Ab Montag - Verdi ruft zu fünftägigem Kita-Streik in Berlin auf

Fr 05.07.24 | 13:34 Uhr
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Am Eingang einer Kita ist ein Schild (Quelle: dpa)
dpa
Video: rbb24 | 05.07.2024 | Nachrichten | Bild: dpa

Bis Freitagvormittag hat die Gewerkschaft Verdi auf eine Antwort des Senats gewartet, doch die blieb offenbar aus. Und so kommt es, wie bereits angedroht: Ab Montag bleiben die kommunalen Kitas in Berlin für die ganze Woche geschlossen.

Die Gewerkschaft Verdi macht ihre Androhung wahr und ruft die Beschäftigten der kommunalen Kitas in Berlin ab Montag für fünf Tage zum Streik auf. Der Berliner Senat verweigere auch weiterhin die Aufnahme von Verhandlungen über einen Tarifvertrag, begründet Verdi in einem Schreiben vom Freitag die Arbeitskampfmaßnahme. Die Gewerkschaft will per Tarifvertrag u.a. kleinere Kita-Gruppen und mehr Zeit für Ausbildung in den Einrichtungen durchsetzen.

"Auch nach dem siebten Streiktag von ca. 3.000 pädagogischen Fachkräften der Kita-Eigenbetriebe blockiert der Senat damit weiterhin eine konstruktive Lösung im Sinne der Beschäftigten, der Eltern und der Kinder. Dies ist ein Schlag ins Gesicht der streikenden pädagogischen Fachkräfte, die sich für den Erhalt ihres Berufs einsetzen", heißt es darin weiter. Vor diesem Hintergrund rufe Verdi ab Montag zu einem fünftägigen Streik in den Kita-Eigenbetrieben auf.

Täglich Kundgebungen geplant

Die Gewerkschafter hatten bereits vor einigen Tagen diesen einwöchigen Streik angedroht, wollten aber eine letzte Frist für Gespräche bis Freitagvormittag abwarten. "Wir sind empört, wie sich Vertreter der Politik die Situation in den Kitas schönreden. Wir haben eine dramatische Krise in den Kitas, die noch dramatischer wird, wenn der Senat jetzt nicht endlich für Entlastung sorgt. Deshalb haben wir keine Wahl als jetzt unseren Streik zu verschärfen", erklärt Dana Griesche, pädagogische Fachkraft im Kita-Eigenbetrieb Südost.

Verdi plant an jedem Streiktag ab 11 Uhr Kundgebungen in Berlin, darunter vor den Berliner CDU- und SPD-Zentralen, vor der Geschäftsstelle der der Tarifgemeinschaft deutscher Länder in Mitte sowie vor der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

Finanzsenator Evers verweist auf Tarifgemeinschaft der Länder

Finanzsenator Stefan Evers (CDU) kritisierte Verdi zuletzt bei der Sitzung im Abgeordnetenhaus vor zwei Wochen und sprach von "Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder und Eltern". Nach seinen Angaben kann das Land Berlin nicht über einen entsprechenden Tarifvertrag verhandeln, mit dem Verdi unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen festschreiben will. Evers argumentiert, Berlin sei Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und könne deshalb in solchen tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden.

Verdi kritisiert diese Haltung als nicht glaubwürdig. "Finanzsenator Evers schiebt formale Argumente vor", so Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann. Wenn es den ernsthaften politischen Willen gäbe, ließen sich Wege finden. "Dafür müsste Herr Evers aber aus seiner Trotzphase herauskommen."

Nach Angaben des Senats gibt es berlinweit rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Dort werden rund 165.000 Kinder betreut. Der Warnstreik betrifft die etwa 280 städtischen Kitas. Dort betreuen rund 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.07.2024, 13:40 Uhr

55 Kommentare

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  1. 55.

    Die ErzieherInnen jammern auf hohem Niveau. Letztlich sind weder mehr Stellen noch mehr Geld verfügbar.

    Zu DDR Zeiten war die Gruppenstärke etwa wie heute. Damals war pädagogische Arbeit sehr gut möglich. Und heute soll das nicht mehr gehen?

    Übrigens darf das Land Berlin den gewünschten Tarifvertrag nicht abschließen, da Berlin Mitglied in der Tarifgemeinschaft der Länder ist

  2. 54.

    Nur darf Berlin als Mitglied in der Tarifgemeinschaft der Länder den bin der GEW gewünschten Tarifvertrag nicht aushandeln.

    Das scheint für die Funktionäre der GEW unverständlich zu sein.

  3. 53.

    Wolfram Schulz Berlin LichtenradeSamstag, 06.07.2024 | 00:05 Uhr
    Antwort auf [Robärt] vom 05.07.2024 um 13:58
    "Was haben Eltern früher eigentlich gemacht wo es noch keine "Kitas" gab?
    Da gab es auch eine intakte Familie ohne jede Hilfestellung."

    Zum Einen: Früüüüüüher, konnte man mit einem Gehalt eine Familie ernähren.
    Hätte und hat aber das Problem nicht gelöst, dass die informelle Männerquote für selbstverständlich nahm, das sich Frauen doch in der Kinderbetreuung vollumfänglich verwirklicht zu sehen haben.

    Und dann: Als die informelle Männerquote noch unangefochten war, machten halt Frauen kostenlos die Betreuungsarbeit, während die Kerle Lohn und Zeit in Kneipen verplemperten.

    Zudem: Im Unterschied zur BRD gab es in der Gesellschaft der DDR eine funktionierende Grundversorgung mit KITAS. Die Kerle waren ähnlich abwesend in der Betreuungsarbeit. War aber eben gesellschaftlich durch das dichte Netz von Kitas abgefedert.

    Kitas kriegt die BRD halt bis heute nicht hin.

  4. 52.

    Früher reichte ein Gehalt zum Leben aus.Heute müssen beide arbeiten um über die Runden zu kommen.Da scheint Eltensein ehrlich ein Fehler ,als vom Staat gewollt,nur die Arbeitskraft zählt.Selbst Aleinerziehende werden in prikäre Arbeitsplätze gedrängt.Zum einen durch psychologischen wie auch rechtlichen Druck des Amtes.Vollzeit mit längerer Fahrzeit obwohl die Kita nur für eine maximale Dauer einspringen und die Großeltern wie wir nicht am gleichen Ort wohnen.Schöne neue Welt.

  5. 51.

    Absolut empfehlenswert, das zu tun.

    Die Lage in den Kitas ist nicht optimal, aber meilenweit entfernt von den Ungergangsszenarien, die Verdi zeichnet. Völlig absurd ist, dass die Streikenden noch in den öffentlichen Betrieben beschäftigt sind, in denen die Lage weitaus entspannter ist, als bei den freien Trägern.

    Verdi und eine Minderheit der Fachkräfte kochen hier ihr ganz eigenes Süppchen. Gekocht werden Kinder und Eltern.

  6. 50.

    Haben Sie mal vier einjährige Babys gleichzeitig betreut? Das ist ja der Idealfall, könnten auch gerne acht werden. Kann mir nicht vorstellen dass das einfach ist.

  7. 49.

    Bevor Sie so rumpeln, mit erkennbar Stimmingsmachender Falschaussage, schauen Si mal in eine Kita rein und unterhalten sich mit den Erzieherinnen!

  8. 48.

    Es geht um den Personalschlüssel ( viele verstehen nicht, wie der sich zusammensetzt) Wir haben die Fachkräfte, aber laut Personalschlüssel kann man keinen weiteren einstellen. Hier die Aufschlüsslung des Personalschlüssels:

    https://www.gew.de/kita/qualitaet/personalschluessel-und-fachkraft-kind-relation

  9. 47.

    Oder jede Person die hier schlau daherkommt und ungefragt Ratschläge erteilt übernimmt mal die Schicht für ne Woche und dann reden wir noch einmal.
    Gut, dass die Erzieher:innen sich grad so wehren! Die nächste Generation, die in den Startlöchern steht, wird das nicht mehr machen, die wechseln kommentarlos den Job, bzw. ergreifen diese gar nicht erst, wäre das besser? Wohl kaum, es ist schon nahezu zu spät, Job und Bedingungen für Kinder zu verbessern.

  10. 46.

    Ich kann dieses egozentrierte Jammern vieler Eltern hier nicht mehr lesen! Es ist einfach unanständig hier ständig nur auf sich selbst zu schauen und nicht einmal wirklich zur Kenntnis zu nehmen worum es den Erzieher:innen hier geht.
    Nämlich nicht um Geld und Gehalt, sondern darum, dass das Vollgestopfte von Einrichtungen gefährlich ist. Kinder die Förderung bekommen müssen, bekommen die kaum, weil der Personalschlüssel das nicht mehr hergibt. Nachwuchs wird abgeschreckt durch die hohe Arbeitsbedingung und die wenige Entlastung die die Arbeitgeberin bereit ist zu leisten.
    Wer Kinder gut auf Schule und Leben vorbereiten will, muss deutlich mehr Qualität finanzieren. Daran müssen auch alle Eltern ein Interesse haben und nicht nur an kurzfristiger Problemlösung.

  11. 45.

    Das mag ja alles sein. Als Elternteil kann man sich drehen und drehen wie man will. Die Frage ist, wo lasse ich mein Kind. Meine Nichten machen es richtig: keine Kinder.

  12. 44.

    Es geht uns ErzieherInnen NICHT um mehr Geld! Wir wollen unsere Arbeit gut machen, aber mehr als Aufbewahrung ist unter diesen Bedingungen nicht drin! Die Kinder verdienen mehr, nämlich adäquate Förderung und Verlässlichkeit. Sie sind die Zukunft dieses Landes und es sind nicht die ErzieherInnen, die für diese Zustände verantwortlich sind, sondern die Rahmenbedingungen, die sehr wohl von der Politik gesteuert werden!!! Wir waren zu lange leise, jetzt ist es Zeit, laut zu werden! Zum Wohle aller!

  13. 43.

    Es geht doch wieder einmal nur um landeseigene Kitaerzieher:innen.
    Vielleicht sollten Kitas grundsätzlich von der Privatwirtschaft betrieben werden, wenn das Land Berlin es nicht schafft. Gibt es hier nicht auch Fachkräftemangel, dann kann man als landeseigene Kitaerzieher:innen doch auch den Arbeitgeber wechseln statt die Kinder/Eltern durch Streik zu schädigen!

  14. 42.

    Was ist denn in Ihrer extremistischen Ideologie eine "linksgrüne Vorfeldorganisation"? Was bezwecken Sie mit dieser denunzierend-kriminalisierenden Sprache, bei gleichzeitiger Verwendung eines Profilnamens, der Ihr Saubermann-Image transportieren soll?
    Was glauben Sie macht Sie zum Experten, oder berechtigt Sie, SACHverhalte derart ideologisch und klassenkämpferisch von oben aufzuladen?
    Sie scheinen von der Tatsache überfordert zu sein, dass Kinderbetreuung nicht mehr kostenlos und selbstverständlich von Frauen geleistet wird. Während man davon ausgehen kann, dass Sie selbstverständlich nicht kostenlos, oder unter höchst prekären Bedingungen Kinderbetreuung leisten.
    Ihnen scheint völlig unklar zu sein, dass niemand mit Ihnen auf solch dürftig-extremistischer Grundlage in die Aushandlung von Sachverhalten gehen muss. Sie verhandeln mit sich offenbar völlig sachfremde Angelegenheiten

  15. 41.

    Lieber Meister Propper,

    das Problem stammt nicht von Ver.di. Das Problem ist politischer Natur. Pisa- und Iglu Studie haben durch die miserable Ergebnisse Druck auf die Politik ausgeübt. Statt aber in frühkindl. Bildung zu investieren, hat man Aufgaben an die Kitas delegiert. Statt mehr personelle Ressourcen, werden die Aufgaben mehr & die Zeit am Kind weniger.
    Eine Erzieher:in soll bitte alleine 15-20 Kinder erziehen, beaufsichtigen, fördern, hauswirtschaftliche Aufgaben machen, dokumentieren, Elterngespräche und frühkindl. Angebote gestalten. Im Beisein der Kinder, weil die zwei Stunden mittelbar päd. Arbeitszeit reicht da nicht. Und dann soll ein Fest ausgestattet werden oder ein Jugendamtsbericht verfasst werden. Aber WEHE DIE DANN ERSCHÖPFT ODER KRANK! Die Armen Kinder leiden WEGEN dieser personellen Bedingungen. Der Lärm & wechselnde Bezugserzieher machen krank. Nicht der Streik ist das Problem. Die Haltung der Erwachsenen, was Kinder aushalten sollen, ist das Problem.

  16. 40.

    Dann werde ich jetzt wohl meinen Arbeitnehmern, die Kita-Kinder haben wohl bald kündigen müssen, weil es wirtschaftlich nicht mehr gegenüber den anderen Angestellten und dem Unternehmen zu vertreten ist, dass die so oft zuhause bleiben bei vollem Lohn.

  17. 39.

    Ivh vermisse eine ungeschminkte Bestasndsaufnahme, warum die Berliner Kita Situation so schlecht ist. Am Geld alleine kann es nicht liegen, schließlich wird anderswo in der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder das Kita-Personal auch nicht so hoch bezahlt, wie sich das Verdi Berlin wünscht.

  18. 38.

    Verdi als linksgrüne Vorfeldorganisatioin hat wesentlichen Anteil an den aktuellen Problemen.Verdi ist Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.

  19. 37.

    Gebt den Erzieherinnen mehr Geld und die Anerkennung die sie benötigen.
    Dann geht man auch gerne wieder arbeiten.
    Mehr Zeit für die Kinder und weniget Zeit für den Schriftkram

  20. 36.

    Da heißt es wohl Urlaub nehmen. Ich höre der Berliner Senat ist ein ganz toller Ort den man mit seinen Kleinkindern auch mal besuchen könnte.

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