Rückzug angekündigt - Diese Schwerpunkte setzte Steinbach als Wirtschaftsminister in Brandenburg

Do 21.11.24 | 18:48 Uhr
  18
Archivbild: BTU-Präsident Prof. Jörg Steinbach im Gespräch. (Quelle: imago images/Weisflog)
Bild: imago images/Weisflog

Er musste den Strukturwandel in der Lausitz umsetzen, die brandenburgische Wirtschaft durch die Corona-Pandemie steuern und holte überraschend Tesla nach Brandenburg. Doch nun zieht sich Wirtschaftsminister Steinbach zurück.

Sechs Jahre stand Jörg Steinbach (SPD) an der Spitze des Brandenburger Wirtschaftsministeriums. Er hatte im September 2018 die Nachfolge für den aus familiären Gründen zurückgetretenen Ministers Albrecht Gerber angetreten.

Für den Ingenieurwissenschaftler war die Politik zu diesem Zeitpunkt Neuland. Steinbach hatte zuvor die Technischen Universität Berlin und - als Gründungspräsident - die BTU Cottbus Senftenberg geleitet. Auch in die SPD trat der gebürtige Berliner erst nach seinem Amtsantritt ein. Der neue Ministerposten war für Steinbach mit vielen Herausforderungen verbunden: der Strukturwandel in der Lausitz, die Unterstützung von Unternehmen in der Corona-Pandemie oder die Energiewende.

So mussten etwa die Milliardensummen für den Strukturwandel in der Braunkohleregion Lausitz in Infrastrukturprojekte und Forschungseinrichtungen umgesetzt werden. In der Corona-Pandemie setzte Steinbach auf eine Reihe von Überbrückungshilfen für Firmen und Handwerksbetriebe, um Unternehmenspleiten abzuwenden. Mit Beharrlichkeit setzte sich Steinbach auch für die Ausbildung von jungen Menschen und von Geflüchteten ein, besuchte dabei Hunderte Handwerker-Betriebe und Kleinunternehmen im Land.

Anerkennung für Tesla-Ansiedlung

Wichtigstes wirtschaftspolitisches Erbe des 68-Jährigen ist aber die Ansiedlung der Tesla-Fabrik in Grünheide. Die streng geheime Anbahnung des Milliarden-Projektes 2019 brachte ihm deutschlandweit Anerkennung ein. Mittlerweile arbeiten rund 14.000 Beschäftigte aus mehr als 100 Ländern in dem Tesla-Werk. An Steinbachs Nähe zu Großinvestor Elon Musk gab es allerdings auch Kritik. Zuletzt ging der Wirtschaftsminister allerdings auf Distanz zu Musk. Er teile dessen politische Einstellung "definitiv nicht", sagte Steinbachbach vor wenigen Tagen.

Nun hat der Wirtschaftsminister erklärt, für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung zu stehen. Der SPD-Politiker begründet das damit, dass seine Partei in der nächsten Landesregierung voraussichtlich eine Koalition mit dem BSW eingeht. Steinbach teilte mit, dass er keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sehe. Er bleibt noch bis zur Neubildung der Regierung geschäftsführend im Amt.

Ein Mann mit "Ehre und Rückgrat" - aber auch "zu oft rein Tesla-fixiert"

In der Politik wurde Steinbachs Arbeit überwiegend gelobt. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, Steinbach sei ein "sehr guter und erfolgreicher Wirtschaftsminister" gewesen. "Seine Arbeit hat wesentlichen Anteil daran, dass Brandenburg wirtschaftlich im Osten vorn liegt und besser performt als der Bundesdurchschnitt."

Die Grünen-Landesspitze nannte Steinbach einen "Mann, der Ehre und Rückgrat beweist".

Als Minister habe Steinbach einen fairen Umgang mit den Landtagsabgeordneten gepflegt, sagte der frühere Linken-Landtagsfraktionschef Sebastian Walter. Jedoch sei Steinbach zu oft rein Tesla-fixiert gewesen.

Ein negatives Fazit seiner Amtszeit zog der Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt. "Steinbach steht für eine gescheiterte Wirtschaftspolitik der SPD", sagte Berndt dem rbb. Er kritisierte die Hinwendung zu Windkraft und Photovoltaik-Anlagen und den Boykott von russischem Öl und Gas.

Anerkennung und Respekt für Steinbach kam hingegen von der Unternehmensverbänden Berlin Brandenburg. Steinbach habe als Minister viel für eine wachsende Wirtschaft und die Beschäftigung von immer mehr Menschen erreicht. Genannt wurden der Strukturwandel in der Lausitz und die Ansiedlung von Unternehmen der Elektromobilität.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 21.11. 2024, 19:30 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    "SPD schlägt sich selbst den Sargnagel ein."
    Das hat sie mit ihrer Sozial- und Kriegspolitik längst getan.

  2. 17.

    Nun bin ich aber sprachlos. Dem reichsten Mann der Welt wurde nun doch unser DDR- Vermögen zur Verfügung gestellt, wo für Schulen, Kitas, Infrastruktur etc nie Geld vorhanden war. Wie wollen die regierenden Politiker das rechtfertigen?

  3. 16.

    Dafür hat die VW-Führung jetzt mit dem genialen Schachzug der Äußerung "man könne sich vorstellen auch einmal auf ihnen ansonsten zustehende Gelder zu verzichten" die Gewerkschaftler wieder an den Verhandlungstisch bekommen.
    (Sarkasmus off)
    Und die sind auch noch so blöd und glauben das...
    Nach einer Doku über Detroit, den Rust Belt und die Folgen des Untergangs der dortigen Autoindustrie für eine ganze Region hatte ich schon lange eine Ahnung davon, was die Auswirkungen einer Werksschließung nicht nur für Wolfsburg, sondern für ganz Niedersachsen haben würde, denn ich kenne die endlosen Autoschlangen der Pendler bis aus dem Harz.
    Off topic, paßte aber grad zum Kommentar.

  4. 15.

    Vielleicht keine Milliarden aber zumindest 8,1 Millionen, die Brandenburg aus dem ehemaligen SED-Vermögen an TESLA übergab.

  5. 14.

    Bin irritiert, dass Sie das irritiert. Hier wird Hekarweiise Natur vernichtet, mitten in der Klimakrise

  6. 13.

    Es geht doch hier darum, dass neue Natur platt gemacht wird, anstatt Bestehendes zu fördern und zu nutzen.

  7. 12.

    Ganz meiner Meinung. Und mit der Geheimniskrämerei, auf der er noch stolz ist, hat er direkt am Bürger vorbei regiert. Warum kommt denn bei den Bürgern, die mit den Unannehmlichkeiten dieses Werkes zu tun haben, nichts vom Wirtschaftswunder an?

  8. 11.

    VW hat dieses Jahr 4,8 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Sie haben Recht, die fehlen jetzt... das VW -Management gönnt sich für ihre außerordentlich "geniale" Unternehmensführung das höchste Gehalt aller Daxkonzerne... auch das fehlt z.B. bei der Entwicklung neuer Technologien.. Aber an allem haben Herr Habeck, die Ampel und ...Eigentlich alle Politiker Schuld... das muss man heute so sagen, weil es eben so mega trendy ist....

  9. 10.

    Bisher koaliert die SPD nicht auf Bundesebene mit dem BSW.
    Und wenn das jemals passiert, seien sie gewiss, dann gibts Massenaustritte bzw. die SPD schlägt sich selbst den Sargnagel ein.

  10. 9.

    Steinbach lehnt eine Weiterarbeit in der BRB-Landesregierung wegen seiner berechtigten Vorbahle gegen bsw ab. Noch konsequenter wäre sein Austritt aus der SPD.

  11. 8.

    Kein Geld bekommen ?
    Tut mir leid , bin zu müde darüber zu lachen.

  12. 7.

    Tesla hat bisher keine Milliarden bekommen, VW einfach nur die falschen Autos im Programm. In China macht sich das besonders bemerkbar.

  13. 6.

    Am 24.09.2024 vermeldete rbb24:

    „Wirtschaft in Brandenburg schrumpft stärker als im Bund“

    Das Bruttoinlandsprodukt ging laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg in Brandenburg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 preisbereinigt um 0,4 Prozent zurück.. Ein starker Rückgang bei der Wirtschaftsleistung ist laut Statistikern im Produzierenden Gewerbe zu verzeichnen. Dazu gehört unter anderem die Autoindustrie, aber etwa auch das Baugewerbe.
    Wem haben wir das wohl mit zu verdanken? Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) gestand damals, dass sich der bisherige Wachstumsschub durch den Produktionsstart des E-Autobauers Tesla und andere Neuansiedlungen nicht fortsetze. Warum wohl?
    Zunehmend müssen in Brandenburg Betriebe schließen. Ab nächsten März beginnt Goodyaer in Fürstenwalde auf Null runterzufahren. So sieht Steinbachs propagierte Zulieferchancen für Betriebe für Tesla in der Region aus. Jedenfalls verschmäht Musk Goodyear-Reifen aus Fürstenwalde.

  14. 5.

    „2. er holte Elon Musk nach Brandenburg mit eingen Milliarden € Steuergeldern, die VW jetzt fehlen.“

    Was hat Brandenburg mit VW nochmal zu tun?

    Bin irritiert…….

  15. 3.

    „ Jedoch sei Steinbach zu oft rein Tesla-fixiert gewesen.“
    Das war doch wohl ohne Frage besser, als Tagebau- und/oder Atomkraftwerk-fixiert gewesen zu sein, oder?

  16. 2.

    VW wollte in Brandenburg gar kein Werk bauen, die Fläche in Grünheide war ursprünglich für BMW gedacht, die wollten dann aber nicht mehr.

  17. 1.

    Bei Jörg Steinbach fallen mir nur 2 Dinge ein.
    1. Wahrend Corona ließ er die polnischen Arbeiter auf ihren Hotelkosten sitzen und 2. er holte Elon Musk nach Brandenburg mit eingen Milliarden € Steuergeldern, die VW jetzt fehlen.

Nächster Artikel