rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt - 17. Tür: Kein Weihnachten, kein Ostern und keine Kirche

So 17.12.23 | 06:00 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Das buddhistische Haus in Frohnau, der älteste buddhistische Tempel in Europa (Quelle: rbb/M. Behrendt)
Bild: rbb/M. Behrendt

Diesmal: besonders gläubig. "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" singt die Gemeinde. Es ist Advent und die Klänge aus dem Altarraum belegen den Glauben. In einer kleinen Gemeinde in Frohnau singt kein Chor über die Weihnacht. Ruhe hilft hier bei der Einkehr.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Es ist Sonntag. Dritter Advent. Man kann es hören überall im Land, es begleitet die kleine Bewegung dieser Kalendertür hier: das Glockenläuten. In den christlichen Kirchen erinnern sich die Gemeinden an Johannes den Täufer. Andere Kapellen in Berlin aber feiern anders und andere Feste. Berlin hat Pagoden, Tempel, Synagogen, Zitadellen, Moscheen, Dome und Kathedralen.

Die Stadt ist gesegnet mit Gläubigkeit. Seit acht Jahrhunderten schaffen sich die zugewanderten und nachgeborenen und berlinverdammten Siedler ihre großen und kleinen Glaubensheimstätten. Ihre Häuser machen für sie das unwirtliche Berlin heimeliger.

Frohnau für einen Glauben in Ruhe

Einhundert Jahre bereits beherbergt die Stadt im Norden auch ein Buddistisches Haus. Östlicher Kult im nördlichsten Eck von Groß-Berlin: Frohnau. Keine Siedler, keine Gesandten schufen dort den Buddha-Altar, es war ein Missionar könnte man sagen: der Schriftsteller und Mediziner und spätüberzeugte Buddhist Paul Dahlke.

Illustrator Embe - Marcus Behrendt (Quelle: rbb/Marcus Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Illustrator und Comiczeichner "EMBE", bekannt auch als Marcus Behrendt, hat für den Adventskalender eine neue Farbe erfunden: das röteste Weihnachtsrot außerhalb von Vatikanstadt. Er ist auch Pädagoge und zeichnet schneller als ein Weihnachtsschlitten im Sturzflug. Stets mit den besten Utensilien ausgestattet, kritzelt er sich durch alle Medien. In der Weihnachtszeit liest er gerne einen guten Comic und genießt die schärfsten Soßen der Welt.

Redakteur Stefan Ruwoldt (rbb/M. Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt hat diesen Weihnachtskalender auf dem Kopf stehend mit nur einer Hand geschrieben, und das Ganze an nur einem einzigen Tag und mit einer Feder, die Friedrich der Große einst aus Frankreich importiert hatte und dann in Pankow irgendwie vergaß. Rekord. Natürlich. Nach dem 24sten aber sitzt dieser Redakteur wieder an einem ganz normalen Schreibtisch und freut sich auf seine Feierabende ohne Bestwerte.

Dahlke war Arzt und begeisterte sich nach Reisen in den Osten, vor allem nach Ceylon und in weitere Länder Asiens für den Buddhismus. In Deutschland suchte er dann nach einem Ort der Abgeschiedenheit. 1922 fand er Frohnau, genauer: eine Erhebung in Frohnau, zu der er und andere Gläubige aufsteigen konnten. Schon der Weg braucht Erklärung. Der Eintritt erfolgt durch ein Elefantentor, gefolgt vom Aufstieg, unterbrochen von mehreren Absätzen, und zwar genau acht und in dieser Zahl auch so gewollt: Die Acht hier soll erinnern an die mehrfachen und vielen Wege zur Erlösung im Buddhismus, den achtfachen Pfad, so die symbolische Idee Dahlkes beim Bau.

Die einhundert bisherigen Jahre dieser buddhistischen Insel im Berliner Norden waren eine holprige Existenz, gesteuert von Enthusiasten und Anhängern, die versuchten, dem schon früh verstorbenen Dahlke und vor allem dem Buddhismus hier gerecht zu werden. Ihr Bemühen gipfelte vor wenigen Jahren im denkmalpflegerisch gesicherten Hafen für das Buddhistische Haus. Eine kleine amtliche Zusage, dass das hier bleiben soll - mit behördlicher Unterstützung.

Kein Weihnachten, doch Einkehr schon

Es ist dieses Haus, das die wohl weiteste Anfahrt hat für seine Ideen: Ost- und Südostasien. "Ältester europäischer Tempel für den buddhistischen Glauben" reklamiert es für sich. Birken, Buchen, Ahorn und märkische Kiefern führen auf den kleinen Hügel am Edelhofdamm. Zur Anlage gehören Treppen, kleine Häuschen und Terrassen. "Komm und Sieh!" überschreibt das Haus seine Einladung an alle Laien, die sich hier umkucken und etwas über den Buddhismus erfahren wollen.

Die Einzigartigkeit der Einrichtung in Berlin und die Zurückhaltung der Mönche des Hauses birgt die Gefahr, sich lustig zu machen über die vermeintliche Exotik, zu der etwa der Dresscode, die Bekleidungsordnung gehört: das Orange ihrer Gewänder. Hingehen und Ansehen muss hier der Interessierte, und eben nicht nur "ersurfen", was Siddhartha Gautama lehrte.

Weihnachten wird an diesem Flecken von Frohnau nicht gefeiert. Für Ruhe und Einkehr, so ihre Glaubensantwort, brauchen sie dieses Fest nicht.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

8 Kommentare

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  1. 8.

    DEN Buddhismus werden Sie nirgends finden, ebensowenig wie DAS Christentum, DEN Islam oder DAS JUDENTUM.
    Immer nur Formen davon, die sich zu einem Gesamtspektrum vereinen.

  2. 6.

    Nicht nur "Altmeister" Goethe hat sich für östliche (und auf irgendeine Art und Weise auch für fernöstliche) Kultur interessiert, letztlich ist jede Groß- und Millionenstadt inspiriert davon. Nicht erst jetzt, vielmehr schon seit erheblicher Zeit. Und, wie hier berichtet wird, nun auch im Ländlichen, bspw. in der Nähe der Stadt Brandenburg an der Havel.

    Frappierend sind für mich immer wieder die "Überlappungen" zwischen den Religionen oder, treffender, zw. den Glaubensrichtungen; nichts, was einfach zu übernehmen wäre, vielmehr "beschnuppert" und im weitesten Sinne dann integriert. Es ist mehr als nur ein bloßer Modetrend, wenngleich auch eine interessengeleitete geschäftliche "Zurichtung", wenn sogar Managerseminare mit buddhistischen Einsprengseln aufwarten - damit Diejenigen, deren Tagesablauf in Minuten getaktet ist, die auf gegenseitiges Ausstechen aus sind und die entsprechend "konditioniert" sind, dabei nicht völlig durchdrehen.

    ;-

  3. 4.

    In Päwesin, südwestlich von Berlin, zwischen Riewend und dem oberen Beetzsee gelegen, gibt es auch einen buddhistischen Tempel nebst Klosterschule. Das dortige "Backwahn" ist übrigens ziemlich lecker und Kurse für Hatha-Yoga gibt es auch.

  4. 3.

    "...obwohl es in Frohnau liegt"

    Na so schlimm ist Frohnau ja nun auch wieder nicht!

  5. 2.

    Ich danke Ihnen, dass Sie dem Buddhistischen Haus einen Artikel widmen. Mein Onkel war Christ, später dann buddhistischer Mönch und ein echtes Vorbild für mich. Deswegen habe ich das Buddhistische Haus auch schon besucht, obwohl es in Frohnau liegt. Es ist ein Ort, der wirklich nur Ruhe ausstrahlt.
    An Tanja: Das alles wünsche ich Ihnen auch und kann mich Ihren Wünschen nur anschließen.

  6. 1.

    Ich wünsche einen schönen Advent, friedliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ohne Hass und mehr Frieden auf der Welt.

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