Bessere Luft in Berlin - Verkehrssenatorin Günther will an Fahrverboten festhalten

Do 09.01.20 | 12:48 Uhr
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Archivbild: Regine Günther (parteilos), Verkehrssenatorin von Berlin, spricht bei einem Pressetermin der Berliner Verkehrsbetriebe. (Quelle: dpa/Zinken)
Bild: dpa/Zinken

Die Luft in Berlin ist besser geworden: Die Stickstoffdioxid-Werte sind 2019 an zahlreichen Messstellen deutlich zurückgegangen. An Fahrverboten soll sich nichts ändern, so Verkehrssenatorin Günther. Der Wert an der Leipziger Straße bleibt umstritten.

Die Qualität der Hauptstadt-Luft hat sich im zurückliegenden Jahr deutlich verbessert - das zeigen die Jahresmittelwerte für Stickstoffdioxid (NO2) an den 17 Berliner Messstellen. Dennoch will Verkehrssenatorin Regine Günther (Bündnis90/Die Grünen) an den seit November geltenden Diesel-Fahrverboten festhalten.

Durchfahrverbote laut Verkehrsverwaltung "unumgänglich"

"Trotz der verbesserten Werte sind Durchfahrverbote für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 5 an einzelnen Straßen unumgänglich", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Wo Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung und Nachrüstung der Dieselfahrzeugflotte für eine Einhaltung des Grenzwertes nicht ausreichen, "muss dies durch Durchfahrverbote erreicht werden". Gerade in viel befahrenen und eng bebauten Hauptverkehrsstraßen werde der NO2-Grenzwert noch häufig überschritten, betont Günther.

Unterschiedliche Angaben für die Leipziger Straße

Dagegen zeigt die Datenauswertung, die rbb|24 für das vergangene Jahr vorgenommen hat, ein anderes Bild. Demnach wird der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel) nur noch an zwei Orten überschritten, nämlich an der Silbersteinstraße und in der Karl-Marx-Straße, die beide in Berlin-Neukölln liegen. An allen anderen 15 Messstellen ist der EU-Grenzwert im Jahr 2019 unterschritten worden, auch an der Leipziger Straße, jedenfalls, wenn man die Daten des dort platzierten Messwagens zugrunde legt. Diese ergaben einen Jahresmittelwert von 39,7 Mikrogramm (gegenüber 48,4 Mikrogramm im Jahr 2018).

Aus Sicht der Verkehrsverwaltung hat dieser Wert aber keine große Aussagekraft. Denn der Messwagen stehe aufgrund seiner Größe an einem relativ breiten Abschnitt der Leipziger Straße - zwischen Friedrichstraße und Mauerstraße. Dort würden "die Luftschadstoffe besser verdünnt werden", teilte die stellvertretende Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Dorothee Winden, am Donnerstag rbb|24 mit. Daher werde im engen Teil der Leipziger Straße, also zwischen Friedrich- und Charlottenstraße, zusätzlich mit an Lichtmasten angebrachten Passivsammlern gemessen.

Diese hätten einen Jahresmittelwert von 48 Mikrogramm ergeben (gegenüber 59 Mikrogramm im Jahr 2018). Da der höhere Wert der Passivsammler maßgeblich sei, werde somit auch an der Leipziger Straße der EU-Grenzwert überschritten.

Auswirkung von Tempo 30 ist umstritten

Ein Teil der rückläufigen NO2-Belastung an der Leipziger Straße kann laut Verkehrsverwaltung auf die seit April 2018 geltende Tempo-30-Regelung zurückgeführt werden. Wetter- und verkehrsbereinigt wird dieser Teil mit 2,3 Mikrogramm angegeben. Das sei fast ein Viertel des festgestellten Rückgangs, heißt es weiter. Tempo 30 sei daher kurzfristig die wirksamste Maßnahme, um die Luft sauberer zu machen. Ein weiteres Viertel entfalle auf die Nachrüstung von Fahrzeugen, insbesondere von Bussen; die andere Hälfte des festgestellten Rückgangs komme durch die erneuerten Fahrzeugflotten zustand.

Unabhängige Umweltexperten dagegen halten die Auswirkung von Tempo 30 auf die Luftschadstoffe für eher gering. Dagegen spreche auch, dass die Stickstoffdioxid-Werte im Jahr 2019 an allen Berliner Messstellen zurückgegangen seien, auch ohne Tempo 30, sagt beispielsweise der Umweltchemiker Wolfgang Frenzel von der TU Berlin.

6 Kommentare

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  1. 6.

    Hat irgendjemand etwas anderes erwartet? Mich stört es nicht.

  2. 5.

    Hoffentlich nimmt sie sich von den Fahrverboten nicht aus!

  3. 4.

    Fahrverbote klingen dramatisch, dabei sind sie völlig selbstverständlich und alltäglich. Nicht alle Doppeldecker-Busse in Berlin passen unter allen Brücken hindurch, nicht alle Fahrbahnbreiten reichen aus, um sämtliche Fahrzeugbreiten aufzunehmen, sodass bestimmte Fahrzeuge da draußen bleiben müssen, es gibt ein Fahrverbot für Radfahrende auf der Autobahn und eines für Kfz. in Fußgängerzonen außerhalb der Ladezeiten. Jetzt also kommt "lediglich" ein weiterer und überhaupt nicht unwichtiger Grund hinzu.

    Keine Aufregung wert. Jeder Ort in Berlin bleibt mit irgendeinem Verkehrsmittel immer erreichbar. Nur nicht mit allen.

  4. 3.

    Autos wird es noch sehr lange geben in der Stadt und werden nicht so einfach weg zubekommen sein, ob nun Diesel, Benzin, E Autos oder Wasserstofffahrzeuge.
    Falls doch Der Diesel und Benziner mal von der Straße weg sein sollten (vielleicht) wird es Das E Auto oder Brennstoffe Fahrzeug sein was da sein wird.
    Was sich ändern muss wäre mehr Verkehrssicherheit auf unseren Straßen für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer und mehr Kontrollen.

  5. 2.

    Wenn sie das wirklich ernst meint, dann muss sie die schmutzigen und mit Sondergenehmigung betriebenen Fahrzeuge der öffentlichen Hand aus dem Verkehr ziehen. BVG, BSR, Polizei...
    Alles andere ist verlogen.

  6. 1.

    "Die Politik" hört leider nur auf "die Wissenschaft" wenn sie Lust darauf hat.

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