Nach Haushaltssperre - Anbieter von Klassenfahrten in Brandenburg befürchten fehlende Buchungen aus Berlin
Pläne der Berliner Regierung, bei Klassenfahrten zu sparen, verunsichern die Kinder- und Jugendreisebranche. Anbieter in Brandenburg bangen mancherorts um ihre Geschäfte. Unverbindliche Reservierungen und Freiplätze für Lehrer sollen helfen.
Die Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule aus Potsdam toben am Dienstag auf dem Bolzplatz der Jugendherberge Bremsdorfer Mühle im Schlaubetal (Oder-Spree). Für einige Zwölfjährige heißt das, zum ersten Mal ohne Eltern zu verreisen.
Berliner Schülern ist diese Erfahrung aktuell nicht mehr gegönnt: Die Berliner Schulen können aufgrund der generellen Haushaltssperre in der Hauptstadt derzeit keine Klassenfahrten buchen. Ein entsprechendes Schreiben hat die Berliner Verwaltung in der vergangenen Woche an Schulleitungen gesandt. Es gehe darum, keine Verträge abzuschließen, die künftig Kosten für den Berliner Landeshaushalt verursachen. Das betrifft etwa Reisekosten für Lehrerinnen und Lehrer aus öffentlichen Mitteln.
Berliner Gruppen machen teils großen Teil des Geschäfts aus
Marcus Hirschberg vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks sieht das kritisch. Berliner Gruppen würden mancherorts einen großen Teil des Geschäfts der Einrichtungen für Kinder- und Jugendreisen ausmachen. Beim familiengeführten Erholungszentrum "KJF Prieros" (Dahme-Spreewald) liege der Anteil an allen Buchungen bei 60 Prozent. Im Kiez Hölzerner See sind es 40 Prozent.
Dabei hoffen auch die Brandenburgischen Jugendherbergen, dass sich das Problem schnell wieder löst, sollte die Haushaltssperre Ende November wieder aufgehoben werden. Dann können die Lehrer auch wieder ihre eigenen Fahrtkosten für die Reisen abrechnen.
Sorgen um die Reise-Reservierungen für die kommenden Jahre
Auf der anderen Seite: Auch für Schulkinder aus Berlin und könnte die Haushaltssperre längerfristige Folgen haben. So sind Plätze für Klassenreisen begehrt und Reservierungen für die kommenden Jahre müssten entsprechend oft schon Monate vorher gemacht werden. "Wir befinden uns in der Buchungsphase für das Jahr 2025", sagt Stephan Matt, Geschäftsführer KJF Prieros. "Die Anfragen von Berliner Schulklassen sind rückläufig, aber wir sind auf Planungssicherheit angewiesen."
Andere Herbergen sind sogar bis zu zwei Jahre im Voraus ausgebucht, gibt das Jugendherbergswerk an. Die Konkurrenz sei groß. Laut Björn Sickert aus dem Schlaubetal besuchen auch viele Schulen aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern die Einrichtungen in Brandenburg. "Es gibt einige Wochen im Mai und Juni 2026, die jetzt schon durch Klassen ausgebucht sind."
Offene Reservierungen und Freiplätze als Lösungen
Momentan würden ihm zufolge viele Berliner Lehrer oder Elternvertreter - trotz Haushaltssperre - deshalb anrufen und nach freien Plätzen fragen, ob Reservierungen möglich sind. Die Antwort laute oftmals noch "Ja!". Marcus Hirschberg vom Jugendherbergswerks zufolge bieten viele Häuser die Möglichkeit zur unverbindlichen Reservierung an. So sollen die Türen für Berliner Klassen noch offengehalten werden, wie es etwa aus der Jugendherberge Lübben heißt.
Eine weitere Lösung für die derzeitige Verunsicherung seien Freiplätze ab einer bestimmten Buchungsdauer und Personenzahl. Diese würden etwa in Prieros sowie den Kiezen am Frauensee und Hölzernen See angeboten und könnten von Lehrerinnen und Lehrern genutzt werden.
Kaum Berliner Klassen in der Lausitz?
Im Süden der Mark blickt man allgemein entspannt auf das Thema Haushaltssperre. Beim Tourismusverband Spreewald habe man bisher noch nicht wahrgenommen, ob der Zuschuss-Stopp Auswirkungen auf die Region hat, hieß es auf Anfrage am Mittwoch. Ähnlich äußert sich der Tourismusverband Lausitzer Seenland. Dort werden vor allem Schulklassen aus Brandenburg und Sachsen untergebracht, Berliner Schulklassen spielten eine untergeordnete Rolle. Die Jugendherberge Cottbus verzeichnet gute und auch verbindliche Buchungen für das nächste Jahr aus Berlin.
Schulen müssen beim Programm sparen
Unabhängig von den freien Plätzen zeichnet sich aber noch ein weiterer Trend in der Jugendreise-Branche ab. Bereits seit einiger Zeit herrscht Sparzwang, um Klassenfahrten zu finanzieren. Wenn es Engpässe beim Budget der Schulen gibt, werden einfach kürzere Fahrten gebucht, heißt es sowohl vom KJF Prieros als auch das Kiez Hölzerner See.
Deshalb bleibt die Potsdamer Lehrerin Susan Reichelt mit ihrer Klasse auch lediglich vier Tage in der Bremsdorfer Mühle. "Wir haben jetzt hier für diese Fahrt insgesamt 200 Euro pro Schüler. In diesen 200 Euro sind die Jugendherberge mit All Inclusiv plus die Fahrt mit dem Bus enthalten." An dem von den Jugendherbergen Komplettprogramm wird hingegen gespart. Dieses wird dann aus Kostengründen von den Lehrern häufiger selbst auf die Beine gestellt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.10.2024, 16:40 Uhr