Stadtkirche Gubin - Der lange Weg zum Wiederaufbau

Do 18.04.24 | 18:15 Uhr | Von Isabelle Schilka
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Die Stadtkirche Gubin steht als Ruine ohne Dach mitten in der Stadt (Drohnenaufnahme).
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 18.04.2024 | I. Schilka | Bild: rbb

Die Stadtkirche ist das Wahrzeichen der Doppelstadt Guben-Gubin. Seit Jahren ist ihr Förderverein mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Doch das Riesen-Format des sakralen Bauwerks bringt besondere Herausforderungen mit sich. Von Isabelle Schilka

Die Gubiner Stadtkirche ist ein imposantes Bauwerk der Spätgotik. Sie ist knapp 70 Meter lang und zu großen Teilen zerstört vom Krieg. Ein Dach hat die Kirche nicht mehr - Sonnenstrahlen bahnen sich ohne Probleme den Weg bis zum Boden.

Tonnenweise Schutt wurde hier Anfang der 2000er Jahre hinausgeschleppt, damit zumindest der wieder betreten werden kann. Und auch der Kirchturm steht nun wieder – 364 Stufen führen hinauf und ermöglichen eine umfassende Aussicht auf die Doppelstadt Guben-Gubin an der Neiße.

Mit den Maßnahmen, die vor allem durch den Förderverein der Kirche initiiert wurden, konnte nach und nach neues Leben in die alten Gemäuer einziehen.

"Genutzt wird die Kirche touristisch, durch die Begehbarkeit des Turmes. Aber auch für kulturelle Veranstaltungen, die Beiträge von beiden Städten initiieren", erzählt Dietmar Haake vom Förderverein zum Wiederaufbau der Stadtkirche.

Gemäuer der Stadtkirche Gubin.
Gemäuer der Stadtkirche Gubin. | Bild: rbb

Zahlreiche Ideen - aber zu wenig Geld

Und noch viel mehr wäre möglich, so der Förderverein. Doch es fehle an Infrastruktur. Ohne Wasser- oder Stromanschluss ließen sich manche Veranstaltungen nur schwer realisieren. Und auch eine Dachkonstruktion, die Besucher vor schlechtem Wetter schützt, wäre wünschenswert.

Zahlreiche Entwürfe hat der Verein bereits gesammelt. An Ideen mangelt es nicht. Doch all die Maßnahmen denkmalgerecht und in diesem riesigen Format umzusetzen - das würde Kosten im zweistelligen Millionenbereich verursachen.

"Das ist ein sehr großes Volumen, über das wir hier sprechen", bestätigt Carsten Jacob. Er ist Geschäftsführer der Euroregion Spree-Neiße-Bober, die viele der Veranstaltungen in der Stadtkirche finanziell unterstützt hat. "Da muss man dann wirklich schauen, dass man da ganz große Akteure, vielleicht auch Regierungsvertreter beider Seiten, mal zusammenbringt."

Jacob ist überzeugt davon, dass die Kirche mit einer besseren Infrastruktur noch stärker zum Ort der Begegnung für Deutsche und Polen werden kann. Und das wäre ihm zufolge auch für die Entwicklung der Doppelstadt Guben-Gubin eine gute Sache.

Förderverein sucht Nachwuchs

Auch Günther Quiel ist überzeugt von der Bedeutung des Bauwerks. "Wenn es uns gelingt, dieses Objekt als Begegnungsstätte wieder zum Leben zu erwecken, dann gelingt uns auch jeder weitere Schritt der Zusammenarbeit – natürlich immer mit dem Ziel: eine Stadt in zwei Ländern", sagt der Vorsitzende des Fördervereins.

Der 81 Jahre alte Quiel setzt sich seit mehr als 25 Jahren für sein Herzensprojekt ein. Nun will er sich als Vorsitzender zur Ruhe setzen - und hofft auf tatkräftigen Nachwuchs. "Hier muss jedes Wochenende mindestens eine Veranstaltung stattfinden", sagt er. Und überlegt, ob sich vielleicht die Gymnasien das Projekt zu eigen machen könnten. Natürlich in Zusammenarbeit mit den beiden Städten. Hier könne man Musik auch mal etwas lauter spielen. Die Kirche biete die Möglichkeit, sich auszuprobieren.

"Sicherlich bin ich ein Träumer", gibt Quiel mit einem Lächeln auf den Lippen zu. "Aber wenn es uns gelingt, die Kirche zum Leben zu bringen - dann wird auch die Stadt gemeinsam leben".

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.04.2024, 15:10 Uhr

Beitrag von Isabelle Schilka

6 Kommentare

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  1. 6.

    Was auch nicht untergehen darf, das ist das Engagement der Euroregion Spree-Neiße-Bober, analog der anderen Euroregionen. Allerdings ist hier der entscheidende Schritt immer noch nicht gemacht: Wer Aktivitäten mit grenzüberschreitender Wirkung vor hat, muss sich immer noch mit zwei verschiedenen rechtlichen und versicherungsrechtlichen Regelungen herumschlagen.

    Vor etlichen Jahrzehnten hat ein Künstler versucht, ein Neiße-übergreifendes Kunstwerk zu kreieren. Weil es ein bewegliches Kunstwerk war, scheiterte er an der nationalstaatlich ausgerichteten Versicherung.

  2. 5.

    Warum soll die Kirche wieder aufgebaut werden ?
    Man sollte sie m.E. so belassen und allenfalls sichern .
    Es gibt auch Beispiele in anderen Städten, z. B. in Erfurt die Barfüßer- Kirche, die man so belassen hat und z.T. auch kulturell nutzt für Sommertheater und Gastronomie.
    Ich finde, dass hat auch einen gewissen Charme.

  3. 4.

    Die Kirche ist Entweiht , im polnischem Besitz , sie sollte dem Verfall preisgegeben sein , d.h. kein Euro für Gubin ,die sich um einen Kehricht scheren Kulturbauten zu erhalten (Gubener Hüte -Werk , Bauhaus -Villa ... )!

  4. 3.

    Wer sind die Eigentümer? Erst wenn das bekannt ist, können weitere Schritte erfolgen.
    Das Guben/Gubin sich als eine Stadt in zwei Ländern begreift, ist schon das Besondere. Dafür braucht es keinen Staat.
    Der Förderverein geht langsam und klug vor. So wird das was.

  5. 2.

    Es wäre wohl - menschlich nachvollziehbar - ein sehr langer Weg, bis dass die uralte Stadtkirche als gemeinsames kulturelles Erbe der ehedem gemeinsamen Stadt Guben / Gubin begriffen wird. Immer noch steht die Grenze v. a. in den Köpfen gegen ein solches Anliegen.

    Ist es auf Dauer undenkbar, dass sich die Nationalstaaten (hier: Deutschland und Polen) soweit zurücknähmen, dass die ehemals eine Stadt, die Stadt aus einer Wurzel, wieder zum Vorschein käme oder bleibt dies bis zum Ende aller Tage eine Illusion?

    Jeder Weg dahin kann nur ein sinnvoller sein.

  6. 1.

    Hier fehlen mir Ideen und die Kontonummer für Spenden! Man könnte einen Beitrag auch so schreiben, dass man damit Interesse weckt, an der Stadt, ihrer Geschichte, der Kirche... Guben ist eine interessante und sympathische Stadt. Ein Besuch lohnt sich, auf beiden Seiten der Neiße gibt es etwas zu entdecken. In jedem Laden sollte eine Spendenbox für die Kirche stehen, am besten solidarisch in der gesamten Lausitz! Man kann bestimmt viel machen. Wobei die zerstörte Kirche auch Mahnung ist!!!

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