Berliner Abgeordnetenhaus - Ausschuss verhängt 75.000 Euro Strafe, weil Giffey fehlt

Fr 24.11.23 | 14:37 Uhr | Von Angela Ulrich
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13.11.2023, Berlin: Franziska Giffey (SPD), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Berlin (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.11.2023 | Angela Ulrich | Bild: dpa/Jens Kalaene

Die Regeln im Hauptausschuss des Berliner Parlaments sind streng: Wenn die Chefetage nicht erscheint, obwohl sie befragt werden soll, werden saftige Strafen fällig. Franziska Giffey hat das jetzt getroffen. Aber sie ist kein Einzelfall. Von Angela Ulrich

Der Berliner Wirtschaftsverwaltung ist es extrem peinlich: Dass damals, am 9. Oktober, niemand da war aus der Hausspitze, im Unterausschuss "Bezirke, Personal und Verwaltung" im Abgeordnetenhaus. Immerhin geht es dort um große Budgets, um viel Geld also.

Franziska Giffey (SPD) war geladen, die Senatorin. Sie hätte sich auch von einem ihrer beiden Staatssekretäre vertreten lassen können. Doch Fehlanzeige: Keiner der drei tauchte auf. Was den zuständigen Hauptausschuss zu einer saftigen Strafte veranlasste: 75.000 Euro "pauschale Minderausgabe", verfügte das Gremium, wie am Freitag zuerst der "Checkpoint" des "Tagesspiegels" [Bezahlinhalt] berichtete.

Der Wirtschaftsverwaltung wird das Geld also aus dem Etat abgezogen - der Hauptausschuss mit Hilfe der Finanzverwaltung hat die Macht dazu.

"Bedauerlicher interner Fehler"

Wieso kam keiner aus der Hausspitze? "Die fehlende Teilnahme der Senatorin bzw. ihrer Staatssekretäre beruht auf einem bedauerlichen durch einen außergewöhnlichen Krankenstand hervorgerufenen internen Fehler", schreibt Giffeys Haus kleinlaut.

Die Grünen hatten per parlamentarischer Anfrage nachgebohrt. Angeblich hatte die Vorladung der Senatorin durch den Ausschuss die Wirtschaftsverwaltung nicht erreicht. "Dafür übernehme ich die Verantwortung", schreibt Giffey – denn natürlich gelte der Grundsatz "Parlament First". Hätte sie gewusst, dass ihre Teilnahme erforderlich gewesen sei, hätte sie "selbstverständlich" andere Termine dafür abgesagt, so Giffey. Eher "Instagram Queen" als Antworten im Parlament, wie die Grünen beklagt hatten? Niemals, ist die Botschaft der Senatorin.

75.000 Euro Strafe für Senatsmitglieder

Doch der Hauptausschuss lässt da nicht mit sich spaßen. Wann immer die Chefetage nicht komme, werde diese pauschale Minderausgabe eingezogen, heißt es aus dem Ausschuss. Egal, welche politische Farbe oder welches Haus es betreffe.

Für nicht erscheinende Senatsmitglieder werden 75.000 Euro fällig, für fehlende Bezirksvertreter wie Stadträte oder Bürgermeister 50.000 Euro. So hat es sich der Hauptausschuss in die eigenen Verfahrensregeln geschrieben. Punkt.

"Eine Art erhobener Zeigefinger"

Dies sei allein in diesem Jahr "so um die zehn bis 20 Mal vorgekommen", heißt es aus dem Ausschuss. Zuletzt gab es ein No-Show aus Spandau, zwei aus Mitte. Die verhängten Strafen seien "eine Art erhobener Zeigefinger, ein Nadelpiekser", um zur Disziplin zu mahnen. Da lasse auch niemand mit sich reden.

Allerdings, sagt Steffen Zillich, Fraktionsgeschäftsführer der Linken: Insgesamt sei Schwänzerei von Senatsmitgliedern doch sehr selten und der Wunsch groß, "dem Parlament vollumfänglich Rede und Antwort zu stehen".

Auch das Fehlen im Parlament kostet Geld

Und wo fehlt das für Giffey verhängte Strafgeld nun im Etat der Wirtschaftsverwaltung? Das werde bei den Bezügen für Beamte eingespart, antwortet das Haus. Weil noch nicht alle Stellen besetzt seien, gebe es da noch freie Mittel.

Soweit zur Exekutive, die nicht erscheint. Aber auch bei der Legislative gibt es Fehlzeiten. Wenn Abgeordnete unentschuldigt im Plenum fehlen, kostet auch das Geld. Aber deutlich weniger: 100 Euro pro Plenumssitzung, 50 Euro im Ausschuss.

Wieviel da so im Jahr zusammenkommt an Strafen, kann die Abgeordnetenhaus-Verwaltung allerdings nicht sagen – das werde statistisch nicht erfasst.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.11.2023, 14 Uhr

Beitrag von Angela Ulrich

43 Kommentare

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  1. 42.

    Frau Faeser SPD-hatte auch schon im Bundestag gefehlt, als sie vor Ausschüssen aussagen sollte.
    Muss man auch im Bundestag Strafe zahlen?
    Und falls ja--wird das mit Sondervermögen bezahlt?--Flüssiges Geld scheint es dort ja nicht mehr zu geben.

  2. 40.

    Ach, was ist das hier für ein Sammelsorium an Empörten.
    Von " ... nur noch peinlich... ", über "Übeltäterin", bis hin zu "bodenlose Frechheit".
    Gott, seid Ihr frei von Fehlern?
    Ich kann auch dieser Frau nichts abgewinnen. Erinnert sei das Kleben am Sessel nachdem herausgekommen ist, dass ihre Doktorarbeit nur heiße Luft war, ihr Gute-Laune-Geschwätz, verpackt mit mütterlichen geseusel.
    Aber hier scheint die Verantwortung an den Mitarbeiter hängen.
    Egal, letztlich zahlt das der Steuerzahler.

  3. 39.

    Wenn Sie den Text gelesen haben, wissen Sie, dass Frau Giffey das nicht „aus der eigenen Tasche“ bezahlen muss.

  4. 38.

    Hoffentlich muss die das aus Ihrer Tasche zahlen

  5. 37.

    Vielleicht meint sie ja, dass sie die Verantwortung dafür übernimmt, dass noch nicht alle Stellen besetzt sind. ;-)

  6. 36.

    Nicht aufregen, der 11. Februar 2024 kommt.

  7. 34.

    Giffey ist der Sargnagel der Berlin SPD. Den haben sich die Pseudo-Sozialdemokraten aber selbst eingeschlagen. Wer eine aalglatte Selbstdarstellerin mit rückwärtsgewandter Einstellung als Frontfrau installiert, wird sich wohl bei der CDU nach Wählern umschauen müssen.

  8. 33.

    Ist schon krass, wenn gewählte Volksverteter ihren Job nicht machen. Ich versuche mir das bei anderen Arbeits- Gelengenheiten vorzustellen! Feuerwehr/Polizei, Post, Notärzte, Vorstandsmitglieder, Fussballspieler, etc
    Wenn wir kurz drüber nachdenken, gibt es keine andere Aufgabe bei der das geht.
    Das Wort Strafe ist wohl etwas falsch gewählt, im Bezug auf die Auswirkungen... Eigentlich werden die Wähler und die Beschäftigten bestraft.

  9. 32.

    Für was hat Giffey jemals die Verantwortung übernommen? Zu Giffey passt der Ausdruck Teflon Politiker, aalglatt und abgebrüht.

  10. 31.

    Da kann man mal sehen wie ernst es unseren Politikern mit ihrem Einsatz für Berlin ist. Aber wehe das Gehalt kommt nicht pünktlich

  11. 30.

    Und wo fehlt das für Giffey verhängte Strafgeld nun im Etat der Wirtschaftsverwaltung? Das werde bei den Bezügen für Beamte eingespart, antwortet das Haus. Weil noch nicht alle Stellen besetzt seien, gebe es da noch freie Mittel.

    "Dafür übernehme ich die Verantwortung", schreibt Giffey

    Und das nennt man Verantwortung übernehmen??????????

  12. 29.

    Also, alles nuescht?

    Es wird nur verrechnet, umgebucht, abgeschrieben

    Am Ende bleibt wohl der bekannte schwarze Null

  13. 28.

    F. G. übernimmt die Verantwortung. Wir sprechen ihr unser Vertrauen aus.

  14. 26.

    Der normale Angestellte im Öffentlichen Dienst kriegt unentschuldigtes Fehlen auch vom Lohn abgezogen und je nach Häufigkeit oder entsprechend der Ausfallfolgen kann es zu Abmahnung oder im äußersten auch zu Kündigung führen.... allerdings schien Frau Giffey ja irgendwie im Dienst gewesen zu sein, sie wollte nur woanders ihr Kaffeekränzchen halten.
    Mich stört diese Scheinheilig- und Gleichgültigkeit, welche man immer häufiger in den Führungsebenen zu sehen ist. Ups, ich habe einen Fehler gemacht, kostet Tausende, naja, tut mir leid, egal. Und immer und immer wieder sind es die kleinen Mitarbeiter die, die Unfähigkeit ausbaden dürfen. Kein Wunder, dass nix mehr funktioniert. Die kleinen Kompetenten und Fleißigen, die noch nicht resigniert haben, sind sehr bald ausgebrannt und überfordert,da sie die Arbeit der Fehlenden mitmachen und die Inkompetenz der Führung ausbügeln müssen.

  15. 25.

    Also, das geht ja mal gar nicht: Wieder eine Umbuchung à la nicht abgerufene Mittel. "Das verhängte Strafgeld … werde bei den Bezügen für Beamte eingespart, antwortet das Haus. Weil noch nicht alle Stellen besetzt seien, gebe es da noch freie Mittel."

    Verantwortung übernehmen wäre: Frau Giffey zahlt aus ihren Rücklagen. Oder die drei.
    "Dafür übernehme ich die Verantwortung", schreibt Giffey – denn natürlich gelte der Grundsatz "Parlament First".

    Alle "Stino"-Bürger müssen selbst einstehen und bitter büßen. Also, Politikervorbilder! Zeigt mal, was sich gehört! Weihnachsgeld kommt ja eh bald, und die nächste Diätenerhöhung sowieso.

  16. 24.

    Nein, das wird aus dem Haushalt bezahlt. Und da es aus Geldern abgezwackt wird, die ohnehin nicht ausgegeben werden, hat das auch eher symbolischen Charakter

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