Pflegeheim in Vetschau - Keine Couch für Omi
Aus einem Vetschauer Pflegeheim ist die Gemütlichkeit verschwunden. Polstermöbel, die die Bewohner selbst mitgebracht hatten, sind dem Brandschutz plötzlich ein Dorn im Auge - sie mussten weg. Eine Lösung ist in Sicht, doch die kostet. Von Daniel Friedrich
Wenn Anita Kleinschmidt in den Gemeinschaftsraum auf ihrer Etage geht, findet sie eine trostlose Szenerie vor. Kahl und einsam ist der Raum, ein paar vereinzelte Pflanzen und schmucklose Stühle - das war's.
Kleinschmidt ist Bewohnerin eines Seniorenheims in Vetschau (Oberspreewald-Lausitz). Früher konnten die Bewohner hier ihre Sofas und Sessel aus ihren alten Wohnungen und Häusern mitbringen und in den Gemeinschaftsraum stellen. Nun sind die Sessel und Sofas weg, ersetzt durch einfache Holzstühle.
Die Bewohner sitzen nicht mehr zusammen
Die Lebensqualität im Heim leidet spürbar, sagt Anita Kleinschmidt. Die gemütlichen Gemeinschaftsräume seien stets gefragt gewesen. "Wehe dem, die [Plätze] waren besetzt, da musste man beizeiten da sein, sonst hat man keinen Platz mehr gekriegt", erzählt die Rentnerin. Jetzt fühle es sich an, als ob jemand etwas geklaut hätte, wie sie sagt. "Es hält sich hier auch keiner mehr auf."
Früher saßen die Bewohner nicht nur auf gemütlichen Sesseln beieinander, sondern auch umrahmt von Blumen und kleinen Regalen. Auch die sind nun größtenteils verschwunden. Auf der Metallbank im Eingangsbereich dürfen keine Sitzkissen mehr liegen.
Schließung der Einrichtung stand im Raum
Grund für die karge Ausstattung ist der Brandschutz. Vor einem halben Jahr begutachtete der Brandschutzbeauftragte des Landkreises das Seniorenheim. Auf Weisung vom Amt mussten die bequemen Möbel raus. Für die Heimleitung war das eine Überraschung, sagt Geschäftsführer Alexander Kohl. In dem offiziellen Schreiben vom Landkreis hieß es, insbesondere aus den Gemeinschaftsräumen müssten alle brennbaren Gegenstände verschwinden, so Kohl.
Er habe zwar mit Änderungsbedarf gerechnet, sagt Kohl, aber nicht damit, dass sogar die Schließung des Hauses im Raum stand. Innerhalb von zwei Wochen mussten alle Änderungen umgesetzt sein.
Das Hauptproblem war, dass die Gemeischaftsräume brandschutztechnisch nicht von den Bewohnerbereichen mit deren Schlafplätzen getrennt waren, erklärt der Bauamtsleiter von Oberspreewald-Lausitz, Matthias Weinreich. Sollte es in einem der Gemeinschaftsräume brennen, könnten die rund 80 Bewohner kaum gerettet werden, heißt es vom Amt. Die Gemeinschaftsräume sind auch Rettungswege.
Bewohner müssen zahlen
Auch die Bauaufsicht sieht, dass in dem Vetschauer Seniorenheim unter diesen Bedingungen Brandschutz und Gemütlichkeit nicht zu vereinbaren sind. Weinreich hat deshalb einen Vorschlag. "Das Heim muss einerseits eine brandschutztechnische Abtrennung dieses Bereiches sicherstellen, die fehlt noch auf einer Seite", so Weinreich. Andererseits müsse auch die Brandmeldeanlage des Hauses erweitert werden, damit sämtliche Bereiche von Rauchmeldern abgedeckt werden. "Dann kann der Bereich wieder in dem Sinne genutzt werden, wie er bisher genutzt war", erklärt Weinreich.
Der Arbeiter Samariter Bund (ASB), der Betreiber des Heims, will nun nachbessern. Allerdings könnte es dann für die Bewohner teuer werden. Der Betreiber hat bereits angekündigt, die Kosten dafür auf die Bewohner umzulegen.
Wie viel die Bewohner dann zahlen müssen, wird derzeit noch ermittelt. Sollten sie zustimmen könnten die Gemeinschaftsräume zukünftig auch wieder von der Gemeinschaft genutzt werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 09.02.2024, 13:47 Uhr