2:3 im Olympiastadion - Union Berlin verliert zum Champions-League-Ausklang spektakulär gegen Real Madrid

Di 12.12.23 | 23:35 Uhr
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Union-Keeper Frederik Rönnow pariert Schuss von Reals Jude Bellingham (Bild: Imago/Jan Huebner)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.12.2023 | Lars Becker | Bild: Imago/Jan Huebner

Die historische erste Champions-League-Saison des 1. FC Union Berlin endet ohne Sieg. Gegen Real Madrid unterlagen die Köpenicker trotz Führung mit 2:3 (1:0). Als Letzter der Gruppe C verpassen sie auch ein Überwintern in der Europa League.

Der 1. FC Union Berlin hat die Sensation verpasst. Gegen Real Madrid konnten die Köpenicker kurz träumen, verloren aber am Ende verdient mit 2:3 (1:0). Kevin Volland brachte das Team von Trainer Nenad Bjelica mit 1:0 in Führung (45.+2), doch Joselu drehte nach der Pause die Partie für den Rekord-Europapokalsieger aus Spanien (61., 73.). Zwar konnte Alex Kral mit einem Distanzschuss nochmal ausgleichen (85.), aber Dani Ceballos entschied das Spiel für die Gäste.

Real Madrid zieht mit der Optimal-Ausbeute von 18 Punkten als Erster ins Achtelfinale ein. Der 1. FC Union ist hingegen ausgeschieden und verpasst als Letzter der Gruppe C auch ein Überwintern in der Europa League. "Das ist schon ein bisschen ärgerlich", sagte Volland nach dem Spiel. "Am Ende hatte Real klar die besseren Chancen und war das ganze Spiel mehr am Drücker. Es ist nicht leicht gegen eine so ballstarke Mannschaft. Trotzdem waren wir mit 1:0 in Führung und hatten noch ein paar Nadelstiche, die wir nicht gut ausspielen", betonte der Torschütze. Nun heiße es den "vollen Fokus auf die Bundesliga" zu legen.

Komplizierte Ausgangslage für Union

Die Ausgangslage für die Köpenicker war vor der Partie ebenso klar wie kompliziert: Um doch noch in der Europa League überwintern zu können, musste ausgerechnet gegen Real Madrid der historische erste Champions-League-Dreier her. Der allein reichte aber noch nicht zur tabellarischen Glückseligkeit. Zeitgleich war ein Erfolg der SSC Neapel gegen Sporting Braga - vor dem Spiel mit zwei Punkten Vorsprung auf dem dritten Platz - Pflicht.

Bjelica hatte beim Ende des Köpenicker Sieglos-Marathons gegen Gladbach am Samstag vor allem die Offensive wiederbelebt. Auf ein entscheidendes Puzzlestück musste er nun aber verzichten: Außenbahn-Wirbler und Torschütze Benedict Hollerbach fehlte, da er nicht auf der Kaderliste der Köpenicker für die Königsklasse steht. Real rotierte derweil wie erwartet. Mit 15 Punkten und dem sicheren Weiterkommen im Rücken wechselte Trainer Carlo Ancelotti gleich auf fünf Positionen. Toni Kroos und Antonio Rüdiger landeten so unter anderem auf der Bank, Jude Bellingham startete hingegen.

Union mit Blitzstart, dann übernimmt Real

Dem 1. FC Union wäre gegen die neu zusammengewürfelten Königlichen fast der Traumstart geglückt: Es war nicht einmal eine Minute gespielt, da erzwangen die Gastgeber einen Ballverlust der Marke 'ganz gefährlich' und Rani Khedira spielte am Elfmeterpunkt Kevin Behrens frei. Der zielte jedoch - komplett freistehend - so zentral auf Real-Keeper Kepa, dass dieser den Ball über die Latte lenken konnte. Es war das Sinnbild eines mutigen Starts, der jedoch nur zwei Minuten und eine weitere gute Gelegenheit durch Jaeckel währte.

Danach hatte sich der spanische Rekordmeister sortiert und fortan fast ausschließlich den Ball. Die Entlastung für die Köpenicker nahm ab, die Gefahr der Gäste von Minute zu Minute zu. FCU-Keeper Frederik Rönnow rettete glänzend gegen Bellingham (10.), Dani Ceballos zielte aus der Distanz rechts am Tor vorbei (12.) und dann wurde es richtig knapp: Ein Kopfball von Ex-Bundesligaprofi Joselu landete auf der Latte (16.).

Volland trifft aus dem Nichts

Ein Madrid in Spielfreude ließ Union nun laufen - und zwar meist hinterher. Gut 80 Prozent Ballbesitz waren der statistische Beweis der drückenden Dominanz der spanischen Pass-Maschine. Gefährlich wurde es jedoch erst wieder in der Schlussphase der ersten Hälfte: Zunächst schlenzte Joselu nach einem Katastrophen-Pass von Robin Gosens haarscharf am Winkel vorbei (42.), dann stoppte Union-Verteidiger Diogo Leite eine Flanke eindeutig mit dem Arm: Den unzweifelhaften Elfmeter schoss Luka Modric jedoch nicht nur in die Tormitte, sondern auch gegen die Beine von Rönnow (45.).

Während Madrid aus vielen Chancen nichts machte, nutzte der 1. FC Union im direkten Gegenzug seine zweite des Spiels eiskalt. Kevin Volland bejubelte das 1:0 für die Gastgeber - und das, weil David Alaba patzte. Statt eine Kopfball-Verlängerung von Behrens in Richtung seines Sturm-Partners zu klären, legte Alaba ideal für Volland auf, der Kepa aus rund zehn Metern keine Chance ließ. Union jubelte und stand in der Blitztabelle plötzlich auf dem Quali-Platz für die Europa League, weil Braga in Neapel bereits mit 0:2 zurücklag.

Rönnow brilliert, doch Joselu gleicht aus

Die zweite Hälfte begann wie die erste: Mit einer guten Möglichkeit für den 1. FC Union. Dieses Mal war es Gosens, der sie - nach Flanke von Josip Juranovic - nicht nutzen konnte, weil er am Lattenkreuz vorbeiköpfte (47.). Und auch was danach passierte, hatten die Zuschauer des Spiels schon einmal erlebt. Real übernahm die Kontrolle. Rönnow stand im FCU-Tor nun zusehends im Mittelpunkt: Erst klärte er einen Distanzschuss von Lucas Vazquez (50.), dann vereitelte er mit einer Weltklasse-Parade das 1:1 durch Rodrygo, der aus drei (!) Metern frei zum Kopfball gekommen war.

Unions Ausflüge nach vorne waren nun wieder selten. Genauer gesagt gab es noch einen: In der 56. Minute hätte Kepa Volland fast zu seinem zweiten Treffer eingeladen, konnte den Ball im Stolpern dann aber doch festhalten. Danach passierte dann doch das, was sich über weite Teile des Spiels angedeutet hatte: Joselu traf nach Flanke von Rodrygo per Kopf zum 1:1. Dass er sich dabei deutlich aufgestützt hatte, hinderte den Schiedsrichter - nach Check durch den VAR - trotz Protesten der Gastgeber nicht daran, den Treffer anzuerkennen (61.).

Union mit Last-Minute-K.o.

Die Gäste aus Spanien behielten danach die Kontrolle. Der 1. FC Union brauchte zwar einen Sieg für ein Überwintern in Europa, gefährlich vor das Tor von Real schafften sie es aber nicht mehr. Im Gegenteil. Es war der Rekordchampion, der nachlegen konnte. Statt Rodrygo von rechts flankte nun Fran Garcia von links, der Abnehmer in der Mitte war derselbe: Joselu köpfte zum 2:1 für die Madrilenen ein (73.).

Union war angeknockt - und kam doch noch einmal zurück: Alex Kral erzielte aus der Distanz das 2:2 (85.). Der Schlusspunkt einer wilden Schlussphase sollte das aber immer noch nicht sein. Das bessere Ende hatte Real Madrid für sich: Ceballos' abgefälschter Schuss schlug zum 3:2 für die Spanier ein (88.). Real Madrid beendet die Gruppenphase so zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte mit der optimalen Ausbeute von 18 Punkten (gemeinsamer Rekord mit Bayern München). Für den Union Berlin ist die Reise durch Europa derweil beendet.

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 12.12.2023, 21:45 Uhr

42 Kommentare

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  1. 42.

    Mit der sportlich fairen Fanfreundlichkeit des Managements der Eisernen zu argumentieren, wenn es um Erfolgschancen geht, dürfte nicht zielführend sein.

    Heimspiele generieren erwiesenermaßen höhere Gewinnchancen gegenüber Auswärtsspielen und das Heimstadion ist nun mal die AF und nicht das Olympiastadion, das hat nichts mit Legendenbildung zu tun.

    Einige sehen einen Zusammenhang von Erfolgslosigkeit und Spielstätte und viele eben nicht.

    Da wird auf die Schnelle nichts zu machen sein.

  2. 41.

    Geile Ausrede: das Stadion ist Schuld. - Na, Real Madrid hat das Oly offenbar nicht geschadet.

  3. 40.

    Zitat:"Ach Benny, die vergangenen fünf Erfolgs-Saisons des FCU unter Trainer Urs Fischer sind auf ewig ins kollektive Gedächtnis der Fans eingebrannt und werden nicht nur in 10 Jahren, sondern noch sehr weit darüber hinaus erzählt werden - egal, was immer auch kommen mag."

    - Sie sind aber auch nicht gerade geizig, wenn es um "wilde Spekulationen, um nicht zu sagen wirre Gedankengänge" geht.

    Ich gönne Ihnen ihr, jedem anderen sein und mir mein Schmunzeln.

  4. 39.

    Das ist diese typische Legendenbildung, wie sie im Fußball ja überall vorkommt: "Hätte man nicht im 'feindlichen' Olympiastadion spielen müssen [vor grandioser Heimkulisse, aber egal], dann wäre die nächste Runde sicher erreicht worden." Im Grunde sprechen diese Leute der Mannschaft jede Professionalität ab. Auch ist bestimmt nicht jeder, der zum ersten Mal ein Ticket für ein Unionspiel ergattert hat, gleich ein böser "Eventfan". Vielleicht werden aus einigen dieser "Ersties" lebenslange Anhänger, wenn man sie nicht vorher vergrault. Wenn ich damals so empfangen worden wäre, hätte die blau-weiße Familie heute sicher ein Mitglied weniger.

  5. 38.

    Zitat: "Und bald sind sie in Liga 2 und dann können sie in 10 Jahren mal erzählen, dass sie mal CL gespielt haben"

    Ach Benny, die vergangenen fünf Erfolgs-Saisons des FCU unter Trainer Urs Fischer sind auf ewig ins kollektive Gedächtnis der Fans eingebrannt und werden nicht nur in 10 Jahren, sondern noch sehr weit darüber hinaus erzählt werden - egal, was immer auch kommen mag.

  6. 37.

    Zitat: "Im Olypiastadion gab es insgesamt keinen einzigen Punkt und für mich steht damit fest, daß der Umzug in die fremde Arena wohl der sportliche Fehler der Saison gewesen sein muss."

    Zitat: "Meiner Meinung nach spielt der Umzug ins Olympiastadtion die wesentliche Rolle beim rasanten Leistungsabfall der Unioner in dieser Saison, denn dadurch wurde ihre Spielstätte AF entwertet und wer weiss wie lange das noch nachwirkt."

    Über Ihre wilden Spekulationen, um nicht zu sagen wirren Gedankengänge, die Sie hier regelmäßig zum Besten geben, kann man nur noch schmunzeln. Daher erspare ich mir mal weitere Einlassungen dazu. Die Spiele im Olympiastadion haben ca. 220.000 Zuschauer live verfolgen können und jedesmal eine tolle Atmosphäre kreiert. In der AF hätten aufgrund der UEFA Auflagen wohl nicht mal 60.000 ZS die Spiele besuchen können. Und das Überwintern in der Europa League wurde auswärts bei Braga verspielt, wo der FCU 1:0 vorne lag und lange in Überzahl spielte.

  7. 36.

    So ein Quatsch. Union hat sich tapfer geschlagen und das eigene Stadion hätte auch nicht geholfen. So hatten viele Union Fans mal die Gelegenheit Union live zu sehen. Jetzt kann sich die Mannschaft auf die Bundesliga konzentrieren. Sie schaffen es! Auch hier blau-weisse Grüße

  8. 35.

    Gut gekämpft,knapp verloren. Der 1. FC Union hat unsere Stadt Berlin ordentlich vertreten !

  9. 34.

    Ich teile ihre These. Meiner Meinung nach spielt der Umzug ins Olympiastadtion die wesentliche Rolle beim rasanten Leistungsabfall der Unioner in dieser Saison, denn dadurch wurde ihre Spielstätte AF entwertet und wer weiss wie lange das noch nachwirkt.


    Was den wirtschaftlichen Erfolg betrifft, stand dieser doch größtenteils bereits zum Ende der letzten Saison fest und in dieser Saison ist er ziemlich relativ und ja nur auf den ersten Blick gegeben, denn für Union gab es in ihrer 1.CL-Saison zwar Mehreinnahmen durch vollere Stadien, jedoch erheblichere Mindereinnahmen durch geringere Punkteprämien und fehlende Millionenbeträgen für das Erreichen des Achtelfinales oder der Zwischenrunde der Europaleague, sodaß, gemessen an den Möglichkeiten, unter dem Strich eigentlich ein ordentliches Minus steht, welches durch eine mögliche Folgewirkung "Abstieg" noch umso dicker werden könnte.

  10. 33.

    Ich sehe das nicht als Fehler.
    Das einmalige Erlebnis CL bedurfte einer großen Kulisse, die leider in der AF in dem Umfang nicht gegeben ist. Es ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. 3mal soviele Mitglieder wiexPlätze in der AF. Dazu die unmöglichen Auflagen der UEFA.
    Die paar Eventhascher, die dabei waren, kann man verschmerzen. Soviel Größe sollte wir im führenden Hauptstadtclub haben.
    Ich glaube nicht, dass die Stadionwahl Einfluß auf die sportliche Leistung hatte.

  11. 32.

    Das glaube ich nicht. Der Support im Olympiastadion war schon genial. Die anderen Mannschaften waren einfach besser. Das muss man anerkennen.

  12. 31.

    Das war jetzt nicht nett von Ihnen.

    Genausowenig nett wie die Unionanhänger, die ununterbrochen Real versucht haben niederzubrüllen (eine "tolle Atmosphäre" ist was anderes, lieber Trainer; und als Märchen, liebe Sportschaukommentatorin, taugt das Spiel nur insofern, als daß der Bessere gewonnen hat - sind das jetzt deswegen die Guten?). Best of des Spieles war das Gesicht von Modric nach dem Elfmeter, gefolgt von schiefem Grinsen. Der nimmt so was wenigstens sportlich.

  13. 30.

    Ich finde die Behauptung, das Olympiastadion habe etwas mit dem Abschneiden der Köpenicker in der CL zu tun, schon ziemlich "sportlich". Erstens ist es nicht gerade so, als wäre die Alte Försterei in den letzten Monaten eine Punktequelle gewesen, auch nicht gegen sehr viel kleinere Lichter als Real Madrid, zweitens konnten im Olympiastadion mehr als doppelt so viele Anhänger ihre Mannschaft anfeuern. Aber irgendwas muss halt immer als Erklärung herhalten. Gestern hat sich Union ja keineswegs kampflos ergeben und eine Leistung gezeigt, die keiner fragwürdigen Entschuldigungen bedarf.

  14. 29.

    Zustimmung! Spektakulär an diesem Spiel war höchstens, wie nachlässig Madrid mit ihrer Überlegenheit umgegangen ist. Das Ergebnis spiegelt nicht ansatzweise das Spiel wieder. Union hat das gespielt, was sie konnten, Madrid, das was sie mußten, um zu gewinnen.
    Letztlich ist das Abschneiden in der Gruppe mit 2 Punkten dürftig für einen deutschen Vertreter.

  15. 28.

    Was hat Union gezeigt?
    Real hatte das Spiel voll unter Kontrolle.
    Von den 20% Ballbesitz der Unioner waren 80% wildes Verteidigen des eigenen Strafaumes.
    Dabei ging es für Union um die letzte Chance zumindest noch auf europäisch zu überwindern!

    Und Real?
    Real war schon vor dem Spiel sicherer Gruppensieger.
    Für Real galt es dieses Pflichtspiel ohne Platzverweise und Veletzungen zu Ende zu bingen - völlig egal mit welchem Ausgang.

    Wenn es für Real um etwas wichtigem gegangen wäre, dann wäe Union zweistellig unter gegangen!

  16. 27.

    Endlich sind sie raus aus dem Stadion, war ja grausam das Stadion in rot zu sehen ...

  17. 26.

    Schade.Real clever.Trotzdem der Kopf bleibt oben.Immer weiter... !

  18. 25.

    Zwei Punkte sind ja nicht do doll. Jetzt ist der Spuk im Olympiastadion endlich vorbei.

  19. 24.

    Die Auftritte der Köpenicker waren echt erstaunlich - grade im Vergleich zur Liga.
    Hypothese: ohne Wechsel ins Olympiastadion wären sie wohl noch dabei.
    Ist halt leider so, dass wirtschaftlicher Erfolg heutzutage immer vor dem sportlichen steht.
    Schade.

  20. 23.

    Es war ein Geiler Abend und erst recht im Oly zu spielen. 70 000 dieses Erlebnis CL u Real erleben zu lassen .....
    Alles richtig gemacht Dirk.

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