Rücktritt Ende 2023 - Brandenburger Ex-Verkehrsminister Beermann darf Mercedes-Lobbyist werden

Di 29.10.24 | 16:38 Uhr
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Archivbild: Guido Beermann (CDU) am 12.09.2023. (Quelle: picture alliance/dpa/Soeren Stache)
Video: rbb|24 Abendschau | 29.10.2024 | Ingo Bötig | Bild: picture alliance/dpa/Soeren Stache

Der frühere Brandenburger Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) darf in die Wirtschaft wechseln. Das teilte die Staatskanzlei am Dienstag mit.

Demnach hatte Beermann der Landesregierung Anfang Oktober mitgeteilt, dass er zum 1. November 2024 Leiter "Government Relations Berlin und European Affairs" bei der Mercedes-Benz Group AG werden wolle. Nach einer Überprüfung habe das Kabinett am Dienstag beschlossen, diese Tätigkeit nicht zu untersagen.

Minister bis November 2023

Beermann war von November 2019 bis November 2023 Minister für Infrastruktur und Landesplanung. Für seinen Rücktritt nannte Beermann private Gründe, außerdem strebe er "eine neue berufliche Herausforderung" an. Im Januar 2024 war bekannt geworden, dass Beermann in die Autobranche wechseln will. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich damals "ein bisschen enttäuscht" über Beermanns Rückzug.

Regierungsmitglieder, die in den ersten zwei Jahren nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt eine Erwerbstätigkeit oder sonstige Beschäftigung außerhalb des öffentlichen Dienstes aufnehmen wollen, müssen dies laut Brandenburger Ministergesetz der Landesregierung schriftlich anzeigen. Dies gilt auch für ehemalige Mitglieder der Landesregierung. Die Regierung kann die Erwerbstätigkeit für die ersten zwei Jahre nach dem Ausscheiden ganz oder teilweise untersagen, wenn öffentliche Interessen beeinträchtigt werden.

Gremium: "Keine Besorgnis der Beeinträchtigung öffentlicher Interessen"

Das Ministergesetz sieht vor, dass die Landesregierung eine solche Entscheidung nach der Empfehlung eines fünfköpfigen Gremiums treffen muss. Einen Antrag auf die Erlaubnis für eine Beschäftigung bei Mercedes-Benz hatte Beermann im Januar 2024 gestellt, diesen dann allerdings wieder zurückgezogen.

Laut Pressemitteilung der Staatskanzlei Brandenburg hatte Beermann zum 1. Oktober 2024 nun erneut einen Antrag gestellt, eine Tätigkeit bei der Mercedes-Benz Group AG aufzunehmen. Die Landesregierung hat diese Tätigkeit nun genehmigt. Die Beschäftigung beeinträchtige keine "öffentlichen Interesse", heißt es in der Pressemitteilung.

Das Gremium war zu dem Schluss gekommen, dass man Beermann die neue Tätigkeit nicht untersagen müsse, da sie quasi nicht im Kontext zu seiner Ministertätigkeit in Brandenburg stehe, wie ein Regierungssprecher rbb|24 mitteilte.

Zu dem Gremium gehören die beiden ehemaligen Landtagsabgeordneten Marie Luise von Halem (Grüne), Dieter Dombrowski (CDU), die Ex-Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK), Beate Fernengel, die Ex-Präsidentin des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg, Monika Paulat, und Sabine Kuhlmann, Politik- und Verwaltungswissenschaftlerin an der Uni Potsdam.

Sendung: rbb|24 Abendschau, 29.10.2024, 19:30 Uhr

50 Kommentare

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  1. 50.

    Es liegt schon im Wort: Erfolg ist das, was gemäß eigenen Gustos zu erfolgen hat. Alles andere wäre eine "Niederlage". Ein Zirkelschluss, dem nicht entronnen werden kann. Auf dieser provozierten psychischen Mangellage baut das Wirtschaften auf.

  2. 49.

    Au ja, noch ein Mercedes-Lobbyist, dass braucht das Land!

  3. 47.

    „um ein für Viele defizitäres Selbstwertgefühl zu kompensieren“

    Ihr Blick auf (Verkaus/Kauf-)Entscheidungen und letztlich damit auf Menschen, ist nicht dafür geeignet erfolgreich zu sein.

  4. 46.

    Mit einem Stolzen, 134 verschiedene Tassen jeweils mit dem Henkel nach innen im Geschirrschrank zu sammeln, kann ich selber nichts anfangen. Da aber betrifft es nur die jeweiligen Menschen selbst, wofür sie ihren Platz nutzen.

    Der belegte Platz für die SUVs ist dagegen öffentlicher Grund und Boden und da gibt es schon ein gehöriges Wort mitzureden, wie dieser Platz aufgeteilt werden soll. ;-

    So viel technische Ausstattung, um ein für Viele defizitäres Selbstwertgefühl zu kompensieren, kann es garnicht geben. Deshalb auch ist es ein Fass ohne Boden.

  5. 45.

    Welche Ideologen und wer soll umerzogen werden? Ganz großes Kino.

    Die Antwort wird Ihnen von der "Die Deutsche Wochenschau" präsentiert.

  6. 44.

    Ich ahne was Sie meinen.... und halte mit der Schwarmintelligenz dagegen. Leider werden in den Foren die statistischen „Ausreißer“ zu oft zur Norm suggeriert und dann argumentiert...
    Wenn jemand sich stolz etwas leistet/belohnt, ein SUV ist nicht umsonst beliebt (obwohl VW und Audi lange dies ignoriert hatten), dann ist es schlau diese Wünsche zu erfüllen..
    Oder ein anderes „grünes“ Beispiel: „Wer braucht schon Jachten“?
    Aber wenn ich (!) welche bauen will?

  7. 43.

    Der ex. Verkehrsminister darf Daimler Lobbyist werden,ist wohl etwas das falsche Wort.Richtiger ist wohl,der Autolobyist und Vertreter von Daimler Benz im Verkehrsministerium,darf dieses Amt gegen die Verkehrswende nun ganz offiziell ausüben.
    Und fast niemand hat sich so deutlich gegen den ÖPNV positioniert,wie Daimler als zeitweiliger Eigentümer der AEG, die einst die ersten Niederflurstraßenbahnen auch für Berlin baute, und diese Firma dann als Konkurrent zum Autogeschäft quasi abwickelte.

  8. 42.

    Es reicht doch schon, die Kunden dazu zu bringen, dass sie hinterher ein Produkt als unverzichtbar ansehen, was vorher niemand von ihnen vermisst hat.

    (Tiefenpsychologen leisten da ganze Arbeit - bis hin zum Design, Farbkonzept und bei mechanischen Motoren der Klangfarbe des Motors. Da aber waren einige der Hersteller geradezu besessen davon, dass sie anderes schlicht vergaßen.)

  9. 41.

    P.S. Die Kunden sind so wichtig für manche Ideologen, dass sie (um)erzogen werden müssten...

  10. 40.

    Es gibt da was, was über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Es ist so ungewöhnlich, dass das nicht jeder erkennt: Die Kunden?

  11. 39.

    Das in Europa in e- Mobilität mehr passieren muss, das hat sich auch Hyundai gedacht und hat in Tschechien mit der Produktion von eAutos für den europäischen Markt begonnen, aber, auch mit um 4000 Euro günstiger und mit Ladung wesentlch längerer Reichweite gibt es Absatzprobleme, nun ist Kurzarbeit angekündigt worden.,
    Die Theorie kann man nach beleiben und gefällig gestalten, und die Praxis liefert dann den Beweis, oder auch nicht.

  12. 38.

    Ich sehe das auch so, dass im Wesentlichen nur durch Kreativität, nicht aber durch einen Rausch purer Größe und eines Übertrumpfens ein "Blumentopf" zu gewinnen ist. Auch kleinere Fahrzeuge können hochkreativ sein. Dieses Land rühmt sich ja nicht zu Unrecht seiner Ingenieurskunst; heute scheint sie erlahmt und auf das Abstellgleis geschoben.

    Norbert Blüm hat einmal den Ausspruch geprägt, dass "wir um so viel besser sein müssen, wie wir teurer sind".
    Gleich der Partei hat das Menschen angesprochen, v. a. wenn es darum geht, dass der andere Ausspruch "Geiz ist geil" war.

  13. 37.

    Vermutlich sehen das die Bürger auch so und honorieren das politische Runterwirtschaften bei der nächsten Wahl?

  14. 36.

    In dem Punkt haben sie natürlich prinzipiell Recht, vor allen Dingen, wenn man die Dinge sinnvoll zusammendenkt.
    Aber die offizielle Meinung dazu ist ja immer, unser Standort sei zu teuer um in den „einfachen“ Technologien mit den Billigproduzenten mithalten zu können. Wir müssen uns daher technologisch durch Innovationen generell oder wenigstens durch zeitlichen Vorsprung von den anderen absetzen.
    Aber momentan läufts ja mit dem Premiummarkt auch nicht und bei den kurzen Produktzyklen der Chinesen, dem Know-how-Vorsprung in der Akkufertigung und Akkuchemie, sowie den notwendigen Rohstoffen, wird man die Welt nicht nur mit genauen Spaltmaßen und hochwertiger Verarbeitung überzeugen können. Die Luftnummer mit den E-Fuels wird uns da auch wenig weiterhelfen. Da muss langsam in Richtung E-Mobilität, autonomes Fahren langsam mal mehr passieren.

  15. 35.

    In der Tat: Die Deutschen - auch VW - sind genau so, wie sie hierzulande mit dem batterie-elektrischen Antrieb eingestiegen sind, auch in China eingestiegen: Hauptsache groß, voluminös & teuer. Das ist nicht nur sinnwidrig bei einem so aufwändigen Energieträger wie Strom es ist, es hat auch die Struktur bei der chinesischen Nachfrage vollkommen verfehlt.

    Leistungsmäßig kleinere Fahrzeuge zu bauen, scheint Einigen im Management einer persönlichen Niederlage und unterhalb der eigenen "Ehre" gleichzukommen. ;- Auch diese irrationale Marotte gibt es.

  16. 34.

    Die Chinesen waren schon vor tausenden Jahren der Welt voraus. Sie haben das Schachspiel erfunden, die Raketen, wußten viel über Heilkunstober grünen Tee und entwickelten Tai Chi! Da sind diese Elektrischen nur ein kleiner, weiterer Schritt.

  17. 33.

    Die Chinesen haben inzwischen unterjährige Produktzyklen während die Deutschen es unter drei Jahre nicht hinbekommen.
    Weil Elektromobilität letztendlich billiger sein wird (in China bereits ist), als Verbrenner je sein können, setzt sich in China das durch, was wir längst flächendeckend hätten hier auf die Straße bringen müssen, Elektromobilität; aber, wen wunderts, jetzt Made in China.
    Ob die Deutschen noch wenigsten das Ruder in der Premiumklasse mit Elektromobilität in China rumreißen können, wird die entscheidende Frage für das Überleben der deutschen Standorte sein.

  18. 32.

    Daniel Goeudevert ist ein schlauer Kopf und war seiner Zeit mit seinen Ansätzen sowie weit voraus. Vor allen Dingen weil er Dinge wirklich zusammen und nachhaltig dachte, anstatt nur eindimensional und kurzsichtig zu handeln.
    Aber genau das wurde ihm bei VW, wen wundert‘s, auch zum Verhängnis.
    Denn Manager wie Daniel Goeudevert können sie heute mit der Lupe suchen und werden bei der deutschen Automobilindustrie auch heute keinen wie ihn finden.

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