Unfallstatistik 2022 - Berliner Polizei zählt so wenige Unfalltote wie seit 1990 nicht mehr
Immer weniger Unfälle und tödlich Verunglückte auf Berlins Straßen: Die Berliner Unfallstatistik für 2022 gibt Anlass zur Hoffnung. Gleichzeitig belegen die Zahlen, dass vor allem Radfahrer und Fußgänger unter den Unfalltoten sind.
Im vergangenen Jahr ist es in Berlin zu so wenigen Unfällen gekommen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Polizei zählte insgesamt 130.160 Verkehrsunfälle sowie 16.315 Verunglückte. "Diese Unfallzahlen liegen deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und stellen neben den Corona-Jahren die geringsten Werte dar", heißt es in der Polizeimitteilung zur Berliner Unfallstatistik, die am Freitag veröffentlicht wurde.
Konkret passierten im vergangenen Jahr 2.534 Unfälle mehr als im Vorjahr, aber auch rund 17.000 Unfälle weniger als 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Meist kam es nur zu Blechschäden, bei 13.897 Unfällen wurden Menschen verletzt oder getötet.
Zehn Fußgänger und zehn Radfahrer gestorben
Besonders deutlich sank demnach die Zahl der tödlich Verunglückten: Mit 34 Unfalltoten gab es im vergangenen Jahr so wenige wie noch nie seit 1990. Damals, im ersten Jahr des wiedervereinigten Berlin, kamen noch 226 Personen bei Unfällen ums Leben.
Unter den 34 Opfern im vergangenen Jahr waren zehn Fußgängerinnen und Fußgänger sowie und zehn Radfahrerinnen und Radfahrer. Zudem starben sieben Autoinsassen, sechs Motorrad- oder Rollerfahrer und ein sonstiger Verkehrsteilnehmer. Rund die Hälfte der Verkehrstoten waren Senioren, außerdem 13 Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren, zwei Kinder und ein Jugendlicher.
"Der geringste Wert seit über 30 Jahren gibt Anlass zur Hoffnung, dass wir uns unserer Zukunftsvision, keine getöteten oder schwerverletzten Verkehrsteilnehmenden mehr im Berliner Stadtgebiet beklagen zu müssen, nähern", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik zu diesen Zahlen.
Unfälle mit E-Scootern haben stark zugenommen
Die Rangfolge der Unfallursachen blieb im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Am häufigsten waren Fehler beim Abbiegen Auslöser für Unfälle (10.674 Fälle, 2021: 10.158), gefolgt von Missachtung der Vorfahrt (4.889 Fälle, 2021: 4.589), überhöhte Geschwindigkeit (2.384 Fälle, 2021: 2.316) sowie Alkoholeinfluss (1.508 Fälle, 2021: 1.239). Die Straßen mit den meisten Unfällen waren der Tempelhofer Damm (293 Unfälle), Landsberger Allee, Seestraße, Mariendorfer Damm und Sonnenallee.
An 80 Prozent der Unfälle waren Autos beteiligt und an rund 12 Prozent Lastwagen. Radfahrer waren nur an knapp vier Prozent und Fußgänger an einem Prozent aller Unfälle beteiligt. Wenn Radfahrer selbst Unfälle verursachen, liegt es der Bilanz zufolge häufig am Fahren auf der falschen Straßenseite und am falschen Einfahren in den fließenden Verkehr. Sind Radfahrer Unfallopfer, sei der Grund sehr oft falsches Abbiegen durch einen Auto- oder Lkw-Fahrer. Fußgänger verursachen demnach die meisten Unfälle durch plötzliches Betreten von befahrenen Straßen.
Stark zugenommen haben erneut Unfälle mit E-Scootern und anderen kleinen Elektrofahrzeugen. Die Polizei zählte 1.144 dieser Unfälle. 123 Menschen wurden dabei schwer und 700 leicht verletzt. 2021 gab es 813 dieser Unfälle und 2020 nur 320.
Mehr als 80 Tempoverstöße pro Kontrolle
In der Unfallstatistik werden auch die Ergebnisse der Verkehrsüberwachungen und Kontrollen aufgelistet, die im Jahr 2022 durchgeführt wurden. Demnach gab es knapp 11.000 mobile und stationäre Verkehrskontrollen. Allein rund 2.200 von ihnen widmeten sich der Schulwegüberwachung, knapp 1.500 Kontrollen konzentrierten sich auf Fehlverhalten gegenüber Radfahrern.
Spitzenreiter sind mit knapp 7.300 Einsätzen die Geschwindigkeitskontrollen gewesen, dabei wurden exakt 593.754 Verstöße registriert – also in etwa 81 pro Kontrolle. Die Anzahl der festgestellten verbotenen Kraftfahrzeugrennen sank von 562 im Vorjahr auf 506. Die Statistik nennt auch Zahlen zu abgeschleppten Fahrzeugen in Berlin. Demnach wurden durch die bezirklichen Ordnungsämter, die BVG und die Polizei 82.254 Fahrzeuge abgeschleppt und umgesetzt. Im Vorjahr waren es rund 1.000 weniger.
Kreuzungen im Fokus
Für dieses Jahr kündigte die Berliner Polizei erneut Schwerpunktaktionen an. So sollen im März insbesondere Kreuzungen und deren Unfallpotential unter die Lupe genommen werden. Dabei soll es nicht nur um Abbiegefehler oder Missachtung der Vorfahrt gehen, sondern auch um die verbotene Handynutzung.
In den Monaten April, Mai und September wird die Berliner Polizei vor allem die Radverkehrssicherheit beobachten. Im Juni und Dezember werden Verkehrssicherheitsaktionen zu Alkohol und Drogen im Straßenverkehr durchgeführt.
Sendung: Fritz, 24.02.2023, 21:30 Uhr