prozent aller Befragten stimmten der Aussage zu, es störe sie, dass Autofahrer beim Abbiegen Fußgänger nicht im Blick hätten.
Zahl verletzter und getöteter Fußgänger sinkt nur leicht - anders als der Gesamttrend
Der ADAC Berlin-Brandenburg appellierte am Donnerstag, auf Fußgängerinnen und Fußgänger mehr Rücksicht zu nehmen. Er forderte mehr barrierefreie Übergänge für eingeschränkt mobile Fußgänger, außerdem mehr getrennte Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer - und verstärkte Kontrollen von Falschparkern auf Rad- und Gehwegen.
Im Jahr 2022 starben laut ADAC bundesweit 368 Fußgänger bei Verkehrsunfällen, mehr als 26.000 wurden verletzt - diese Zahlen sind in den vergangenen zehn Jahren nur leicht gesunken. Das liegt auch am demographischen Wandel und somit einem höheren Anteil älterer Fußgänger, bei gleichzeitigem steigendem Verkehrsaufkommen, sei es durch motorisierte Fahrzeuge oder Fahrräder. Fußgänger, die bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet werden, sind überproportional häufig ältere Menschen Insgesamt gab es in Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr jeweils so wenige Unfälle und Verkehrstote, wie zuvor seit Jahrzehnten nicht mehr.
Sendung: Fritz, 23.11.2023, 12:30 Uhr